In den letzten Monaten habe ich immer mal wieder verschiedene Tests mit Mikrofonen am Schlagzeug gemacht - einige davon gab es auch hier als (oder in) Threads (Bassdrum-Mikro- und Positionsvergleich, Glyn-Johns-Technik, Tom-Mikros und -Positionierung).
Es ist eine etwas merkwürdige Situation bei uns in der Band: 3 Leute in der Band besitzen umfangreiches Recording-Equipment (das sich durchaus auch gut ergänzt in Teilbereichen), wir spielen seit Jahren zusammen, aber es gibt keine vernünftige Aufnahme von uns - noch nicht einmal ein richtiges Demo...
Letzte Woche kam jetzt der Punkt, wo ich und meine Mitstreiter die Teilchen alle zusammengesetzt haben: Wir nehmen ein Demo auf! Es gab vorher auch die Überlegung, dafür in ein Studio zu gehen und dort die Basis-Tracks aufzunehmen, aber die Studios, die für uns in Frage kamen, lagen pro Tag bei ca. 600-750 EUR, und drei Tage Minimum war unsere vorsichtige Schätzung (nur für die Basictracks, keine Vocals, keine Overdubs)...
Weil das ein Haufen Geld ist, haben wir uns entschieden, die Aufnahmen so gut wie möglich in unserem Übungsraum zu machen - ein Kellerraum von ca. 3x5m, akustisch ziemlich tot (3 von 4 großen Wandflächen mit Noppenschaum verkleidet). Der Keller bietet jedoch noch diverse andere Flure und Räume um z.B. den Gitarrenamp auszulagern, dazu später mehr...
Was hier folgt, ist jetzt ein Bericht über diese Aufnahmen - mehr oder weniger live (denn wir sind mitten drin) und mit Sicherheit Drum-lastig, aber der Rest der Band wird zumindest auch angerissen werden (könnte ja auch für den einen oder die andere Interessant sein).
Vorab zum warmwerden hier ein paar Samples von gestern (gestern, daß ist schon das zweite Kapitel dieser Geschichte, wie das alles zusammenhängt, schiebe ich noch nach...):
Titel A - Drums ohne FX - mit FX - mit Band ohne Vocals
Titel B - Drums ohne FX - mit FX - mit Band ohne Vocals
Diese Aufnahmen enstammen der zweiten Stufe unserer Aufnahmen - hier sind 16 Spuren (11 für die Drums und 5 für den Rest ) am Start:
BD in (RE27N/D)
BD out (C414B-ULS)
SN batter (SM57)
SN snareside (C414B-ULS)
Tom1-Tom4 (M201TG)
HH (Sennh. MKH50)
OH L+R (Sennh. e664)
Guitar Mic1 (SM57)
Guitar Mic 2 (Groove-Tubes Röhrenmikro, Großmembran)
Bass (DI)
Keyboards (2x DI)
Weitere Info folgen später...
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Kapitel 1 (nachgereicht):
Ich hatte oben erwähnt, dass die 16-Spur-Aufnahmen bereits das zweite Kapitel der Geschichte sind - hier also das erste, damit die Chronologie stimmt:
Bei der vorletzten Probe schleppte ich zur großen Überraschung meiner Mitstreiter in der Band alles mögliche Equipment in den Ü-Raum, eigentlich mehr, um mit der Drumaufnahme zu experimentieren: ich wollte wissen, ob die Glyn Johns Technik auch bei uns im Raum mit Band zusammen funktioniert. Es gab 4 Spuren für die Drums (BD, SN, 2xOH nach Glyn Johns aufgestellt), dazu Bass, Gitarre und Keyboards und Vocals sowie eine Harp-Spur - insgesamt also 10 Spuren. Das Ergebnis war zwar nicht schlecht, aber mir fehlte ein bisschen die Direktheit und die Eingriffsmöglichkeiten im Mix...
Mit der Band hatten wir abgesprochen, dann beim nächsten Mal das Monitoring über Kopfhörer zu machen, damit die OH-Spuren frei von Vocals, Bass und Gitarre bleiben. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht erwähnt, daß ich die Zahl der Drumspuren drastisch hochfahren wollte... jedenfalls waren nach den ersten Roughmixes der 10-Spuraufnahmen erstmal alle im Boot, daß wir die Aufnahmen bei uns machen.
Die Ergebnisse der ersten Session können hier nachgehört werden: Link zu Xians Glyn-Johns-Thread
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Fortsetzung Kapitel 2:
Hier gibt es heute einen neuen Mix zu hören (u.a. ausgiebig die Phasenlage optimiert, Panning bearbeitet, anderen Hall vom PCM80 und diverse andere Kleinigkeiten korrigiert). Weiter gibt es heute auch Einzelspuren zu hören - und interessante Beispiele für die Sache mit der Phase von Mikrofonen bei Multimikrofonie. Ausserdem gibt es Infos zum Equipment - sowohl Instrumente als auch Recording-Technik.
Kurz zum Set: zu hören ist mein Pearl MLX (8-10-12-14-16-22), eine 14x6,5 Freefloating Snare mit Steel-Shell und eine 13x6,5 Snare mit BLX-Birkenkessel (mein Umbau aus dem alten 13er Tom meines BLX-Sets) - Felle sind RMV Original Coated (wie Ambassador Coated) und Remo Diplomat Resofelle, BD PS3 Schlag- und Resonanzfell (6"-Loch für's Mikro). In der Bassdrum ist am Schlagfell eine Dave-Weckl-Dämpfungs-Wurst von Remo verbaut - zusätzlich habe ich noch meinen dünnen Fleece-Pulli reingeschmissen, um den Basketballeffekt zu eliminieren.
An Becken sind zu hören: 20" PowerRide, 14"+16" Full Crash, 18" Dark Energy Crash MkI, 16" ThinChina (alle bisher genannten Paiste Signature Line) - die HH ist eine 14" 2002 Sound-Edge.
Die Mikrofone habe ich oben schon erwähnt - ich seh zu, daß ich noch ein paar Fotos von der Aufstellung derselben mache...
Bei den Overheads habe ich mich für ein unkonventionell aufgestelltes AB-Verfahren entschieden - links das Mikro über dem 18er Crash nach rechts schauend (auf die anderen Becken) - rechts in etwa über dem Standtom in Richtung Ride, 14" Crash und China schauend... der Grund für diese Aufstellung war gewesen, daß der Raum nicht wirklich gut klingend ist und daher die Overheads eigentlich nur die Becken so gut wie eben möglich abbilden sollten - das ist zwar nur bedingt gelungen, aber die OH-Spuren funtkionieren so ganz gut im Mix - hier mal die Overheads solo zu hören:
Die Snare hatte oben ein SM57 und unten ein C414B-ULS (Niere) - eine Kombi, die ich auf den blauen Dunst genommen habe, weil das MKH40, das eigentlich am Teppich werkeln sollte, dummerweise ausser Haus war... Hier mal die Snare-Spuren solo - erst das Mikro am Schlagfell, dann das Reso-Mic, dann beide zusammen (eines in der Phase gedreht):
Snaredrum - Schlagfell, Reso, zusammen
Hier nochmal die Geschichte mit der Phasendrehung an der Snaredrum - zu hören ist die Snare erst mit gedrehter Phase des Mikros unten (fetter Sound) - dann mit beiden Mikros gleichphasig (dünner Sound) - dann nochmal hin und her:
Snaremikros - Phasenlage zueinander
Bei der Kontrolle der Phasenlage mit den Overheads stellte ich dann fest, daß die Snare (SM57 in Phase, C414 out of Phase) besser klingt, wenn ich die Phasenlage der Snarekombi umdrehe - also ist jetzt das Reso-Mic in Phase, das SM57 out of Phase und die OH in Phase. Hören kann man hier die Overheads zusammen mit den Snare-Miks - erst die optimale Kombination - dann zum Vergleich die ursprüngliche Kombi (da, wo die Snare auf einmal dünn klingt) - dann noch mal hin und her:
Overheads und Snare-Mics - Einfluss der Phasenlage auf den Sound
hier in dem Beispiel ist wirklich nur die Phasenlage gedreht - es sind alle Mikros ansonsten unverändert drin. Das der Unterschied so krass sein kann, hatte ich nicht erwartet...
Die Bassdrum hatte direkt am Schlagfell vor dem Schlegel-Auftreffpunkt (ca. 4cm Abstand zum Fell) ein EV RE27N/D - dieses Mikro macht einen unglaublichen Klick und Attack in dieser Position - für den Tiefbass stand dann aussen vor dem Reso mittig ein C414B-ULS (Niere) in knapp 10cm Entfernung zum Fell. Zu hören sind erst das RE27 innen, dann das 414 aussen und dann beide zusammen:
Bassdrum - innen, aussen, zusammen
klingt noch ein bisschen komisch - da werde ich sicher noch dran drehen...
Die Toms vom 10er bis zum 16er hatten je ein Beyerdyn. M201TG - das Mikro des 10er Toms war auch mit auf das 8er ausgerichtet - dieses kommt aber nicht optimal rüber (ist aber auch in den Songs, die wir aufnehmen wollen, nicht so wichtig, weil ich es ganz selten und eher als Effekt spiele) - zu hören sind die Toms flat, dann mit Kompression, dann mit Overheads:
Toms flat
Toms mit Kompression
Toms wie im Mix mit Overheads
Wie versprochen hier nochmal die überarbeitete Mischung des Sets alleine und im Bandkontext - zu hören gibt es ein wenig Soundcheck-Gedaddel und die Tracks der beiden Songs - erst Drums solo ohne FX - dann mit Raum aus dem PCM80, dann im Bandkontext:
Soundcheck-Gedaddel
Titel A: Drumspuren alleine ohne FX - mit FX - mit Band
Titel B: Drumspuren alleine ohne FX - mit FX - mit Band
Hier noch ein paar Informationen zum Aufnahme-Equipment:
Die Mics gingen in ein Soundcraft-Spirit und ein Mackie-Pult, dort durch die Mikrofonvorstufen und gleich wieder aus den Inserts raus in Richtung Alesis HD24XR - aufgenommen wurde also alles total flat ohne irgendwelche EQs oder sonstige Bearbeitung. Beim Mix ging es dann digital aus dem HD24 in Richtung Tascam DM24 und von da in den Rechner auf Samplitude.
Das Tascam-Pult hat in jedem Kanal einen 4-fach vollparametrischen EQ, einen Kompressor, ein Gate (in den ersten 16 Kanälen) und natürlich jede Menge Auxwege - da hingen dran ein Lexicon PCM80 und die beiden pultinternen FX-Units. All das kam auch reichlich zum Einsatz - zum EQing und der Dynamikbearbeitung später nochmal mehr...
Ausblick:
Die nächste Aufnahmesession ist erst nächste Woche - bis dahin gibt es also kein neues Material auf Festplatte... aber ich liefere noch Infos über die Bearbeitung der einzelnen Spuren nach (EQs, Kompression, Gates).
Update 16.11.2008:
Rückschläge gehören wohl auch dazu - jedenfalls ist unser Projekt nicht wirklich vorangekommen beim letzten Aufnahmetag! Aber der Reihe nach:
Ich war unzufrieden mit den Overheads (2x Sennh. e664 in AB) - das Stereobild war zu extrem (keine Abbildung in der Mitte) und der Klang zu höhenbetont... daher habe ich ein Paar Sennheiser MKH40 in ORTF-Anordnung über der Snare positioniert.
Dann habe ich das BD-Mikro gewechselt (RE27 raus, MD441 rein) und die Position des C414 aussen am Reso verändert - das hätte ich mal lieber bleiben lassen sollen, denn der BD-Sound ist jetzt völlig daneben - also wird das Morgen wieder rückgängig gemacht.
Als dritte gravierende Veränderung am Schlagzeug habe ich meine neu erworbene FuMa P-2000C erstmalig benutzt - mit dem Ergebnis, daß der Fuß anders grooved und eben nicht besser... also für die Aufnahmen auch wieder weg damit
Dann gab es noch andere Mikrofonvorstufen für die Toms und einen Röhrenpreamp für den Bass (statt der einfachen DI-Box) - mit dem tollen Ergebniss, das sich fast alle Pegel verändert haben und wir im Raum alles neu zum monitoren mischen mussten - der darüber entbrannte Streit über Grundentscheidungen beim Recording (mit/ohne Kompression und andere Themen, die ich hier nicht wiedergeben möchte...) hat auch nicht wirklich zu einem entspannten und lockeren Groove beigetragen...
Hier ein Audio-File von der letzten Aufnahme mit den ganzen Veränderungen - das meiste davon werde ich morgen wieder zurückdrehen...
Sample 5 - alles auf einmal verändert und nicht zum Besseren...
Und hier nochmal ein Vergleich zwischen den OH-Miks - Sennh. e664 in AB, flat - MKH40 ORTF flat - MKH 40 ORTF + EQ
Overheads solo - e664 in AB - flat
Overheads solo - MKH40 in ORTF - flat
Overheads solo - MKH40 in ORTF - mit EQ
Ich denke, ich werde morgen die e664 auf die ORTF-Position bringen... die MKH muss man erst massiv mit dem EQ zwingen, ein wenig Glanz in den Höhen zu bringen (liegt vielleicht an unserem Schaum-Raum...)
Also, morgen geht's weiter - dann auch mit Sänger, der in einem Nebenraum eine Pilotspur mitsingt... mehr demnächst hier auf diesem Sender!
Update 18.11.2008:
Wieder einen Abend aufgenommen und wieder was dazugelernt... Wie angekündigt habe ich die BD wieder auf das RE27 umgebaut und direkt über dem Set statt der MKH40 ein Paar e664 in einer ORTF-ähnlichen Anordnung aufgebaut - der Winkel betrug hier ca. 100° statt 110°. Die MKH40 wiederum habe ich nach der Glyn Johns-Methode aufgebaut und auf extra Spuren mitlaufen lassen - nur so zum Vergleich...
kompletter Mix - e664 in ORTF als Overheads
kompletter Mix - MHK40 in Glyn-Johns-Technik als Overheads
Drums solo - e664 in ORTF als Overheads
Drums solo - MHK40 in Glyn-Johns-Technik als Overheads
Die Aufnahmen werden jetzt wohl so mit dieser Mikrofonierung gemacht - ich kann auf jeden Fall ein befriedigendes Ergebnis daraus bekommen.
Im jetzt vorliegenden Mix sind die Gates auf den Toms noch zu stark hörbar - die Spuren werden für den echten Mix dann freigeschnitten. Ausserdem pfeift die Luft aus der sich schließenden Hihat in das Snare-Mikro - das nervt gewaltig und muss dringendst noch abgestellt werden (entweder mit einem Schaumstoff-Überzieher oder besser mit einer geschickteren Ausrichtung/Positionierung des Mics...
Normalerweise bräuchten meine Toms dringend neue Felle - aber das fällt jetzt mal hinten runter - ich werde nur noch mal nachstimmen vor den echten Takes... Vielleicht kommt noch ein neues Fell auf die 14er Steel-Snare...
Die neue Fußmaschine habe ich nochmal nachgestellt (Feder war zu stramm) - jetzt fließt es wieder wie gewohnt. Evtl. werde ich noch mal den Schlegel austauschen - wird aber nicht mehr die Welt ausmachen...
Als nächstes sind Takes der 5 Titel mit Pilot-Gesang geplant - solange, bis die Basis-Tracks (d.h. in erster Linie die Drumtracks) im Kasten sind. Dann Overdubs und Vocals und ein bisschen Mischen - vielleicht haben wir dann gegen Ende des Jahres unsere Demos... Mehr Erfahrung haben wir dann auf alle Fälle... demnächst mehr hier!
Update 25.11.2008:
Gestern habe ich nochmal abschließend mit den Overheads experimentiert - neben einer M/S-Anordnung aus einem MKH30 und einem MKH40, die leider nicht mittig hinter mir stehen konnte, habe ich auch die mehrfach empfohlene AB mit den MKH40 probiert - die Basis betrug zwei Stocklängen (ca. 70-75 cm) - die Mikros standen hinter mir und schauten aus etwa 1,85 Höhe schräg von hinten auf die Becken und die Tomreihe - beide direkt nach vorne zeigend. Mit dieser Anordnung werde ich die Aufnahmen machen - der Sound bleibt jetzt so wie in diesem Beispiel:
Sample nur Drums - OH MKH40 in AB (70cm)
(man verzeihe mir bitte den Mist, den ich mir da zusammengetrommelt habe - das kommt davon, wenn man sich zwischen lauter Stativen nicht mehr richtig bewegen kann!)
Update 29.01.2009:
Wir sind mit der Mischung der Titel fertig - es sind acht Stücke geworden. Hier mal zwei davon:
Titel C - fertig gemischt
Titel D - auch gemischt...
Wir haben eine ganze Menge bei dieser Aktion gelernt - vor allem, dass man solche Aufnahmen nicht mal eben nebenbei macht (jedenfalls dann nicht, wenn alle berufstätig sind...). Aber neben der Anstrengung hat es auch einen Riesenspass gemacht und wir haben nach vielen Jahren endlich ein Demo, mit dem wir uns nicht mehr verstecken müssen.
Mich würde interessieren, wie ihr es findet, also her mit eurer Meinung! Eines wird jedoch nicht passieren: wir mischen es nicht nochmal neu...