Gesangsaufnahmen mit Monitorsound im Raum und nicht über Kopfhörer

  • Hallo Leute!
    Ich hab beim making of vom neuen Metallica Album gesehen, das Herr Hetfield ohne Kopfhörer oder inears in ein Shure sm7b singt , also den Monitorsound aus Lautsprechern im Raum hat. Hat Jemand erfahrungen mit diesem Mikro und mit dieser Methode?
    Einerseits kann ich mir vorstellen, dass es ein wesentlich besseres Gefühl ist ohne Kopfhörer zu singen, andererseits hat man dann die übersprechungen auf der Aufnahme.
    Gibt es unter euch auch jemanden der das so macht, oder meint ihr der Herr Hetfield hat danach nochmal mit Kopfhörer aufgenommen und das was man sieht war nur eine Vorproduktion.
    Falls jemand das SM 7b kennt, kann er mir vielleicht sagen, ob das eine extremere Richtcharakteristik hat, als andere mikros und ob die mechanische Entkopplung wirklich so gut ist und ob der Ploppfilter wirklich so effektiv funktioniert wie in der Werbung beschrieben.
    Beim making of des Blood Sugar Sex Magic Albums der Red Hot Chili Peppers konnte man das Mikro auch sehen, soweit ich mich erinnere.
    Hat das mikro vielleicht sowas wie autotune eingebaut (bei Anthony Kiedis und James Hetfield könnte man das ja fast vermuten ;) )?
    Oder ist das ne Spezialität vom Rick Rubin dieses Mikro zu benutzen?

  • Die grossen Tontechniker und Produzenten sind eine komische Gilde.
    Denkst du im Ernst, dass die bei entscheidenden Aufnahmen filmen lassen?
    Gerade auch für Gesang. Da hat jeder ein paar Geheimrezepte die er möglichst hütet.


    Bei solchen Studio making ofs ist in der Regel das meiste gestellt.
    Nichtsdestotrotz manchmal höchstinteressant zum schauen.


    Über Rick Rubin weiss ich nur, dass er viel mit sehr unkonventionellen Mitteln arbeitet/experimentiert.
    Dieses Mikro aber, kenn ich glaub ich nicht.

  • Das Shure SM7 ist ein durchaus gut bekanntes Mikrofon für die Sprachaufnahme, speziell im Bereich Radio / Nachvertonung. Es ist explizit für die Nahbesprechung konzipiert und daher auch wirklich sehr poppunempfindlich. Hetfield benutzte schon bei den Aufnahmen der AJFA ein SM7 (Quelle: Sound&Recording 10/08). (Achtung, DF-Zynismus an: "Oh Gott! Ein dynamisches Mikrofon! Wo doch nur Großmembran-Kondensatoren klingen können und im Studio Pflicht sind!")


    Die mechanische Entkopplung ist für das Übersprechen aus der Abhöre so relevant wie die Farbe der Triodeninnenbeleuchtung. Ohne das Video gesehen zu haben: Als normale Niere unterdrückt es den aus 180° kommenden Schall ganz manierlich, heißt, es wäre zumindest für Guidevocals vorstellbar. In meinen jungen Jahren hat der Leadsänger einer von mir betreuten Band auch mal die Leadgesänge für eine ernsthafte CD im Regieraum über die Abhöre in ein SM57 eingesungen, um den speziellen "schmutzigen" Charakter zu bekommen. Ich zweifle allerdings, dass das bei einer solchen Produktion wie o. a. gemacht würde. Aber, wie gesagt: Mer waases net - ob das in echt oder nur für die Videoproduktion gestellt ist, kann nur reine Mutmaßung bleiben.


    Und wer glaubt, dass Tontechniker "geheime Tricks" haben, die man sich auf einem solchen Video abgucken kann, um dann eine Platte zu produzieren, die genau so wie Metallica klingt... der glaubt auch, dass Ulles Set akustisch wie auf dem Black Album klingt...


    MfG Tobias Zw.


    EDITH: Und natürlich hat das Mikrofon ein Autotune eingebaut, allerdings ein mechanisches. Es handelt sich dabei um den einfach gegengekoppelten Phaseninverterverdoppler (Auch Nobel-Zobel-Schaltung nach den beiden Erfindern benannt). Weitere bekannte Nutzer von Mikrofonen mit eingebautem Autotune sind Yvonne Catterfeld, Bill Kaulitz und XZIBIT, der damit aber nur Autos tuned.



    Arrrrgh! :cursing:

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  • Das kann schon funktionieren.
    Es ist durch geschickte Platzierung von Monitoren und Mic möglich die Übersprechung zu minimieren.


    Es ist zum Beispiel möglich das Mic genau zwischen 2 sich gegenüberstehenden Monitoren auf zu bauen und die Phase eines der Monitore zu drehen.
    Das führt dann dazu das das Signal genau zwischen den Monitoren ausgelöscht wird (wo das Mic stehen sollte).
    Wichtig ist in jedem fall ein Raum mit kurzer Nachhallzeit.


    Andere Alternative, gesang mit Monitor aufnehmen und wenn man fertig ist den sänger noch mal aufnehmen und zwar diesmal ohne das er singt.
    Wenn mann diese "stumme" Aufnahme nun in der Phase dreht und mit der Gesangsspur mischt, so wird das Monitor Signal ausgelöscht (bzw minimiert).


    Das alles ist Aufnahme Technisch nicht so ganz optimal, aber wenn man Musik aufnimmt geht es viel mehr um Emotion als um perfekten Sound und somit muss man auch schonmal Kompromisse eingehen um das Beste aus einem Künstler raus zu holen.



    P.S.: es könnte von großem Vorteil sein Frequenzen im Monitor Signal zu reduzieren die wichtig für den Gesang sind und solche die man später auf dem Gesang anheben möchte.

    "Man muss das Grundgesetz vor seinen Vätern schützen und die Verfassung vor ihren Schützern."
    "Der Faschismus ist eine Spielart der freien Marktwirtschaft."
    Wolfgang Neuss

  • @ tobias zw und youngalcapone: Ich finds ja süss wie liebevoll ihr mir grundlegende Dinge erklärt danke ^^ . Naja vielleicht liesst es ja jemand der es nicht weiss.
    Ist nicht böse gemeint, aber ihr könntet euch aus meinen anderen Beiträgen vielleicht denken, dass ich nicht zum ersten mal eine Aufnahme mache. ;)


    Das mit sm57 für gesang um ein bischen Schmutz zu bekommen und das im Regieraum aufzunehmen das ist mal ne substantielle info.
    Das zeigt mal wieder alles ist erlaubt solange es funktioniert. Und man braucht kein Brauner, Neumann oder AKG C12 um ne gute Aufnahme hinzubekommen.


    Wie ich aus euren Ausführungen entnehmen darf habt ihr keine Erfahrungen mit diesem Mikro und das Datenblatt hab ich auch gelesen.


    Was ich mir vorstellen kann ist, dass der Hetfield das mikro nimmt weil er keinen Ploppschutzbraucht und es beim singen in die Hand nehmen kann. Denn solche Dinge die den Sänger sich wohl fühlen lassen sind für eine gelungene Aufnahme wahrscheinlich viel wichtiger als ein total perfektes mikro, mit dem man auch das husten der maus in der Wand hört. Wenn man vor nem Ploppschutzmikro steht und dareinsingt kann man sich nicht so bewegen und fühlt sich nicht so frei. Das passt im übrigen auch zu Rick Rubins Recordingauffassung die Stärken der Künstler hervorzuheben.
    Ich würde das Mikro ja gerne mal ausprobieren aber 500€ sind mir zu teuer zumahl es in den USA nur 350 Dollar kostet. Ob ich es mir mal schicken lasse?


    Ach ja zu den Produzententricks: Ich glaube es ist denen scheissegal, ob man sieht welches Mikro die benutzen weil die es eh besser können als wir. Selbst wenn wir das gleiche zur Verfügung hätten käme kein so gutes Ergebnis dabei raus. Meiner Ansicht nach ist es die Summe aus Erfahrung, Wissen was man wann benutzt und guten Ohren (und einigen anderen Sachen die ich jetzt vergessen habe) das Ausschlaggebende. Desweiteren haben die Toptonleute für gewöhnlich mehr Talent als der gemeine Homerecorder oder auch der ausgebildete Tontechniker. Selbst wenn ich mit 3 Jahren das Tennisspielen begonnen hätte könnte ich Roger Federer nicht das Wasser reichen. Hat einfach mehr Talent der Typ. :huh:


    Nichtsdestotrotz finde ich die Idee verlockend eine Gesangsaufnahme ohne Kopfhörer zu machen weil man dann einfach bessere Kontrolle über seinen Gesang hat. Es gibt im übrigen viele Sänger die Probleme damit haben mit in ear oder Kopfhörer genausogut zu singen wie ohne.


    @ der Kritische: sehr gute Tips das werd ich mal ausprobieren, da bin ich von alleine noch nicht drauf gekommen. Jetzt kann man endlichmal die böse Phasenlage für sich ausnutzen...

    Einmal editiert, zuletzt von wittekka ()

  • Hallo,


    nee, der verwechselt nichts. Ich habe das auch gelesen. Mit dem Kompressor bläst man's weg und mit dem Gleichmacher richtet man sich für jedes Instrument einen Frequnezkorridor ein, so dass die sich alle nicht gegenseitig stören. Das macht zwar niemand, aber es gibt immer noch genug Theoretiker, welche das leicht abgemildert so propagieren.


    Falls es die Heiliger-Ärger-Platte gewesen sein sollte, ist das natürlich nur gestellt. In Wahrheit haben die das mit dem Teeknochenkoffersatz in Joe's Garage aufgenommen.


    Grüße,
    Jürgen

  • das denke ich nicht. tim. topic: das sm7 ist wohl ein recht beliebtes mikro. sowohl für gesang als auch für broadcastanwendungen. der der herr hetfield die vocals mit dem gerät aufnimmt kann ich mir gut vorstellen. das er es dabei leger in der hand hält und gegen die monitore brüllt eher nicht. auf der "some kind of monster"-doku sieht man wie er das beim proben im studio mit einem sm57 macht. die fertigen vocal-takes werden aber betimmt anders zustande kommen. rick rubin scheint einer zu sein der auf das sm7 steht, die peppers hantieren auf "funky monks" auch mit dem teil herum-. und kiedis schaffts immer es zu demontiern (mit kopfhörer). interessant auch die variante von captain beefheart: man verwendet keine kopfhörer. und man stellt sich zum singen in den aufnahmeraum. vorteil: null übersprechen. nachteil: rhythmische treffer sind ausgeschlossen.

  • Also da ich anscheinend der einzige bin der die "Doku" gesehen hat sage ich mal kurz was da zu sehen ist. Hetfield hat das ding teilweise im Regieraum teilweise in nem kleinen Raum (möglicherweise Gesangskabine) vor sich. Im Regieraum hat er es in der Hand und in dem seperaten Raum steht es auf nem Ständer. Man sieht wie er Passagen einsingt und dann mit dem Tonmann darüber diskutiert ob die das so behalten wollen. Er hat in keinem Fall Kopfhörer auf, ausser in deren Proberaum da hat er in ears drin und er singt in ein Autiotechnika irgendwas, das auf nem Ständer steht weil er ja gitarre spielen muss. Die Doku (falls man es so nennen kann) sieht so aus, dass die einfach jemanden mit ner videokamera bezahlt haben der die ganze zeit filmt, es gibt keinen einzigen extra in die kamera gesprochenen Kommentar. Wenn die das alles nachgestellt haben würde ich sie allesamt für einen Oskar nominieren. Zumindest haben sie mich dann super reingelegt die Schlingel.


    Ich wollte eigentlich nur wissen, ob das mikro noch ne extremere Richtcharakteristik und Griff- und Trittschallunempfindlichkeit hat als andere dafür bekannte Mikros. Um es absolut klarzumachen was ich meine. Niere ist nicht gleich Niere. Ein mikro senkt 5db ab beim schall von hinten das andere 20db.
    Falls sich noch jemand findet der das Teil schonmal benutzt hat würde ich mich freuen, wenn er mir seine Erfahrungen mitteilen würde. Sonst besorg ich mir das Ding im nächsten Jahr mal und sag euch bescheid wies ist.

  • Ja das hab ich schon gesehen, dass es in Amiland billiger ist. Was meinst du mit keine Extreme Charakteristik? Den Sound oder die Richtcharakteristik? Was mich interessiert ist die Richtcharakteristik.

  • Richter- :)


    Ist ne ganz normale Niere, der Frequenzgang ohne eine der Anhebungen sogar eher linear: http://shure.de/ProAudio/Produ…ophones/de_pro_SM7B_model
    Ist doch eigentlich nicht so schwer, oder?


    Das geht halt ganz gut dem Shure, weil das Teil dynamisch und damit nicht so empfindlich ist, aber das weißt du ja eigentlich schon. Wenn man die Pausen wegschneidet, sollte da das Gedüdel im Hintergrund während des Singens nicht mehr großartig stören.

  • @ der Kritische:
    Ich hab das mit dem Phasedrehen mal probiert. Die Version mit dem nochmaligen Aufnehmen ohne Gesang funktioniert sehr gut, das mit dem ein Monitor in der Phase drehen eher weniger, da es schon beim abspielen Auslöschungen gibt.
    Ich werde diese Methode auf jeden Fall demnächst benutzen zumal ich ein Mikro benutzt habe was eine ziemlich wenig ausgeprägte Richtcharakteristik hat (Rode K2). Ich werd auch mal hinter dem Mikro ne kleine Mechanische Schallabschirmung installieren, denn die höheren Frequenzen lassen sich nicht so gut auslöschen wie die Tiefen, die Höhen lassen sich dafür recht leicht abschirmen.

    Einmal editiert, zuletzt von wittekka ()

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