Günter Baby Sommer

  • Dahinter steckt (manchmal) ein antagonistisch-dialektischer Ansatz, der ein Negativ des Zeitgeist in Bezug auf diesen reflektiert, ...


    Heißt das im Klartext, es wird schon alleine dadurch gut, dass es der Großteil der Leute scheiße findet? Das ist ein Ansatz, mit dem ich schon immer so meine Probleme hatte ...


    Allerdings macht ja genau genommen auch die Popkultur in vielen Fällen nichts grundsätzlich anderes, nur dass sie eben die Zielgruppe etwas weiter (und damit lukrativer) definiert, also z.B. "die Jugendlichen" vs. "die Eltern".


    Von der Grundsatzdebatte mal abgesehen: Ich finde es super, wenn eine Kultur-Gesellschaft sich solche "Exoten" leistet und diese dann auch vernünftig ernähren kann. Im Sinne der Vielfalt ist das doch klasse, und wie immer gilt: Wer es sich nicht anhören will, der kann es ja lassen. Und das ist mit Baby Sommer sicher einfacher als mit vielem, was ein einem so wider Willen in Radio und TV aufgedrängt wird ...

  • Genau diese synthetische Erweiterung findet ja nicht statt. Dieses in ähnlicher Form schon x-fach vorgeführte Gefudel ist ja nicht notwendigerweise kreativ-avantgardistisch-wegweisend, bloß weil 99 von 100 Leuten keinen Zugang dazu finden. Und daß Herr Sommer offenbar gerne mit seinem Handbesen und allerlei anderen Sachen auf seinem Instrument rumfuhrwerkt, ist ja mal lustig, aber irgendwann dann nicht mehr spannend. Manche finden sowas dann toll, ereifern sich aber, wenn der Spacken von Slipknot mit der Keule vor seine Tonne haut.

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

  • @Cross
    Mit gut oder schlecht hast das wenig zu tun. Mit prinzipiellem Dagegen (eigentlich) auch nicht. Wenn das überhaupt der Fall ist, steckt dahinter eben ein dialektischer Ansatz, der den Begriff an sich reflektiert, mit dem Sinn diesen zu entwickeln (These-Antithese-Synthese).


    @Duff
    Ob ein Fortschritt erzielt wird, entscheidet sich meist in der Retrospektive. Ein Solo in dieser Form (Geräusche, Schläge in die Luft) finde ich durchaus interessant und kreativ. Wegweißend muss es ja letztlich nicht sein, es geht dabei mehr um den Ansatz, das Prinzip.

  • einer der Gründe, warum ich diese Schnipsel aus der Tube grundsätzlich nicht ansehe, niemand (außer den live anwesenden Menschen) weiß, was in just jenem Konzert wirklich stattgefunden hat, aber fast jeder schreibt sich die Gabe zu, aus 4 Minuten Video in schlechter Bild- und Ton-Qualität auf den ganzen Abend, bzw. großzügig auf das Lebenswerk schließen zu können.


    Ich weiß auch nicht, was dort stattgefunden hat - interessiert mich auch nicht, aber ich kenne einige größere Ausschnitte aus dem Schaffen (u.a. einige Live-Konzerte) von Baby Sommer und ein bissel was über seinem Lebensweg, deshalb halte ich es schon für etwas beschränkt, eine solche Persönlichkeit auf eine 4-Minuten Video festzunageln.



    maxPhil
    das muß nichtmal was "ernstes" gewesen ein, gerade bei Daniel Humair habe ich mehrfach erlebt, daß er während dem Spielen irgendetwas aus dem Publikum aufgegriffen hat und das teilweise als Running-Gag den weiteren Abend über kuliviert hat.



    Ich habe ja auch überhaupt nichts dagegen, wenn das irgendjemandem nicht gefällt, er nichts damit anfangen kann, sich vielleicht sogar verarscht fühlt - das alles (und noch viel mehr) gestehe ich jedem zu - aber ich wehre mich sehr dagegen, persönlichen Geschmack mit Qualität gleichzusetzen.

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

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  • maxPhil
    These = strukturierte Musik nach "gängiger" Lehre
    Antithese = jeder ist mal so richtig "kreativ" und spielt was er will. Keine Struktur, einfach drauflos!
    Synthese = ?????


    lite


    Ich nagele den Herrn Sommer auf gar nix fest, ich will auch nicht sein Lebenswerk herabwürdigen. Das ist sicher ein excellenter Drummer und eine interessante Persönlichkeit. Aber das hier gesehene und der Konzertmitschnitt (fast eine Stunde), den ich von ihm kenne, zeigen bemüht kreativ-avantgardistisches Gewurschtel. Wenn ich mich mit einem Kumpel hinstelle, der schrubbt Gitarrenriffs runter und ich trommele einen schiefen Rhythmus dazu, dann unterstellt man Dilettantismus. Wenn 4 Jazzer vergeistigt vor sich hingucken und völlig konfuses Zeug ohne Zusammenhang spielen, dann ist das kreativ, bloß weil es keiner nachvollziehen kann.

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

  • Wenn 4 Jazzer vergeistigt vor sich hingucken und völlig konfuses Zeug ohne Zusammenhang spielen, dann ist das kreativ, bloß weil es keiner nachvollziehen kann.


    Des Kaisers neue Musik, denke ich mir da oft. In der neuen klassischen Musik gibt's das gleiche Phänomen, man denke nur an Hape Kerkelings unsterbliches "Hurz!".


    Über das Gleiche in der bildenden Kunst gibt's einen schönen deutschen Fernsehfilm, wo ein ambitionierter junger Maler von einem renommierten Kritiker "entdeckt" und gepusht wird - den Kritiker überzeugen aber leider nicht die Bilder des Malers, sondern von eine von ihm aufgestapelte "Skulptur", mit der der junge Mann eigentlich nur das Regenwasser auffangen wollte, das bei ihm durch die Decke tropfte.


    Meine Anmerkung bezieht sich ausdrücklich auf das oben angeführte Zitat, und nicht auf Baby Sommer. Von dessen Musik habe ich keine Ahnung, und deshalb ... ihr wisst schon.


    Ich will auch nicht irgendwelche Fans irgendeiner Musikrichtung angreifen - für mich gilt "Jedem das Seine". Was mich nur stört, ist die häufig an den Tag gelegte Arroganz dieser elitären Zirkel, nach dem Motto: "Wenn dir das nicht gefällt, bist du eben zu doof dafür, es zu verstehen". Das habe ich leider schon oft erlebt, und zwar auch beruflich, und da hört der Spaß dann auf.

  • Obwohl man sagen kann, dass es für manchen nötig ist sich mit dieser Musik etwas zu befassen, bevor sie verstanden, also erfasst und gefühlt werden kann, hat das nicht das geringste mit erworbenem Wissen zu tun. Intellektuelle haben also zum Glück keinen originären Musikgeschmack. Ich kenne Intellektuelle, die behaupten "nur Klassik" zu hören und wenn man die fragt, ob sie damit die Wiener Klassik meinen, stellt man schnell fest, dass solche Leute gewöhnlich mit "nur Klassik" einfach alles von Gregorianischen Gesängen, über die Romantik, bis zur frühen Moderne bezeichnen. Mit Klassik meinen die eigentlich alles und nichts. Es gibt auch solche, die hören nur die Avantgarde und denken, sie seien bessere Menschen. Die haben auch selten recht damit und Menschen, die in einer Franz Marc Ausstellung mit den Worten "Dit kannick selba..." protestieren und festellen, Pferde seien gar nicht blau, können viel schaden anrichten. Die Geschichte hat es bewiesen.


    Sicher - man verliert eine Menge in der freien Improvisation, aber man gewinnt viele Dinge, die musikalisch nicht anders zu erreichen sind.


    Wenn ich einen kleinen Rat loswerden darf: lasst Euch nicht davon abschrecken, dass Musik nerven kann. Wir sind zu oft in Hörgewohnheiten gefangen die unser Wahrnehmungsvermögen konditioniert haben. Gute Musik verdient immer, dass wir uns einlassen - dass wir uns berühren lassen. Ausserdem ist Musik nicht ausschließlich dazu da konsumiert zu werden wie Fastfood. Es gibt natürlich auch miserablen Free Jazz oder Free Jazz, der mir absolut nicht gefallen mag, was ich als Indiz dafür deute, dass es in jedem Stil Qualitätsunterschiede gibt. Aber bitte, bitte: wenn Ihr Musiker sein wollt, hört zu. Lieber einmal mehr, als einmal zu wenig. Wer das nicht tut, versäumt mit großer Wahrscheinlichkeit etwas wesentliches.


    Für mich persönlich, dass wird jetzt wahrscheinlich niemand überraschen, ist es ausserdem ein großes Glück und sehr beruhigend, dass es Musik gibt die mit absoluter Sicherheit ungeeignet dafür ist, Menschen das Gehirn weich zu dudeln und Fahrstühle oder Supermärkte zu beschallen.


    Baby Sommer ist einer dem die Musik viel zu verdanken hat. Wer sicher gehen will, sich nicht selbst als Ignorant zu denunzieren, sollte also sehr aufpassen über wen er sich das Maul zerreißt.

  • intuitiv: Ich fand' deinen Post super (das meine ich ehrlich), bis zum Schlusssatz:

    Wer sicher gehen will, sich nicht selbst als Ignorant zu denunzieren, sollte also sehr aufpassen über wen er sich das Maul zerreißt.


    Das klingt nämlich genau nach dem, was ich damit meinte:

    ... die häufig an den Tag gelegte Arroganz dieser elitären Zirkel, nach dem Motto: "Wenn dir das nicht gefällt, bist du eben zu doof dafür, es zu verstehen".


    Vielleicht verstehe ich dich da aber einfach auch nur falsch.


    Überhaupt hat sich hier niemand "das Maul zerrissen", sondern es haben eigentlich alle ihren Respekt vor der Lebensleistung des Herrn Sommer geäußert, auch diejenigen, die nach eigenem Bekunden mit seiner Musik nichts anfangen können.

  • maxPhil
    These = strukturierte Musik nach "gängiger" Lehre
    Antithese = jeder ist mal so richtig "kreativ" und spielt was er will. Keine Struktur, einfach drauflos!
    Synthese = ?????

    Ich würde die Gegensätze jetzt nicht so krass formulieren, eher so: Musik mit zeitgenössisch-konventionellen Strukturen vs. Musik mit Strukturen, welche darüber hinaus gehen (die gewissermaßen ihrer Zeit vielleicht auch voraus sind), führen in der Synthese zu einer Aufweichung der Regeln für zeitgenössische (Populär)Musik. Ich denke diesem Prozess verdanken wir u.a. unsere heutigen pluralen Musikmarkt.
    Das bezieht sich jetzt auch mitnichten auf Jazz, sondern eigentlich auf jeglich Musik, mir fallen an dieser Stelle Industrial und Drone ein. Jazz ist dabei aber oftmals auch recht formelhaft, imho auch der Freejazz; die Protagonisten sind halt in der Lage entsprechend komplizierte musiktheoretische Ansätze unmittelbar in die Praxis umzusetzen. Für viele wirkt das unstrukturiert, aber das kann daran liegen, dass es einfach relativ viele Informationen in einem kleinen Zeitraum sind.

    maxPhil
    das muß nichtmal was "ernstes" gewesen ein, gerade bei Daniel Humair habe ich mehrfach erlebt, daß er während dem Spielen irgendetwas aus dem Publikum aufgegriffen hat und das teilweise als Running-Gag den weiteren Abend über kuliviert hat.

    Nun ja, man darf sich auch zu einfachen Dingen komplizierte Gedanken machen :) bzw. manche Dinge mögen "einfach so" passieren, sind aber letztendlich ziemlich komplex. War eigentlich nicht so ganz ernst gemeint, aber es macht Spaß im Pseudo-68er-Stil zu diskutieren :D .


    Grüße, Philip

  • ... "Wenn dir das nicht gefällt, bist du eben zu doof dafür, es zu verstehen" ...


    Wir sind uns ganz einig - ich habe nur auf den Unterschied zwischen Ignoranz und Dummheit hingewiesen und darauf, dass es durchaus sehr gebildete Ignoranten gibt und auch ziemlich dumme oder ganz durchschnittliche - das ist egal. Man einfach sagen: Wer Musik schätzt, der sollte sich möglichst neugierig zeigen. Es lohnt sich. Wer Musik benutzt um seine Persönlichkeit (oder je nach bedarf seine Persönlichkeitsdefizite, manchmal Persönlichkeitsstörungen) zu definieren, zu therapieren oder zu kleiden kann das auch tun: je nach Nutzer eignet sich Arnold Schoenberg dazu ebenso wie Bach oder die Distillers. Bildung oder Verblödung spielt dabei keine Rolle und jeder kann mit Musik das tun was Ihm gefällt und das ist nicht gut oder schlecht sondern einfach die Wirklichkeit. Wir hören Musik bei der Arbeit oder konzentriert nach Feierabend, im Stau, bei der Fortpflanzung, in Clubs, Fahrstühlen, Konzertsälen und ich habe selbst ungefähr eintausend Platten auf dem iPod - ich höre Musik bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Es ist nie das Gleiche, alles ändert sich ständig, wir reden über Luft, die sich bewegt. Aber Neugier zahlt sich aus. Manchmal ist es ja geradezu eine Sehnsucht, die uns in die Arme der Musik treibt. Ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass Musik die mir unbekannt ist, sich erschließt wenn ich ihr Gehör schenke. Es gibt dümmere Menschen als mich und glücklicherweise auch intelligentere.


    Ich verstehe, was Ihr (hallo CrossStick) meint - ich bin natürlich auch schon Snobs begegnet. Aber die gibt´s unter Punkrockern wie auch im Konzertsaal.


    Und ja, maxPhil hat ebenfalls recht, es gibt sogar formelhaften Freejazz. Ein lieber Kollege kam neulich nach einem Abschlusskonzert der Hochschule ganz traurig zu mir und sagte: "Ich glaube man sollte die alle schrittweise an harte Drogen heranführen." Er hatte die Neugier vermisst und die fehlt nicht selten wenn Musiker fest überzeugt sind, es gehe in der Musik hauptsächlich darum, keine Fehler zu machen. Neulich habe ich diesen Stones-Film von Martin Scorcese gesehen (Shine A Light - ein toller Film) und die Stones machen echt mehr Fehler als jede andere Band. Manchmal klingt es, als würde nur noch Darryl Jones (der Bassist) verhindern, dass der ganze Laden auseinander fliegt. Aber wer gesehen hat, was diese Leute für eine Beziehung zur Musik haben (es ist mehr als Spielfreude) der weiss, warum es eine tolle Show war.


    Wenn einem Baby Sommers spiel nicht gefällt würde ich nicht sagen:

    Zitat

    "Wenn dir das nicht gefällt, bist du eben zu doof dafür, es zu verstehen."

    Ich würde sagen: " Hör´s Dir noch mal an, wenn es Dir immer noch nicht gefällt hör Dir weiter Dave Weckl an (OK, das nur schweren Herzens). Hör Dir Travis Barker an, hör Dir Tony Williams an oder Ed Thigpen, Jorge Rossi oder Mat Young - den Drummer der Distillers. Jemanden der etwas gibt, wenn er musiziert. Der Stil ist Wurst.

  • Hallo und vielen Dank für deine Antwort! Erstens, weil es (wie bereits bei deinem ersten Beitrag) ein echtes Vergnügen war, sie zu lesen. Die Leidenschaft, mit der du argumentierst, ist toll und wirklich mitreißend. Und zweitens, weil es mich eben gerade deshalb sehr gewundert und enttäuscht hätte, wenn du zu eben diesen besagten "Kultur-Snobs" gehört hättest - die es, da gebe ich dir völlig Recht, auch in den musikalischen Genres gibt, die blödsinnigerweise mit "U" statt mit "E" kategorisiert werden, sei es nun Punk, Metal oder Volksmusik.


    Deinem Appell, sich alles erst einmal anzuhören und gerade als Musiker jeder Musikrichtung eine Chance (und möglichst noch eine zweite) zu geben, schließe ich mich voll an. Ich gebe jedoch zu bedenken, dass es jedem auch erlaubt sein muss, sich bewusst anders zu entscheiden und gute Musik für sich eben als das zu definieren, was ihn beim ersten Hören sofort anspricht und mit dem Fuß wippen lässt ("Gut ist, was gut tut" ließe sich übrigens ganz in diesem Sinne interpretieren ...). Auch wenn du zwischen Dummheit und Ignoranz unterscheidest, ändert das nichts daran, dass wohl die meisten Menschen "Ignorant" als Schimpfwort empfinden. Deshalb fand und finde ich es in diesem Zusammenhang unangebracht.


    Grundsätzlich sind wir uns aber einig, wie du schon schreibst. Und auch deshalb (und weil ich mich nicht dem Vorwurf aussetzen will, das Thema des Threads ganz aus den Augen verloren zu haben) unterstütze ich deine Aufforderung an alle: Hört euch Baby Sommer an!


    Viele Grüße, Kai

  • Anstrengend. Den philosophische Diskurs habe ich mir gespart, ich beziehe mich auf das, was ich in den Viedeos gesehen habe. Ich bin immer froh um musikalische Bewusstseinserweiterung.
    Es ist ganz schön, was der Miraculix an seltsamen Sounds aus seinen Instrumenten herauszuzaubern weiss. Ich wünschte, ich könnte nur annähernd so gut mit den Fingern schnippen.
    Doch einmal mehr finde ich dieses aseptische Jazzpublikum zum Kotzen. Muss man denn immer die Beine übereinanderschlagen und den Kopf mit der Faust und dem Zeigefinger abstützen damit man überhaupt Jazz hören darf? Da spaced einer voll ab und die anderen aufgeblasenen Ärsche müssen so tun als ob sie wollen würden, dass es ihnen gefallen könnte.

  • intuitiv


    Deinen Rat, sich auf andere Musikstile als die gewohnten einzulassen, nehme ich sicher gern an. Das tue ich ja auch, ich habe früher auch häufiger Jazzkonzerte besucht, hatte das Glück, in der Nähe einer Auftrittsstätte zu wohnen. Manches (eher strukturierte Sachen) hat mir gefallen, anderes (zu freies, improvisiertes) meist weniger. Für mich erschließt sich Musik halt eher,wenn sie einer gewissen Ordnung folgt, sei es Klassik, Latin, Rock oder Swing. Und die zu freien, rein improvisierten Sachen, wo scheinbar jeder vor sich hinspielt (und sei es noch so gut) bereiten mir keinerlei Hörgenuß, die machen mich nervös. Und in diesem Jazzladen waren dann halt auch immer Leute, die mein verständnisloses Kopfschütteln bei manchen Free-Veranstaltungen mit Äußerungen wie "Wenn man's nicht versteht, soll man zuhause bleiben" quittierten. Und das was ich vom Herrn Sommer bisher kenne, erschließt sich mir überhaupt nicht, das kann ich mir noch zehnmal anhören. Aber gegen diese "es ist freie Improvisation, also hat es einen hohen Anspruch"-Denke habe ich eben was, das Komponieren und mit Leben vortragen gut arrangierter Lieder hat einen mindestens genau so hohen Anspruch. Das gilt für Brahms wie für AC DC.


    Im übrigen ist es gut, Diskussionspartner wie die hier Beteiligten zu haben, kein Spam, keine übertriebene Polemik :thumbup:

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

  • Hallo,


    ich war mal in der Alten Oper, um mir ein Konzert des Ensemble Modern anzusehen. Ich verstehe zwar nicht, was die machen, es hat mich aber interessiert und es gab relativ viel Schlagzeug.
    In den lichten Reihen vor mir sah ich eine Dame, welche die ganze Zeit das Programm vor- und zurück durchlas sowie auf der anderen Seite ein südamerikanisch anmutendes Paar, dass auf der Bestuhlung freudig fast tanzte.


    Ich finde es immer wieder schön, dass es Jazz gibt und dass es Leute gibt, welche darunter nicht (nur) die Dixie-Kapelle zum Frühschoppen verstehen.
    Ich habe nur das erste Video gesehen. Wer Schlagzeug spielt und nicht merkt, was das für ein Genie ist, der soll sein Gerät verkaufen. Wer meint, es wäre Musik, möglichst exakt in Microtime sein Uff-Tschak stundenlang runterzubeten oder um die Medaillenränge im Doppelhufschnelltreten zu ringen, der soll weiter seinen Sport betreiben.


    Im Fernsehen sah ich mal ein Konzert der HR-Big-Band, die Musical-Lieder präsentierte. Irgendwann wurde auch das allseits beliebte "Musik" von John Miles gespielt. Mir kam es erstaunlich langweilig vor. Tatsächlich war es vollständig auf Viervierteltakt arrangiert. Offensichtlich wollte man dem Publikum nicht allzu viel zumuten. Ordnung kann grausam sein.


    Grüße
    Jürgen


    PS
    Ich komme nicht umhin, intuitiv für seine fachkundigen Beiträge zu danken.

  • Wer sich traut darf am 30.06 im Deutschlandradio Herrn Sommer zusammen mit dem französischen Tubisten Michel Godard anhören. Einsteigerfreundlich strukturiert.
    Sommer und Godard
    In der gleichen Sendung gibt es Michael Riessler und Jean Louis Matinier zu hören.
    Riessler und Jean-Louis Matinier


    Lohnt sich!
    gruß rubber


    edit: anscheinend bieten die verlinkten vids schon das ganze konzert. dachte es wären nur schnipsel. umso besser.

  • Habe in den frühen Neunzigern mal einen Workshop bei ihm gemacht (in Berlin bei der Percussionale) und kann wirklich nur Postives berichten. Wir haben da mit Percussionisten aus unterschiedlichen Herkunftsstilen irgenso ein Burundi- shuffle 12/8tel Arrangement erarbeitet. Es hat viel Spaß gemacht und er st ein guter Ensenble Leiter, zur Zeit doziert der gute günter in (ich glaube)d in Dresden an der Musikhochschule. Wenn es dafür reicht, reicht es auch für anseres...`"Baby" eziht sich übrigens auf den Louis Armstrong Drummer Baby Dodds.

  • hmm, also ich weiß ja nicht, wie oft sich meine meckernden kollegen das Video angesehen, haben, aber je öfter ich das anseh, desto bewußter wird mir die Leistung und das Schaffen des guten Herren-am Anfang dachte ich ja auch noch : cool, will dieselben Drogen-nur mehr!
    aber inzwischen bin ich ( arroganter, engstirniger, scheuklappen-tragender Metalhead !!!) zu der Überzeugung gelangt ( nach dem 5. oder 8. Durchlauf des Videos )
    daß dieser Mensch einfach eine andere Vorstellung von Musik und Percussion hat.
    Grundlage hierfür wohl einfach Zahlen und zählen vergessen, und Musik einfach so herstellen, dort herraus nehmen, wo Sie hingehört.aus dem Bauch, in den Bauch.
    für diese Aussage laß ich mich auch gern steinigen!


    also broschd, und net immer alles so verkopft sehen...

    Viel Feind´ - viel Ehr´ !

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