Kino Sound! Musik bei Filmen klingt besser! Wieso?

  • Hallo zusammen!
    Das ist sicherlich ein Thema für fortgeschrittene, aber hier sind ja einige unterwegs. Bei den meisten Kinofilmen klingen die Mischungen der Filmmusik und auch von bekannten Songs, die für den Film verwendet werden in der Regel dynamischer, luftiger, einfach entspannter und in meinen Ohren besser.
    Ich weiss, das es eine Übereinkunft gibt Kinofilme auf einen bestimmten RMS Pegel zu mischen (ich glaube es waren -18db rms), aber daran allein kann es ja nicht liegen? Oder doch?
    Wo ist die Magie? Hat einer ne Idee? Oder weiss es einer womöglich genau? Oder bin ich wieder der einzige der das Gras wachsen hört?
    Als Besipiele: das Lied im Abspann von "Lucky Numbers Slevin", oder die gesamt Filmmusik von "Last Man Standing" oder im Abspann von "Layer Cake" das Lied "Oh Lord please don't let me be misunderstood" interpretiert von Joe Cocker.
    Es ist eigentlich egal welchen Film man nimmt, ich hab es meistens so wahrgenommen. Ach ja ich habe meist nur Stereo gehört.

  • ich habe meist nur Stereo gehört


    Das wird schon die Antwort sein. Ob man ein Lied zu Hause auf der Anlage hört oder im Kino, wo richtig gute Boxen hängen, das macht wahrscheinlich einen Riesenunterschied.
    Ich habe das Phänomen oft, wenn ich ein Lied auf dem Laptop höre und dann z.B Bose Kopfhörer einstecke.

  • Hey Jules da hast du mich falsch verstanden!
    Ich habe die Filme nur in Stereo auf meinen Studiomonitoren oder meinen Kopfhörern gehört genau wie die Musik auch.
    Also vergleichbare Bedingungen! Gleiche Lieder gleiche Monitore oder Kopfhörer gleiche Singnalkette, trotzdem der Unterschied, ergo es muss am Signal liegen.
    Kein wunder, dass du von deinen Bosekopfhörern Aids am Ohr bekommst... ;) :D
    Nur Spass, sind ganz gute Konsumerhörer, aber ich bevorzuge ehrlich klingendes Equipment.
    Das mit: "Ich habe meistens nur Stereo gehört" habe ich nur geschrieben um zu sagen, dass ich nicht eine Sourroundmischung mit einer Stereomischung vergleiche!

  • Hallo Wittekka,


    meinem Eindruck nach sind die Film-Tonspuren künstlich verschlimmbessert. Es soll Zuschauern ein besonders dynamisches Hörerlebnis vergegaukelt werden, welches selbst mit unterdimensionierter Abhörelektronik bemerkbar sein soll. So kommt zuweilen ein scheinbar hochwertiges Klangerlebnis zustande, welches für meine Ohren bis zur Entnervung an fehlender Natürlichkeit krankt.


    Sicher ist dir auch schon aufgefallen, dass es beim Übergang von Sprachdialogen zu Musik bzw. Effekten extrem laut wird, so dass man teilweise so weit zurückdreht, dass man die folgenden Dialoge wiederum nicht verstehen kann.


    Ein gutes Beispiel: Bei dem Film "Sieben Tage in Tibet" gibt es nach meiner Erinnerung eine Szene mit winzigen, fernöstlichen Handtrommeln, die von mehreren Statisten gespielt werden. Daraus wurde in der Audiospur ein Trommelgewitter gemacht, das sich anhört wie dreißig mit Mallets bearbeitete 24er Gong-Toms. So etwas ist einfach nur lächerlich.


    Bei U-Musik mag eine solche Aufblähung zuweilen angenehm erscheinen, aber mit gutem (in Sinne von natürlichem) Klang hat das meiner Meinung nach viel zu oft nichts zu tun.


    Gruß - Peter

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    Gesendet von meinen Babyphone mit Papatalk

  • Das sehe ich komplett anders! Und viele Toningenieure im übrigen auch. Einfach mal Googeln unter dem Thema Loudness War.
    Das die Dialoge bei Filmen leiser sind als die Musik hat dramaturgischen Hintergrund. Im Kino wird alles normalerweise mit 85db abgespielt. In der Lautstärke kann man auch die Dialoge verstehen. Das ist so ausgelegt, das das Hörerlebnis im Kino möglichst optimal ist. Wenn man dann mit wesentlich geringerer Lautstärke zuhause hört kann die grosse dynamik stören, so wie du beschrieben hast. Bei synchronisierten Kinofilmen ist die Stimme meist lauter als im original weil im Studio einzenl aufgenommen, dann kann man auch zuhause die Dialoge bei angenehmer Hörlautstärke verstehen, aber es ist halt nicht mehr original. Und es klingt meist unrealistischer weil künstlicher Raum, im Original gibt es manchmal noch den natürlichen Raum.


    Im Kino ist alles genormt, d.h. es wird mit einer vorgegebenen Dynamik gemischt, sonst gibt es kein THX oder Doldy Digital oder sowas Zertifikat und das erlauben sich die Major Studios meist nicht.


    Bei CD's gibt es diesen Standart nicht, da kann man alles zusammenkomprimieren wie man will. Und das wird auch gemacht ich sage nur Red Hot Chili Peppers "Californication". Die Radiosender packen dann nochmal einen drauf um lauter als andere Radiosender zu sein. Dann klingt es richtig schlimm.
    Aber den unkritischen Hörer bekommt man damit, denn auf den ersten Hinhörer wird lauter meist als besser empfunden. Sonst gäb es ja keinen Loudness War.


    Vielleicht hat aber ja noch einen wirklichen Tip wie ich diese Luftigkeit und Dynamik in meine Aufnahmen bekomme?

  • Nigel Tufnel meint dazu: "I think mine would look better inDubly." ;)


    Du hast schon recht, manchmal werden bessere und manchmal schlechtere Ergebnisse erzielt. Aber, dass Musik bei Filmen regelmäßig besser klingt, kann ich einfach nicht bestätigen. Auch, wenn es mißlungene CD-Aufnahmen gibt.
    Für Luftigkeit und Dynamik kannst du ja mal THX-zertifizierte "Entzerrungs"-Komponenten ausprobieren.


    OT: In Deutschland gibt es gerade mal 23 THX-zertifizierte Kinosäle, einem Abhör-Standard begegnet man also nur selten.

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    Gesendet von meinen Babyphone mit Papatalk

  • Ich persönlich sehe da auch eine grosse psychologische Komponente.


    Die Musik in Filmen (zumindest in denen, die man sich gerne anguckt) ist meistens sehr gut gewählt und unterstützt das was man sieht oder eventuell sogar schon die eigene Stimmung. (wenn der Film denn anschlägt)


    Ausserdem läuft in Filmen nicht dauernd Musik und das Gehör kann sich zwischendurch regenerieren. (nagut, nicht in allen Filmen)


    Wenn man nen Film guckt, (nicht nebenbei) ist man irgendwann sehr in dem Erlebnis drin, und konzentriert sich eventuell viel stärker auf die Eindrücke als wenn man sich kurz vor ne HiFi-Anlage setzt und sich denkt "jetzt hör ich aber mal ganz genau hin".


    Ausserdem geht man eventuell auch mit ner anderen Hör-Attitude an nen Film ran?!


    Technisch gesehen würde ich auch sagen, liegt das an der grösseren Dynamik, und eventuell auch daran dass die Tonspuren ja primär fürs KINO produziert werden, wo man davon ausgeht eine recht vernünftige Anlage vorzufinden. Man brauch also keinen Guereilla-Alles-Wegbrüll-Sound, der aus dem Handy noch laut sein soll.


    Kann aber auch alles Blödsinn sein. :thumbup:

    sieg natur.

  • @slotty: damit hast du sicherlich recht, dass da eine bedeutende psychokomponente bei ist. Ich hab dann gedacht so psycho kannste nicht sein, dass dir das bei fast jedem film so geht. Dann hab ich es im AB vergleich ausprobiert gleiches Lied einmal ausm film und einmal von CD und ich hab nur die entsprechende Stelle benutzt, war vorzugsweise Abspann weil da keine anderen Geräusche dabei sind. Mein Ergebnis war das der Unterschied immer noch da ist. CD war übrigens meistens Lauter wenn ich nicht am Volumeregler gespielt hab.


    MATZ: das kann natürlich sein, dass die bei Massenburg und co. einkaufen, aber ich glaube trotzdem nicht, dass ich es hinbekäme wenn man mir so ein ding dahinstellt. Dazu muss man dann noch wissen wie. Und genau das würde ich gerne rausfinden. Denn ich glaube auch wenn ich nur ein bischen in die Richtung komme wird mein Ergebnis deutlich hübscher klingen.
    Wenn ich im Lotto gewinne probier ich es aus und schreib euch einen Test.


    Ich hab den Eindruck dass es schon irgendwie mit der grösseren Dynamik zutun hat die man den Tonspuren im Kino erlaubt.


    pbu: kann sein das es bisher wenig thx Kinos in Deutschland gibt, aber man hat sich auf einige Standards geeinigt, was ja das entscheidende ist um keinen Lautstärkekrieg zu bekommen. Davon profitieren ja auch nicht thx Kinos.


    Ich vermute es wird wieder wie immer mit viel Erfahrung zu tun haben und den goldenen Ohren der Masteringleute.

  • seppel: scheisse da haste recht :huh: Schande über mein Haupt :S
    ich hatte gehofft noch ne andere Antwort zu finden, als die die ich mir selber geben kann.
    Irgendwas wie: Benutze diesen Effekt bei einer fertigen Aufnahme die schon mal gemastert wurde um die Dynamik wieder zu vergrössern.
    Oder irgendsowas. Wenn ichs hinbekäme würd ich ja nicht fragen.

  • Es könnte ebenfalls etwas damit zu tun haben, dass Filme nicht, wie Audio CDs, auf 16 Bit 44,1 KHz beschränkt sind. Ausserdem wird beim Film die Dynamik heute oft nicht mehr ganz so fürchterlich gegen die Wand gefahren, wie es noch vor geraumer Zeit die Regel gewesen ist - viele Musikproduktionen sind immer noch grauenhaft laut. Wenn ich Filmmusik produziere, liegt der RMS-Pegel bei durchaus höchstens -9 dB - das wäre für die meisten Radio oder Fernseh-Jingles ebenso zu leise, wie auch für viele Musikproduktionen die auf CD erscheinen. Ich halte das für ausschlaggebend.


    Der 85 dB Normpegel ist in vielen Studios die Norm, aber ich möchte darauf hinweisen, dass noch immer viele Filme einfach zu laut sind, als das man sie dem Publikum bei 85 dB zumuten könnte (siehe Bob Katz´Mastering Webboard).

  • intuitiv:
    ich meine ich hätte im Kopf aus dem Friedemann Tischeyer Mastering oder Mixing Video es wären -18db gewesen, oder ist das für den gesamten film der durchschnitts rms pegel? Ich weiss nicht mehr genau...


    Sag mir doch mal einen Film den du gemischt hast, dann kann ich mal reinhören und dir ne spezifischere Frage stellen.


    das mit den 16 bit müsste dann aber doch beim mix auffallen weil man ja vorher alles in 24 bit hat, dann müsste man ja nach jedem runterrechnen die Hände überm Kopf zusammenschlagen. Das geht mir aber eigentlich nicht so. Zumindest finde ich den Unterschied nicht so gravierend, wie den, um den es hier geht.

  • ... das mit den 16 bit müsste dann aber doch beim mix auffallen weil man ja vorher alles in 24 bit hat, ...


    Ich verstehe nicht so ganz, was Du damit sagen willst. Ich habe nur zum Ausdruck gebracht, dass es einen Hörbaren Unterschied zwischen 44,1 KHz 16 Bit und 48 KHz 24 Bit gibt, dieser aber auf keinen Fall besonders ins Gewicht fällt. Dynamik ist, wie gesagt, ausschlaggebend. Ein Film dessen Filmmusik moderat komprimiert ist und der dann bei höherer Lautstärke abgehört wird, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit besser klingen.


    Ich mische keine Filme, sondern schreibe und produziere Filmmusik. Die RMS Pegel sind bei mir eher moderat, bei der Kompression des Materials benutze ich meine Ohren. Der durchschnittliche Pegel eines Films ist nicht sehr aussagekräftig, weil bei der Mischung Musik und Atmo mit Sprache gemischt wird. Eine kleine Sache, die noch nicht allzu lange her ist und als durchschnittliches Beispiel dafür gelten kann, wie ich meine Filmmusik mische ist diese:


    Delphinarium


    Die Pegel hierfür sehen ungefähr so aus:



    Hoffentlich sagt das jemandem was. Ich glaube zwar ohnehin, dass am Ende die Vernunft und der gute Geschmack entscheiden aber hier gibt es den guten Geschmack mittlerweile sogar als Verein: Turn Me Up. Man könnte es eigentlich auch kurz machen und sagen: der Grund warum Musik in Filmen manchmal besser klingt als auf Audio CDs ist, dass Filme nicht im Radio laufen müssen.


    [edit] Ein typischeres Beispiel für Filmmusik ist vielleicht etwas für Orchester: Adagio



    [/edit]

  • Ok ich hatte dich falsch verstanden, wir meinten das gleiche. Ich wollte sagen, dass ich den Unterschied zwischen CD und DVD Audioformat nicht für so gravierend halte. Da sind wir uns einig.


    Ich glaube, das es wegen der grösseren Dynamik bei Filmen besser klingt. Ich dachte bloss, da seien noch einige andere Tricks dabei, weil mir der Unterschied so gross vorkommt.


    Ich konnte mit deinen Bildern gut was anfangen weil ich beide Plugins auch regelmässig benutze. Bei FreeG wird nur der höchste RMS Pegel als Zahl angezeigt deshalb benutze ich für den "Average RMS" Pegel "rms buddy" von destroy fx.
    Trotz einer recht grossen dynamik klingt es bei mir noch nicht so ganz wie ich es gerne hätte, aber das wird eher an mangelnder Erfahrung liegen.
    Ist halt immer frustrierend wenn man genau hört wie es klingen sollte es aber noch nicht so hinbekommt. Da such ich schon mal nach Tricks wie ich mit wenig Zeitaufwand viel besser werden kann.
    Ich bleib dabei meine eigenen Sachen mit "grosser" Dynamik zu mischen.


    Turn me Up ist eine gute Sache finde ich, danke für den Link!


    Deine Besispiele kann ich erst später zuhause hören auf dem Laptop hat es keinen Sinn.
    Übrigens super Photos auf deiner Internetseite, aber leider wenig Information.

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