urheberrecht: johannes kreidler plant 70200 gema anmeldungen, "product placements"

  • sehr nette aktion.


    johannes kreidler plant, ein stück mit 70200 samples bei der gema anzumelden.

    Zitat

    Die GEMA verlangt: Jedes Sample, das ein Komponist in seinen Stücken verwendet, muss einzeln bei der Verwertungsgesellschaft angemeldet werden. Auf Papier. Und schon der Anmeldebogen weist darauf hin: Selbst kleinste Klangfetzen können als fremdes geistiges Eigentum gelten, solange sie die nötige Schöpfungshöhe erreichen.


    artikel bei gulli: http://www.gulli.com/news/urhe…ker-will-song-2008-08-19/
    website von kreidler selbst: http://www.kreidler-net.de/productplacements.html
    video bei youtube: http://www.youtube.com/watch?v=HUhnQVbtQR8&

  • Mal schauen zu was das führen wird, ich kanns mir nicht vorstellen...

    2077 wurde eine neue Version der Nuka-Cola, die Nuka-Cola Quantum, eingeführt. Der Werbung nach hatte sie das doppelte an Kalorien, Kohlenhydraten, Koffein und Geschmack.

  • Das ist geil.
    Ich glaub aber fast die GEMA lehnt das einfach ab und das wars.


    Machens sich also schön einfach.

    "Welches Pumporgan des Menschen ist hauptsachlich für den Blutumlauf verantwortlich?" - "Die Milz!"
    (siehe: Wildecker Milzbuben mit ihrem Hit Milzilein, Milzinfarkt oder Doppelmilz)


    "Ob-La-Di, Ob-La-Da, life goes on, brah"

  • Hallo,


    die kritisierte Problematik betrifft Komponisten, bei denen "Komponieren" = Zusammenschneiden bedeutet.
    Der besagte Herr K treibt es auf die Spitze, indem er für eine gute halbe Minute eine praktisch kaum einfügbare Anzahl an Versatzstücken verwursteln will. Das hat wohl mit Musik und Kunst wenig zu tun, da geht es mehr um schneller, höher, weiter, was ja gerade aktuell ist. Doping kann man da natürlich auch nicht ausschließen.


    Wenn man richtig liest, stellt man fest, dass die Problematik so gar nicht besteht. Hier hervorgehoben:

    Zitat

    Selbst kleinste Klangfetzen können als fremdes geistiges Eigentum gelten, solange sie die nötige Schöpfungshöhe erreichen.

    Da lese ich nichts von "muss" und bei 70.200 in 33 Sekunden habe ich da ein paar Zweifel, ob da überhaupt irgendein Formular nötig ist, denn das sollten wir auch nicht vergessen: wenn es kein Werk im Sinne des Urheberrechtsgesetzes ist dann, gibt es keinen Schutz und dann natürlich auch keine erfolgreiche Anmeldung.


    Wenn es nach mir ginge (wenn ich König von Deutschland wär), dann würde der ganze gesampelte Kram unter Strafe nicht unter lebenslänglicher Verbannung auf eine Insel im stillen Ozean stehen.


    Grüße,
    Jürgen

    Einmal editiert, zuletzt von Jürgen K ()

  • auf jeden fall ist das ne lustige sache.
    sinn macht das ganze natürlich nur, wenns möglichst medienwirksam umgesetzt wird, also postets in allen musikerforen und sagts weiter ;)


    edit:
    jürgen jetzt erst gelesen.
    na klar ist das übertrieben und eventuell auch blödsinn. aber genau darum gehts. die absurdität der auslegung des urheberrechts seitens der gema aufzuzeigen.
    ich schätze das wird nicht hinhaun, weil die samples nicht als wiedererkennbar gewertet werden - als künstlerisches werk würd ich das ding schon sehen, warum auch nicht? collagen sind in der grafischen kunst gang und gäbe.


    und deine allgemeine einstellung zu samples finde ich arg engstirnig, falls das ernst gemeint war.
    ganze musikstilrichtungen basieren auf sampling und sind wichtige teile der kulturgeschichte im musikalischen bereich.

  • Hallo,


    leider wird durch die völlige Überziehung die Sache für den ohnehin nicht informierten Zuseher zu einer Sommerloch-Geschichte auf Blöd-Zeitungs-Niveau.


    Was will der junge Mann? Publicity? Ok.
    Die Anzahl der Formulare dürfte in der Praxis - das zeigt auch das nachgestellte Telefonat - kein Problem darstellen.


    Abgaben auf Leermedien zahlten wir schon damals, als es noch Cassetten von BASF gab.


    Die weite Auslegung des Urheberrechts schützt nicht nur die GEMA, sondern auch die Urheber.
    Ich verstehe nicht, warum gerade Musiker sich so gerne für einen Appel un'n Ei verkaufen, aber dann jammern, dass sie ja so arm sind.
    Die Auslegung der GEMA (und bei weitem nicht nur der) finde ich absolut nicht absurd. Für mich geht es bei der Sache nur darum, dass Unkundige den Eindruck gewinnen, dass da die böse Quasi-Behörde nur züchtigen Unfug betreibt und der junge moderne Revoluzzer der Welt den Schwachsinn aufzeigt. Ich würde das Stück ja gerne mal hören, aber ich fürchte, das wird uns vorenthalten werden. Begründung? Die GEMA ist schuld. Wer denn sonst.


    Grüße,
    Jürgen


    Wenn ich König von Deutschland wär' ...

  • Hallo,


    da habe ich nicht weit genug geguckt, danke, chop.


    Herr K sagt ja selbst, dass darüber, ob diese Versatzstücke die nötige Schöpfungshöhe erreichen, Juristen entscheiden.
    Ich denke, da mal eben aus der Hüfte heraus schießen zu können, dass ein Großteil der Versatzstücke praktisch unhörbar ist. Deren Schöpfungshöhe wird daher die herrschende Meinung als Null ansehen. Hinsichtlich der hörbaren Ausschnitte wage ich die These, dass einige davon nicht unterscheidungsfähig sind. Somit würde es auch da an einer werkstypischen Schöpfungshöhe fehlen. Ob und gegebenenfalls wieviele Werke da anmeldungsfähig und -nötig verwurstelt wurden, lasse ich mal offen, realistisch irgendwo zwischen null und bestenfalls fünfzig, würde ich mal ganz vorsichtig sagen, wobei da schon eine starke Tendenz zur Null geht. Das sieht dann schon nicht mehr so dramatisch aus.


    Dass solche Werke nicht üblich sind - in einer Radiosendung habe ich mal von einem Sample-Künstler gehört, der so ca. 30 Werke in Einem (natürlich dann aber dreiminütigen) verwurstelt - und realistisch auch nicht mit so vielen Formularen angemeldet werden, entschärft die theoretische (und praktisch nicht existente) Problematik noch weiter. Ich halte das nach wie vor für einen netten Versuch, mal auf sich aufmerksam zu machen.


    Ein bis zwei Paletten Papier wird die GEMA verkraften. Optisch ein gelungenes Kunstwerk, keine Frage.


    Grüße,
    Jürgen

  • Meiner Meinung nach ist das der falsche Ansatz! Mit absurden Jokes unterschätzt man nicht nur das Ausmaß des Reformbedarfs der Gema - viel schlimmer man lenkt fatal von viel wichtigeren Reformen ab. Es ist auf vielen, vielen Ebenen eine Reformierung der GEMA überfällig.


    Für viele Mitglieder ist die Rückverfolgung wie es zum genauen Anteil der Tantiemenausschüttung kommt - mehr als schwierig. Man könnte auch sagen nahezu kaum nachzuvollziehen. "Mehr Transparenz" wäre hier mehr als ein Mode-Schlagwort.


    Noch immer ist es so, dass manche Mitglieder jahrelang (manchmal 3-4) auf die Auszahlung von Tantiemen über kooperierende Verwertungsgesellschaften (Schwestergesellschaften) der Gema warten. In jenen Zeiträumen/Dimensionen ist man als reiferer Musiker schnell mal verstorben. Das ist nur ein banales Beispiel von vielen.


    Die Gema-Newsletter per Post erwecken immer wieder den Eindruck eines verstaubten Führungsriege-Treffs des Politbüros. Auch das finde ich sehr schade und auch etwas beunruhigend auch wenn dies nur Randdetail ist - und hoffentlich nicht kennzeichnend für die interne Politik dieser großen Gesellschaft.


    Die Gema ist in den Augen vieler Mitglieder noch nicht in der Neuzeit angekommen. Natürlich sind viele Mitarbeiter der GEMA nett. Einige oder mehr sogar wirklich sehr kompetent. Es ist somit keinesfalls per se ein Mistladen - aber es gibt da so unglaublich viel, was einem mehr als ein Kopfschütteln abverlangt. Ich frage mich immer wo in diesem undurchsichtigen Geflecht von Institution die Reformer oder der "frische Input" durch vitale, neue Führungskräfte steckt? Es muß diese doch auch in so einem großen Laden geben...

  • Ich halte das nach wie vor für einen netten Versuch, mal auf sich aufmerksam zu machen.


    Immerhin "nett". Alles richtig.


    Ich finde aber die Frage nach der Schöpfungshöhe, die der Künstler damit stellt, ziemlich konstruktiv. Solange nämlich eine - auch hier im Forum oft gelesene - Verunsicherung über die zentralen Probleme des Urheberrechts vorherrscht, die dann letztendlich im Einzelfall von den schlimmen Juristen verhackstückelt werden, besteht die Gefahr einer vorsorglichen "Entschärfung" des Werkes und damit eine gefühlte Einschränkung des "kreativen Dürfens".


    Echte Verbesserungsvorschläge zu diesem Dilemma werden zwar nicht geboten, aber durchaus berechtigte Denkanregungen. Findich. "Nett".


    Grüße - Peter

    -
    Gesendet von meinen Babyphone mit Papatalk

  • he peter,


    doch hätte ich vielleicht. meiner rein subjektiven und völlig irrationalen ansicht nach ist die gema in ihren real existierenden auswüchsen eine quasikriminelle organisation mit der lebensberechtigung des ebolavirus, an kleinlichkeit nicht zu überbieten und die aktion von dem herrn ist zwar nix als wie herr jürgen k. sinngemäss schon sagte, eine pr-aktion, aber die zugrundeliegende kritik ist nicht unberechtigt. die gema ist m.E. das institutionalisierte BÖSE.


    stein des anstosses ist aber dem gürgen seine etwas enge definition von qualitativ guter kunst. es gibt da schon echte meisterwerke.


    wenn teilweise nicht einmal mehr die herkunft des bis zur unkenntlichkeit geshredderten samples hörbar ist, warum dann dieses juristische theater? ich nenn das "künstler befruchten sich gegenseitig". andere flennen dann wegen diebstahl und vergewaltigung geistigen eigentums und rufen anwälte auf den plan.wenn jetzt der schnipsel mit blossem ohr eindeutig erkennbar wär, könnte ich es ja noch nachvollziehen.


    nimm eine dreisekündige sequenz von bluesakkorden, sie ist garantiert in den letzten hundert jahren vier milliarden mal geklaut worden. spielst im dritten takt ne synkope vorm backbeat? geklaut. stellst dein rhodes so dass es voll nach diesem kerlwieheissternoch klingt? geklaut und von himself persönlich auch geklaut von irgend nem armen penner und keinen juckts.die quinte? geklaut, die quarte geklaut. die ganze musikentwicklung lebt vom klauen, wo sampling da eine qualitativ neue dimension aufgemacht haben soll seh ich irgendwie nicht.

  • Hi Mc,


    Dein Beitrag geht fundiert am Thema vorbei. Warum, wurde bereits oben erörtert. Genauso wenig, wie man eine Pause urheberrechtlich schützen lassen kann (das wurde bereits versucht), kann man I-IV-V / II-V-I und ähnliche Allgemeinplätze von vornherein in jeglicher Form schützen lassen. Wäre dem so, gäb's nur noch einen Bruchteil geschützter Kompositionen. Es gibt gewiß viel an der GEMA zu kritisieren - allein die Tatsache, daß man das Gestrüpp der Bestimmungen kaum verstehen kann, ist nicht hinnehmbar -, doch die grundsätzliche Existenzberechtigung einer Organisation in Frage zu stellen, die sich um die Verwertung von Nutzungsrechten kümmert, will mir nicht ganz einleuchten. Die GEMA ist nicht der beste Freund von Coverbands und Veranstaltern, das mag wahr sein. Aus Sicht der Komponisten stellt sich die Lage jedoch vollkopmmen anders dar. Zu recht, wie ich meine.


    Keep Ohn Groovin'
    fwdrums



    Edith: "Aufpassen!"

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • he,


    hast natürlich recht, wäre ich prof. musiker würde ich das auch anders sehen. ich hatte gehofft es wird die krasse übertrebung in meinem post klar.
    sicher ist sowas wie ne gema notwendig, aber für etwas pervertiert halte ich sie in jedem falle und wollte natürlcih nur darauf aufmerksam machen, dass konstrukte wie das nutzungsrecht letztendlich auch irgendwie zu hinterfragen sind. wo fängt denn dein allgemeinplatz an? das sind eben so merkwürdige juristische fragen die die musikalische entwicklung verkennen und mit denen ich mich als hobbymusiker gott sei dank nicht beschäftigen muss.


    wie gesagt hatte ich mich an jürgens spitze gegen samples künstlich hochgezogen.


    also gema nich mich verklagen! ;)

  • Hallo,


    Zitat

    ich hatte gehofft es wird die krasse übertrebung in meinem post klar.


    Zitat

    wie gesagt hatte ich mich an jürgens spitze gegen samples künstlich hochgezogen.


    Dann zieh' Dich mal wieder runter.


    Und: keine Angst! Das "BÖSE" klagt nicht. Das exekutiert persönlich.


    Grüße,
    Jürgen

  • Klasse Aktion meiner Meinung nach, das Happening als Gesamtkunstwerk. Die GEMA ist imho ein Anachronismus in Zeiten solch brillianter Erfindungen wie freier Lizenzen (Creative Commons, GNU etc). Wenn ich im Prinzip 3 Click brauche um ein Stück zu veröffentlichen, mich aber durch einen unsäglichen Wust an restriktiver Bürokratie wühlen muss um es anzumelden, ist das einfach nicht auf der Höhe der Zeit, und es lohnt sich eh nur für Leute die auch ohne sie Reich geworden wären. Ausserdem finde ich die "Ganz oder gar nicht" Haltung bekloppt. Ich denke wenn sich dieser Verein nicht bald reformiert wird er über kurz oder lang seine Bedeutung verlieren, und das zu Recht, er hat jetzt schon viel zu viel (Stichwort GEMA-Vermutung und anderer überwachungsstaatartiger Kram)

    Schlechte Lehrer haben mich zum Autodidakten ausgebildet. - Mauricio Kagel

  • Das ist eine kolosdsale Fehleinschätzung der Lage. GNU und alle open source-Geschichten basieren auf der Freiwilligkeit der Personen, die Nutzung ihres geistigen Eigentums unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Prima Sache. Wenn das aber jemand nicht will, soll ihm es ebenfalls erlaubt sein, seine schutzwürdigen Interessen zu vertreten. Ebenso sollten sie respektiert werden. Wird das mißachtet, werden dessen Rechte verletzt. Das ist keine kleinkarierte Pixelfickerei, das hat ganz reale Hintergründe. Stell Dir vor, Du schreibst eine Nummer und ein Sender spielt sie rauf und runter, wird, weil die Nummer so toll ist, noch jmehr gehört als sonst und kann daher noch höhere Werbeeinnahmen erzielen. Das freut den Sender. Würde es Dich auch freuen, wenn Du als Urheber der Nummer dabei leer ausgehst? Mag sein, daß es Dich nicht interessiert, andere vielleicht schon. Und mit welchem Recht sollte einem Urheber die Teilhabe an der wirtschaftlichen Verwertung verwehrt werden?


    Die ganze Urheber- und Nutzungsrechtgeschichte hat auch noch einen moralischen Aspekt, der imho ebenso bedenkenwert ist. Wenn jemand durch Glück und Geschick in einem wachen Moment seines Lebens der kompositorische Glücksgriff gelingt, kann er für immer ausgesorgt haben. Viele One-Hit-Wonder leben prächtig davon (A Whiter Shade Of Pale bringt Gary Brooker nach eigener Aussage monatlich mehr als 3.000 Dollar, Gerry Rafferty muß dank Baker Street keie kleinen Brötchen backen). Ist dies moralisch vertretbar, gegenüber Millionen von Menschen, die jeden Tag für ihr Einkommen oder gar ihr Überleben hart arbeiten müssen?


    Einerseits ist es nicht gerecht, wenn der Urheber beim wirtschaftlichem Erfolg seiner Werke leer ausgeht, andererseits ist es unter o. g. Gesichtspunkten auch niht gerecht, daß jemand über alle Maßen der Vernunft entlohnt wird, nur weil er z. B. statt "nur" prima Möbbel bauen zu können, die Gabe hat, nette Liedchen zu schreben (oder toll Fußball zu spielen oder Krimis zu erfinden oder gar nix zu können (wie Verona, Paris und aah wie hieß noch die Alte, die mit dem Dings ahh Jenny Elvers)).


    Verschont mich mit Gutmenschdebatten und anderem Flachsinn. Ich weiß auch, daß die Welt so ist, wie sie ist und daß bis jetzt gewisse Mechanismen so funktionieren, wie sie's halt tun. Doch nur weil man ein Problem (noch?) nicht lösen kann, heißt es nicht, daß es nicht existiert.


    fwdrums



    Edith: "Rechtschreibung 6!"

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

    Einmal editiert, zuletzt von fwdrums ()

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