Leider existiert im Internet nur sehr wenige deutschsprachige Information über die legendäre amerikanische Drum Company, welche über viele Jahre erstklassige Schlagzeuge mit (nicht nur für damalige Zeiten) ausgezeichneter Hardware gebaut hat.
Ich habe deshalb versucht, alles Wissenswerte über die hier in Europa relativ unbekannte Marke zusammen zu tragen. In den USA wird Rogers auch gern als der Caddilac unter den amerikanischen Trommelherstellern bezeichnet und ist im Vintage Bereich auf einer Stufe mit Ludwig und Gretsch.
Interessant auch, wie eine gut laufende Firma durch Managementfehler in den Ruin getrieben wurde. Doch dazu später.
Viele Informationen über Rogers habe ich aus dem sehr schönen Buch von Rob Cook,
„The Rogers Book by Rob Cook“, käuflich zu erwerben unter rebeats.com oder unter amazon.de.
Die Anfänge:
Die Rogers Drumhead Company wurde 1849 von Joseph H. Rogers gegründet. Wie der Name schon sagt, wurden damals lediglich Tierfelle für Trommeln und Banjos hergestellt.
Leedy, Slingerland und Ludwig hatten die Rogers Felle als eine Premium Fell Variante in ihren Katalogen gelistet.
In den 1930iger begann Rogers neben der Fellproduktion auch erste Trommeln und Percussion Interumente herzustellen.
Der Aufstieg:
In den 50iger Jahren zog die Rogers Drum Company nach Covington/Kalifornien.
1955 wurde Rogers an den Industriellen Henry Grossmann verkauft.
Unter seiner Führung, zusammen mit den beiden Verkaufleitern Ben Strauss und Joe Thomson, wurde durch geschicktes Management der Grundstein für den Durchbruch von Rogers Schlagzeugen am amerikanischen Markt geschaffen.
Als Endorser konnte 1960 der weltweit berühmte Buddy Rich gewonnen wurden, der bis 1967 das Rogers Logo auf seiner Bassdrum hatte bevor des Geldes wegen zu Ludwig wechselte.
In England konnten während der aufstrebenden Beat Ära Dave Clarke (Dave Clarke Band) und Pete York (Spencer Davis Group) als populäre Endorser gewonnen werden.
Von 1961-1967 wurden in England im Lizenz Bau Ajax Kessel mit Rogers Hardware zusammen gebaut.
Die 1960 vorgestellte Swiwomatic Hardware, die man im Vergleich zur damaligen Hardware als bahnbrechend in Punkto Funktionalität (Tomhalterung mit Kugelgelenk) und Haltbarkeit bezeichnen kann, brachte die Rogers Drum Company weiter nach vorn.
So hingen z.B. Charly Watts und Ringo Starr ihre Gretsch bzw. Ludwig Toms an Swiwomatic Halter und Ständer. Viele Vintage Drum Liebhaber schwören noch heute auf diese Hardware.
Ende der 60iger Jahre verkauft Grossmann Rogers an den Multikonzern CBS (Califonrnia Broadcasting System), welche im Musikinstrumenten Markt neben Fender (Gitarren und Verstärker) auch Rhodes E-Pianos vertrieben. Die wahren Gründe für den Verkauf von Rogers an CBS bleiben bis heute im Dunkeln.
Die CBS Ära / oder der Anfang vom Ende?
Nach einem verheerenden Brand auf dem Firmengelände in Covington, bei dem fast sämtliches Inventar und das Lager vernichtet worden, beschloss CBS den kompletten Firmenumzug nach Dayton/Ohio. Nicht alle Mitarbeiten konnten oder wollten den Umzug mitmachen, viel Fachwissen ging dadurch verloren. Ältere Mitarbeiter sprachen später davon, dass der Geist der alten Rogers Familie zurückgelassen wurde. Nach ein paar Jahren gab es schon wieder einen Umzug, und zwar nach Fullerton/CA.
Daneben galt es viele logistische Probleme zu lösen.
Trotzdem ging es weiter aufwärts mit Rogers, unter dem CBS Management gab es einige positive Entwicklungen:
- die Qualität der Kessel (Gratungen, hochwertige Lacke) und der Hardware hatte ihre höchste Stufe in der gesamten Rogers Geschichte erreicht
- die bahnbrechende Memriloc Hardware wurde vorgestellt:
- neue Märkte wurden erschlossen (Marching, Timpani)
- Paiste Becken wurden in den USA über den Rogers Vertrieb verkauft
- Mit Roy Burns und Louis Bellson konnten renommierte Endorser gewonnen werden.
Daneben gab es allerdings auch sehr negative Entwicklungen zu beobachten:
- Die damaligen Margen von Fender Gitarren (Telecaster, Stratocaster) und Verstärker waren um ein vielfaches höher als bei Rogers Schlagzeugen, welche zudem komplexer in der Herstellung waren. Das CBS Management sah in Rogers eine Cash Kuh und wollte nur Profit machen und versuchte deshalb die Vertriebs- und Produktionskosten zu drücken. Natürlich wurde dadurch die Qualität nicht besser.
- Teilweise wurde total am Markt vorbeigeplant. So wurden in den 70igern tausende von Dyna-Sonic Holzsnare Kesseln gebaut, zum Zeitpunkt als alle Welt eine Stahlsnare (Ludwig Supraphonic) spielen wollte. Nach jahrelangen teuren Lagerkosten wurden diese Kessel schliesslich verschrottet.
- Die super funktionelle Memriloc Hardware wurde nicht als Patent geschützt. Binnen kürzester Zeit kopierten fast alle anderen Drum Hersteller das genial einfache Konzept. Der Wettbewerbsvorteil war somit schnell dahin.
- Neben den großen amerikanischen Herstellern drängten Anfang der 70iger auch verstärkt die japanischen Drum Companys auf den Weltmarkt, welche mit hochwertigen Schlagzeugen zu sehr günstigen Preisen den Markt überschwemmten.
- Teilweise gab es Ende der 70iger unglaubliche Lieferschwierigkeiten. Bestellte und schon verkaufte Drum Kits wurden teilweiseh nicht geliefert. Der dadurch enstandende Imageschaden war immens.
- Das Debakel um die neu vorgestellte „Series II“ Serie. Die teilweise mit billigster Plastik Hardware zusammen geschusterte Einsteiger Serie beschädigte nachhaltig den guten Ruf der Firma. Die Schlagzeug „zerfielen“ teilweise schon in den Showrooms der Händler und waren praktisch unverkäuflich. Auch finanziell ein Desaster, durch Entwicklungskosten und tausender unverkäuflicher Series II Drumkits, häuften sich ein Verlust von über 1.000.000 Dollar an. Sehr schön auch hier beschrieben:
- http://www.drummermagazin.de/skurriles.html#rogers_leg
Das Ende (?):
Nachdem Series II Debakel hatte CBS endgültig die Nase voll von Rogers und verkaufte 1985 die Firma an die Fa.Spitzer Music. Die Maschinen zu Hardware Herstellung wurden an Newsound verkauft. Spitzer verkaufte das Lager Inventar als Ersatzteile.
Danach wurden praktisch nur noch die Namensrechte weiterverkauft. 1999 kaufte die Brook Mays Music Company den glorreichen Namen, um in Asien günstige 0815 Einsteiger Schlagzeuge zu fertigen, welche bis auf dem Namen nichts mehr mit dem traditionsreichen amerikanischen Hersteller gemein hatte.
2007 suchte Yamaha eine günstige Produktionsstätte in China und kaufte neben der Fabrik den Rogers Namen. Als ich vor ein paar Monaten im Internet las, das Yamaha Rogers gekauft hatte, dachte ich insgeheim schon, dass Yamaha ihrer Topserie den Rogers Schriftzug auf die Bassdrum bappen. Doch was passiert? Schon wieder muss der tradionsreiche Name für Billig Sets in der unter 400,- EUR Einsteiger Klasse herhalten…
Der Kesselaufbau:
Bei den Rogers Kesseln bennet man immer die Produktionsstätte, wo die Sets zusammengebaut worden sind. Diese ist den meisten Fällen auf einem Papier, dem "tag" in den Kessel geklebt.
Ab den säten 50zigern, sog. "Bread and Butter Lugs", Kessel innen schwarz lackiert. Cleveland Tags
Von 1963-66, Beavertail Lugs, Solid Gray, Cleveland Tags
von 1963 bis 64, 3 lagige Kessel.
Spätere Cleveland tagged Kessel von 64-66 sind 5-lagig, Maple-Poplar-Maple-Poplar-Maple Kesselaufbau.
Mit sogennanter "Flat gray" Farbe von innen lackierte Dayton Kessel gab es von 66 bis 67, "speckled gray" Dayton Kessel von 67-69.
Alle Fullerton tagged Kessel, Holiday und Powertone Kessel mit großen Tag von 1969-71/72 sind alle 5-lagig.
Ab 9/72 Fullertons Kessel haben (meistens!) 3ply Shells. .
Alle Big R Kessel 75-78/79 sind 5-lagig.
Ab 1975: 5-lagige Maple Kessel mit Verstärkungsringen. Sogenannte Big R Serie, hier ein Londoner V von 1977:
Ab 1979 bis 1984: XP-8 Kessel: 8-lagige Maple Kessel aus bester New England Rock Maple von der Firma Keller, 45% Gratung, die hochwertigsten Kessel welche Rogers je verwendet haben.
Alle Kessel waren immer von Keller, sämtliche Kessel ausser den XP-8 Kesseln hatten Verstärkungsringe.
Mein XP-8, Finish leider nicht mehr original.
Über die günstigen Series II und R-360/380 Serien möchte ich nichts schreiben, da diese bis auf den Namen nichts mit den hochwertigen Rogers Schlagzeugen zu tun haben.
Weitere Rogers Schmuckstücke:
Ein Riesen Rogers, wurde damals als Gegenstück zum Ludwig Octopus gebaut.
Pete York auf einem Rogerstreffen in Kelsterbach an einem wunderschönen WMP Script Logo Rogers aus den 60igern.
Mehr Infos im Netz über Rogers unter:
http://www.rogersfanclub.de
http://www.runboard.com/brogersownersforum
Dyna-Sonic:
DIE Rogers Snare, praktisch das Pendant zur Supraphonic von Ludwig.
Einen ausführlichen Testbericht werde ich zu einem späteren Zeitpunkt nachreichen.
Habt ihr Ergänzungen, Fotos von alten Rogers Schlagzeugen?
Lasst uns diesen Fred mit viele Infos zum Thema Rogers füllen!