Hallo Drummergemeinde,
sehr viele E-Drummer, die sich mit ihrer Ausrüstung im preislichen Mittelfeld bewegen und keine Lust oder Zeit für ausgedehnte Bastelstunden haben, stehen wahrscheinlich irgendwann vor der Entscheidung, ob sie sich als Toms lieber Roland PDX-8 oder PD-85 kaufen sollen. Beide kosten gleich viel (zurzeit ca. 139 €), sind die günstigsten ernst zu nehmenden Meshfell-Pads auf dem Markt und kosten nur die Hälfte von den größeren Meshfell-Pads von Roland oder anderen Herstellern (es gibt von Hart noch das HDI Acupad IIST für zurzeit ca. 179 €. Zu dessen Qualitäten kann ich aber nichts sagen.).
Ich stand vor kurzem auch vor der Entscheidung und möchte hier mal meine Erkenntnisse und Erfahrungen zu den beiden Pad-Typen zusammenstellen, damit andere Leute davon profitieren können und nicht wie ich sich erst die falschen oder sagen wir zumindest ungünstigeren Pads kaufen . Außerdem fänd ich’s super, wenn ihr mich korrigiert, wenn ich doch auf dem Holzweg sein sollte. Ist ja schon ganz schön kompliziert!
Sehr komisch finde ich, dass bei den Roland-Komplett-Sets, wie TD-6KX, TD-9KX oder TD-12KV, als Tom-Pads grundsätzlich die PD-85 anstelle der PDX-8 zum Einsatz kommen . Dafür gibt es nämlich meiner Ansicht nach außer vielleicht der Optik keinen Grund.
Der wohl wesentlichste Unterschied ist, dass das PDX-8 den Piezo-Trigger am Rand sitzen hat während das PD-85 ein Mittentriggersystem ist. Mittentriggern wird ja im Allgemeinen eine größere Empfindlichkeit als Randtriggern nachgesagt. Das stimmt im Falle von PD-85 und PDX-8 auch. Nur ist das PDX-8, obwohl es einen Randtrigger hat, immer noch sehr empfindlich. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es sich nicht um irgendeinen angeklemmten Randtrigger handelt, sondern um ein gut aufeinander abgestimmtes System. Mein PDX-8 registriert jedenfalls immer noch Ghoststrokes, die so leise sind, dass ich sie im normalen Spiel niemals so spielen würde. Da dürften also für die meisten Drummer keine Wünsche offen bleiben. Das PDX-8 ist übrigens immer noch deutlich empfindlicher als ein PD-8 Gummipad. Die Dynamik von leise nach laut wird vom PDX-8 meiner Ansicht nach genauso gut abgebildet wie vom PD-85. Der große Nachteil der Mittentrigger ist der Hotspot in der Mitte – also der kleine Bereich direkt über dem Piezo-Element. Schlägt man zufällig genau in die Mitte des Fells entsteht dadurch ein deutlich stärkerer Anschlag als wenn man einen cm daneben geschlagen hätte. Das führt dazu, dass die Dynamik des eigenen Spiels nicht mehr gut kontrollierbar ist. Einige Leute hier im Forum haben geschrieben, dass sie sich angewöhnt haben, nicht direkt in die Mitte zu schlagen. Ich finde aber, dass das gerade bei dem kleinen PD-85 (im Vergleich zum PD-105 oder PD-125 oder was auch immer) schon ganz schön schwierig ist. Ich habe jedenfalls keine Lust, beim Spielen ständig darauf achten zu müssen. Der Hotspot ist daher für mich der Grund, warum ich die bereits gekauften PD-85 umtauschen werde (hab zum Glück Beziehungen im Musikgeschäft! ). Ein weiterer theoretischer Vorteil der Mittentrigger ist, dass dadurch die PD-85 im Gegensatz zu den PDX-8 Positional Sensing an den TD-12 und TD-20-Modulen ermöglichen. Dummerweise gibt es aber, wenn ich jetzt nicht ganz falsch liege, das Positional Sensing nur auf Snaredrum und Ridebecken und wer würde schon an solch einem teuren Modul ein PD-85 als Snare-Pad einsetzen? Ist also wirklich nur ein theoretischer Vorteil.
Der augenscheinliche Vorteil der PDX-8 gegenüber den PD-85 ist die größere Spielfläche (Durchmesser der Rims) trotz gleich großen Mesh-Fells. Die Spielfläche des PD-85 ist schon ziemlich mickrig. Da kommt es schon mal vor, dass man unbeabsichtigt auf den Rand anstelle des Fells schlägt. Das PDX-8 ist da ein gutes Stück besser. Dadurch, dass die Stimmschrauben beim PDX8 innerhalb des Rims liegen, ist das Außenmaß gar nicht viel größer als beim PD85, sodass man mit denen einen ähnlich kompakten Set-Aufbau realisieren kann.
Letzter Punkt: Die Optik. Da finde ich, haben die PD85 eindeutig die Nase vorn. Vom Publikum wird ja normalerweise die Unterseite gesehen. Da macht die simple Kreisform mit Loch in der Mitte beim PDX8 nicht gerade viel her. PD85 finde ich hier mit dieser Sternform reizvoller. Aber das ist wahrscheinlich auch Geschmacksache.
Im Folgenden nochmal die jeweiligen Vorteile der beiden Pad-Typen zusammengefasst (Wichtigkeit mit Pluszeichen bewertet):
PDX-8:
+++ kein Hotspot
++ größere Spielfläche
PD-85:
+ geringfügig höhere Empfindlichkeit
+ als Snaredrum-Pad am TD-12 oder TD-20 Positional-Sensing-fähig
+ Außenmaße etwas kleiner (kompakterer Setaufbau möglich)
+ reizvollere Optik (Geschmacksache)
Zusammenfassend bin ich also der Meinung, dass das PDX-8 in der Preisklasse das beste Pad für Toms ist!
Ach ja, übrigens: Am TD-6V- und TD-3-Modul sind sowohl mit PDX-8 als auch mit dem PD-85 keine Rim-Shots möglich, obwohl diese eigentlich Stereo-Pads sind. Wer auf Rim-Schläge bei diesen Modulen nicht verzichten will, muss bei den Gummi-Pads bleiben! Wie das bei dem neuen TD-9-Modul aussieht, weiß ich nicht.
Ich hoffe, ich konnte dem ein oder anderen nützliche Entscheidungshilfen geben.
viele Grüße an alle Stöckeschwinger,
bummtschak