Liebe Forumsgemeinde,
immer wieder tauchen Threads auf in denen das Blasten thematisiert wird, und egal ob es darin um bestimmte Drummer, Songs, Bands oder technische Details geht, landet man immer wieder bei gegenseitigen Anfeindungen und Pöbeleien.
In diesem Thread möchte ich mal gerne etwas anderes versuchen. Mir geht es nicht um technische Belange oder um die endgültige Beantwortung der Frage, ob Blasten nun Musik ist oder nicht, sondern um die Haltung dahinter.
Ich fände es schön wenn verschiedene Anhänger dieser Richtung und meinetwegen auch Gegner einfach mal Ihre Meinung incl. Argumenten posten würden, und zwar ohne, daß wir uns gegenseitig an die Gurgel gehen, d.h.. jeder Post sollte einfach so für sich stehen und nicht gleich wieder zerlegt werden. Wenn jemand so fühlt oder denkt wie er das tut, dann ist das halt einfach ersteinmal so...
Mir geht es NICHT darum die eine Seite zu überzeugen, daß die andere die bessere ist.
Das ist, denke ich überflüssig und auch nicht möglich.
Aber vielleicht kommt so ein wenig Klarheit in diese ewige Diskussion und etwas mehr gegenseitige Akzeptanz und Respekt, und wir müssen nicht immer jeden Thread mit dieser Diskussion zumüllen.
Ich versuche einfach mal MEINE Sicht der Dinge zu formulieren:
Ich stelle mir immer wieder wenn ich was neues höre die Frage, ob ich es nun gut finde oder nicht, obs mir gefällt oder nicht oder auch manchmal ob das was ich da gerade geboten bekomme überhaupt noch Musik ist oder nicht.
Diese Fragen kann man bzw. Ich mir bei vielen verschiedenen Stilistiken stellen, ob das nun Blast ist, Free-Jazz, elektronische Musik oder die letzte Bohlen-Produktion.
Ich versuche immer möglichst offen zu bleiben und auch zu unterscheiden:
nur weil etwas mir persönlich nicht gefällt muß es noch lange nicht schlecht gespielt sein oder gar totaler Unsinn. Auch ist jemand, der etwas spielt, was ich nicht mag, nicht automatisch ein Idiot!
Ich bin FÜR MICH selbst zu folgender Definition von Musik gekommen:
Musik ist die Aneinanderreihung von Tönen und Geräuschen zum Erzeugen und Vermitteln von Gefühlen und Stimmungen, die sich in anderer Form so nicht oder nur schwer realisieren lassen.
Wenn ich nun diese meine persönlich Definition auf Blastbeats anwende komme ich für MICH zu dem Ergebnis, daß das eben KEINE Musik ist, da ich in diesem Pattern und dem was meistens noch dazu gespielt wird auch nach vielen Versuchen keinerleih Stimmung oder Gefühle erkennen kann. Freude, Liebe und eine positive Grundhaltung hör ich da jedenfalls nicht. Da bin ich mir ziemlich sicher.
Aber ich kann auch -ehrlich gesagt- nix böses erkennen oder solche Emotionen wie Hass, Wut oder ähnliches... da gibt es Musik, die das für MICH wesentlich besser verkörpert und transportiert. Ein mögliches Beispiel wäre hier die erste Rage against the Machine-Scheibe. Da denke ich mir oft: Wenn der Sänger die Band nicht hätte, würde er wohl irgendjemanden erschießen. Bevorzugt Polizisten..... da kann ich die Wut quasi mit den Händen greifen....
Aber wie gesagt: nur weil ich das da nicht hören und erkennen kann, heißt das nicht, daß es nicht da ist....
Mich würde z.B. folgendes von den Blast-Kollegen interessieren:
Wie seit Ihr zum Blasten gekommen?
War das eine Entwicklung von “softerem” Heavy Metal hin zu “immer mehr”?
Gibt es ein Schlüssel-Erlebnis? Vielleicht ein bestimmtes Konzert? Eine Bestimmte Platte?
Was bedeutet Euch “blasten” oder “Metal”?
Welchen Stellenwert nimmt es in Eurem Leben ein?
Was findet Ihr dort, was Ihr in anderen Stilen nicht findet?
(Eine Schülerin von mir steht z.B. total auf japanische Rockmusik, da sie dort eine Emotionalität und Dramatik findet, die ihr in westlicher Musik völlig fehlt. )
Wie wichtig ist der “sportliche” Gedanke?
Oder dominiert er vielleicht sogar?
Gibts eigentlich auch blastende Frauen oder ist das eine Männerdomäne?
Extrem schnelle Tempi gibt es ja auch in anderen Kulturen und Stilen. Manche Merenge-Bands spielen Ihre Stücke und Breaks in aberwitzigen Geschwindigkeiten. Es gibt Up-Tempo-Jazz-Nummern, wo die Viertel mit 400 bpm laufen. Und die Musiker spielen da doch glatt noch Achtelläufe drüber....
Hier stellt sich die Frage nach der Musikalität und dem “Sport” natürlich genauso.
John McLaughlin dürfte mit seinen Läufen auf einer Nylon-Saiten-Gitarre manchem Speedmetal-Fan die Tränen in die Augen treiben....
Jedoch ist beim Blasten das Vokabular im Vergleich zu diesen Beispielen ja nochmal extrem reduziert. Eigentlich geht es ja nur noch um ein oder zwei Bewegungsabläufe die so schnell wie möglich ausgeführt werden. Für Differenzierung bleibt da meiner Ansicht nach nicht viel Raum...
Die PHYSISCHE Leistung haut mich in jedem Fall vom Hocker und mir ist natürlich völlig klar, das richtig schnelles Blasten eine verdammt schwere Angelegenheit ist.
Und natürlich: wie fühlt man sich als Blaster in der restlichen Musikwelt?
Diese Frage drängt sich mir auf, da die Diskussion in den anderen Threads immer ganz schnell sehr persönlich und auch verletzend wird,
und das obwohl die meisten Metal-Fans die ich persönlich kenne durchweg sehr nette, ruhige und eher introvertierte Menschen sind.
Das Festivals wie Wacken so friedlich ablaufen ist denke ich hierfür ein gutes Argument....
Also....
Ich bin gespannt!
Und ich hoffe, daß hier dann alle Beteiligten sich respektieren, auch wenn man die Musik des anderen nicht mag und hören möchte, oder auch wie ich, manchmal nicht erkennen kann!
Lg
Xian