In der Gretsch Fabrik

  • Stanton Moore sagt in einem Interview, wie lange es gedauert hat, bis er sich bereit erklärt hat, ein neues Gretsch zu spielen. Wie gesagt, Sets mit Kellerkesseln gibts wie Sand am Meer und ob dieses Silberzeug wirklich so viel ausmacht? Aber Instrumente sind ja auch was emotionales und daher kann ich es gut verstehen, wenn man aufs Marketing reinfällt! :D :rolleyes: 8| 8o


    lg
    max

  • Aber Gretsch Keller Kessel sind nicht baugleich mit anderen Keller Kesseln. Die bauen die so wie sie Jasper gebaut hat. Sagen sie. Oder irgendjemand.

    Ich hätte auch so gern ein Hobby...

  • Naja. Ich denke, das bei Gretsch schon einfach sehr viel Image und Esotherik unterwegs ist.
    Mal abgesehen davon, das die Mounting Hardware auch aus einem früheren Jahrtausend stammen. Mit so etwas würde ich mich nicht rumschlagen wollen...
    Und über Design kann man sich ja bekanntlich nicht streiten.
    Meins ist es absolut nicht, wenn ich mir den Look der Kesselhardware anschaue.
    Ich stand halt noch nie auf Vintage look.
    Aber deshalb gibt es ja zum Glück verschiedene Hersteller, so dass jeder sein Schätzchen finden kann :thumbup:

  • Wie gesagt, Sets mit Kellerkesseln gibts wie Sand am Meer und ob dieses Silberzeug wirklich so viel ausmacht? Aber Instrumente sind ja auch was emotionales und daher kann ich es gut verstehen, wenn man aufs Marketing reinfällt! :D :rolleyes: 8| 8o

    Gretsch (USA)Kessel unterscheiden sich - damals wie heute - durch ganz einfache Kriterien von anderen Trommeln. 6 Lagen Holz auf 4mm Wandstärke müssen - ohne Esoterik - ohne Gumwoood - anders klingen, als jeder marktübliche 7-9mm starke Kessel anderer Hersteller einschließlich Keller. 30° Bearing-Edges sind auch was anderes als 45°. An den Silver-Sealer glaube ich auch nur bedingt, denn ein Drum eines mir bekannten Taiwanesischen Herstellers, der ein 5,1 mm starken Maple-Kessel mit Gußspannreifen im Sortiment führt, klingt schon recht ähnlich - trotz 45° Auflage. Und entsprechend ausgestattete Drums von Yamaha, Tama oder Pearl kommen ja auch sehr nahe. Alle haben aber gemeinsam, dass sie die Produktfeatures der Gretsch-Drums nicht 1:1 übernehmen - und den Drums dann eben doch das letzte Quentchen Offenheit und Resonanz abzugehen scheint.


    Wer ein (USA) Gretsch-Drum spielt ist jedenfalls weniger ein Opfer des Marketing, als jeder andere, der ein Drum einer Firma spielt, die ein Vielfaches in Marketing zu investieren in der Lage ist. Kaum eine Firma hatte in den letzten 30 Jahren ihre Werbung stärker vernachlässigt und musste sich allein auf die Klangqualität der Produkte verlassen. :rolleyes:

  • Mmmh. Sonor Delite hat 4mm dicke Kessel (ok, dann noch Verstärkungsringe von 2 mm, aber der Kessel ist auch sehr dünn)
    Sonor S-Classix 5mm...
    Dünne Kessel gibt es also auch von anderen Herstellern...
    Aber sicherlich haben Original Gretsch Drums ihren eigenes Profil und schlecht klingen die nicht.
    Trotzdem wird da auch ein ganz bestimmtes Image transportiert, zu dem witziger weise auch das von dir genannte "die brauchen gar keine Werbung zu machen" mit dazu gehört.
    Ich bin jedenfalls immer sehr über Trommlerkollegen aus der Jazzfraktion amüsiert, die zu 90% so unbedingt gerne ein Gretsch haben wollen.
    Wenn ich dann frage, warum denn unbedingt ein Gretsch, kommen für mich immer nur Antworten, die in die gewisse "ich glaub halt dran, das man ein Gretsch spielen muss" Ecke führen.
    Damit will ich Gretsch gar nicht schlecht machen, sondern nur wieder auf meine früher schon geäusserte These zurückkommen, das es auch bestimmte Images bzw. Klischees bestimmten Drummarken gegenüber gibt und das es auch witziger weise immer eine bestimmte Klientel zu der jeweiligen Marke gibt.
    Ist ja auch nix schlimmes oder verwerfliches und deshalb werden bestimmte Drums weder besser noch schlechter.
    Nur das meine ich persönlich mit Esotherik ;)

  • Mmmh. Sonor Delite hat 4mm dicke Kessel (ok, dann noch Verstärkungsringe von 2 mm, aber der Kessel ist auch sehr dünn)
    Sonor S-Classix 5mm...
    Dünne Kessel gibt es also auch von anderen Herstellern...

    Ich hatte die natürlich übersehen - das liegt daran, dass ich als Schlagzeuger in den 80ern sozialisert wurde, als die Firma Sonor sich mir gegenübber den Ruf mit bis zu 12mm starken Phonic+ oder Signature-Serien versaut hat. Das ist halt leider so, dass ich die irgendwie immer ausblende. Somatischer Marker sozusagen. Obwohl ich gut weiss, dass es seit dem Hilite gut klingende Drums von Sonor gibt.


    Ich will auch keineswegs sagen, dass Gretsch da einen Alleinstellungsanspruch hat - nicht mehr. Aber: Werr chatt's erfundn? (man denke sich jetzt bitte schyzerdytschen Dialekt)


    Es ist doch mit den Jazzern dasselbe mit den Hardrockern, die ein 24", 13", 16", 18"-Männerset eigentlich nur von Ludwig akzeptieren können - am Besten noch mit dem Bonzo Signet auf dem Bd-Frontfell. Ein ordentlicher Biker kauft sich ja auch 'ne Harley und schmäht eine Honda oder BMW.


    Und das "sie brauchen keine werbung machen" war ja nie so gemeint. Gretsch konnte lange Zeit keine machen, besonders hier - weil es in Deutschland noch nicht mal einen Vertrieb gab - die Firma stand schon mehrfach am Rande des Ruins - und hat trotzdem überlebt, weil es immer eine gewisse Grundnachfrage nach den USA-Trommeln gab.

  • Ich möchte kein Spielverderber sein, aber Gretsch ist eine jener Firmen geworden, die stark marketinggesteuert sind. Damals waren die Kessel wesentlich besser verarbeitet als die Teile von Ludwig, die einfach manchmal extreme Ausreißer hatten und aus billigem Holz produziert waren. Gretsch war die feinere, teurere Abteilung.


    Heute ist Gretsch eine Legende, weil vor zig Jahren die berühmten Jazzer drauf getrommelt haben. Die älteren (welche hier den jüngeren regelmässig unterstellen, sie seien werbegesteuert) sind also völlig auf Gretsch fixiert und sehen nicht, dass die Kernmarke nur noch ein Vehikel ist, um die Fernostsachen an den Trommmler zu bringen. Dazu gehört die Taiwankopie Renown, bei der selbst wohlmeinende Tester leise drauf hinweisen, dass es fast so klingt, wie die USA-teile. Dann die neue Classicserie (auch Taiwan) mit der von Pork Pie bekannten unterschiedlichen Kesseldicke. Beides gute Sets, aber leider wirklich gar nix Besonderes.


    Ich schreibe hier deswegen übrigens so viel dazu, weil mich dieses Marketing manchmal doch ärgert. Hier ein Beispiel: http://cgi.ebay.de/Gretsch-USA…egoryZ27592QQcmdZViewItem


    890 für eine Snare mit Folie, bei der man bei der Abhebung noch einen Schrauberzieher braucht? Das ist reine Nostalgie, weil man bei Kaman errechnet hat, dass die typische Gretschzielgruppe über 40 ist und das nötige Kleingeld hat. Einen realen Gegenwert kann ich da nicht erkennen, obwohl diese Snare natürlich klasse klingt.


    Ein weiteres Beispiel: mein Sonor SQ2 mit 22, 10, 12, 14, 16. hat genau 3050 gekostet, mit absolut perfekter Verarbeitung und Funktionalität. Dass ich den Sound liebe, ist auch klar. Mit Snare (welche ich vorher gekauft hatte), hätte das Ganze 3600 gekostet. Das ist dann ein modernes Kit, was sich (dank der Stimmschraubensicherung) nicht verstimmt, ein umweltfreundliches Edelholzfinish besitzt, prima zu handhaben ist und nach meinen Vorstellungen gebaut wurde. Dass Sonor in der Welt den Ruf einer der besten Schlagzeugmarken hat (besonders in den USA!) kommt noch dazu.


    Das vergleichbare Gretsch USA Custom Kit kostet 7000 Euro! Da muss man dann aber auch eine klobige RIMS-Kopie, Schraubenzieherabhebung, ungefütterte Bassdrumklauen (toll bei so teurem Lack) und eine Reihe von Taiwanzubehörteilen tolerieren, die mit original-Gretsch reichlich wenig zu tun haben. Der Lack ist sicherlich super und der Sound auch schön, aber der Preis...naja, das muss jeder selber wissen.


    Sorry, böser Post, aber das musste mal raus :S


    beste Grüße
    max

  • Luddie


    Das vergleichbare Set kostet von Gretsch in den USA auch nicht viel mehr als 3000€. Guck mal bei Indoor Storm.
    Verstehe nicht so ganz warum Du Dich so rechtfertigst. Sonor verkauft doch seinen "Fernost-Sachen" genauso mit der Marke "Sonor".
    Ich sehe da ehrlich gesagt keinen Unterschied.


    kleine Anmerkung:


    Die Fernost Sachen (Renown, New Classic) sind in den USA allerdings wesentlich günstiger als hier zu bekommen. Die von Sonor allerdings auch... ;)


    Grüße


    Christoph

  • Das vergleichbare Set kostet kostet 4800 Dollar, wenn ich das richtig sehe. Und rechtfertigen tu ich mich eigentlich gar nicht, ich finde es nur immer wieder erstaunlich, wie Marketing funktioniert. Ich frage mich einfach, wo bei Gretsch die Substanz ist. Da passiert keine Entwicklung, aber die Sets werden immer teurer.


    lg
    max

  • Man kann zumindest festhalten:


    ein USA Maple Custom spielt mindestens in der Preislage eines Sonor SQ2, ist aber im Gegensatz zum Sonor eben nicht custom, weil man selbst überhaupt nichts bestimmen kann, sondern ein Set von der Stange kauft. Gewisse Details an Gretsch Drums entsprechen nicht mehr heutigen Oberklassestandards (wie z.b. den Snareteppich mit Stimmschlüssel justieren zu können oder ein Verstimmschutz).
    Aber gekauft wird eben aus emotionalen Gründen und nicht rationalen.
    Das hab ich ja die ganze Zeit eigentlich auch nur zu sagen versucht :D
    Und Luddie liebt sein Sonor eben auch aus emotionalen Gründen, findet aber hier und da auch noch faktische Gründe, obwohl er sie ja gar nicht braucht.
    Wer sein Sonor Set so sehr liebt, das er wie eine Muttertier seinen Schützling aufs Messer verteidigt, hat sich eindeutig das richtige Drumset gekauft :thumbup:
    Dies gilt natürlich auch für die Gretsch Muttertiere ;)

  • bleibt immer noch die/meine frage, ob gretsch denn jemals eigene kessel gebaut hat (aus den beiden filmchen kann ich das nicht richtig heraushören, wie ich auch das aufbringen der silberfarbe verpasst habe) ... oder wurde jasper bereits 1883 als zulieferer beauftragt?

  • gute Sets, aber leider wirklich gar nix Besonderes.

    Welche Sets sind denn nun wirklich was besonderes? Und wodurch? Durch Verstärkungsringe?


    Das vergleichbare Gretsch USA Custom Kit kostet 7000 Euro! Da muss man dann aber auch eine klobige RIMS-Kopie, Schraubenzieherabhebung, ungefütterte Bassdrumklauen (toll bei so teurem Lack) und eine Reihe von Taiwanzubehörteilen tolerieren, die mit original-Gretsch reichlich wenig zu tun haben. Der Lack ist sicherlich super und der Sound auch schön, aber der Preis...naja, das muss jeder selber wissen.

    Die Taiwan Zubehörteile sind von besserer Qualität, als alles was von Gretsch in den USA je gebaut wurde - wer sein Gretsch schonmal auseinandergeschraubt hat, z.B. um die rasselnden Federn in den Spannböckchen abzudämpfen, weiß davon ein Lied zu singen. Lediglich die alten Guß-Bassdrumklauen find ich schöner (subjektiv) - aber auch die haben ihre Nachteile, weil sie nicht wirklich um den Spannreifen herumgreifen.
    Über den Preis red ich nicht - mein Set ist alt und bezahlt. Der schöne Sound reicht mir! ;)

    Man kann zumindest festhalten:


    ein USA Maple Custom spielt mindestens in der Preislage eines Sonor SQ2, ist aber im Gegensatz zum Sonor eben nicht custom, weil man selbst überhaupt nichts bestimmen kann, sondern ein Set von der Stange kauft. Gewisse Details an Gretsch Drums entsprechen nicht mehr heutigen Oberklassestandards (wie z.b. den Snareteppich mit Stimmschlüssel justieren zu können oder ein Verstimmschutz).
    Aber gekauft wird eben aus emotionalen Gründen und nicht rationalen.
    Das hab ich ja die ganze Zeit eigentlich auch nur zu sagen versucht :D

    Das ist tatsächlich richtig. Aber ein Set von der Stange ist auch was anderes - immerhin gibt es zu jedem Tomdurchmesser beim USA-Custom eine Vielzahl von Kesseltiefen zur Auswahl - was nicht in der Liste ist, wird gemacht. Und wer ein Gretsch kauft, der kauft es wegen des Kessels - dort noch anzubieten, die Holzlagen/Kesseldicke und Verstärkungsringe ja/nein auszuwählen, erübrigt sich ja aus genau diesem Grunde.


    Und heutige Standrds interessieren beispielsweise einen klassischen Musiker bei der Wahl seines Instruments auch nicht - Freunde von mir geben den Gegenwert einer Eigentumswohnung für einen Kontrabass aus, spielen im Orchester mit Violinisten, deren Stradivari-Geigen Leihgaben einer Bank sind, weil man sie sich als Musiker gar nicht mehr leisten kann - und das alles ohne den neuesten Standard an Hardware! ;)

    Und Luddie liebt sein Sonor eben auch aus emotionalen Gründen, findet aber hier und da auch noch faktische Gründe, obwohl er sie ja gar nicht braucht.
    Wer sein Sonor Set so sehr liebt, das er wie eine Muttertier seinen Schützling aufs Messer verteidigt, hat sich eindeutig das richtige Drumset gekauft :thumbup:
    Dies gilt natürlich auch für die Gretsch Muttertiere ;)

    Gut so - es lebe die Vielfalt. :)


    bleibt immer noch die/meine frage, ob gretsch denn jemals eigene kessel gebaut hat (aus den beiden filmchen kann ich das nicht richtig heraushören, wie ich auch das aufbringen der silberfarbe verpasst habe) ... oder wurde jasper bereits 1883 als zulieferer beauftragt?

    Es gibt natürlich eine eigene Produktion. Gretsch hat die Kesselproduktion, so wie ich das gelesen habe immer nur dann nach aussen vergeben, wenn die eigene Produktion voll ausgelastet war. Und Firmen wie Jasper oder Keller gehören wohl zur Liste der Ausweichproduzenten, haben aber beide immer die Kessel so gebaut, wie Gretsch sie selber gebaut hätte und das von ihnen verlangt hat.


  • Und heutige Standrds interessieren beispielsweise einen klassischen Musiker bei der Wahl seines Instruments auch nicht - Freunde von mir geben den Gegenwert einer Eigentumswohnung für einen Kontrabass aus, spielen im Orchester mit Violinisten, deren Stradivari-Geigen Leihgaben einer Bank sind, weil man sie sich als Musiker gar nicht mehr leisten kann - und das alles ohne den neuesten Standard an Hardware! ;)

    Wobei dieser Vergleich eigentlich völlig unzulässig ist, weil es in diesem Fall um etwas ganz anderes geht.
    Es gibt keinen neuesten Standard bei Streichinstrumenten bzw. "Verbesserungen" zu alten Meisterinstrumenten.
    Diese Instrumente sind ausgereift und haben schon seit Ewigkeiten keine wesentliche konstruktionelle Veränderung mehr erfahren.
    Ganz im Gegenteil! An die Qualität alter Handwerksmeister aus der Geigenbauerzunft ranzukommen schaffen heute nur ganz ganz wenige, was viele Ursachen hat (unter anderem fehlendes Know How der Substanzen wie Leim und Beizen, die früher von legendären Geigenbauern benutzt wurden)
    Zudem wird ein gutes Streichinstrumente über die Jahre durch ständiges Spielen immer besser im Klang.
    Solche Phänomene gibt es bei einem Drumset nicht. Oder will hier jemand ernsthaft eine Diskussion beginnen, das Drums sich vergleichbar wie Streichinstrumente im Klang verändern, wenn sie über Jahrzenhnte gespielt werden? Bei so einer Diskussion wäre ich sofort raus und würde nur kopfschüttelnd das Weite suchen...
    Wenn wir mal ehrlich sind, werden Drums über die Jahre durch das Bespielen nicht besser und ich würde meine derzeitigen Sets nicht gegen ein Drumset aus den 50iger Jahren oder eins der ersten Sets von Sonor vom Beginn des 20. Jahrhunderttauschen wollen...
    Da hat sich dann doch ein wenig was verändert und zwar unbedingt zum Guten...
    Bei Streichinstrumenten ist das was völlig anderes!

    Einmal editiert, zuletzt von drumdidi ()

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!