Hey,
ich hab's ja schonmal angekündigt... wir wollen schon seit Längerem unser Album vernünftig aufnehmen. Da wir recht gute Kontakte zum Inhaber einer Veranstaltungsfirma haben, kommen wir sehr gut an die Technik (Pult, Mikros) ran und fähige Rechnerpower haben wir auch. Zudem hat sich unser Gitarrist bei der Albumvorproduktion als außerordentlich talentierter Knöpfchendreher erwiesen, neuerdings macht er das auch nebenberuflich. Was wir brauchen, ist also ein Räumlichkeit, die ein von der Schallquelle unbeeinflusstes Abhören der Mikrofonsignale ermöglicht. So etwas hat jedes Studio, nennt sich Regie. Leider wurden wir in näherer Umgebung nicht fündig, was unseren Preis- und Zeitraumvorstellungen entsprach.
Also entschlossen wir uns dazu, es selbst zu tun! Vorteilhaft an der Stelle war, dass unser Basser gelernter Zimmermann und studierter Architekt ist. Ihm ist eigentlich alles zu verdanken. Wir führten nur stumpf Befehle aus unsere Kabine sollte folgenden Anforderungen genügen:
- hinreichende Schallreduktion für gute Abhörmöglichkeit
- soll in unseren 40m² Raum passen
- soll von innen schmuck aussehen
- soll günstig sein
Wir entschieden uns für das allseits beliebte Raum-in-Raum Prinzip. Es sollten in "amerikanischer" Bauweise Stellwände aus 24/48er Latten gezimmert werden, welche als Tragwerk für die Rigidur (GK) Platten dienen würden, welche wir netterweise über Umwege für umsonst bekamen.
Ich dokumentiere es einfach mal mit ein paar Bildern!
Hier wo das weiße Tape auf dem Boden klebt, kommt die Kabine hin. Wir wollen KEIN Fenster einbauen, das würde neben der Tür die Schwachstelle bilden. In Zeiten der Technik tut's auch eine Webcam
Über die Raumeingangstür kommt man direkt in die Kabine.
Hier ein paar der schon montierten Tragwände. Anstelle von teuren Metallwinkeln verwendeten wir einfach Klötze, die wir aus den Latten sägten. Kosten fast nichts und bringt den gleichen Effekt.
Wie praktisch, dass es bei einem großen Baumarkt Türen für wenig Geld gab. Da schlugen wir zu. Ansonsten hätten wir die auch selbst gebaut.
So, etwas Ablenkung und Stärkung muss sein
Nun kamen die Rigidurplatten an. Interessanterweise sind sie schwerer und stabiler als normale Rigips Platten.
Die Tragwände werden ausgerichtet. Der Boden der Kabine liegt auf Styropor auf. Nicht die idealste Entkopplung, aber besser als nichts. Zudem wir simple Spanplatte drauflegen konnten und nicht einen extra tragenden Boden konstruieren mussten.
Die Außentür wurde mit der Raumwand verschraubt, die innere nur mit dem inneren Raum.
Die Dachkonstruktion
Nun werden von unten die Platten verschraubt. Als Dämmmaterial kommt Steinwolle zum Einsatz, von Folie umschlossen.
Der Freiraum hier wird ebenfalls mit Steinwolle ausgefüllt werden.
Das Dach ist so gut wie fertig!
Von innen werden an die Außenwand die Platten verschraubt. Dazwischen wird schon die Dämmung eingelegt.
Links innen, rechts außen.
Irgendwie muss das Multicore auch raus: eine s-förmige Rohrkonstruktion ist die Lösung. Eingebettet in Steinwolle der Weg nach draußen. Hier muss man natürlich, liegt das Kabel an, mit Handtüchern und Schaumstoff den Schallweg dichtmachen.
So sieht das dann von außen aus.
Es nimmt immer mehr Form an
Nun zur Doppeltür: links die Außentür, mittig der Dämmraum, rechts die Innentür, mit dicker Dämmschicht drauf.
Ein bisschen Farbe muss sein...
the ultimate shithole of death! Die Gerätschaften da dienen übrigens nur zur Deko und provisorischen Akustiktests, es ist NICHT unser Aufnahmeequipment
Und so sieht der Spaß von außen aus!
Da wir mehr Rigidur übrig hatten als geplant, hab ich kurzerhand auch von außen die Platten draufgeschraubt. So hat der Außenraum noch mehr Masse. Und sieht schicker aus. Mittlerweile kleben da 100 Poster drauf. Nun zum Interessanten: die Schallreduktion!
Demnächst organisieren wir ein Dezibel Messgerät, dann gibt's konkrete Werte. Jedenfalls wurde das Gehörte wie folgt beschrieben: Bei verschlossenen Türen ist mein nicht gerade zimperliches Schlagzeugspiel halb so laut wie normale Unterhaltungssprache. Die Tür ist die Schwachstelle, vielleicht machen wir noch etwas an der Schwelle. Jedenfalls ist das Ergebnis schon so zufriedenstellend.
Nun das Fazit:
ausreichende Schallabsorption, ideal für Aufnahmesituationen
kompakte Ausführung, unglaublich viel Stauraum auf der Kabine
angenehmes Innenraumambiente
Kostenpunkt: ca. 2 Tankfüllungen
Bauzeitraum: eineinhalb Wochen mit effektiv 5 Arbeitstagen zu ca. 8 Stunden
Alles in allem ein rundum zufriedenstellendes Ergebnis! Freue mich schon auf den Beginn der Schlagzeugaufnahmen diese Woche
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