Hallo,
Mich beschäftigt diese Thematik schon eine ganze Weile und ich dachte es dürfte interessant werden in die allgemeine Stimmung der sogenannten "Männergrößen" hier im Forum mal folgendes einzuwerfen:
Ich behaupte kleine Trommeln klingen idR (bei ansonsten identischer Bauweise) druckvoller, fetter und lauter als ihre großen Kollegen - also eigentlich das Gegenteil von dem was hier oft propagiert wird. Im Volksmund könnte man auch einfach sagen die kleinen machen mehr Krawall...
Ich fühle mich zu so einer Aussage berechtigt nachdem ich jetzt wirklich schon sehr lange gezielt verschiedene Schlagzeuge und deren Sounds untersuche. Zwar nicht wissenschaftlich, aber ich komme eben recht viel rum und habe einiges an Sets entweder live gespielt, FOH gemischt, aufgenommen oder einfach im Laden / auf Messen angetestet.
Das Bild das sich da für mich mit der Zeit rauskristallisiert hat ist eben jenes, dass größere Kessel zwar (logischerweise) einen tieferen Grundton aufweisen, jedoch bei gleicher Anschlagstärke und Stimmung fast durchweg weniger "Ton" von sich geben. Was vor allem bei Aufnahmen und FOH Jobs auffällt ist, dass die Trommeln eben auch innerhalb eines Setaufbaus mit zunehmender Größe an Wumms verlieren. Ganz schön wird mir das immer vor Augen geführt wenn ich Live abmische. Wenn ich das Set mit Closemicing beim Drumsoundcheck soweit eingependelt habe dass es eine ausgewogene Gesamtlautstärke hat, hab ich am Board fast immer das Bild dass die Volumefader mit zunehmendem Kesselradius nach oben wandern.
Diese Erfahrungen haben mich im Übrigen auch dazu veranlasst beim letzen Setkauf bei den Standtoms auf 14,16 und nicht auf 16,18 zu setzen. Und dennoch fällt mir jedes mal beim Aufnehmen auf, dass selbst das 16er im Vergleich zum 14er schon deutlich abfällt. Das 14er Standtom ist in meinem Set allgemein die Trommel die am rundesten und kräftigsten klingt (von der Bassdrum mal abgesehen).
Meine Theorie - die physikalisch eigentlich auch sinnvoll ist - ist, dass zum einen der Kesselradius auf den Gesamtsound wesentlich höheren Einfluss hat als die Kesseltiefe und dass zum anderen kleinere Kessel bei gleichem Kraftaufwand mehr Druck und Sound liefern. Ich versuche das auch mal logisch zu begründen:
Der Sound der Trommel kommt ja im Endeffekt dadurch zu Stande, dass die Luftsäule im Kessel durch das Schlagfell angeregt wird (in Schwingung versetzt, komprimiert, etc). Diese versetzt dann wiederum Kesselwand und Resonanzfell (was je nach Stimmung mMn einen deutlich höheren Anteil am Trommelsound hat als das Schlagfell) in Schwingungen, der Trommelsound entsteht. In einem größeren Kessel hat man ja nun auch ein deutlich größeres Volumen an Luft - hier führen übrigens 2 Zoll im Durchmesser zu einem deutlich höheren Volumenzuwachs innerhalb des Kessels als 2 Zoll in der Tiefe, soviel zur Begründung des höheren Einflusses des Kesselradius. Wenn man nun logisch weiter denkt, kommt man zwangsläufig zu dem Schluss dass man bei größeren Kesseln bei einem Schlag mit der gleichen Energie eine viel größere Luftsäule anregen / in Bewegung versetzen muss. Diese reagiert zudem auch noch träger. Es wird weniger "Energie" vom Anschlag über die Luftsäule auf Kessel und Resonanzfell übertragen, die Trommel tönt leiser.
Dass man nun natürlich trotzdem nicht sagen kann kleine Trommeln seinen generell "besser" als große ist klar. Der tiefere Grundsound ist unanfechtbar, wer danach sucht fährt auch zukünftig mit einem 18er Standtom besser als mit einem 14er. Ebenfalls wäre es fahrlässig zu bahaupten die Kesseltiefe falle kaum ins Gewicht. Eine tiefere Bassdrum hat bisher in meinen Ohren immer mehr Power gehabt als eine flache - immerhin ist dort eine größere Kesselfläche vorhanden, die in Schwingung versetzt werden kann. Nur muss man dafür meiner Erfahrung nach eben tatsächlich mit mehr Schmackes reintreten. Für eine sensible Ansprache der BD (Jazz, etc) würde ich also einer flachen BD den Vorzug geben, wenn ich ohnehin kräftig zutrete dann würde ich zu einer tieferen BD greifen um das Potential meines Schlages voll auszunutzen.
Zum Abschluss sollte ich vllt. noch sagen, dass das ganze getexte da oben meine persönlichen Erfahrungen wiederspiegelt, besonders in dem Bereich wo es physikalisch wird keinerlei anspruch auf Richtigkeit erhebt (das waren vornehmlich theoretische Überlegungen meinerseits) und einfach mal als Denkanstoß dienen soll für diejenigen, die immer gleich lauthals Kesselgröße propagieren wenn jemand laute Musik machen will. Besonders wenn man vornehmlich Aufnahmen mit seinem Set tätigen will wird man bei kleinen Trommeln meiner Erfahrung nach durchweg mit einem allgemein runderen Sound belohnt. Wenn man natürlich jeden Abend in irgendeinem anderen Stadion spielt kann man dann auch mal der Optik den Vorrang geben, der man am Board dürfte das relativ problemlos ausbügeln.
In diesem Sinne,
ist schon wieder spät geworden