Ich habe einen „Quick&Dirty“ Bassdrum-Mikrofon-Vergleichstest gemacht, dessen Ergebnisse ich euch hier gerne vorstellen möchte – es liess sich nicht vermeiden, dass dieser Post ein wenig lang geworden ist – so eine Sache ist komplexer, als man erstmal denkt (wie ich selber merken musste... )
Die Audio-Samples sind allesamt in höchster Qualität zu mp3-Files gewandelt worden, damit bei euch auch die subtilen Unterschiede ankommen. Ich empfehle das Abhören über gute Studio-Monitore/Boxen oder Kopfhörer. Ich empfehle auch DSL
Der Test hatte zwei Ziele:
1.Vergleich der mir zum Zeitpunkt des Tests gerade vorliegenden (für BD geeigneten) Mikrophone – sowohl alleine (typische Live-Bedingung) als auch in Kombination mit einem zweiten Mic aussen am Resonanzfell (typische Studio-Abnahme)
2. Auswirkung der Positionierung innerhalb der Trommel für die verschiedenen Mikrophone
Die verwendete Bassdrum war eine 22x16“ Pearl BLX (Birkenkessel), das Schlagfell ein Remo Pinstripe (sehr tief gestimmt, kurz vor Faltenwurf), das Reso ein schwarzes Ambassador mit einem ca. 6“ grossen, exzentrischen Loch darin – dieses ein wenig höher gestimmt.
An Dämpfung lag ein Duschhandtuch einmal in der Mitte zusammengefaltet in der BD, so dass es sowohl das Schlagfell als auch das Reso ganz leicht berührte.
Als Fussmaschine kam meine gute alte P880 von Pearl zum Einsatz – mit Standard-Filzschlegel.
Die Mikrophon-Kandidaten zum Test sind auf diesem Bild zu sehen:
Das SM57 musste mangels Zeit leider aussen vor bleiben, das AKG C414B-ULS diente immer nur als Mikro für das Resonanzfell – dazu stand es fest ca. 5cm vor dem Reso (mittig zwischen Rand des Loches und Fellrand, also vor vibrierendemFell – nicht vor dem Loch).
Folgende Mikro-Positionen wurden für die anderen vier Kandidaten aufgenommen:
A: genau in der Mitte des Fells (Aufschlagspunkt) mit ca. 5cm Abstand vom Schlagfell
B: mittig zwischen Aufschlagspunkt und Fellrand – 5cm Abstand vom Schlagfell
C: genau in der Mitte des Fells (Aufschlagspunkt) mit ca. 20cm Abstand vom Schlagfell
D: mittig zwischen Aufschlagspunkt und Fellrand – 20cm Abstand vom Schlagfell
E: genau mittig im Loch des Resonanzfells – Membran auf Höhe des Resonanzfells
F: genau mittig im Loch des Resonanzfells – von Position E aus wieder 5cm in die Trommel hineingeschoben
G: auf dem „Sofa“ – einfach mittig auf das Handtuch in der Trommel gelegt
Bei allen Positionen war das betreffende Mikro immer gerade nach vorne ausgerichtet, also parallel zur gedachten Mittelachse der Trommel.
Die Positionen sind in den folgenden Bildern eingezeichnet (ausser das Sofa…):
Die Aufnahme erfolgte über ein Tascam DM24 Digitalpult in 24bit-Auflösung direkt nach Samplitude – ohne jede Bearbeitung versteht sich (kein EQ, keine Dynamics usw.).
Ergebnisse:
Auswirkung der Positionierung:
In diesen MP3-Files sind jeweils von einem Mikrofon alle Positionen von A-G hintereinander geschnitten – roh und unbearbeitet.
EV RE27N/D - alle Positionen
Sennheiser MD441-U3 - alle Positionen
Ibanez TechII TH800 - alle Positionen
Beyerdynamic M201TG - alle Positionen
Vergleich untereinander - roh und unbearbeitet:
(Reihenfolge jeweils EV RE27N/D, Sennh. MD441, Ibanez TechII, Beyerdyn. M201TG)
Position A - alle Mics
Position B - alle Mics
Position C - alle Mics
Position D - alle Mics
Position E - alle Mics
Position F - alle Mics
Position G - alle Mics
Einzelsignal des AKG C414B-ULS ausserhalb der BD - roh und unbearbeitet:
Hier habe ich aus diesem Rohmaterial unter Verwendung der Mikro-Signale jeweils eines Innen-Mikrofons und dem Signal des C414 aussen vor dem Reso Bassdrumsounds gemischt – ich habe dabei jeweils das Innensignal genommen, welches mir am besten gefiel. Und hier wurden natürlich die Kanal-EQs reichlich verwendet
EV RE27N/D Mix trocken
Sennheiser MD441/U3 Mix trocken
Ibanez TechII TH800 Mix trocken
Beyerdynamic M201TG Mix trocken
…und als Abschluss für den Moment sind hier die Mixes nochmal mit einem Small Room aus dem Lexicon PCM80 versehen:
EV RE27N/D Mix wet
Sennheiser MD441/U3 Mix wet
Ibanez TechII TH800 Mix wet
Beyerdynamic M201TG Mix wet
Was ich noch machen möchte, ist die Einzelsignale der Mikros (also ohne das C414) zu mischen – so dürfte es einer Live-Situation entsprechen.
Edit 27.01.2008:
Hier sind nun die aus den Einzelsignalen der Mikros gemischten Bassdrums - das Signal des C414 wurde hier nicht mehr verwendet. Solange man sich nicht in der oberen Liga an Veranstaltungen bewegt, dürfte so etwas der Standard bei einer Live-Beschallung sein.
Es gibt wieder jeweils eine trockene Version und eine mit etwas "Small Room" aus dem PCM80.
...hier die "trockenen" Solo-Mics nach der Mischung:
EV RE27N/D Solo dry
Sennheiser MD441/U3 solo dry
Ibanez TechII TH800 solo dry
Beyerdynamic M201TG solo dry
...und hier die "nassen":
EV RE27N/D Solo wet
Sennheiser MD441/U3 solo wet
Ibanez TechII TH800 solo wet
Beyerdynamic M201TG solo wet
Edit 05.03.2008:
Neulich hatte ich zufällig mal meine Übungsraum-Bassdrum hier (eine Pearl MLX in 22x16") - da bot es sich an, mal mit den gleichen Mikros und Positionen Vergleichsaufnahmen zu machen...
Eine Warnung vorweg: an der MLX-Bassdrum ist so ziemlich alles anders als an der BLX-BD:
- anderes Holz (Birke/Maple)
- andere Felle (BLX Pinstripe-Ambassador / MLX PS3 Batter u. Reso)
- andere Dämpfung (BLX lockeres Handtuch quer durch die Trommel / MLX Remo Muffling System - die Weckl-Handtuch-Rolle zum kaufen...)
- anderes Tuning (BLX wohl etwas höher als MLX)
Dieser Vergleich hinkt also was das Zeug hält und taugt schon garnicht, um den Unterschied zwischen Birke und Maple zu ergründen (was ja theoretisch bei diesen ansonsten baugleichen BDs ginge...) - aber interessant ist es trotzdem.
Genug der Worte - hier die Samples:
Samples des Sennheiser MD441 jeweils erst BLX, dann MLX:
MD441 Position A (BLX - MLX)
MD441 Position B (BLX - MLX)
MD441 Position C (BLX - MLX)
MD441 Position D (BLX - MLX)
MD441 Position E (BLX - MLX)
MD441 Position F (BLX - MLX)
MD441 Position G (BLX - MLX)
...und hier die Samples des EV RE27N/D, jeweils erst BLX, dann MLX:
RE27 Position A (BLX - MLX)
RE27 Position B (BLX - MLX)
RE27 Position C (BLX - MLX)
RE27 Position D (BLX - MLX)
RE27 Position E (BLX - MLX)
RE27 Position F (BLX - MLX)
RE27 Position G (BLX - MLX)
Ich freue mich über Anmerkungen, Anregungen und konstruktive Kritik zu diesem kleinen Projekt!