Nachdem ich nun schon einige Sonor Schlagzeuge der 70-80iger Jahre gespielt habe, habe ich vor kurzen ein Sonor Schlagzeug der unteren Mittelklasse jener Tage restauriert.
Ich habe einen kleinen Testbericht verfasst und einige Daten über die Sonor Performer Reihe zusammen getragen, um Informationen über diese, wie ich finde, sehr unterschätzte Einsteigerserie zu sammeln.
Interessierte finden so alle Infos in einem Thread, statt sich durch die Suche zu wühlen. Da es von Tama ebenfalls ein Performer gibt, macht die Suche nach Infos nicht einfacher.
Das von mir getestete Sonor Performer ist eins der ersten Performer Reihe, welches damals noch aus Buchenholz gefertigt wurde.
Optisch sind die Performer Drums eine abgespeckte Version der damaligen Phonic (Plus) Reihe.
Die Unterschiede zwischen den beiden Serien sind folgende:
• Die Kessel sind 6-lagig aus Buchenholz (Phonic 9-lagig)
• Runde Gratung statt 45 Grad Gratung beim Phonic
• Power Maße bei Toms und Bassdrum statt der klassischen Größen
• Dünnere Folie beim Performer
• Bei den Böckchen wurden beim Performer keine Unterlegscheiben verwendet
• Dünnere Gummifüße beim Standtom
• Flügelmuttern statt verchromter Hebel wie beim Phonic
• Keine Snaplock Gewinde in den Böckchen
• Bassdrum mit 16 statt mit 20 Stimmschrauben
• Silbernes Badge mit Performer Schriftzug und gelbem Blitz
Sieht aus wie ein Sonorlite, selbst Experten müssen zweimal hinsehen.
Ab 1987 wurden die Kessel aus Pappelholz gefertigt, die Kessel waren identisch mit der danach folgenden Force 1000/2000 Reihe.
Diese Version ist an dem schwarzen Performer Schriftzug auf dem silbernen Badge zu erkennen:
Die Performer Reihe wurde damals noch komplett in Deutschland gefertigt.
In der gleichen Fabrik neben den Topserien Signature, Sonorlite und Phonic.
Und das merkt man auch! Qualitätsmäßig ein riesiger Unterschied zu den heutigen Einsteigerserien.
Alles ist sauber verarbeitet, die Verchromung 1a, die Kesselgratungen sind ohne Fehl und Tadel ausgeführt, die Folie einwandfrei und sauber verklebt.
Selbst nach über 22 Jahren (Stempel 508 in den Kesseln = Baujahr August 1985) ist an der Hardware nirgendwo Rost zu finden.
Auch sind keinerlei Abnutzungserscheinungen (Verklebung der Folie/defekte Gewinde) zu erkennen.
Qualitätsmäßig hat Sonor damals ohne Zweifel Maßstäbe gesetzt, man hat nie den Eindruck, dass es sich beim Performer um ein Schlagzeug der unteren Mittelklasse handelt.
Die verchromten Spannreifen der Bassdrum und die Spannreifen der Toms sind mit denen der Phonics identisch. Lediglich die billigen Flügelmuttern „versauen“ den guten optischen Eindruck.
Die hässlichen Flügelmuttern mussten damals wohl verbaut werden, um die Phonic Reihe optisch mehr abzuheben.
Schlappschwanz: Ohne Emad kein Sound, auch wieder typisch Phonic
Das getestete Performer hat folgende Größen:
Toms 12x10 und 13x11
Standtom 16x16
Bassdrum 22x16
Zum Sound:
Bei den Toms habe ich die Kombination Ambassador clear/Ambassador clear aufgezogen.
Die Toms sind einfach zu stimmen, auch weil keine Snaplock Gewinde wie bei den höheren Serien vorhanden sind. Der Sound hat mich an den Klang eines Phonic Plus erinnert.
Sehr wuchtig, sehr mittig, viel Volumen. Höhere Stimmungen mögen die Toms nicht so,die Resonanz ist dann gleich null.
Insgesamt war ich positiv überrascht, wie gut die Toms klingen. Wobei ich sagen muss, dass die Toms eines Phonic oder eines Sonorlites insgesamt einen größeren Stimmumfang haben und brillianter klingen. Die Gründe sind neben dem anderen Kesselaufbau in den runden Gratungen zu finden, welche für den Höhenanteil nicht gerade förderlich sind.
Einziges Manko ist ganz klar der Bassdrumsound. Mit der Kombi Pinstripe/Amba Ebony war es mir nur mit viel Niftelei und Trickserei möglich, einen insgesamt immer noch recht lauen Bassdrumsound hinzubekommen. Die berühmt berüchtigte „Pöckigkeit“ der Phonic Bassdrums lässt grüßen. Hier hat sich in den letzten Jahren am meisten getan. Sämtliche Fusshupen der neueren Sonor Serien klingen wesentlich besser.
Mit einem Evans Emad konnte ich der Bassdrum endlich ein paar annehmbare Bässe entlocken. Beim Kauf eines gebrauchten Performers sollte daher der Kauf eines Emad, Aquarian Superkick oder Remo Powersonic deshalb unbedingt mit einkalkuliert werden.
Gut zu erkennen: Die runde Gratung und die typische Maserung des Buchenholzes im Innern des Kessels
Fazit: Wer ein unkompliziertes Schlagzeug für den Proberaum oder ein gut klingendes Anfängerschlagzeug sucht, kann neben dem oft genannten Basic Custom auch mal eine Auge auf ein gebrauchtes Sonor Performer werfen. Die Qualität dieser Serie brauch sich hinter der Phonic Serie nicht zu verstecken, die Hardware ist für die Ewigkeit gebaut.
Ab und an findet sich auch mal ein Schnäppchen bei Ebay, die Preise liegen um die 300,- EUR im normalen Pflegezustand.
Ich hatte mir dieses Exemplar eigentlich für den Proberaum zugelegt. Ich werde es allerdings wieder verkaufen, da mir kurzfristig noch ein Phonic Plus über den Weg gelaufen ist…
Wer Ergänzungen oder Fragen hat, einfach hier reinschreiben.