Brisant: Bubinga Recherche!

  • Bzgl. Kohlefaser: für Kohlefaserkessel müssen keine Bäume sterben, das ist gut. Das ist aber auch das einzig gute. Ansonsten ist die herstellung von Kohlefasern sehr aufwendig, was sich ja im Preis niederschlägt. Die Herstellung folgt über mehrere schritte. Der erste Schritt ist die Pyrolyse bei 400-500°, bei dem nur noch das Kohlenstoff-Gerüst übrig bleibt. In dem letzten Schritt, wird die Faser unter Ausschluss der Atmosphäre bei 1800-35000° (je nach Typ) geglüht. Das ganze mal ganz grob zusammengekürzt.
    Hohe Temperatur bedeutet viel Energie, ist aber im Vergleich zu nem ALu- oder Stahlkessel jetzt nicht so tragisch. Das Hauptproblem bei Kohlefaser ist die Wiederverwertbarkeit. Die ist gleich null. Das noch größere Problem ist das verwendete Harz. Es lässt sich nicht recyclen und lässt sich auch nicht bedenkenlos verbrennen. Es kann maximal als Granulat Polymerbeton u.ä als Füllstoff zugemischt werden oder deponiert werden. Es gibt zwar mittlerweile Harze auf Leinölbasis, welches sich bedenkenlos verbrennen lassen, im Instrumentenbau wird das sicherlich noch nicht verbreitet sein.


    In Summe find ich es aber gerechter, wenn die heimische Mülldeponie wächst, und nicht andere Nationen unter dem Kahlschlag der Wälder leiden müssen.

  • Ich hatte vor einiger Zeit mal einen Leserbrief an D&P geschickt mit dem Hinweis auf diesem Thread und der Frage, warum dieses Thema in den Tests von Bubinga-Trommeln nie angesprochen wird. Ich habe bis heute keine Antwort darauf erhalten. D&P hat allerdings einen Leser weniger.


    MArtin


    Der Grund dafür dürfte sein, dass sich die D+P damit in einen unlösbaren Konflikt mit seinen größten Anzeigenkunden begibt. Und sich damit finanziell ins Knie schießen würde.


    Es gibt dazu ein Statement seitens der Zeitschrift, es wurde allerdings darum gebeten, es nicht zu veröffentlichen. Es liegt mir auch nicht vor.


    Langfristig gehe ich davon aus, dass die Industrie immer stärker auf Umweltverträglichkeit achtet. Das ist nämlich ziemlich in gerade, wenn man sich mal die Werbekampagnen von Yamaha, DW, HQ (Ecopad) oder auch Drumcraft ansieht. Und natürlich auch das von Schlagsaite angeführte Odery, die offenbar tatsächlich aufpassen, sich ihren Heimatwald nicht zu ruinieren. Abgesehen davon, dass das andere dafür umso fleissiger machen.


    Dass da teils noch reichlich viel heisse Luft bei ist, dürfte klar sein, aber die Tendenz ist fürs erste nicht mehr umkehrbar. Viele dieser Entwicklungen scheinen sich übrigens nach der Erstellung dieses Freds ergeben zu haben. Einiges Feedback lässt darauf schließen, dass diese Sache hier nicht ganz unbeachtet geblieben ist.


    lg
    max

  • Hallo liebe Foren-Mitglieder,
    vorgestern ist mir das Titelbild des aktuellen Geo-Magazins ins Auge gesprungen.



    Habe den Hauptartikel zum Thema Rosewood/Palisanderholz dann angelesen.
    Anscheinend ist das bekannte "Wandschrank"-Furnier von Sonor, welches in letzter Zeit nicht nur in Drummerkreisen ein Comeback feiert, ähnlich zwielichtig wie das hier breit besprochene Bubinga Holz und dessen Abholzung illegal.
    Leider hatte ich nicht die Zeit, den Artikel fertig zu lesen und konnte mir das Magazin nicht leisten, da ich momentan finanziell in den roten Zahlen stehe.
    Hat noch jemand den Artikel gelesen, bzw. kann etwas zur Holzgewinnung von Palisander/Rosewood sagen?
    Wäre interessant zu wissen, ob an dem Artikel etwas dran ist, oder ob es sich eher um heiße Luft handelt.

  • Ich hab die Ausgabe und die Geosachen sind immer genau recherchiert. Es geht da um eine Palisanderart und um den Nachweis, dass dieses Holz tatsächlich aus illegalen Quellen kommt. Häufig werden Hölzer nämlich als "Altbestände" deklariert und sind somit nicht mehr nachvollziehbar. Es dreht sich da übrigens in erster Linie um Gitarren und um die Firma Gibson. Sie weisen nach, dass die Firma Hölzer aus Naturreservaten verarbeitet. Gibson wartet jetzt auf eine Anklage nach einem Gesetz, welches in den USA die Weiterverarbeitung illegaler Hölzer ahndet. Übrigens das erste seiner Art.


    lg
    max

  • Hier gibt es noch einen interessanten Link von "Rettet den Regenwald".
    Der Artikel übt Kritik am FSC(-Zertifikat) und dem WWF.
    Stark polarisierend geschrieben, aber doch interessant wie ich finde.

    Einmal editiert, zuletzt von Nille ()

  • Nach viel Leserei in den letzten Jahren ist das Fazit sehr einfach: auf Tropenholz aller Art verzichten. Die Versuchung scheint für die Firmen und korrupte Beamte einfach zu groß zu sein: das Umlabeln ist extrem einfach, in instabilen Staaten ist es praktisch unmöglich, legales von illegalem Holz zu unterscheiden. Daher bleibt die Kritik an der Verwendung von Bubinga und anderen Hölzern dieser Art. Mein Vertrauen in die Industrie ist einfach zu klein als dass ich Firmen traue.


    Und ganz wichtig: illegales Holz ist billiger zu beziehen als legales. Gleichzeitig ist es von diesem nicht mehr zu unterscheiden, sobald es den Ort der illegalen Abholzung verlässt. Dies ist auch die Grundlage des Artikels in der Geo (dort wird nämlich ein als Käufer getarnter Umweltaktivist in den Urwald begleitet, um nachzuweisen, dass bestimmtes Holz tatsächlich aus illegalen Gebieten stammt). Das bedeutet, dass jemand die Stämme ab der Rodung begleiten müsste, um einem großen Konzern deren Verwendung nachzuweisen...wie es jetzt möglicherweise bei Gibson erstmalig passiert. Bezeichnend, dass es zuerst einen renommierten Instrumentenbauer trifft...


    lg
    max

  • Anscheinend ist das bekannte "Wandschrank"-Furnier von Sonor, welches in letzter Zeit nicht nur in Drummerkreisen ein Comeback feiert

    Ich dachte Sonor verbaut bis auf Maserbirke keine echten Edelholzfurniere mehr, sondern nur Replika aus Pappel der Firma Alpi?!

  • So isses nicht. Silky Oak und Golden Madrone sind immer noch im Angebot.


    Es hat sich nicht viel getan, aber etwas. Ich erlaube mir nochmal auf FLEGT aufmerksam zu machen. Nicht weil es über alle Zweifel erhabene Zertifikate liefert, sondern weil es die einzige politische Initiative innerhalb der EU und somit auch Deutschlands ist.
    Einige aktuelle links dazu:
    EU-Verordnung gegen illegale Holzimporte vor dem Abschluss
    With Compromise Deal, EU Moves Toward Illegal Timber Ban
    Illegalen Holzhändlern das Handwerk legen
    FLEGT: Das EU-Aktionsprogramm gegen illegalen Holzeinschlag und Handel

    Kamerun führt Rückverfolgungssystem für Holz ein
    Cameroon introduce wood tracking system
    Nochmals die Seite der EC zu FLEGT.


    Bei dem schon erwähnten US-Gesetz handelt es sich um eine Erweiterung des Lacey Act. Bei Youtube gibt es dazu ein vid. Part one und part two. Der GEO Artikel online. Das Gibson das verdächtige Holz über einen deutschen Großhändler erwarb gibt der Sache doch noch mal Extraaroma. Gibson ist auch beileibe nicht der einzige Instrumentenbauer, der sich bei Theodor Nagel eindeckt. Der äußert sich so.
    gruß rubber

  • Respekt!


    Aber man muss sich dann auch fragen ob man Chinafertigung tollerieren kann!

    würde mich eh mal interessieren ob es wirklich noch "gute" (also unböse) drum hersteller gibt? durch die kapitalistische marktwirtschaft beruht doch sowieso fast all unser konsum auf ausbeutung... X( glaub kaum dass die in den trommelfabriken gut bezahlt werden...?


    gibt höchstens Meinl (die produzieren doch noch in deutschland?) und 1,2 custom hersteller hier zu lande.

    Meine Band (chaotic blackened Hardcore oder so) https://molepunx.bandcamp.com/




    Suche

    Amun 17'' Powerful Crash, (günstiges) A-Custom Ride


    Biete

    Masterworks Iris 21'' Heavy Ride.

  • hi,


    oha, ich war mal vor zwei-drei Jahren zugegen, als diese Diskussion losgetreten wurde. Inzwischen bauen wir selber Kessel in industriellem Maßstab. Zum Glück aus heimischer Buche, welche über jeden Zweifel erhaben ist -tatsächlich wird nur etwa 60% des Holzes abgeholzt, das vorher angebaut wurde, da die Buche-Nachfrage rückläufig ist. Buche ist seit jahrhunderten Nutzholz und als solches auch in entsprechenden Forstbetrieben nachhaltig angebaut. Bin also auf der sicheren Seite (Puh!)


    Allerdings kenne ich die Holzproblematik sehr gut; Ich habe auch exotische Furniere hier, und wenn ich beim Händler um die Ecke einkaufe, dann muss ich ihm glauben, dass er sein Holz auf sauberem Wege bezieht, denn er ist nicht verpflichtet, bei jedem Furnierblatt einen Nachweis mitzuliefern. Die Händler sind allerdings in Deutschland sehr strengen Importbedingungen unterlegen, d.h. wenn ich einen Kessel importiere, muss ich nachweisen, woher das Holz stammt, und gewisse Sorten dürfen gar nicht erst importiert werden. Wenn das Holz aber erst mal in Deutschland ist, greifen die Überwachungsmaßnahmen kaum.


    Das größte Problem der Schlagzeugindustrie ist, dass das benötigte Holz eine lächerlich geringe Menge ist. Sonor verbaut momentan (bei den deutschen Sets) fast ausschließlich Ahorn- und Birke-Furniere, die eigentlich als Aussenfurniere gedacht sind -0,5mm dünn, statt der sonst üblichen 1-2mm. Warum? Das kann ich nur vermuten, aber ich habe selber für unsere Kesselpressen mal Material versucht zu besorgen, gute finnische Birke. Um das Holz in für den Schlagzeugbau benötigte Maße und Dicke zugeschnitten zu bekommen, müsste ich mindestens zwei Palletten Holz (ca. 2m3) abnehmen. Der Preis dafür ist gigantisch, und das Holz würde für etwa 2.000 Kesselröhren reichen. Um im Preis am Niveao von Buche zu landen, was nur ca. 1/10 kostet, weil es in größeren Mengen hergestellt wird, müsste man die Abnahmemenge etwa 20fach erhöhen. Das Holz würde ausreichen, um ca. 40.000 (!!!) Kesselröhren zu fertigen. Das entspricht etwa 30.000 Schlagzeugen.


    Nun kann man mal kurz überlegen, wie viel Jahre man an 30.000 Schlagzeugen abverkauft. Der Grund, warum die Schlagzeugfirmen meist solche Infos nicht weiter geben, ist, dass keiner sich über dem Umsatz an Schlagzeugen messen will - die Asiaten fertigen jeder weit mehr als alle europäischen Hersteller zusammen. Aber das umreisst das Problem mit dem Holz sehr gut: wer so wenig Holz abnimmt, wie die Schlagzeugbauindustrie, hat keine Chance, wirkich die Herkunft des Holzes zu überprüfen, denn der Preis für das Rohmaterial würde sich dabei schnell verzehnfachen.


    Wenn ich das Holz im Ausland, sprich Asien, beziehen kann, ist der Preis nicht der ausschlaggebende Grund, es da zu beziehen. Vielmehr ist es oft die einzige Möglichkeit, tatsächlich das Holz in der (geringen) Menge zu beziehen und verarbeiten zu lassen. Zertifikate? Sofern der Zoll diese nicht verlangt, wird es die nicht geben. Die einzige Möglichkeit, wenn man den Baum nicht selber gefällt und begleitet hat, die Herkunft des Holzes zu zertifizieren, ist, eben auf ausländisches Holz gänzlich zu verzichten. Und auch auf die Verarbeitung im Ausland.


    Weiss nicht, ob es schon erwähnt wurde, aber die Asiaten haben mit ihrem Birkenholz auch rechte Probleme der Zertifizierung, wie auch Ikea... das Holz wird nämlich dort zuallermeist aus Sibirien bezogen, riesige Wälder, wo man wagonweise Holz schlägt und abtransportiert. Die Grenzen sind offen und nicht kontrollierbar, es gibt kein Holz aus kontrolliertem sibirischem Anbau...


    Ich kann nur für mich selber als Hersteller sprechen, und ich kann verstehen, dass die anderen Hersteller sich hier bedeckt halten. Ich kann, da wir fast ausschließlich Buche verwenden, die Problematik ansprechen ohne mir selber ins Knie zu schießen. Der Kunde wird nämlich kein Verständnis für die Hilflosigkeit der Hersteller haben, bzw. kein Hersteller will sich hier sicher freiwillig die Blöße geben.


    Also, zusammenfassend kann ich nur sagen, dass die Misere nicht in skrupellosen Schlagzeugbauern liegt, die sich nicht um ökologische Verantwortung kümmern. Es ist etwa so, wie man ja auch nicht selber überprüfen kann, ob der Strom aus der Steckdose wirklich aus Solaranlagen und Windparks stammt, denn mehr als das Versprechen unseres Energiekonzerns bekommen wir nicht zu fassen, und wer kann in die Leitungen kriechen und die Herkunft des Stromes nachprüfen?

    Einmal editiert, zuletzt von madmarian ()

  • soo ich schließe mich dem thema mal an:


    ich habe eine ganze weile edrums gespielt und habe mich über die monopol stellung einiger firmen sehr sehr geärgert da sie uns das geld aus den taschen ziehen.
    vor ca 6 monaten habe ich mich dann entschieden auf akkustik umzu steigen und mich darüber gefreut die große auswahl zu haben. sooooo........ viele musik geschäfte / drumsets später habe ich gemerkt ohhman es gibt viel und verschiedene und da ist was das heist bubinga gefragt und kaum antworten bekommen...hmmm fragezeichen in der luft nun habe ich anscheinend gutes getan nicht zu zu greifen, ich habe mich damals auch durch das video das auf http://www.musikmachen.de für das yamaha rocktour entschieden, natürlich habe ich das set auch angespielt und nach dem ich auch erfahren hab von seitens yamaha das das mahagoni holz aus 100% wiederaufgeforsteten fläschen ist war die entscheidung klar. ich wurde zwar aus gelacht als ich das vielen erzählt habe dasich mich so entschieden habe was bringt das schon du bist nur einer und so dumme sprüche aber das ist mir egal ich hab ein gutes gefühl bei jedem schlag auf das set.


    und ich hoffe das sich mehr musiker gedanken machen woraus und aus welchen verhältnissen das eigene instrument kommt!



    schönen abend an alle

  • Zitat

    ich wurde zwar aus gelacht als ich das vielen erzählt habe dasich mich so entschieden habe was bringt das schon du bist nur einer und so dumme sprüche aber das ist mir egal ich hab ein gutes gefühl bei jedem schlag auf das set.

    Nun wenn dabei so ein ansprechendes Kit wie das Yamaha Rock Tour rausspringt, dann sollen die Kiddies lachen und speien wie sie wollen.

    "The rock and roll business is pretty absurd, but the world of serious music is much worse." FZ
    "
    So Jesus, Ghandi, a wizard and a jew walk into a bar..." DaveyDooM92 auf Youtube über Liquid Tension Experiment

  • Was Ilse Aigners Jungs da abschätzen, betrifft ja hauptsächlich China-Exporte nach Deutschland.
    Global sieht das sicher anders aus, und an manche Bewusstseinsangelegenheiten würde ich auch mit Prinzipien drangehn (entgegen meinem vorherrschenden Prinzip weitgehender Prinziplosigkeit).


    Wobei ich nicht ausschließe, dass ich in anderen Bereichen möglicherweise täglich schädlichere Dinge verzapfe - genauso täglich lernt man aber dazu, wenn man will.

    -
    Gesendet von meinen Babyphone mit Papatalk

  • Was nützen Prinzipien, wenn man über den Gegenstand, den sie betreffen, keinerlei Information verfügt. Wie man diese dann einordnet ist ein anderes Paar Schuhe.
    Inwiefern Frau Aigner ihre Finger in diesem Bericht hatte, entzieht sich meiner Kenntnis. Das von Thünen-Institut ist eine Ressortforschungseinrichtung wie das Robert-Koch-Institut. Ich habe in den vergangenen Wochen trotz dessen Warnungen immer mit Appetit Tomaten und Gurken gegessen.
    rubber


    Einmal editiert, zuletzt von rubberbeat ()

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