Ich versuche seit einigen Wochen das Thema Bubinga im Forum zu verfolgen und ich möchte ein Lob an LUDDIE für seine Recherche und seinen Mut aussprechen.
Die konstruktiven Beiträge vieler Forumsmitglieder sprechen für sich. Dieses Thema sollte auch weiterhin die Drummer, die Schlagzeughersteller sowie dessen Vertriebe beschäftigen. Aber man sollte das ganze Thema differenzieren und Ursachenforschung betrieben, bevor hier nur auf die Verantwortung der Hersteller fokussiert wird.
Haben wir uns das Problem nicht selbst geschaffen?
Haben sich nicht die Drummer und die Hersteller nicht selbst in das angesprochene Problem herein manövriert???
Haben wir Schlagzeuger nicht durch unseren „Geiz ist Geil-Wahn“ selbst dazu beigetragen, dass der wertvolle Rohstoff Holz (wie auch andere Rohstoffe beim Schlagzeug) wie ein Ex und Hopp-Objekt behandelt wird???
Ist Schlagzeug spielen zu billig geworden?
Haben nicht die Nachfrager auf dem Markt die Hersteller und Vertriebe dazu gezwungen, den Herstellungspreis bei der Produktion von Schlagzeugen massiv zu senken und ist dieses nicht auch eine Folge des globalen Marktes?
Ein Markt in einer Volkswirtschaft reguliert sich immer von selbst. Dazu tragen die Nachfrager (also wir Drummer) und die Anbieter (Hersteller bzw. Vertriebe) bei.
In den 80er Jahren war es für viele von uns unerschwinglich ein Schlagzeug zu kaufen. Geschweige ein Bubinga-Set wie das Sonor Signature. Selbst ein Sonor Performer in Mahagony oder ein Sonor Phonic in Rosewood war auch nicht unter 1300 Euro inklusive Hardware und Becken zu bekommen. Aber ob man damals ein „Billig-Set“ oder ein „Edel-Set“ von Sonor kaufte. Eines war sicher:
Sonor benutzte nur Hölzer aus Wiederanbaugebieten und setzte sich für den Wiederanbau ein. Einige ältere DF-Mitglieder werden sich sicherlich an den alten Katalog „The Drummers Drum“ erinnern, indem Sonor dieses hervorgehoben hatte. Zumindest in der Link-Ära. Ob das damals auch andere Hersteller gemacht haben, entzieht sich meiner Kenntnis, würde mich aber interessieren.
Fakt ist, dass man auch in den 80er Jahren in Frankfurt über die Musikmesse gehen konnte und dort Hersteller aus dem Billigsektor kaum vertreten waren. Lediglich die „großen“ Firmen waren vertreten und hier war auch bei Sonor klar, dass die Galvanisierung (Verchromung) nach umweltgerechten Aspekten ablief.
Um nun die damals „hohen“ Preise zu kompensieren, hat man als angehender Schlagzeuger nicht sofort ein komplettes Schlagzeug gekauft! Nein! Die Trommeln wurden nach Unterrichts- und Lehrfortschritt gekauft und die Sponsoren des Schlagzeuges konnten hochwertige Produkte nach und nach einkaufen. Am Ende hatte man ein hoch qualitatives Set, welches bestimmt noch heute bei vielen Drummern steht und immer noch seine Dienste tut. Sicherlich haben zu diesem Zeitpunkt die Firmen keine Massen verkauft.
Aber das Anspruchsdenken wurde in den 90er Jahren größer und die Augen im Laden ganz groß und es musste gleich das ganze Drum Set sein, obwohl es doch logisch ist, dass man am Anfang nicht alle Teile gleich vernünftig bedienen kann.
Wenn aber die Eltern nur den Betrag X haben, für den sie in den 80er Jahren vielleicht nur 2 Trommeln bekommen haben, aber der Anfänger nach dem ganzen Set schreit, dann muss man sich nicht wundern, dass sich die Anbieter auf dieses Marktverhalten einstellen. Das haben die großen Firmen getan. So mussten wir uns für die damalige Verhältnisse mit einem „schlechten“ Set wie zum Beispiel dem Pearl Export in den 80er/90er Jahren begnügen. Ich erinnere mich heute noch wie mein Händler auf die schlechte Qualität schimpfte. Heute ist es gegenüber den heutigen "Billig-Sets" Gold!
Die Hersteller haben sich auf dieses Marktverhalten eingestellt. Die Händler kämpften damals um die Gunst der Kunden. Eine offene Preisschlacht wie heute, gab es nicht. Man hatte lediglich die Wahl, ob man das Einsteigerset mit oder ohne Hocker bekommt. Aber eines war wieder klar geworden:
Der Kunde Schlagzeuger wollte im Einsteigersektor ein Schlagzeug zu einem Preis für ein bis zwei hochwertige Trommeln gemäß der 80er Jahre haben. Nur glänzen sollte es und Edelholz musste es noch nicht sein, oder doch???
Wir – die Drummer – und auch die Sponsoren im Einsteigersektor waren nicht mehr bereit, für ein Schlagzeug mehr als 500 bis 750 Euro auszugeben und selbst das war noch zuviel?!
Die Geiz ist Geil Mentalität, die auch durch die massive Werbung eines Elektronik-Riesen unterstützt wurde, ebnete den Weg für weitere Billiglinien. Mit der Öffnung der Märkte aus Fernost und der aufkommenden Wirtschaft in China, mussten sich auch die großen Firmen etwas einfallen lassen, weil wir Kunden eine massive Konkurrenz zugelassen haben und uns nur noch wie Geizkragen verhalten haben. Ob das Teil qualitativ gut oder schlecht war, hat kaum noch einen interessiert. Das ggf. durch das Verhalten in Europa viele Arbeitsplätze verloren gegangen sind, war wohl auch egal!
Ganze Schlagzeuge waren also nun so billig, dass sich auch noch die Nachfrage erhöhte und neue Kunden in den Markt drängten, die sich vielleicht das Instrument sonst nie hätten leisten können. Natürlich stütze das auch die Kreativität, aber hatten hier nicht die Schlagzeuglehrer versagt???
Hätte man nicht darauf aufmerksam machen müssen, dass am Anfang eine Trommel und ein Hocker reicht??? Die Eltern wissen es meist nicht und der Hersteller und die Händler sind froh, wenn sie die Sachen verkaufen. Man kann dem Händler und dem Vertrieb auch gar keinen Vorwurf machen, weil sie verkaufen meistens das am LIEBSTEN, was den höchsten Gewinn bringt, egal ob es ein "Billig-Set" oder ein "Edel-Set" ist. Dem Lehrer kann man auch schon fast keinen Vorwurf machen, weil sie den Kauf erst zu spät mitbekommen.
Zugegeben:
In den 80er Jahren lief man kaum Gefahr, dass eine Produktlinie nach einem Jahr wieder vollständig geändert wurde. So konnte man langfristig nach und nach die Sachen kaufen. Heute kriegt man selbst bei Sonor noch nicht einmal Schrauben, die noch vor 5 Jahren aktuell waren VORBEI!
Aber das ganze ist eine Frage des Preises. Wenn der Hersteller für ein bis zwei Trommeln genügend Geld bekommt, dann kann er auch übrige Trommeln und Ersatzteile im Lager vorhalten.
Das wird aber umso schwerer, weil der Kunde alle möglichen Farb- und Holzkonfigurationen haben will und das übersteigt jedes Lager. Also muss es ein komplettes Set sein. Am besten in Edelholz zu 500 Euro.
Wenn der Kunde Schlagzeuger heute ein Drumset mit Edelholz zum Preis von 500 Euro will, dann muss er sich bei einem geschätzten Herstellungskostenpreis von weit unter 100 Euro in Fernost nicht wundern, wenn das Material aus dubiosen Quellen kommt, die Verchromung nicht nach "westlichen Standards" ablaufen und ein solches Schlagzeug bei einem gewöhnlich Gebrauch vielleicht ein Jahr durchhält und es dann anfängt zu rappeln und zu wackeln. Zumindest in den mechanischen Teilen. Wahrscheinlich denkt man sich, dass die Drummer das wahrscheinlich gar nicht hören
Ich glaube nicht, dass ihr dann das Set repariert bekommt. Nein! Ihr müsst es auf den Schrott werfen und das war dann der Baum der CO2 speichert. Und was kommt dann??? Die Hersteller hoffen, dass der Drummer dann ein Set im mittleren Segment kauft. Das hält dann vielleicht 5 Jahre und dann???? Dann ist die Reise zu Ende und ihr kauft Euch endlich ein nach heutigen Standard hochwertiges Set.
Also in Summe wahrscheinlich 2 Sets auf dem Schrott, Holz weg, Galvanisierungsrückstände in den Flüssen – da wächst dann auch kein Baum mehr - und am Ende habt ihr nebst Zinsen genau so viel Geld ausgegeben, als wenn sich nach und nach ein gnadenlos gutes Set gekauft hättet bzw. hat der Schlagzeughersteller und Vertrieb unter dem Strich wahrscheinlich auch in der Gesamtsumme auch nicht mehr verdient. Aber zu welchen Lasten geht dieses Verhalten???
Bei einem solchen Ex- und Hopp-Verhalten haben die einzelnen Volkswirtschaften dann noch mit den Umweltschäden zu kämpfen. Na gut! Das Holz von den "Schrott-Drum" könntet ihr noch im Ofen verfeuern, weil Öl und Gas wegen der wachsenden Nachfrage aus den Biligherstellerland in Asien so teuer geworden ist. SUPER! Selber Schuld, wenn man so billig kauft. Dann geht das durch "Geiz" gesparte Geld nun an den Strom- und Erdgasversorger. Es ist ein Wirtschaftskreislauf und ihr werdet das Geld dann an einer anderen Stelle halt los.
Fangt mal an zu rechnen in langfristigen Bahnen. Wenn wir alle so weiter machen, brauchen wir dieses Forum bald nicht mehr, weil es irgendwann keine Schlagzeuge wegen der Energieknappheit geben darf.
Schon im ersten Weltkrieg hatte eine amerikanische Firma Stimmböckchen aus Holz gebaut, weil der Stahl für das Kriegsmaterial gebraucht wurde. Demnächst brauchen wir also die übrig gebliebenen Billigsets zum Heizen der Öfen?
Sicherlich sehr heftig gedacht, aber in der Endkonsequenz durchaus denkbar. Ich bin kein GRÜNER, aber:
Wird es nicht endlich mal Zeit, dass die Schlagzeuger und die Industrie gemeinsam umdenken? Ein neues Jahr. Ein neuer Anfang!
Schlagzeug ist kein Ex und Hopp-Produkt!!!
Schlagzeug benötigt Stahl für die Beschlagteile
Um Stahl herzustellen braucht man Koks und Eisenerz und zusätzlich wird Schrott dabei gepackt.
Habt Ihr schon mal Euer "Schrott-Set" auseinander gebaut und die Metallteile zum Schrotthändler gebracht? Der Stahlpreis geht seit 2003 wegen der wachsenden Nachfrage aus Asien in die Höhe! Warum wohl??? Schaut mal auf Eure Hardware und die Beschlagteile an den Trommeln.
Schlagzeug ist kein Wegwerfprodukt!!!
Es ist vor allem Holz!
Holz = Energie = nicht endlich = wertvoll!!!
Schlagzeug hat Felle aus Kunststoff
Kunststoff wird durch Erdöl hergestellt.
Erdöl = Energie = nicht endlich = wertvoll!!!
Wir haben alle unseren Teil dazu beizutragen und man sollte hier nicht nur die Industrie in die Verantwortung ziehen. Zu diesem Schlagzeugmarkt gehören auch die Nachfrager.
Wir müssen alle daran arbeiten.