Hallo Trommlerkollegen,
der folgende Thread wird ein brisanter. Es geht nämlich um die Verwendung von Bubingaholz in unseren geliebten Instrumenten und ich habe wenig Erfreuliches diesbezüglich zu berichten.
Teil 1
Vor einigen Wochen habe ich mir (unter reger Anteilnahme einiger Forumsmitglieder) ein Tama Starclassic B/B gekauft. Ich hatte auch schon mal ein Tama Omnitune Bubinga besessen. Bei beiden Schlagzeugen habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, woher eigentlich das verarbeitete Bubingaholz kommt, da ich davon ausgegangen war, dass inzwischen generell darauf geachtet wird, dass keine kritischen Hölzer – gerade in dem Bereich – mehr verwendet werden.
Anlässlich eines Messebesuchs neulich und der dort gefallenen Aussage eines Meinl-Vertreters (Meinl ist der deutsche Tama-Vertrieb), das bei Tama verarbeitete Bubinga komme von ökologisch unbedenklichen Plantagen in Afrika, habe ich noch mal über die Sache nachgedacht und beschlossen, der Firma Meinl eine schriftliche Anfrage zukommen zu lassen, in welcher ich dann meine Frage nach der Herkunft des Holzes in Worte gefasst habe.
Das Ergebnis: ich bekam noch am selben Tag eine Mail mit der Bitte um meine Telefonnummer, das Thema könne so einfach schriftlich nicht behandelt werden.
Direkt am nächsten Morgen bekam ich einen Anruf des zuständigen Produktmanagers, welcher mir erläuterte, die Geschichte mit dem Holz sei natürlich nicht so einfach zu beantworten. Zunächst müsse man davon ausgehen, dass Tama - die Japaner allgemein - ein gutes Umweltbewusstsein besäße (Anm. v. mir: die Japaner zählen im öffentlichen Bewusstsein umwelt-technisch seit Jahrzehnten zu den größten Dreckschleudern, siehe aktuell z. B. Walfang).
Auf meine Frage, wo genau die Hölzer herkommen in Afrika und unter welchen Umständen sie geschlagen werden, konnte er mir nur eine sehr weiche Erklärung präsentieren: Bubinga wachse dort eben überall („auch am Strand zum Beispiel“), die Bäume seien auch sehr groß und man müsste nicht allzu viele fällen für ein paar Schlagzeuge. Außerdem gäbe es da auch irgendwelche Zertifikate, allerdings wüsste man bei den Afrikanern eben auch nie so genau, wo die ihre Ware herbekommen. Jedenfalls bezahle man bei Tama auch viel Geld für das Holz.
Nun denn, ich habe diese Infos notiert und angefangen, alle wichtigen Umwelt- und Regenwald-Organisationen anzurufen. Die Adressen (und weitere Infos) hatte ich von einem im Internet verfügbaren Word-Dokument namens „Holzlexikon_Tropenholz-einsatz.doc“.
Hier die Organisationen: Greenpeace e. V. Deutschland, Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e. V. (ARA), Pro Regenwald, Rettet den Regenwald e. V., Robin Wood, urgewald.
Nun kommt der traurige Teil der Geschichte, den ich bis dato so auch nicht erwartet hatte. Alle Organisationen haben die von Vertretern der Firma Meinl gegebenen Infos einstimmig als kritsch bzw. falsch bezeichnet. Hier nun die zusammengefassten Aussagen der Mitarbeiter der Umweltverbände:
1. Bubinga stammt zu großen Teilen aus Krisengebieten in Afrika (Angola, Kongo, Kamerun) wo neben bedenklichen politischen Situationen eben auch die Abholzmethoden kritisch und nicht kontrollierbar sind. Greenpeace teilte mir mit, dass dort nicht selten regionale Warlords der armen Bevölkerung Abholzgenehmigungen erteilen, um Aufstände zu verhindern. Solche „Zertifikate“ haben aber keinen Wert, weil sie nichts an der eigentlichen Situation (Regenwald wird vernichtet) ändern. Westliche Firmen, die davon profitieren, argumentieren trotzdem damit, dass der Einschlag legal sei.
2. Es gibt nur ein einziges international anerkanntes Zertifikat, welches die Unbedenklichkeit tropischer Hölzer garantiert. Es heisst FSC (Forest Stewardship Council). Für Bubinga ist dieses Zertifikat allgemein NICHT erhältlich! Alle anderen Zertifikate haben keine Aussagekraft.
3. Plantagen, auf denen Bubinga gezüchtet wird, gibt es nicht. Es handelt sich um wild wachsendes Holz. Und selbst wenn es Plantagen gäbe, wäre für sie vorher Regenwald abgeholzt worden.
4. Bubinga ist, entgegen der Marketingaussage vieler Firmen, ein günstiges Holz. Billiger jedenfalls als z.B. amerikanisches Ahorn. Auch bei Tropenhölzern ist es (laut Internetinfos) das billigste, da es häufig vorkommt. Das erklärt auch, warum es momentan massenhaft von eher günstigen Herstellern eingesetzt wird (s. unten).
Neben Tama verwenden mittlerweile viele andere Firmen Bubinga, z. B. ddrum, Dixon, Kirchhoff, Peace. Für diese Firmen gilt natürlich das gleiche wie für Tama, was die Punkte 1-4 angeht.
Ein von mir geführtes Gespräch mit einem Vertreter von Sonor verlief anders als bei Meinl. Ich wurde am Telefon direkt mit dem verantwortlichen Holzeinkäufer verbunden, der mir genau erklären konnte, woher die verwendeten Furniere z.B. der SQ2 Serie kommen. So hat er mir auch erläutert, dass viele Tropenholzfurniere mittlerweile Reproduktionen auf Basis europäischer Hölzer seien und von einer Firma aus Italien stammten. Für die Kessel an sich werden nur unbedenkliche Hölzer verwendet. Meine Anfrage bezüglich Sonor bei Greenpeace (mein Gesprächspartner dort war auch Drummer) ergab, dass Sonor offenbar tatsächlich einen guten Ruf hat, was Umweltstandards und Holzverarbeitung angeht.
Aber auch bei Sonor ist nicht alles Gold: von den Furnieren Golden Madrone und Silky Oak hat mir der Mann von Sonor abgeraten, wenn ich umweltbewusst kaufen wollte. Golden Madrone komme aus dem Bürgerkriegsland Burma und Silky Oak aus den Regenwäldern des Amazonas. Ich persönlich würde es begrüßen, wenn Sonor seinen guten Ruf komplettieren und auch diese Hölzer aus dem Programm nehmen würde. Trotzdem: die Informationspolitik bei Sonor scheint vorbildlich zu sein und meilenweit von dem abzuweichen, was es beim Tama-Vertrieb Meinl zu hören gab. Es geht also auch anders.
Teil 2
Nachdem ich den Teil 1 geschrieben hatte, habe ich die Antworten von Pro-Regenwald und Greenpeace abgewartet, die erklärt hatten, selbst Anfragen an Meinl, bzw. Tama zu richten. Weiterhin habe ich die Firmen Dixon und Kirchhoff angeschrieben, damit mir diese Infos über die Herkunft des Bubingaholzes zukommen lassen. Alles selbstverständlich freundlich formuliert. Die Ergebnisse trage ich hier zusammen.
-Weder Dixon noch Kirchhoff haben bisher auf meine Anfrage reagiert.
-Während ich als Privatmann noch Infos von Meinl hören durfte, wurde die offizielle Anfrage von Pro-Regenwald abgewiesen mit einem Verweis aufs Mutterhaus Tama.
-Tama Japan hat bis heute nicht auf die Anfrage von Pro-Regenwald reagiert.
-Diese unwillige Informationspolitik sei, so die Vertreter der Umweltorganisationen, typisch für Firmen, die mit problematischen Rohstoffen arbeiten.
Um es klarzustellen: ich habe keinerlei Interesse daran, bestimmte Firmen unserer Trommler-Branche zu diskreditieren. Ich bin selbst großer Tamafan und Kunde. Ich finde es jedoch wichtig, solche Sachen zu thematisieren, damit sich jeder ein eigenes Bild davon machen kann. Die Frage ist nämlich auch, inwieweit wir als Musiker, die mit ihrer Musik ja vielleicht auch idealistische Gedanken verfolgen, dazu beitragen wollen, die Umwelt zu zerstören.
Ich richte mich mit der Veröffentlichung dieses Artikels natürlich auf Gegenwind ein. Das ist ein sensibles Thema und ich würde mich freuen, Eure Gedanken dazu zu lesen! Vielleicht hat ja auch der ein oder andere Lust, selbst in dieser Sache tätig zu werden und die Ergebnisse hier darzustellen. Es fehlen z. B. noch Anfragen an ddrum und Peace, sowie Erkenntnisse darüber, in welcher Form der Handel mit problematischen Hölzern überhaupt reglementiert ist.
Ich versichere, dass ich alle Infos so weitergegeben habe, wie beschrieben. Ich habe alle Quellen dargelegt, wer möchte, kann sich mit einer Mail oder einem Anruf bei den entsprechenden Organisationen und Firmen von der Richtigkeit meiner Darstellung überzeugen.
Lieber Gruß
Max
Edit: tel. Gegendarstellung der Firma Meinl am 28.11.: die Firma Meinl hat mir mitgeteilt, dass die Aussage, sie hätte die Anfrage von Pro-Regenwald mit Verweis auf das Mutterhaus Japan abgewiesen, falsch sei. Richtig sei, dass die Firma Meinl im Gespräch mit Pro-Regenwald angegeben habe, die Sache sein bereits mit mir, Luddie, geklärt gewesen. Der Vertreter der Firma Meinl hat mir mitgeteilt, man sei jederzeit zu einer Auskunft an eine Umweltorganisation bereit.