Röhrenverstärker für Stereoanlage.

  • Musikliebhaber der Welt, vereinigt euch... um mich zu beraten. Seit einiger Zeit ist meine geliebte Technics Anlage im Eimer, genauer gesagt dürfte das Problem am Verstärker liegen. Da das Leben ohne Musik im Ohr sehr bemitleidenswert ist, will ich für meinen zukünftigen Hörgenuss ein bischen Geld investieren. Ich will vermehrt Vinyl (Jazz, 60er+70er Rock) kaufen. Dazu einen guten Plattenspieler und eventuell einen Röhrenverstärker. Da diese Verstärker wieder vermehrt aufkommen, wollte ich mich über diese mal genauer informieren.
    Sollen ja wärmer, organischer klingen. kennt sich jemand aus?


    Danke im Voraus. Und Prost!

  • OK, Gitarristen werden dir sicher was von harmonischer Röhrenverzerrung vorschwärmen. Aber seit wann hört man auf Gitarristen? :D


    Tatsache ist, dass im Studiobereich überall, wo es auf besonders guten Klang ankommt, vermehrt Röhren eingesetzt werden. Das gilt sowohl für Mikros als auch für Verstärker. Spezielle Mastering-Verstärker, die nix weiter machen als das Signal 1:1 über eine Röhre durchlaufen zu lassen´(plus ein paar kleine Regler OK), kosten locker 5-stellige Eurobeträge. Wenn es nicht nur ein teurer Hype ist, dann ist an Röhrenamps also was dran.


    Nils

  • Hi,


    ich hab vor einigen Jahren mal an nem Projekt eines Hi-Fi Freundes mitgearbeitet. Es ging um den Selbstbau eines High-End Röhrenverstärkers für seine Anlage.
    Das Ding hat zwar damals glaub ich insgesamt gute 2500 Euro gekostet, war das Geld aber auf jeden Fall wert. Ich bin jetzt niemand, der ein tödlich feines Gehör hat, aber ich muss sagen, der Unterschied zu dem alten, digitalen Verstärker ist mir definitiv aufgefallen.
    Vor allen der Höhenbereich ist seidiger geworden, egal was man auch abgespielt hat, es klang auf dem Röhrenamp nie scharf oder zu aggressiv, auch bei höheren Lautstärken.


    Allerdings muss man sich halt auch immer überlegen ob einem die Investition wert ist, viele sind natürlich auch mit den günstigeren Lösungen zufrieden.

    2077 wurde eine neue Version der Nuka-Cola, die Nuka-Cola Quantum, eingeführt. Der Werbung nach hatte sie das doppelte an Kalorien, Kohlenhydraten, Koffein und Geschmack.

    2 Mal editiert, zuletzt von Majestic12 ()

  • Wenn du nur eine lineare Verstärkung brauchst kauf dir einen "normalen" Verstärker.


    Wenn du etwas für die Optik und evtl. die Psyche brauchst kauf einen Röhrenverstärker.


    Wenn du zusästzlich willst dass dein Verstärker anders als die anderen sein sollen kauf einen Röhrenamp der färbt.

    Ich hätte auch so gern ein Hobby...

  • Zitat

    Original von blenderhead
    Wie genau macht sich ein Unterschied zu "normalen" Verstärkern bemerkbar?


    Pauschal lässt sich die Frage nicht beantworten. Es gibt Röhrenamps welche soundmäßig in die "schöne" Richtung gehen. Mit mehr Wärme im Klangbild,manchmal soviel daß die Präzision doch zu sehr flöten geht. So einen Weichspülerklang kann man auch nicht immer ertragen. Es gibt aber auch Röhrenamps welche klanglich aufs erste hören kaum von einem Transitoramp zu unterscheiden sind.


    Gute moderne Röhrenamps sollten eigentlich die klanglichen Vorzüge beider Welten kombinieren,leider gelingt das nur wenigen Herstellern richtig. In den letzten 10 Jahren hat es ja im Hifi Bereich eine regelrechte Röhrenrenaissance gegeben,was leider nicht nur Gutes hervor gebracht hat. Eher im Gegenteil. Der Markt wurde überflutet mit allerlei dubiosen bis überflüssigen Konstruktionen,vom chinesischen Low Cost Amp bis hin zu im 5-stelligen Bereich liegnden Monsterkreationen. Die meisten dieser Geräte sind überflüssig wie ein Kropf,klanglich meist vollkommen überwertet und auch technisch weder von der Konstruktion noch der Betriebssicherheit sauber konstruiert und gefertigt.


    Nicht zu vergessen ist auch,daß ein Röhrenamp konstruktionsbedingt eine größere (klangliche) Abhängigkeit vom verwendeten Lautsprecher aufweist,als ein Transistorverstärker. In jedem Fall sollte man den Amp immer an dem LS testen,den er letztlich auch antreiben soll.


    Da ich mich schon sehr lange mit dem Thema beschäftige und sehr viele Geräte kennengelernt habe,ist die Anzahl der Produkte welche ich empfehlen kann,sehr klein geworden.


    Reußenzehn (baut auch Gitarrenamps) wurde schon genannt. Ebenfalls aus Deutschland kommend und sehr zu empfehlen sind Octave und Einstein.
    In Deutschland entwickelt und bei Cayin in China gebaut werden die Lyric Verstärker. Conrad Johnson aus USA ist sicher immer eine Empfehlung wert,ebenso wie McIntosh. Mein persönlicher Favorit kommt ebenfalls aus den USA: Audio Research ! Für mich die besten Röhrenamps für den Hifi Einsatz überhaupt.


    Gruß


    Jens

    Gruß vom Jens :)

    Einmal editiert, zuletzt von jenska ()

  • Die Verstärker-Technik ist bis zu einem gewissen Grad ausgereift, d.h. selbst viele günstige Modelle tun das was sie sollen: linear verstärken.


    Bzw. war das so vor der Geiz-ist-geil-Zeit, da hatte so mancher zehn bis hundert mal teurerer Verstärker keine besseren technischen Werte als das Mittelklasse Modell von Sony. Hat sich vielleicht etwas geändert da viele Hersteller sparen müssen (angeblich) und manch einer doch wieder Murks reinbringt, gaukelt dem Kunden Betriebsbereiche vor die er nicht kann.


    Aber ob das nun ein diskret aufgebauter Transistor Endstufe, ein guter Leistungs-IC oder ein nicht-färbender-Röhrenverstärker ist, ist für den "Klang" egal. Klangliche Aspekte sind bei Verstärkern vollkommen überbewertet, die Mehrzahl aller "Hörvergleiche" weisen methodische Fehler auf.


    Dass Röhre per se besser wäre als Transistor, ist genauso wie wenn man sagt Ahorn wäre besser als Birke. Es geht darum was daraus gemacht wird. Das Ergebnis kann da von ziemlich gleich bis ziemlich verschieden sein.

    Ich hätte auch so gern ein Hobby...

  • Die Perepherie zu einem Verstärker spielt auch immer eine SEHR GROSSE Rolle!


    Was nützt Dir ein "ach-so-toll-klingender" Röhrenamp,wenn Du ein Paar Magnat Lautsprecher mit 0,75mm² Klingeldraht dran hast???


    Etwas mehr Infos machen da Sinn.
    Ansonsten stimme ich mit Kollege Schneider überein!

  • Zitat

    Original von 00Schneider
    Dass Röhre per se besser wäre als Transistor, ist genauso wie wenn man sagt Ahorn wäre besser als Birke. Es geht darum was daraus gemacht wird. Das Ergebnis kann da von ziemlich gleich bis ziemlich verschieden sein.


    Guter Vergleich ;)


    @ blenderhead


    Was hast Du denn für Lautsprecher ?

    Gruß vom Jens :)

  • Zitat

    Original von Lupi
    Die Perepherie zu einem Verstärker spielt auch immer eine SEHR GROSSE Rolle!


    Was nützt Dir ein "ach-so-toll-klingender" Röhrenamp,wenn Du ein Paar Magnat Lautsprecher mit 0,75mm² Klingeldraht dran hast???


    Etwas mehr Infos machen da Sinn.
    Ansonsten stimme ich mit Kollege Schneider überein!


    Ich liebe es wie du dich immer wieder über Magnat aufregst :P :D


    wobei ich nicht sagen will, dass du damit unrecht hast x)

  • Zitat

    Original von blenderhead
    Wie genau macht sich ein Unterschied zu "normalen" Verstärkern bemerkbar?



    Röhrenverstärker modulieren auf das eigentliche Musiksignal eine Oberwelle drauf, die erste Harmonische. Diese sog. K2-Verzerrung wird vom Ohr (bzw. dem dahintergeschalteten Hirn) als besonders "warme" Klangfärbung wahrgenommen. In diesem Sinne klingen Röhrenverstärker sehr angenehm, aber verfälschen stärker als Transistorverstärker.


    Meiner Meinung nach sind Chipverstärker heutzutage die beste Wahl wenn es um höchste Qualität zu vernünftigem Preis geht. Gute Exemplare haben extrem glatte Frequenzgänge, extrem niedrige Verzerrungen und leisten eine hervorragende Abbildung und Räumlichkeit. Falls Du basteltechnisch begabt bist - man kann sehr einfach und günstig klanglich hervorragende Geräte selber bauen....


    Komplettselbstbau


    oder


    Bausatz

  • hi blenderhead,


    ich war früher auch eher in der audiophilen ecke daheim (röhrenamp, lineares, als kopfhöhrer eher so der stax benutzer, lp-wet-player usw) usw), aber ich bin mittlerweile mehr und mehr der meinung, das sich das soundprocessing bei den transen derart gebessert hat, das man schon sehr sehr tief in die tasche greifen muss (z.b. t+a), um noch unterschiede zu hören (entsprechender rest wie z.b. netten thorens plattendreher mindestens, attraktives lautsprechersystem vorausgesetzt). an deiner stelle würde ich in ein gutes hifi-studio gehen, und da mal ein wenig rumhören. meine anlaufstelle in .de war immer http://www.hifi-pawlak.de/home.html , der hat sich viel zeit genommen, wenn man nicht grad ´nen radiorecorder für 50dm haben wollte ^^ . solltest du aus dem ruhrgebiet sein lohnt sich auf jeden fall ein besuch bei dem, der hat auch für rel. kleines geld gebrauchtes (rel. kleines geld ist jetzt ab 500€ aufwärts). und wenn du mal bei so ´nem laden bist hör dir mal nad an, die sind noch leistbar und klanglich recht sauber. plattendreher sollte trotzdem mind. thoren sein, nich technics oder sonstwas, was man in den 80-ern in discos hatte :)

  • jenska: Lautsprecher hab ich zwei Technics CS 120 W.


    Die Diskussion hier entwickelt sich richtig gut. Ich bin froh um jede Ausführung bezüglich wirklichem Hörgenuss.


    Zwei Sachen:


    1. Ich bin ein absoluter Techniktrottel (auch was das Schlagzeug spielen betrifft) und hab von elektronischen Geräten null Ahnung.


    2. Ich bin Schweizer.


    Das sind nicht die besten Voraussetzungen. ;)


    Zitat

    das sich das soundprocessing bei den transen derart gebessert hat, das man schon sehr sehr tief in die tasche greifen muss (z.b. t+a), um noch unterschiede zu hören


    Transen tief in die Taschen greifen zu müssen, um einen Unterschied feststellen zu können.


    Jetzt weiss ich was griffige Metaphern sind.

  • Hallo Eidgenosse,


    ich glaube Du solltest dir um was anderes als einen Röhrenamp Gedanken machen. :D


    Lautsprecher probehören ist auch ganz lustig (manchmal) und scheint mir in deinem Fall angebrachter als die Beschäftigung mit glühenden Kolben ;)


    Gruß


    Jens


    P.S. Zu 1. und 2. : Schicksal 8o

    Gruß vom Jens :)

  • Zitat

    Original von TwoStroke
    Röhrenverstärker modulieren auf das eigentliche Musiksignal eine Oberwelle drauf, die erste Harmonische.


    Das musst Du mir mal bitte erklären. Die erste Harmonische ist doch eigentlich die Grundwelle und keine Oberwelle, wie wäre außerdem die Oberwelle eines ganzen Frequenzspektrums bzw. zeitdiskreten Signals definiert?


    Gruß
    Alex

    "Ich verlor bisher Filze, Sticks und einen Bassisten. Weiß der Geier was man damit will."
    Barumo, 2008

  • Hallo blenderhead,


    es macht gar nichts, daß Du Schweizer bist. Wir unterhalten uns hier sogar mit Österreichern!


    Im Spaß: randalica hat einen prima Vorschlag unterbreitet. Gehe in ein gutes Hifi-Geschäft und höre Dir die Sachen an. Ich bin sicher, daß Du in jeder mittelgroßen Stadt einen brauchbaren Laden finden wirst. Paß auf, daß Du die Vergleiche von z. B. Verstärekern unter sonst gleichbleibenden Bedingungen hörst (gleiche Boxen, gleicher Abhörpunkt, gleiche Lautstärke - letzteres ist gar nicht so einfach). Nimm Dir dafür ein paar gut klingende Aufnahmen mit, die Du sehr gut kennst. Am besten machst du einen Blindtest, damit Du wirklich erfährst, was Dir am besten gefällt. Das ist meiner Meinung nach ziemlich wichtig (Coca Cola schneidet in Geschmachstest gegen Pepsi deutlich besser ab, wenn die Probanden vorher wissen, was sie trinken - kein Witz).


    Bedenke auch, daß immer die komplette Soundkette zusammen passen muß. Ein ordentlicher Hfi-LAden wird Dir Dein Wunschgerät auch mal mit nach Hause geben. Gehört nicht ganz hierher: Einen immensen Einfluß auf die Soundqualität hat der Raum, in dem Du hörst. Oft sind hier die größten Soundverbesserungen zu erzielen. Es lohnt, darüber nachzudenken.


    Viel Spaß
    fwdrums

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • Zitat

    Original von zorschl


    Das musst Du mir mal bitte erklären. Die erste Harmonische ist doch eigentlich die Grundwelle und keine Oberwelle, wie wäre außerdem die Oberwelle eines ganzen Frequenzspektrums bzw. zeitdiskreten Signals definiert?



    Du hast recht. Ich meinte die doppelte Grundfrequenz und die heisst natürlich zweite Harmonische und nicht erste, wie ich schrieb.


    In der Tat kann man auf ein ganzes Frequenzspektrum die zweite ( ;)) Harmonische aufmodulieren. Stell' Dir eine Momentaufnahme des Musiksignals vor. Es wird für jede im Signal vorhandene Frequenz eine entsprechend kleinere Menge (je nach Grad der K2-Verzerrung) an doppelter Frequenz zugefügt.


    Plattenspieler fügen übrigens konstruktionsbedingt ebenfalls K2-Verzerrung zu, daher wird die Kombination Vinyl + Röhre als besonders angenehm und warm empfunden.

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