Was ist "black Chrome"?

  • Hallo Leute, nachdem ich vor kurzer Zeit ein Tama-Set mit schwarz "verchromter" Kesselhardware erworben habe, würde ich gerne mal wissen: Was ist das eigentlich? Es scheint empfindlicher zu sein als Chrom, obwohl es eine ähnliche Struktur zu besitzen scheint.


    Bitte keine wilden Spekulationen, die bringen mich nicht weiter. Toll wäre eine technische Auskunft von jemandem, der wirklich weiss, woraus diese Oberfläche besteht.


    Besten Dank und lieber Gruß
    max

  • Ich habe mich auf der Messe 07 mit Gene Okamoto von Pearl darüber unterhalten.
    Bei Pearl zumindest wird die Hardware nicht nachträgliche beschichtet, dass ist bei denen zumindest kein Pulverbeschichtung. Die Pigmente werden seinen Angaben nach dem Chrombad einfach beigemischt.


    Wie genau das bei Tama passiert kann ich leider nicht sagen...

    Freizeit Moderations-Arschloch

  • Wikipedia schreibt dazu, dass sich durch eine erhöhte Stromdichte in Verbindung mit speziellen Zusätzen Chromschichten in einer tiefschwarzen Farbe abscheiden. Die Schwarzchromschicht sei eine der wenigen tiefschwarzen Oberflächen, die elektrisch leitend seien. Manche Schwarzchromschichten haben nur eine mäßige Abriebfestigkeit. Dieser Effekt könne aber durch nachträgliches Beölen etwas verbessert werden.


    Das Schwarzverchromen dürfe man aber nicht mit dem schwarz chromatieren verwechseln. Der Farbton ist weniger kräftig, als bei einer Lackierung, der Metallcharakter der Oberfläche bleibt teilweise erhalten. Dieses Verfahren wird aber wohl kaum angewandt. Denn die Schicht ist Chrom(VI)-haltig. Aufgrund neuer gesetzlicher Richtlichien, wie der RoHS-Richtlinie sind Chromatierungen mit krebserregenden Chrom(VI)-haltigen Stoffen in vielen Bereichen nicht mehr zulässig.


    Edith hat weitergelesen und festgestellt, dass in China eine der EU-RoHS Richtlinie entsprechende gesetzliche Regelung eingeführt wurde, die die gleichen Stoffe und Grenzwerte enthält aber (ich staune selbst!) im Gegensatz zur EU Richtlinie keine Ausnahmen. Daher gibt es seit neuerem bestimmte Bass- und Gitarrenbrücken nicht mehr in richtigem teifen Schwarz, sondern nur noch schwarz verchromt.


    Ausserdem hat Edith noch Schreibfehler gefunden.

  • Zitat

    Original von scarlet_fade
    Bei Pearl zumindest wird die Hardware nicht nachträgliche beschichtet, dass ist bei denen zumindest kein Pulverbeschichtung. Die Pigmente werden seinen Angaben nach dem Chrombad einfach beigemischt.


    seltsam, dass die sticks in der aktuellen ausgabe beim ian paice kit von schwarz pulverbeschichteter hardware spricht...

  • Die Pulverbeschichtung wird nachträglich auf das Rohr aufgetragen, das Rohr wird beschichtet. Das erfolgt nicht wie bei Verchromen durch ein Bad, sondern wird irgendwie aufgespritzt. Daher ist Pulverbeschichtete Hardware nur "äußerlich" schwarz.


    Das ist zumindest das, was mir seiner Zeit von Pearl erklärt wurde.

    Freizeit Moderations-Arschloch

  • @scarlet:
    Genauso wirds gemacht:Verchromt/Verzinkt wird fast immer im Bad durch Eintauchen, daher sind beide Seiten meist gemacht, da wo es bei Rohren nicht ist, werden die Rohrenden provisorisch geschlossen.


    Pulverbeschichtung wird wie Farbe aufgesprueht, ist deswegen nur einseitig. Da die Rohrenden nicht zugemacht werden, sieht man meistens ein paar Pulversopuren innen...

  • Hallo,


    ein aufgesägtes verchromtes Rohr sieht bei mir innen genauso rostig vielfarbig aus wie ein pulverbeschichtetes Rohr. Die Verchromung erkenne ich nur an der extrem spiegelnden silbergrauen Farbe.
    Zwischen schwarzer Verchromung und schwarzer glänzender Pulverbeschichtung könnte ich nicht unterscheiden.


    Schwarze K&M-Ständer sind pulverbeschichtet und ich meine, die wären innen genauso schwarz wie außen.
    (Es gibt natürlich auch verchromte und vernickelte, die sind dann aber silbrig glänzend).


    Grüße,
    Jürgen

  • Ich würde zwischen der eher anthrazitfarbenen, aber verchromt glänzend aussehenden Tamabeschichtung (nicht brushed Nickel!), der tiefschwarz glänzenden und ziemlich robust aussehenden Pearl Kesselhardware und der eher matten schwarzen Pulverbeschichtung, wie sie bei anderen Herstellern (z. B. Pork Pie Little Squealer Snare) manchmal verwendet wird, unterscheiden. Letztere erscheint mir wie ein Mattlack, der relativ schnell abblättert.


    Und ich muss sagen, dass ich irgendwie das Gefühl habe, dass keine dieser Varianten tatsächlich an die Widerstandsfähigkeit von Chrom herankommt.


    Ich meine mittlerweile die Lösung zu erahnen: Chrom scheint als Metall nicht beliebig einfärbbar zu sein. Bei der Wikipedia-Erklärung kommt schwarz als Farbe nicht vor.


    Hm, das Ganze wird langsam spannend. Was machen die mit den Schlagzeugen? ?(



    lieber Gruß
    max

  • Ich bin keiner vom Fach (man könnte auch sagen, ich versteh nur Bahnhof), aber hier kommt die Farbe schwarz in Zusammenhang mit chemischer Bearbeitung von Metallen vor. Siehe "Die Zinkgruppe":


    http://de.wikipedia.org/wiki/H2S-Gang


    Ist wahrscheinlich was ganz anderes, aber vielleicht kennt sich da jemand besser aus. Möglicherweise werden die Oberflächen nicht mit Chrom (als Metall), sondern auf Basis eines anderen Metalls hergestellt? Es wird dann nur black chrome genannt...



    Nachtrag: ich habe jetzt bei Tama/Meinl nachgefragt, mal sehen, was kommt!

  • Zitat

    Original von Jürgen K
    Zwischen schwarzer Verchromung und schwarzer glänzender Pulverbeschichtung könnte ich nicht unterscheiden.


    natürlich könntest du das.
    vielleicht nicht auch drei kilometer entfernung aber wenn du direkt draufguckst siehst du den unterschied. allein dadurch, daß die kunststoffschicht (pulverbeschichtung: kunststoff wird pulverförmig aufgespritzt und dann zu einer homogenen oberfläche verbacken) stärker ist und licht komplett anders reflektiert als schwarzchrom (recht dünne beschichtung). spätestens beim anfassen wird es ganz deutlich: die kunststoffschicht fühlt sich wärmer und weicher an als die chromschicht da sie wärme schlechter leitet.

    give me the freedom to destroy
    give me radioactive toy


  • Der Wikilink beschreibt das, womit jeder Chemistudent in den ersten Semestern gequält wird.
    Das Einzige was es mit black chrome zu tun hat ist eben die schwarze Farbe des NiS.


    Also ich habe mal Google angeschmissen, aber es ist echt nicht leicht was zur Durchführung zur finden. Soviel scheint klar: Im Gegensatz zum hellen Verchromen ("bright"), bei dem ChromIII-Verbindungen eigesetzt werden, benutzt man Chromverbindungen auf Basis von Chromsäure. Als Katalysatoren werden Fluoride und Nitrate eingesetzt. Der wesentlich Unterschied erscheint mir, dass man beim Schwarzverchromen technisch nur geringere Schichtdicken herstellen kann.


    Eine interessante Seite zum Thema ist http://www.bstsa.org.uk.
    Da gibts auch schicke Bildchen zum normalen Verchromen.

    "I'd rather eat my own shit than do a duet with James Blunt" (Paul Weller)

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