ZitatOriginal von maxPhil
Musik ist allerdings auch ein Umfeld in dem absolut undemokratische Strukturen gang und gäbe sind.
Wo ist das Problem? Demokratische Strukturen sind halt nicht immer zielführend. Soll z.B. ein Rattle mit dem ganzen Orchester den Antrag der dritten Geige diskutieren, den Auftakt des zweiten Satzes doch etwas getragener zu spielen, nebst anschließender geheimer Abstimmung?
Bands können basisdemokratisch funktionieren, Bands können aber auch hierarchisch funktionieren. Und da jeder die Wahlfreiheit hat, sowohl an der einen als auch an der anderen Veranstaltung teil zu nehmen, oder auch nicht, steht beides bei mir vollkommen gleichberechtigt nebeneinander.
Davon abgesehen, dass die real praktizierte Basisdemokratie in den meisten Bands Augenwischerei ist; kristallisiert sich doch meist ein inoffizieller Führer (sowie meist noch ein ebenbürtiger Opponent) heraus, der Kraft seiner Argumente und/oder Rhetorik die Mitläufer hinter sich schart. Da deckt sich meine Erfahrung mit der reinen Lehre, aber was die Theorie der sozialen Gruppen anbelangt, bist Du bestimmt fitter als ich...
Nichtsdestotrotz kann natürlich das positiv persönlichkeitsbildende Potenzial in einer demokratischen Gruppe deutlich höher sein (Diskutieren, Argumentieren, Ideenfindung, etc.) als in der im schlechtesten Fall auf reine Disziplin ausgerichteten Rolle in hierarchischen Gruppen.
Zur charakterbildenden Wirkung des Musizierens an sich mal meine Theorie:
Ich habe anhand meines Studiums gemerkt, dass sich durchaus Denkstrukturen über die Zeit ändern, wenn man permanent "gezwungen" wird, in gewissen Bahnen zu denken. In meinem Fall ist daraus eine überaus starke Affinität entstanden, alle Probleme logisch-analytisch anzugehen, was gerade bei emotional geprägten zwischenmenschlichen Themen nicht zwingend zielführend ist... Analoges kann ich mir vorstellen, wenn sich jemand ähnlich intensiv mit Musik/Musizieren auseinander setzt, kann das aber an mir selber halt nicht verifizieren.
Gruß
Alex