Präsenz als Schlagzeuger - wie geht ihr damit um?

  • Es gibt auf jeden Fall unterschiedliche Aspekte, was man unter Präsenz verstehen kann, die hier auch manchmal durcheinander gehen.
    Meint man jetzt Präsenz als Musiker innerhalb einer Band und die entsprechende mediale Aussenwirkung oder meint man jetzt die Wirkung auf Groupies, Mädels oder meint man die Wirkung auf gen geneigten Musikliebhaber/Mitmusiker.


    Ich finde schon, das die Wahrnehmung des Drummers stark von der Musikrichtung abhängt.
    Ich spiele ja in den unterschiedlichsten Musikrichtungen und die meisten Rückmeldungen sowohl aus dem Publikum als auch medial gibt es immer bei Jazzmusik. Nur bei dieser Musikrichtung sind meiner Meinung nach die "Hierarchien" in der Aussenwahrnehmung flacher und nahezu gleichberechtigt.
    Hinsichtlich des "Groupie-Faktors" ist Jazz aber so ziemlich die schlechteste Musikrichtung.


    Im Pop-Kontext wird man als Drummer schon sehr selten als Einzelperson wahrgenommen. Da kann ich nur die Erfahrungen anderer bestätigen: Fotos und Berichte werden vor allem von den Frontleuten dominiert und was die Gunst der weiblichen Zunft angeht, gibt es auch eindeutig eine Rangordnung, die natürlich nicht ausschliesst, das es auch mal ein paar Mädels geben kann, die mehr auf nen Drummer abfahren. In der Summe ist das aber eher die Minderheit.


    Gutes Beispiel(bitte nicht deswegen hauen): Wer von den kreischenden Teenies bei Tokyo Hotel interessiert sich schon für den Drummer (oder Bassisten)?
    Gut, bei denen kennen sie wenigstens den Namen, aber da hört es schon auf und wenn man sich Medienberichte anschaut, wird man mehr als 80% nur Berichte/Bilder von den Zwillings-Spacken finden und nebenbei hört man dann auch mal was über die beiden anderen.


    Um jetzt aber dem Ungerechtigkeitswahn vorzubeugen sei noch erwähnt, das die meiner Meinung nach geringere Aufmerksamkeit dem Drummer gegenüber durchaus aber auch selbst "verschuldet" ist und teilweise in den Persönlichkeitsunterschieden der Instrumentengattungen begründet liegt.
    Irgendwie gehen bestimmte Charaktereigenschaften mit der Wahl des Instrumentes einher (oder warum sind Bassisten so oft die "gesetztesten" Personen in einer Band und die Sänger die extrovertiertesten)
    Drummer sind halt oft nicht die forschesten Typen, wenn sie mal hinter ihrem Drumset hervorkriechen und vielleicht haben sie auch oft deshalb dieses Instrument gewählt, weil sie sich so schön vor dem Publikum verbarrikadieren können und dann im Geheimen die Sau raus lassen. Kommen sie dahinter hervor, sind sie dann wieder ganz handzahm :D
    Jedenfalls denke ich jedesmal, wenn ich einen Drummer hinter einer nahezu undurchdringlichen Ballerburg sehe, der will wohl nicht gesehen werden :D


    Und dann sitzen wir Drummer auch noch und sind deshalb immer die kleinsten auf der Bühne, was dann durch einen Riser versucht wird zu kompensieren. Trotzdem sind wir dann aufgrund der Unbeweglichkeit auf der Bühne und der kleineren Erscheinung aufgrund des Sitzens wesentlich unscheinbarer als stehende, sich bewegende Akteure, die auch mal auf Tuchfühlung mit dem Publikum gehen können.


    Der Trost eines jeden Drummers dürfte aber sein, das man uns wohl kaum überhören kann und ist das nicht das wichtigste :D

  • Zitat

    Original von drumdidi
    Gutes Beispiel(bitte nicht deswegen hauen): Wer von den kreischenden Teenies bei Tokyo Hotel interessiert sich schon für den Drummer (oder Bassisten)?
    Gut, bei denen kennen sie wenigstens den Namen, aber da hört es schon auf und wenn man sich Medienberichte anschaut, wird man mehr als 80% nur Berichte/Bilder von den Zwillings-Spacken finden und nebenbei hört man dann auch mal was über die beiden anderen.


    off:
    vielleicht sieht aus diesem grund sein Set mittlerweile wie das von Lars Ulrich aus(Green Sparkle, selbe Becken anordnung und.......festhalten!!..............zwei Bassdrums...... :rolleyes: ;( )


    on:
    also ich kann mich an zwei bestimmt ereignisse in meiner alten Band erinnern:
    1:
    nach einem Gig (auf dem sich übrigens alle nicht von der Stelle bewegten was auf dem Video total gelangweilt aussah...) kam der Bassist zu mir und sagte "Hey, die Leute sagen alle, dass die dich richtig geil fanden!" Und auf dem Video sieht man auch, dass ich meinen Spaß hatte und das ohne Sticktricks! :P


    2:
    bei einem Gig mit meiner alten Band kam es plötzlich so, dass alle meinen Namen riefen 8o =)
    das war schon sehr schmeichelhaft.


    ---
    wie ist das eigentlich mit Neil Peart von Rush??
    ich hab ihn beim spielen noch nie lächeln gesehen, er guckt eher so, als ob er jedesmal nen richtig miesen tag gehabt hätte... ;)

  • Zitat

    Original von renttuk
    ...
    mit der musik abzugehen ist für mich ohnehin nicht möglich, denn darunter leidet (zu oft) das spiel.


    Hach, was habe ich das oft mit meinen Mitmusikern diskutiert... :D
    Was scheren mich zwei, drei Fehler, wenn ich wenigstens den Leuten den Spass an der Sache ansehe bzw. vermitteln kann? Geht es darum, einen 100% fehlerfreien Vortrag zu halten, oder eine "Show" zu machen? Aus der Perspektive des Konzertbesuchers würde ich sagen, wenn ich 100% Perfektion hören will, schmeiss ich mir 'ne CD rein, ein Konzert hingegen ist ein audiovisuelles Erlebnis, d.h. ich will auch was sehen. Für eine gute Show akzeptiere ich auch den einen oder anderen spielerischen Patzer. Bei einer fehlerfreien aber langweiligen Darbietung verlasse ich gerne noch vor Ende der Veranstaltung den Saal.


    Alles natürlich eine Frage des Genres, obige Aussage sei bezogen auf Rock/Indie/Alternative und deren Derivate.


    Gruß
    Alex

    "Ich verlor bisher Filze, Sticks und einen Bassisten. Weiß der Geier was man damit will."
    Barumo, 2008

  • Hmmm, vielleicht ist die optische Präsenz nicht unbedingt das wichtigste.
    Wenn Deine Drums rollen und grooven, fühlt das Publikum Deine Präsenz. Die Füße wippen und vielleicht wird auch das Tanzbein geschwungen. Das finde ich persönlich wichtiger. (geb optisch auch nicht so viel her, deswegen muss ich wqohl so denken :D )
    Ob natürlich die Damen (oder bei weiblichen Drummerinnen), die Herren feucht im Schritt dabei werden, kann ich nicht beurteilen.

    Brian: Ihr seid lauter Individuen.


    Menge: Ja, wir sind lauter Individuen.


    Brian: Ihr seid alle verschieden.


    Menge: Ja, wir sind alle verschieden.


    Dennis: Ich nicht.


    ALLES NEU, Guckst DU!

  • Ist wohl schon etwas älter hier, aber ich geb meine Meinung dazu auch mal kund:
    Was Fotos anbelangt finde ich auch, das es eher wenige sind, die gzielt Schlagzeuger fotografieren, vor allem auch, weil man dazu bestenfalls auf die Bühne muss. Dann muss man noch die Bilder raussortieren, auf denen man verwackelt ist oder angestrengt guckt (je nach Musikrichtung).


    Ansonsten hab ich keine Probleme aufzufallen, aus dem einfachen Grund, weil ich ne Frau bin, das fällt gerade bei ner Band im Punk- Hardcorebereich schon mal schnell auf. Wenn man dazu 'n bißchen abgeht und show macht, (aber ned so gagelig wie der von Godsmack) kann man nicht mehr übersehen werden. Also ich werd regelmäßig nach Gigs angesprochen (unterbuchse hat mir noch kein Mann zugeworfen, aber dafür mal runtergelassen...was ich leider sehr bedauern musste, war nicht wirklich sehenswert...).
    Was das Oben-ohne-spielen bei den Herren angeht, bin ich immer sehr zwiespältig, weil manche wirklich nicht die Figur dazu haben, das ist dann eher unvorteilhaft, denk aber bei den meisten hat es den Grund, das es einfach unerträglich warm ist, als aus optischen Gründen.

  • zoschl - edith flüstert mir zu: zorschl, da gehe ich komplett mit. aber es geht mir dabei nicht nur um vernachlässigbare patzer (die ohnehin inbegriffen sind), sondern das komplette verschludern von songs, abläufen etc.. eine gute show darf geboten werden, dafür akzeptiere ich gerne spielerische patzer oder unzulänglichkeiten. aber wenn die überwiegen, nützt es mir nix, dass der drummer nachher mit nackerenstarre von der bühne geht ;)

    Einmal editiert, zuletzt von renttuk ()

  • kuttner: Damit gehe ich wiederum konform! Jeder muss im Rahmen seiner Möglichkeiten dort sein Optimum finden, das ist dann auch eine Frage der Erfahrung und Routine. Ich finde es nur wichtig, überhaupt diesen Weg einzuschlagen.


    Gruß
    Alex

    "Ich verlor bisher Filze, Sticks und einen Bassisten. Weiß der Geier was man damit will."
    Barumo, 2008


  • zu 2 und 3: (man sieht... ich wurde mit 2 extra Leuchten beleuchtet. :D eine steht hinter dem Sänger)




    zu 4:





    zu 5:








    Das reicht dann auch schon... :D



    Ich hab auch bei Gigs mit vielen Leuten ein Mikrofon bei mir hinten.


    Unser Sänger hat zu mir gesagt, dass ich das mit dem "Stimmung machen" am besten von der Band kann. (Wahrscheinlich deshalb, weil man mit den Toms und einem kräftigen "HEY HEY HEY HEY HEY HEY . . ." auch das Publikum zum mitmachen anregen kann. Das machen wir dann immer zusammen) Ich quatsche auch sehr viel mit den Zuschauern etc...


    Die Gitarrenspieler der Band sind total zurückhaltend und reden niemals in ein Mikro. Weder ein "Danke" noch sonst was....



    Man sieht... ich habe ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom 8)



    lg Dominic

  • Im Prinzip ist es ziemlicher Schwachsinn, wenn "wir Drummer" uns darüber unterhalten, denn bei den meisten von uns ist ein gewisses Hintergrundwissen gegeben, sei es Technik oder Equipment oder beides.


    Für den Nichtselbertrommelnden Konzert- oder Straßenfestbesucher ist ein Schlagzeug zunächst mal das am einfachsten zu begreifende Instrument: Du haust irgendwo drauf und es macht "Bumm", "Krach", oder "Schepper". Punkt.


    Wenn man sich das mal vor Augen hält, dann ist das Stageacting der trommelnden Zunft durchaus ein Verkaufsfaktor. Sound hin, Technik her; wenn Phil Rudd die Hihat auf Sackhöhe montieren und mit dem Ausholradius eines Kleinrattenbeins hantieren würde, dann würde das irgendwie nicht passen. Das andere Extrem wären die mutmaßlich ans Starkstromnetz angeschlossenen Konsorten wie Travis & Co.


    Das muss im Grunde zusammenpassen, so wie jeder Heimwerker weiss, dass er um den Nagel zu versenken eine gewisse Schlagkraft aufbringen muss. Würde ein Phil Rudd spielen wie Lieschen Müller, die gerade eine Suppe umrührt: Passt nicht. Würde der Trommler von Udo Jürgens rumhampeln wie Travis Barker: Passt nicht.

    Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!

  • Ich habe mich nie über zuwenig Beachtung freuen/ ärgern müssen, weil ich nach Möglichkeit FRÜHER keine Becken vor der Fresse hatte. Später war es mir dann egal und mancher sah mich nicht.


    In der letzten Rockband, mit Keyboarder als Sänger, war ich dann nicht mehr hinten Mitte, sondern eher vorne links. Das fiel dann auch imm Publikum auf. In Interviews hatte ich auch die größte Klappe und somit kannte mich jeder genauso gut wie die anderen Musiker.


    Hier gabs ja auch mal den Thread Drummer/ Mädels, bei dem ich und andere darauf hinwiesen, dass man durchaus auffallen kann.


    Durch den Trend mit kleineren Sets und Trommeln (wie weiter oben auch zu sehen), fällt der Dummer bestimmt optisch genug auf. Wenn er mitreißend spielt, dann merken es auch viele (nicht alle) Leute. Wem das zu wenig ist, der muss im Trio spielen.


    Viel schlimmer finde ich, wenn ich sehe (und die anderen es nicht merken), dass sich da oben einer abmüht wie Harry und selbst der bandeigene Mixer nicht merkt, dass außer Snare und kräftige Tom-Schläge nichts zu hören ist. Da kann einer auf Hihat oder Ride Figuren spielen wie blöde und keiner kriegt es mit...

  • Zitat

    Ob natürlich die Damen (oder bei weiblichen Drummerinnen), die Herren feucht im Schritt dabei werden, kann ich nicht beurteilen.


    Hallo, zu erst einmal sind alle Drummerinnen von Hause aus weiblich!


    Und wie es bei DrummerINNEN aussieht ( bzgl. Präsenz), hätte ich auch gerne mal gewusst. Ich kann dazu leider noch nicht viel sagen, da ich a) noch nicht sooo lange spiele und b) auch noch in keiner Band.


    Wird man als Drummerin vom Pubklikum/der Band/den Medien eher wahr genommen als die männlichen Kollegen?

    Drummer Girl


    Life is too short not to play drums.

  • Zitat

    Die Antwort muss korrekt lauten: JA!


    Und worin ist dies begründet? Einfach nur in der Tatsache (bzw. Vermutung), dass es weniger Drummerinnen als Drummer gibt oder dass wir Damen besser aussehen? :D

    Drummer Girl


    Life is too short not to play drums.

  • Hhmmm ich habe mal eine Band gesehen, die bestand nur aus Mädels und noch
    dazu haben die alle nur in Dessous gespielt, kann mich aber leider (verdammt)
    nicht mehr an den Namen erinnern ;( ;(. Vom Hocker gehauen haben die mich
    musikalisch auch nicht, aber ich hatte eh besseres zu tun, als mich auf die Musik
    zu konzentrieren!! :D


    Nichtsdestotrotz hatte die Drummerin zwei sehr gute Präsenzen ( . )( . ) :D :D


    drummergirl: JA!!!


    Bon Jour Laterne_Nils

  • Zitat

    Original von Drummer Girl


    Und worin ist dies begründet? Einfach nur in der Tatsache (bzw. Vermutung), dass es weniger Drummerinnen als Drummer gibt oder dass wir Damen besser aussehen? :D


    Erstens ist die Frauenquote bei Drummern schon extrem niedrig und allein daher fällt man sofort auf.
    Zweitens sind diese Frauen aus dem ersten Grund schon mal interessanter als die typische Sängerin in einer Band. Ne Frau an den Drums ist einfach ne coole Sache.
    Medial ist es zudem einfach ein Fakt, das man als Frau immer mehr Aufmerksamkeit bekommt, erst recht, wenn man etwas tut, was Frau "normalerweise" nicht tut.
    Und das Frauen einfach schöner anzusehen sind, ist zumindest für mich als Mann keine Frage :D
    Allerdings stelle ich in den letzten Jahren eine steigende Tendenz hinsichtlich Mädels an den Drums fest.
    Zur Zeit habe ich so viele Schlagzeugschülerinnen wie nie zuvor und das ist spitze.
    Also: haut rein Mädels! :D

  • Also zum Fotos machen: Es is, wie schon erwähnt wurde, ne technische Sachen.
    Sich hinter Becken und dem Set versteckend ist es schwierig geknipst zu werden.
    Ich persönlich habe aber, obwohl ich live noch net viel rumgekommen bin, immer wieder daran erfreut, welche Faszination das Schlagzeug auf andere ausübt:
    Immer wieder: "Wow, ich könnte das nie, so Hände das eine, mit den Füßen was anderes..." oder "Ach ja, ich würd auch gerne Schlagzeug spielen...". Etc. pp.
    Also, von daher find ich uns Schlagzeuger net unterbewertet.
    Wenn irgendwelche Musiker(zumindest im Rockbereich) arme Schweine sind, dann sind es die Bassisten. Das sind meiner Meinung nach die, die die wenigste Beachtung bekommen, weil es halt im Rockbereich meist unspektakulär ist.

    Wer beim Üben gut klingt, wird nicht besser. - Sinngemäß nach Jojo Mayer



    Meine Spielsachen

  • Ich denk man bekommt automatisch mehr Aufmerksamkeit, weil es eher selten ist, das ne Frau an den Drums sitzt. Das fällt an sich schon mal auf und spricht sich auch woanders dann rum ("Wie heißt die Band da nochmal, die mit der Frau am Schlagzeug..."). Ich hab mich jedenfalls schon oft drüber gewundert, das mich sonstwo Leute angesprochen haben, die ich vom sehen garned kannte, und dann meinten: "Du bist doch die Drummerin von Blind Weasel".
    Viele kennen meinen Namen auch garned, aber ich bin halt die Schlagzeugerin. Hat halt auch nicht immer seine Vorteile. Gibt viele (Männer), die das auch wiederum scheiße finden, is klar.

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