Worauf bei Plattendeal achten?

  • Moin zusammen.


    Ich und meine Band haben für unsere erste CD ein Label gefunden welches uns Obdach gewährt.


    Da hier sicherlich einige mehr Erfahrungen haben als wir, würde ich gerne mal wissen worauf man achten sollte bevor man seine CD von denen vertreiben lässt?


    Also die erste Auflage werden 1000 CDs im Digipack mit 16 Seiten vollfarbigen Booklet. Wird alles nach unseren Vorstellungen designt.


    25% der ersten Pressung können wir selber vertreiben. (Moment...ähm....2 im Sinn.....3 Finger abziehen...also 250 CDs)


    Der Vertrieb des Labels geht über Broken Silence. Die stellen die CDs bisweilen unter anderem bei Media Markt etc. hin.


    Also worauf sollten wir achten?

    Dieser Beitrag wurde 453 mal editiert, zum letzten Mal von Der Paddy: Morgen, 10:10.

  • Der Deal beinhaltet die CD oder auch Merch?
    Wer trägt die Produktionskosten? zahlt das Label alleine?
    Wenn das Label alleine zahlt, kriegt ihr die 250 CDs umsonst oder wenn nicht, zu welchen Konditionen müsst ihr die Abnehmen?
    Habt ihr ein Vorkaufsrecht für weitere CDs? Behält sich das Label eine Nachpressung vor,wenn die ersten 1000 gut durchstarten oder wird dann neu verhandelt? Wenn eine Nachpressungsoption drin steht, habt ihr ein eigenes Vorkaufsrecht zum Weitervertrieb?
    Ansonsten grundsätzliches:
    Wer hat die Rechte an den veröffentlichten Songs? Dürfen Teile der Songs auch später auf anderen LPs gebraucht werden (meist ne 50%-Regelung)?
    Wenn ihr GEMA meldet,wer zahlt es?


    joah,das sind so die ersten spontanen Fragen die mir eingefallen sind ;)

    Signature temporarily not available (480)

  • Ihr könntet Euch auch an die


    LAG ROCK NRW
    PF 10 16 06
    D-45816 Gelsenkirchen


    Telefon: 0209/207272
    Telefax: 0209/204959


    wenden und fragen, ob die Euch in der Hinsicht beraten können.


    Viel Erfolg und Gruß,
    Sven

    "If you don't feel it, don't play it." James Jamerson

  • Das Thema ist so kompliziert, dass man garnicht weiß wo man anfangen soll... 8o


    Ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob ich richtig verstande habe... welche Tips Du suchst. Ich kenne auch die Firmen von denen Du etwas erwähnst garnicht. Insofern hat untenstehendes mit denen nichts zu tun, sondern es sind generelle, sehr pauschale Anmerkungen...


    Ein Label hat man eigentlich erst dann, wenn der Vertrag unterschrieben ist. Ich würde es sogar noch radikaler formulieren: erst wenn man die eigene fertige CD mit Booklet von denen hergestellt/herstellen lassen in den Händen hält. Vorher hat man eigentlich noch nichts so wirklich ;). Das ist eine ganz bittere Erfahrung die viele von uns machen. Es wird leider manchmal! auf Label-, und/oder Distributionsebene von einigen Akteuren viel Blödsinn bzw. Jauche uns Musikern in die Ohren geschüttet... und hinterher erscheint dann doch keine CD.


    Aber genug der Schwarzseherei. In Deinem Falle ist hoffenlich alles anders. In jedem Fall ist das in der Hand halten der ersten eigenen CD für fast jeden eine tolle Erfahrung. Und den wenigsten! gelingt es heutzutage unter den schwierigen "Musikverwertungsbedingungen" überhaupt noch ein Label für sich zu gewinnen. Also Respekt! wenn es klappt.


    Prinzipiell ist das ein Thema für Musik- und Medienrechtler. Insofern kann und darf ich mich nur aus Musikersicht äußern (und lasse die schwierige Juristenmaterie) völlig weg.


    In jedem Falle jede vertragliche oder sonstig bindende Absprache von einem Juristen prüfen lassen. Nicht nur damit mit der jetzigen CD alles rechtens ist (und für Euch akzeptabel) - sondern um ganz sicher zu gehen, was zukünftig mit diesem Material geschieht. Also welche Modalitäten für etwaige weitere Auflage(n), was passiert wenn das Label Konkurs geht, wie wird der Advance (Vorschuß) mit den verkauften Stückzahlen verrechnet, gibt es vertragliche Optionen/Bindungen für 2. CD. etc. etc.


    Das mag jetzt übertrieben wirken, da eine Auflage von 1000 Stück ja sehr, sehr klein ist. Aber umso wichtiger wäre ja, zu sichern nicht gebunden zu sein, wenn das Ding toll wird, aber der Vertrieb oder das Label nichts tut! Die Hauptgefahr!


    Grobe Musikertips:
    1.) Was ist es für ein Label... wer hat mit denen schon Erfahrungen gemacht? Diese Burschen kontaktieren! Nicht jene kontaktieren, die das Label selbst als blühendes Aushängeschild vorschlägt - sondern selbst im Backkatalog des Labels schnüffeln und selbstgewählt 2-3 Bands aussuchen, kontaktieren und berichten lassen was bei ihren Veröffentlichungen so erfolgte/passierte/ oder nicht passierte :)


    Das kann man nicht ernst genug nehmen, da es leider auch auf Label- und Vertriebsseite manchmal unseriöse Partner gibt. Ich habe bei CD-Veröffentlichungen alleine 2 mal in Deutschland erleben müssen, das kriminelle oder halbkriminelle Vertriebspartner abgetaucht sind. Das sind keine Stories aus "Wasiristan", dem "bösen Osten" oder Fernost" sondern leider auch in Deutschland immer wieder ein sehr REALES Thema. Je mehr man sich umhört, umso deutlicher kann man Warnsignale wahrnehmen. Bevor Leute abtauchen ist meist deren Partnern schon monatelang etwas bei der Zahlungsmoral auffällig geworden. "ich kann über die Firma nichts schlechtes sagen - nur nervt mich, dass die in den letzten 3 Monaten ganz schwer zu erreichen sind. Ich bekomme auch noch 2500.- Euro, aber das wird sicher noch". Wie gesagt: es ist erstaunlich wie offen manche berichten.


    Mein Beispiel war noch sehr soft. Es gibt andere, da hört man sofort von mehreren ihrer ehemaligen Partner: "der hat vor 10 Jahren schon Bands live um ihre Gage betrogen und bei seinem jetzigen Projekten agiert er genauso. Ich kann Dir alleine 5 konkrete, belegbare Fälle nennen, frag´ die mal nach Mister XYZ". Ähnlich wie mitunter bei einzelnen Ebay-Verkäufern :) ist es auch auf Label- Vertriebsseite erschreckend, dass schwarze Schafe oft jahrelang für halblegales oder illegales Treiben wirklich bekannt sind - und ungestraft weitermachen - nur man selbst erfährt es als letzter. Insofern vorher und so konkret wie möglich bei ehemaligen und "Noch-Partnern" informieren!


    2.) Gerade als Drummer: genau überlegen, was Du den Songs gutes getan hast. Es ist die größte Lachnummer der Musikevolution (am Anfang war immerhin der Herzschlag, das erste Instrument die Trommel), dass unsere Rolle in Sachen Tantiemen oftmals völlig unberücksichtigt bleibt. Vor der CD-Label Sache würde ich jedem Drummer, die sich nicht als "defensiver-Begleitteppich" betrachtet, raten, mit den Bandkollgen zu erörtern bei welchen Songs sein Wirken maßgeblichen Einfluß auf den Song hatte. Für diese Songs Rechte/Anteile festlegen in netter kollegialer Atmosphäre.


    Oder in manchen Fällen noch besser, fairer: wenn alle in der Band bei allen Songs konstruktives beitragen: Die Songrechte unter allen gleich aufteilen. Das mag für manchen Bullshit sein, aber nochmals, wenn wir als Drummer nicht auf die prozentuale Beteilung drängen und diese den Verwertungsgesellschaten (Gema und ihre Kooperationspartner etc.) mitteilen, dann sind wir schnell und dauerhaft die Looser. Wenn die CD floppt und es zu keiner Auflagenerhöhung kommt, wird dem Komponisten und Texter (wenn nichts wie oben besprochen vereinbart wurde) immerhin etwas Geld überwiesen. Nämlich die Tantiemen über die Gema in Relation zur Auflagenhöhe. Wenn die CD aber durchstartet: dann bekommen die noch etwas mehr überwiesen. Wir Drummer aber GARNICHTS. Dies ist ein völlig inakzeptabler Zustand und ich würde gerne vielen Drummern empfehlen ihre Rolle in der Band in einer stillen Minute zu überdenken.

    Nicht oder nur sehr schwer schützen kann man sich hiervor (sind eigentlich running gags die viele erleben):


    - Es wird eine kleinere Auflage den Musikern oder den Verwertungsgesellschaften genannt: sagen wir mal völlig fiktiv: 1000 Stück. Real werden aber 2000 gepreßt.


    - Es werden Lizenzpartner in anderen Ländern mit CD´s versorgt oder jene erwerben Rechte diese selbst zu Pressen. Diese geben an sie hätten 500 Stück gepreßt. Verkaufen aber 2000... + X


    - Es wird vollmundig verkündet: "wir haben professionelle Vertriebspartner. Die bringen eure CD in jeden Blödgeizmarkt- garantiert!". Hoppla, es gibt aber Blöd-Geiz-Märkte mit "Filialer"-Einkaufsautonomie. Will heißen es gibt Märkte (Marktketten) wo die Abteilungsleiter Entscheidungsbefugnis für das CD-Sortiment haben. Er muß also keineswegs den Vorschlägen folgen. Dies erklärt(e) jahrelang die immense Diskrepanz im CD-Sortiment je nach Marktfiliale.


    - Wir machen für euch viel Werbung. Bemustern Magazine für CD-Reviews, drucken 2500 Din-A4-Flyer...
    ... hoffentlich folgen den Worten Taten! Es ist ein großer Unterschied, ob 15 Magazine bemustert werden oder 115. Schon die heutigen Portokosten lassen viele kleine Labels beim Griff zum Umschlag heftige Zurückhaltung üben.


    Es gäbe noch unendlich mehr zu berichten... aber ich bin mir nicht sicher, ob Dir das bereits skizzierte wirklich wichtig ist - oder welche Tips Du suchst...?


    In jedem Falle viel Erfolg.

  • Hey vielen Dank für die Ausführlichen Tips. Werden wir uns alle zu Herzen nehmen.


    Deswegen mag ich das Forum hier so. Kompetenz gepaart mit Ausführligkeit und Schnelligkeit.


    Thx 4 everything! :)

    Dieser Beitrag wurde 453 mal editiert, zum letzten Mal von Der Paddy: Morgen, 10:10.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!