Kann man Felle zu fest spannen?

  • Hi!


    Habe meine Snare nun ziemlich fest gespannt (also das Schlagfell) damit sie den richigen *KNACK* - Effekt bekommt!
    Jetzt habe ich nun Angst dass mein Schlagfell reißen könnte wenn ich mal fester draufhau weils so fest gespannt ist :(
    Hat jemand erfahrungen damit? Kann das Fell dabei reißen?

  • natürlich wird das fell aufgrund der hohen spannung etwas schneller reißen als wenn du es nciht ganz so fest hast, jedoch ist das nicht erheblich.
    mach das ruhig, ich kenn viele die das so haben!

    wer glaubt das schon?

  • Man kann das Schlagfell so fest spannen, das (zumindest bei Remo) die Verklebung abplatzt und das Fell aus dem Metallring springt. Wenn es nicht grade ein schlecht produziertes Fell ist, muss man aber schon fast Gewalt anwenden um so weit zu kommen.


    Davon ab, zu locker gespannte Fell sind anfälliger für Dellen ....


    Ich hab meine Snarefelle auch recht hoch gestimmt, aber bisher erst ein am Ring ausgerissenes Fell gehabt.
    Hier war aber ein Produktionsfehler schuld, das Fell wurde anstandslos umgetauscht.


    Grüße


    Bob

    ____________________________________________


    Unser Knoblauch heißt Äppelwoi

  • Nichts leichter als das!


    Natürlich kann man Snare-Felle durch Hoch-, nein Höchstspannung selbiger zum Reißen bringen. Das hat auch physikalisch irgendwann nicht mehr soviel mit Verarbeitungsqualität der Felle zu tun sondern mit den immensen Kräften die walten.


    Testweise würde ich das auch nicht zum "Nachspielen" empfehlen. In jedem Falle nicht mit einem dünnen Holzkessel.


    Normalerweise ist es beim Hochtimmen auf der Snare so, dass man sich zunächst am High-Pitch-Sound erfreut und oftmals auch über den brettharten Rebound (den auch viele Drumcorps-Trommler lieben).


    Aber irgendwann lange jenseits der normalen ächtz- und Stöhngeräusche eines schon leidlich hochgestimmten Felles kann man feststellen, dass sich bei weiterem Anziehen der Stimmschrauben (was nun auch schön Höllenkräfte verlangt und massive Stimmschlüssel), Geräusche der Stimmschrauben-Böckchen und des Snare-Kessels bemerkbar machen, die unschön an U-Boot-Krieg-Verfilmungen erinnern: "Tiefe 280 Meter und sinken weiter!" KLONG


    Spätestens jetzt stellt sich bei den meisten Fellen auch ein interessanter Effekt ein. Trotz noch weiterem Festdrehen der Stimmschrauben ist kein Ansteigen der Tonhöhe des Felles mehr wahrnehmbar. Nun ist man unmittelbar vorm Reißen angelangt. Wer jetzt noch weiterdreht hat latente Kaufsucht, bzw. möchte eigentlich ein neues Snare-Fell.


    Einige Marching Corps-Drummer nutzen ja nicht zu unrecht Kevlar-Gewebefelle um langfristig reißfest unter gleichwohl ultra-hoher Snare-Spannung zu trommeln. Trotzdem würde ich immer (siehe oben) bedenken, was man dem Snare-Kessel, Spannreifen etc. mit einer Irrsinnsspannung antut!!! Es kann die Lebenserwartung der Snare maßgeblich verkürzen.

  • Moinsen!
    Also mit nackter gewalt bekommt man einfach alles kaputt. Vielleicht sollte man sich einfach merken, das man die felle nicht mit mehr als 15 Kilo "drehkraft" festspannt*GGGGGGG*. Ist wie mit allem beim Schlagzeug, wenn rohe kräfte sinllos walten.
    Hab da auch eine kleine Anekdote:
    Als ich meine Snare......schon lange her.....erwarb, meinte ich die Teppichabhebung so festdrehen zu müssen, das sie schließlich zerbarst. Könnt ihr euch vorstellen, was der verkäufer für augen gemacht hat als ich das reklamierte?

    so long, Alex Tromm(l)er

  • Zitat

    Original von Drumstudio1
    In jedem Falle nicht mit einem dünnen Holzkessel.


    Genau. JoJo Mayer der seines Zeichens insgesamt alles ultra hoch stimmt (für die Drum'n Bass und Jungle Sachen) nimmt deshalb auch die Sonor Artist 13x5 Earth Design mit 27-schichtigen Buchenkessel. Da verzieht sich bestimt nix. ;)

    Ich hätte auch so gern ein Hobby...

  • Was hierzulande als Spielsmannszüge beziechnet wird heißen in Englisch Pipe Bands, wenn nur Drummer dabei sind Marching Bands.


    Also solche "Typen":


    Aber bei den Amis haben Marsching Bands einen ganz anderen Stellenwert. Es gibt sogar einen Film über einen Marching Drummer...
    http://www2.foxhome.com/drumline/

    Ich hätte auch so gern ein Hobby...

  • Genau jene Burschen meinte ich!!!
    Aber nicht nur viele Mitglieder zahlreicher US-Corps sondern auch jene Trommler der britischen (royal) und schottischen Marching Bands sind spieltechnisch jenseits von Gut und böse anzusiedeln. Natürlich gibt es auch je nach kolonial-Vergangenheit zahlreiche andere Nationen, die höchstes Trommelniveau nicht nur fortführen sondern zu neuen Höhenflügen ansetzen (deren Nichtnennung an dieser Stelle natürliche keine Abwertung bedeuten soll) Es gibt in jenen Corps unzählige Drummer die geschwindigkeits- und spieltechnisch kurz vor dem Durchbruch der Schallmauer stehen (im übertragenen Sinne!!!). Da ist allerdings ein snare-drum-rudiment-Workout von 4-8 Stunden täglich! nichts ungewöhnliches.

  • Klabüsern wir das mal auseinander:


    Welche Kräfte wirken auf den Kessel:

    • Kraft des Fells an der Auflagekante; in erster Näherung eine Linienauflage
    • Befestigungsschrauben der Böckchen ziehen an einer Stelle am Kessel mit einer Schubkraft und einem Moment, daß sich aus der Krafteinleitung wegen der Höhe des Böckchens ergibt


    Kraftschluß im Kessel:
    Der Kraftschluß ergibt sich aus der Auflagekraft des Fells über den Spannring, die Spannschrauben auf das Böckhen und dessen Befestigungsschraube zurück auf den Kessel


    Was passiert mit dem Kessel dadurch (Betrachtung auf einer Fell Seite, Schlag oder Reso, egal):

    • der Kessel wird über das Fell von oben an der Kante gedrückt. Die Kraft resultiert aus der Fellspannung und der Spannung des Spannrings und wird in einem Winkel von 30-60° nach innen wirken
    • gleichzeitig zieht das Böckchen über die Spannschrauben nach oben
    • das Böckchen wirkt auch noch mit einem Drehmoment auf den Kessel, weil die Krafteinleitung in das Böckchen nicht Kesselnah ist, sondern etwa 1,5-2,5cm weiter weg.


    Das heißt im Schluß: Der Kessel wird an der gesamten Kante nach innen/unten gedrückt. In erster Näherung, wennder Spannring ideal starr ist gleichförmig über die gesamte Kante. Durch die Böckchen wird der Kessel auf an den Befestigungsstellen unterhalb der Böckchen nach außen und oberhalb nach innen gedrückt. Daraus ergibt sich bei zwei Fellen und der Annahme, daß die Böckchen von Reso und Schlagfell übereinander sitzen, eine Wölbung des Kessels auf halber Höhe nach außen und oben und unten nach innen. Je fester man Spannt, desto größer wird die Verformung. Die Verformung ist abhängig von der Kesseldicke. Je dicker, desto weniger. Die Spannungen im Kessel steigen mit der Kraft und sinken mit der Dicke des Kessels.


    Deshalb ist es wichtig bei dünnen Kesseln nicht zu fest zu ziehen, weil bei dynamischer Beanspruchung (auch trivial spielen genannt, draufhaun also) die Bruchdehnkraft weiter sinkt.



    Was passiert mit dem Fell?
    Das Fell erfährt an der Kante die entgegengesetzte Kraft wie der Kessel. Also nach außen im 30-60° Winkel vom Kessel weg, je nachdem wie die Kante aussieht. Gleichzeitig wird der Ring des Fells nach unten gedrückt. Durch das Rutschen über die Kante entsteht eine Flächenspannung im Fell. Wie belastbar das Fell ist hängt vom Kunststoff und der Herstellungsprozedur der Fellfolie und deren Dicke ab. Zudem wird das Fell (wenn es denn aus Kunststoff ist) bei hoher Spannung zum Fließen beginnen, weil die Kunststoffmoleküle aneinander vorbeirutschen. Dabei kann es auch dazu kommen, daß diese Dehnung lokal auftritt und das Fell reißt. Wenn das Fell an der Verklebung reißt liegt das meistens an einem Produktionsfehler, weil hier die dynamischen Kräfte weitaus geringer sein sollten als an dem Punkt, an dem man das Fell Trifft (Kraft pro Fläche = Druck oder Spannung).


    Wenn ein Fell kaputt geht ist das eigentlich nicht so schlimm, wenn man die Kosten betrachtet. Schlimmer ist es, wenn einem der Kessel reißt, weil er für die aufgebrachte Spannung zu dünn war.


    Rein technisch spricht also nichts dagegen Felle bis zum Abnippeln zu spannen, wenn's der Kesslel mitmacht. Wenn man dann noch den U-Boot-Sink Klang liebt ist ja alles in Butter. :)

  • @bibbel,


    genau das habe ich auch eben gedacht.


    Da reißen die Schrauben aus den Böckchen heraus,


    entweder gleich oder im Laufe der Zeit... :D


    Ich betrachte den post sowieso nur als "philosophischen" Beitrag, gell Kamkiriad ?



    mfg


    Kurt

    Einmal editiert, zuletzt von kurt ()

  • *lol* nein, der war sicherlich philosophisch. Wenn Du's nicht glaubst, kannst Du ja mal eine "Gegenphilosophie" aufstellen, sofern sich soetwas gegen eine "Nichtphilosophie" verfassen läßt... außer man betrachtet physikalische Vorgänge und Kräfteverhältnisse als philosophisch. Alles ist möglich. :)


    Ich hab mal meine Sätze kommentiert, zur Vereinfachung.



    Schraubenfraß kann schon sein, oder eher, wenn's hakt, ein Gewindeschaden, weil schonmal zu fest angezogen wurde (Ingenieurwesen, Schadensanalyse). Bei Fraß im klassischen Sinne würden sich die Schrauben ja gar nicht drehen (dito). Es kann schon sein, daß Schraube und Gewinde aus unterschiedlichem Material sind, bzw. unterschiedlich hergestellt wurden und dadurch verschiedene Festigkeitsverhältnisse herrschen und sich dann die Gewindehülse im Böckchen oder die Schraube verformt (teilphilosophisch, da Postulation aufgrund Ingenieurwissenschaften; Schadensanalyse). Ich habe auch schon verbogene Schrauben gesehen (Erfahrung). Die lassen sich besonders gut mit der Hand eindrehen ;) (Sarkasmus).


    Ich bin grade am überlegen, ob es überhaupt so Dünne instabile Kessel gibt, daß die beim Spannen oder unter der Dauerbelastung von ständigem Überspannen (wenn es soetwas gibt, und das ist in der Tat philosophisch) einreißen können. Bei Holz könnte ich mir das vorstellen (Philosophie) oder verbiegen bei Blechkesseln, aber dann hätte man ja irgendwann - bei Blech - durch die Kaltverformung eine verhärtung des Materials (Physikalischer Vorgang, Materialwissenschaft). Man sollte das wohl mal rechnen (Physik, Ingenieurwesen). Oder einfach nur hoffen, daß die Hersteller das bereits gemacht haben (Philosophie)

  • Eine kleine Liebeserklärung


    Als Kunde begibt man sich gerne in sichere Hände und baut auf langjährige Erfahrungen. Ich hatte mal eine neue Pearl Messingsnare, die wurde von mir hoch gepitcht. Nach kurzer Zeit waren an den Auflagepunkten der Böckchen starke Verformungen am Kessel zu erkennen. Wer sieht so etwas schon gerne?
    Mit meiner Sonor Stahlsnare gab und gibt es nach langer Benutzung keine Verformungen und kaum Verschleiß in extremen Nutzungsbereichen (Schrauben und Böckchen). Und an dieser Stelle denke ich gerne an verflossene Zeiten der "deutschen Fertigungsstärken" bei Sonor, die leider im internationalen Vergleich durch die hohen Fertigungskosten keinen Bestand haben durften und durch Firmenübernahmen zum Teil ihren guten Ruf eigebüßt haben.
    Wie schön und prächtig sieht ein nahtlosgezogener Ferromangankessel aus, an dem die Zeit anscheinend spurlos vorüber zieht, an dem sich nichts verbiegt oder abnutzt?
    Ich bin mir sicher, das die "großen Firmen" ihre Trommeln nicht immer in Extrembereichen austesten, sondern sich gerne auf Erfahrungswerte verlassen, die jenseits der physikalischen Logik liegen.


    Mein Fazit: Die Pearl Messingsnare ist verkauft; ich hüte mich davor meine Kupfersnare zu hoch zu stimmen und werde auch die nächsten 20 Jahre meinen Sonor Trommeln die Treue halten.


    Einen schönen sonnigen Tag :))

  • Danke für diesen Beitrag Prinz Eisenherz. Da haben wir's nämlich: Materialbeschaffenheit ist ausschlaggebend (Kupfer und Messing sind deutlich duktiler als Stahl und haben eine geringere Dehngrenze) und sicherlich auch die Dicke des Kessels. Es gibt sie also, die Verformungen. Was meine Theorie (oder Philosophie?) bestätigt.


    Schade eigentlich, daß in Zeiten von CAD und FEM Analysen solche simplen Festigkeits und Spannungsberechnungen nicht mehr statt finden sollen. Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Ich glaube eher, daß sich die angesprochenen "Großen Firmen" auf den Standpunkt stellen, daß es schon Leute geben wird, die die tollen Kessel durch "Fehlbehandlung" (hey, ich wollte nur stimmen!) zerstören. Die Schuld liegt dann vermutlich in der falschen Anwendung.


    (kann ich die Snare haben? *lechz* ;) )

  • Hallo:)


    Kamkiriad
    Schreib doch bitte die Beitraege so dass man sie auch lesen kann. Hysterese Duktilitaet Kraftschluss Dehngrenze ...
    :rolleyes:


    Wozu das, komm zum Punkt! Kannst mich gern darauf ansprechen, mich hat das ziemlich genervt
    Das Thema kann man strikt wissenschaftlich & erschöpfend behandeln,waäre keine schlechte Idee fürs Archiv


    Gruß,
    Philipp

    3 Mal editiert, zuletzt von Bibbelmann ()

  • Naja, wenn Kamakiriad genauso Schlagzeug spielt wie er hier schreibt, würdest du dann sagen, er ist ein "filigraner Fuddler", hahaha?
    Naja, jeder hat halt seinen Stil. ;)

    BORIS.

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