unterschiedliche umgebung unterschiedliches spielgefühl.

  • Moin Moin



    Ich hab vor langer Zeit schonmal diese Frage gestellt(glaube ich)finde aber den thread hierzu nicht mehr.


    Nun denn


    Gestern bei einem open air gig merkte ich ,dass das Spielgefühl speziell auf der Bassdrum ein ganz anderes war als das ich meinem Proberaum.


    Ich hatte das Gefühl als wenn das Fell weniger Rebound von sich gab und ich irgendwie ein wenig ins Leere trete.


    Ich könnte mir vorstellen das die herumwirbelnde Luft in einem geschlossenen Raum etwas zum Spielgefühl beiträgt.


    Bestätigt ihr meine Vermutung?

  • Zitat

    ch könnte mir vorstellen das die herumwirbelnde Luft in einem geschlossenen Raum etwas zum Spielgefühl beiträgt.


    Rein Physikalisch gesehen: Nein ! Mit der Luft kann das eigentlich nichts zu tun haben!


    Da ich aber auch an vielen verschiedenen Orten spiele (open Air hatte ich noch nicht) kann ich Dir meinen ebenso subjektiven Eindruck nur bestätigen. Manchmal kann man auf der Bass rumtrampeln und hat das Gefühl dass da kaum was kommt; an anderen Orten tippt man nur defensiv drauf und der Saal bebt.


  • Absolut!


    Die physikalischen und akkustischen Zusammenhänge mögen dir jedoch andere haarklein erläutern.


    Speziell das Schlagzeug neigt extrem dazu in unterschiedlicher Umgebung ebenso heftigst unterschiedlich zu klingen. Somit empfindet man subjektiv gleichzeitig ein völlig abweichendes Spielgefühl, was jedoch eher eine akkustische Täuschung sein dürfte.
    Proberaum, Club-Bühne, Stadthalle, Kneipe, Gewölbekeller, Glaspalast, Stadion, Kirche, Tropfsteinhöhle etc...., all das sind Umgebungen mit denen man im Laufe eines Schlagzeugerlebens ggf. fertig werden muss (oder darf).
    Selbst für erfahrene Musiker, die z.B. überwiegend kuschelige Club-Bühnen gewohnt sind, kann eine riesenhafte Open Air Bühne zur absoluten Herausforderung werden.
    Alleine die räumliche Entfernung zu den Mitmusikern kann schon erhebliche Probleme bereiten. Auf einer grossen Bühne sieht es eben nicht so toll aus, wenn man sich Club-like auf einen Haufen stellt.
    Plötzlich steht der Keyboarder, der einem sonst fast schon auf dem Schoß sitzt, grade noch so in Ruf-Entfernung.
    Da kommt dem Faktor Monitoring plötzlich eine erheblich wichtigere Rolle zu als auf einer winzigen Club-Bühne.

    FSK 12 bedeutet: Der Held kriegt
    das Mädchen
    FSK 16 bedeutet: Der Böse kriegt
    das Mädchen
    FSK 18 bedeutet: Jeder kriegt das
    Mädchen!

  • Ich kenne das auch. Hat m.E. manchmal auch mit der PA in großen Räumen oder im Freien zu tun. Wenn sich nach dem Treten der Bassdrum der Schall weit ausbreitet, hat man eventuell das Gefühl, "tiefer in die Trommel zu treten".
    Ich kann es nicht anders beschreiben, aber so fühlt es sich an.

  • Da es Open Air keine bzw. wesentlich weniger Reflexionen gibt, ist es nicht verwunderlich, dass sich eine Bassdrum anders anfühlt, als dies in einem kleinen geschlossenen Raum der Fall ist. Gerade bei den für das Bassdrumgefühl wichtigen tiefen Frequenzen fällt dies auf.


    In geschlossenen Räumen werden die tieffrequenten, sich als Kugelwellen (also in alle Richtungen) ausbreitenden Schallwellen von den Begrenzungsflächen (Wände, Decke) reflektiert. Die Wellen nehmen also nicht so schnell an Energie ab, wie es Open Air der Fall ist.


    => die Bassdrum hat also naturgemäß Open Air weniger Wumms


    Kann man natürlich durch vernünftiges Monitoring im Normalfall ausgleichen...

  • Das selbe erlebt man auch, wenn man den Proberaum, der vorher mit allerlei Unrat und Teppichen gefüllt war, plötzlich einmal wegen Renovierungsarbeiten komplett leer räumt (bis auf das Schlagzeug) und dann trommelt.
    Da denkt man, man hätte eine Feder in der Bassdrum ;)
    Manche Sachen rollen dann viel besser (gefühlt) und wirken auch nicht so statisch.

    Meine Beiträge sind maschinell erstellt und ohne Unterschrift gültig.
    mein Set


    Elu on nagu hernes.

  • Zitat

    Original von buddler
    Das selbe erlebt man auch, wenn man den Proberaum, der vorher mit allerlei Unrat und Teppichen gefüllt war, plötzlich einmal wegen Renovierungsarbeiten komplett leer räumt (bis auf das Schlagzeug) und dann trommelt.
    Da denkt man, man hätte eine Feder in der Bassdrum ;)
    Manche Sachen rollen dann viel besser (gefühlt) und wirken auch nicht so statisch.



    Schön wäre es gewesen wenn es besser gerollt hätte,jedoch fehlte der Rebound immens.
    Entgegen dessen war in meinem Proberaum dann alles wieder beim Alten.

  • Wobei das von buddler beschriebene Phänomen auf Reflexionen im Mitten- und Hochtonbereich zurückzuführen ist. Also das was man oft als Raumanteil oder auch Nachhall bezeichnet.


    Für viele Instrumente, auch für das Schlagzeug ist ein Raum angenehm, der nicht zu trocken bzw. totgedämpft klingt, da man dann oft das Gefühl hat, es kommt garnichts aus der Trommel raus, auch wenn ordentlich draufhaut. Dort wird dann einfach zu viel Schallernergie geschluckt und der Sound, der immer eine Mischung aus Instrument und Raum ist, unterscheidet sich einfach zu stark von den Hörgewohnheiten. Viele klassische Musiker bekommen nicht ohne Grund die Krise, wenn man versucht mit diesen in einem akustisch trockenen Studioraum aufzunehmen.


    Hab selbst mal in einem Raum gespielt, der an allen Wänden und der Decke mit dickem Noppenschaum gedämpft war und Teppichboden hatte...war alles andere also angenehm...wobei ein Raum mit Betonwänden und Fliesenboden das andere Extrem darstellt und auch nicht angenehmer ist, ausser man steht auf einen Snaresound wie in Rockballaden der 80er...

  • Interessantes Thema. Problem bekannt.
    In grossen Räumen oder Open Air fehlt einem halt das akustische Feedback des Instruments, wie man es aus dem Proberaum gewohnt ist. Es fehlt der Punch, was ja auch klar ist weil sich der Schall um Etliches mehr ausbreiten kann wie in kleinen Räumen. Habs gerade am letzten Wochenende wieder mal selbst erlebt wie man dieses Manko durch gutes Monitoring kompensieren kann. Hab alle Mitmusiker und das Kit sehr gut gehört, und das gibt einem dann auch die nötige Sicherheit beim Spielen.
    Problematisch sind auch mittelgrosse Säle, die den Schall reflektieren und man praktisch gegen sein eigenes Echo anspielen muss. Speziell beim Soundcheck fällt das auf, da der Saal noch relativ leer ist. Da kann man nur hoffen, dass sich genügend Publikum einfindet, sozusagen als lebender Schallbrecher. Wenn allerdings der Mischer die PA dermassen aufreißt, daß das auch nicht hilft ist entweder In Ear Monitoring angesagt oder eine Spitzenkraft am Backlinemischer.


    Gruss,
    Torsten

  • Ja, bekannt ist das. Dafür wurde ja auch z. B. der Bass-shaker entwickelt.


    Imho ist das eine Sache der lieben Gewohnheit. Man sollte wohl nicht unterschätzen, wie sehr man sich an alles mögliche in seiner Umwelt und überhaupt Gegebenheiten gewöhnt, meist ohne es zu merken (s. auch sonstiges, nicht drum-spezifisches).
    So gewöhnt man sich eben auch an den Untergrund, auf dem man spielt (fester Beton, federnde Holzlatten etc.) und Räume/ Akustiken, in denen man spielt.
    Mir persönlich fällt das eher weniger bei der Wumme auf als bei der Snare und den Becken. Die habe ich oft überhaupt nicht wiedererkannt in anderen Umgebungen. Nicht nur, dass sie sich dann anders anhören, auch das Spielgefühl ist ein ganz anderes.
    Ich bin auch immer wieder verblüfft über diese Psycho-/Pseudo-Effekte.

  • Das mit dem akustischen Psychoeffekt ist ja gut zu wissen!
    Also ich führte das immer, und ich glaube auch nicht zu unrecht, darauf zurück, dass ich im Eifer des Gefechtes, vor lauter Euphorie, unsere Songs, und sei es auch nur um einen Tick, schneller spiele.

    FLEISCHESLUST UND BLUTDURST!!! 666!!!

  • das "problem" kenn ich auch, aber wenn man nen guten mischer hatte, war es nicht da ^^ open air hatte ich noch nicht, aber die größenordnung "wohnzimmer" bis 3fach turnhalle ^^ . und ich muss sagen, die 3fach turnhalle hat wesentlich mehr "gelitten" unter der bassdrum als das "wohnzimmer".


    ich denke mit gutem monitoring kann man das wieder richten.


    oder meintest du direkt das spielgefühl und nicht den sound?

  • Das natürlichste der Welt: Am Meer fühlt man sich halt anders als in einem Fahrstuhl. Ein Song, für den ich meine Großmutter verkaufen würde, nervt und macht mich nervös, wenn ich ihn höre, wenn mir noch exakt 2 Minuten bleiben, um ein fristwahrendes Fax abzusenden und die Wahlwiederholung anspringt.


    Dinge sind relativ. So auch beim Drummen. Jeder kennt das. Und dazu benötigt man gar nicht den Vergleich kleiner Raum-open air. Wir merken es ja schon, wenn wir uns an ein anderes Set setzen und exakt das Gleiche spielen, wie auf dem gewohnten Set. Auf einmal ist etwas zu laut, was vorher eigentlich recht leise war und umgekehrt, selbst das Timing scheint nicht mehr zu stimmen und alles hört sich nur noch falsch und unpassend an.


    Mehr noch als andere Musiker sind Drummer darauf geeicht, bei einer bestimmten Bewegung und einem bestimmten Schlag einen bestimmten Sound und damit auch ein bestimmtes Gefühl zu erwirken. Bleibt diese Wirkung aus, schaltet uns das unbefriedigte Gehirn zurück, das was nicht stimmt. Und schon ist nicht nur unser Set mißgestimmt, wir sind es auch.


    Beim Open air speziell kommt nun noch erwschwerend hinzu, dass wir als Drummer viel weniger Kontrolle über unseren Sound haben, als sonst. Wir müssen und auf den Mix bzw. den Mixer verlassen. Das irritiert zusätzlich. Open Air klingt die sonst so laute Snare zudem auf einmal pisselig flach und die Bass wummert uns den Mageninhalt weg. Abgesehen von gutem Monitoring sollte die Erkenntnis helfen, dass man mit einem vernünftigen Soundcheck alle Vorkehrungen treffen kann, gutes gelingen zu lassen: Statt beim Check reinzuhauen wie Blöde (das openair-feeling verleitet ja dazu, anfangs viel lauter zu spielen als sonst), sollte man besser sich zur Odnndung rufen und grade im Gegenteil das Set so abmischen, das die Gates eben auch kleinste Nuancen nicht verschlucken und man so dann auch ganz entspannt wie eben im Wohnzimmer trommeln kann.


    See

    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
    (c) by frint / 2008


    "Es macht so viel Spaß, ein Mann zu sein, das können sich Frauen gar nicht
    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

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