Tempowechsel

  • Hallo Leute,
    jetzt würde ich gerne mal eure Meinung zu folgendem Thema hören:
    Ein Song besteht aus einem wirklich flotten (slayerartigen) Part (ca. 160bpm), kurz darauf kommt ein richtig langsamer, zäher, doomiger Part. Redet man in geraden Teilern wurde das Tempo auf die Sn-Schläge bezogen geviertelt (das wäre eher ein Feelingwechsel). Allerdings kommt der schnelle Part wesentlich besser, wenn das Tempo etwas höher ist und der langsame, wenn es etwas langsamer ist - dann stimmen halt die geraden Teiler nicht mehr.
    Unser Bassist meinte das ginge nicht ?( , das würde nicht mehr grooven ?( ?( und das wäre "unmusikalisch" (da ist mir beinah die Hutschnur geplatzt) ?( ?( ?(. Schließlich hat er noch eins drauf gesetzt, dass würde das Publikum irritieren (witzigerweise hat der Song meiner alten Formation mit den heftigsten Wechseln (130-90 oder so ;) ) das Publikum am ehesten zum Tanzen motiviert). Ich spiele nun über 15 Jahre, bin wirklich kein Techniker, aber grooven kann ich :) und habe solche Wechsel schon oft, wie ich meine, erfolgreich und musikalisch praktiziert. Nicht das ich das bei jedem Song machen würde und auch nicht unbedingt für eine Aufnahme, nur wenn es halt passt. Und live ist es doch auch gängige Praxis durch dynamische Schwankungen etwas mehr Drive in die Sache (den Chorus, den Schluss) zu bringen.
    Zur Klarstellung: Es geht hier nicht darum INNERHALB der Teile das Tempo zu wechseln, man könnte sicher auch einen Click entsprechend programmieren.


    Also: Wie handhabt ihr "echte" Tempiwechsel und in welchen Situationen setzt ihr die ein?
    Und: Kann mir wer ein paar bekanntere Pop-/ Rocksongs nennen, die "echte" Tempiwechsel enthalten? Ich weiß, dass die Beatles im Chorus gerne mal das Tempo um 10-20 Schläge angezogen haben, aber vielleicht kann mir jemand einen konkreten Song nennen.


    Grüße, Philip

  • Der Bassist ist ein ... Pedant. ;)


    Das gibt´s doch dauernd. Stichwörter "layed back" , "nach vorne" etc. Das geht auch sehr wohl musikalisch. Obermusikalische Bands, die mir dazu spontan einfallen, wären z. B. Phish und Gov´t mule. Hör dir da mal mit deinem Basser die livesachen an. Uiuiui.
    Für die härtere Fraktion: Danzig, auf der III ("How the gods kill"), gleich das erste (glaub ich). ;)

  • Phish und Gov't mule kenne ich garnicht. Danzig schon eher. Also es geht hier nicht um "layed nack" und "nach vorne" (ich dachte immer, das wären subtile, minimale Änderungen, besonders der Sn-Schläge). Es geht schon um eine signifikante Tempoänderung von ca. 10-20 Schlägen.
    Ehrlichgesagt hätte ich auch keine Problem damit gehabt, wenn er gesagt hätte "Das gefällt mir nicht". Mich hat eher das Unwissen erschreckt und ich fand die Argumentation ziemlich peinlich. Ich muss da wohl mal ein Machtwort sprechen :) .

  • Mir fallen spontan keine Beispiele bekannter Gruppen ein und die angesprochenen Songs kenne ich nicht.
    Aber: Mit einer früheren Band war ich zweimal im Studio. Beim Festlegen des Tempos zum Üben im Vorfeld haben wir festgestellt, daß die Songs des einen Gitarristen grundsätzlich Tempowechsel beinhalteten. Also z.B. Strophe 100 bpm, Bridge 85 bpm und Refrain 110 bpm (das war ein frei erfundenes Beispiel). Dann haben wir den Song eben ausgezählt und den Klick entsprechend programmiert.
    Da wir den Song ja vorher auch schon flüssig spielen konnten und die Tempowechsel gefühlsmässig in Ordnung waren, gab es auch mit dem programmierten Klick keinen größeren Streß mehr. Ausser wir sind zwischendrin rausgeflogen und der programmierte Wechsel kam dann zu früh oder so :D


    Lange Rede kurzer Sinn: Echte Tempowechsel (nicht nur Variationen im Feeling) können imho durchaus Sinn machen und flüssig zu spielen sein.

  • Den Wechsel zu spielen ist gar kein Problem, weil das von ganz flott nach ganz langsam geht, da macht man das ganz automatisch. Und wieder in den schnellen Teil zurück ist auch kein Thema, da ist jeweils ein Break bzw. ne Bridge in der man schön ein Accelerando spielen kann. Das wirkt sehr natürlich und homogen, das passt richtig gut. Deshalb ärgern mich ja die Aussagen besonders, so nach dem Motto "Was der Bauer net kennt, frissta nit" :rolleyes: .

  • Zitat

    Original von maxPhil
    Deshalb ärgern mich ja die Aussagen besonders, so nach dem Motto "Was der Bauer net kennt, frissta nit" :rolleyes: .


    Mich auch! Erlaubt ist was rockt! Oder für Jazzer und andere: ...was gefällt! ;)

  • Auf alten Jazz Platten hört man das relativ oft.
    konkretes Lied fällt mir dazu gerade nur "Mercy, Mercy" von ner alten Zawinul Platte ein. da haben die auch unglaubliche Tempowechsel.
    Tempowechsel sind auch nur eines von vielen musikalischen Stilmitteln.
    Wenn man diese jedoch gut beherrscht und im Zusammenspiel sauberhinbekommt können sie unglaublich wirken.

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  • Zitat

    Original von BigSize
    Erlaubt ist was rockt! Oder für Jazzer und andere: ...was gefällt! ;)


    Treffender kann man es nicht formulieren. Die Jazz-Geschichte habe ich auch erwähnt, dann hieß es "Wir machen keinen Jazz!" - ach so? Stonerrock = viel Blues = Jazz, würde ich mal sagen. Komisch und der Mann kommt aus dem Punk...


    Grüße, Philip

  • Zieh dir mal Live Recs von Metallica rein, dann weisst du, dass Musik mit Uhrwerken nix zu tun haben muss - Mr. Lars "die Temposchwankung" Ullrich :D
    Trotzdem funktioniert die Musik.


    Ist doch so: erlaubt ist, was gefällt: Metronom oder (gewollte)Tempoänderungen - kommt immer auf die Komposition an, "was der (die) Künstler damit ausdrücken will (wollen)". Wenn du alte Rockmusik (Purple, Zep, Heep, Sabbath uvam) checkst, klingt das schon recht geradeaus - ist aber weit entfernt davon. Viele dieser Bands müssten sich heute ganz schön warm anziehen, um den "Recording-Standards" zu entsprechen - oder hätten niemals eine Chance. Oder nimm alten Progrock (Genesis, Yes, Tull, Camel, Giant, Renaissance), da gibts selten eine Grundgeschwindigkeit in einem Stück, da es meist aus vielen verschiedenen Teilen zusammengesetzt ist. Funktioniert auch.


    Heute haben wir Klicks beim Aufnehmen, damit das Editieren und die Overdubs einfacher sind usw. Auch das funktioniert bei vielen Musikarten, aber nicht bei allen und ist sicher kein Grundgesetz. Gerade Rockproduktionen kommen wieder zur Band-Situation ohne Klick - wenn es das Budget erlaubt. Da klingt die Musik oft dynamischer und menschlicher.


    Is wieder lang geworden - muss am Alter liegen... ;)

    “If you end up with a boring miserable life because you listened to your mom, your dad, your teacher, your priest, or some guy on television telling you how to do your shit, then you deserve it.”
    Frank Zappa (1940-1993)

  • MIr fällt da irgendwie sofort System of a Down ein... die basteln ja gerne mit den Kontrasten laut/leise und langsam/schnell. zumindest kommt es mir so vor :D

  • Also meine Mitmusiker haben früher immer gesagt, entweder Halftime/ Doubletime oder was auch immer.


    Aber alles andere nannten sie "Scheiß-Timing" und wurde nicht zugelassen, außer mal am Songende, wenn etwas kontinuierlisch (?) langsamer oder schneller wird.


    Grundsätzlich finde ich das symphatisch, aber es besteht doch die Gefahr, dass ohne feste Teiler, bei Gig`s die Tempi zu extrem unterschiedlich werden und "wackeln", Wer die Songs dann schon kennt, merkt es und fühlt sich "gestört".


    Cozy Powell (RIP) hatte Whitesnake immer voran getrieben, was ich ab einem bestimmten Extrem nicht mehr lustig fand.

  • verstehe ich das zwar alles nicht ganz so genau aber:


    Wenn wir bei 160 BPM von vierteln reden,wären wir bri 40 BPM das ist SEHR zäh


    Ich sag mal ein Halftime also 160/80 wäre ok.
    Von Stilbruch und theorie kann man bzw muss man nicht reden.Spielt den Song mal so ,wie Ihr es fühlt und schaut dann obs noch rollt.
    Allerdings denke ich ,dass es bei einem Tempowechsel von 160 auf 120 schon ein gewisses unrundes Feeling aufkommen kann.
    Also probieren,fühlen,auf Theorie scheissen!!!



    Dass ausgerechnet von einem BAssisten sowas kommt..... ;(
    Keine Eier!!! :D

  • 40 hab ich auch ausgerechnet. Nene, so langsam ist das nicht. Deshalb hab ich auch geschrieben, "SN-Schläge" geviertelt. Der schnelle Teil ist halt eine flotte Polka, Slayer-mäßiges Tempo - sind das dann etwa 360 :D ? In der Zeit von 4 Schlägen an der Sn kommt dann im Doompart halt nur noch einer.
    Theorie hin und her :) , ich sag mal das ist von 180 auf so 70 runter, statt 160-80. Läuft absolut rund und klingt geil, haben wir ohne Probleme gemacht. Der schnelle Part ist dadurch schön Pogo und der Langsame drückt ohne Ende. Wäre auch egal, wenn das bei nem Gig jetzt 170 zu 60 oder 190 zu 80 wird, der Doompart bekommt einfach richtig Druck durch das runtergezogene Tempo.
    Wenn ichs dem Bassisten nicht gesagt hätte, wärs dem vermutlich garnicht aufgefallen :P - was mal wieder zeigt, dass ich zuviel rede ;) .



  • solche wechsel werden grund sätzlich nur zwischen 12:45 und 12 :53 vollzogen!:P;)


    spass beisteite, tritt deinem basser mal in den arsch, und bestell ihm nen schönen gruss von mir!


    wenn der mit der band und mit dir nicht harmoniert, dann ist das kein problem von zählweisen, o. ä.


    sondern sein ganz pesönliches.


    vielleicht sollte er ganz einfach mal den stock aus seinem a**** entfernen, die augen zu machen, und einfach mal schauen, was dann passiert!

    Eisenbiegerei 8)
    ich find mich zurecht, ich hab tom tom am set! 8)
    the two legged is supposed to be fooled!:P
    (-: sresiarlleH dna sreknirdreeB uoy ll@ zliah :Dwas Krupp in Essen, das sind wir in trinken!

  • Der ist sonst nicht so der Theoretiker, mich hats ehrlich gesagt auch gewundert (sonst ein netter un zurückhaltender Kerl). Da ich eh Bandleader bin, werde ich wohl mit der Engstirnigkeit aufräumen müssen. Denke das wird sich schnell klären.
    Naja, jetzt reden wir mehr über den Basser, als über die eigentliche Sache, aber die ist ja recht klar.


    Ich danke euch und Grüße, Philip

  • Also ich denke man muss unterscheiden zwischen einem richtigen Tempowechsel und einfach nur leichte Temposchwankungen.
    Ich denk bei euch gehts grad um ersteres. Und ich hab schon oft erlebt, dass sowas in die Hose gegangen ist, wenns irgendwie nicht richtig überzeugend rüberkommt. Aber oft ist sowas auch richtig geil und wenn ihrs gut macht dann passts sicher auch gut rein! Der Basser soll sich nich so anstellen ;)


    Gehts nur mir so, oder habt ihr auch das Gefühl, dass Schlagzeuger in der Band immer die spontansten und unkompliziertesten sind? :D

  • Also es geht hier natürlich um einen Wechsel, nicht eine Schwankung. Hab ich ja auch geschrieben. Klappt auch alles und klingt auch gut.
    Mit deiner Vermutung bezüglich Spontaneität hast du nicht ganz Unrecht, vielleicht liegst daran, dass die meisten Trommler eine eher weniger theoretische Sichtweise an den Tag legen. Wobei es nicht zu wenig Theorie sein darf - sonst halten sich die Leute lieber raus und sagen garnix (so unser Sänger/ Gitarrist der eigentlich nach der Maxime: "Was rock, das rockt" verfährt).

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