Ohren auf beim Trommelkauf

  • Habe in den vergangenen Wochen mal ein interessantes Experiment durchgeführt, was ich im Grunde allen hier mal empfehlen möchte (für Einige wird es nicht großartig neu sein):


    Habe mich mal in zwei naheliegende Drumshops begeben und bewusst beim Anspielen von Drumsets NICHT vorher die Preisschilder angeschaut und/oder die Aufdrucke der Badges betrachtet bevor ich die Trommeln checkte. Klar veraten einem mitunter bereits Böckchen oder Farbe die Typen, aber da ja mittlerweile viele Firmen mehrere Serien mit ähnlichem Material vershenen, war mir nicht immer sofort klar, um welche Firmen und Serien es sich handelte.
    Die Drumsets waren jeweils kreisförmig aufgestellt, sodass ich im Innenkreis nur von Sitz zu Sitz wechseln musste oder sogar von einem Sitz aus auf die verschiedenen Sets schlagen konnte. Sie waren mit einlagig transparenten Fellen bestückt und mittig getunt.
    Meine Sound-Vergleich brachte für mich erwartete, aber auch verblüffende Ergebnisse:


    1. Bei gleichen Hölzern war der Unterschied klanglich minimal, selbst bei Mischkessel gering.


    2. Eine Einteilung im Sinne von "gut" und "schlecht" nahezu unmöglich.


    3. Meine persönlichen Favoriten befanden sich allesamt nicht unter den teuersten Vertretern (im Gegenteil!).


    Addiert man nun noch die heutigen Möglichkeiten unter etlichen Oberflächen bei den meisten Drums auswählen zu können und die Tatsache, dass meistens die Hardwares der etablierten Firmen funktionstüchitg sind, muss man sich ernsthaft die Frage stellen, ob die unglaublichen Preisspannen notwendig sind (ich verwende extra nicht "gerechtfertigt", denn die Produktionsarten und -kosten variieren natürlich stark)??
    Meine erste Erkenntnis daraus ist zumindest, dass ich gute Sounds, stabile Ware und gelungene Optik bereits sehr günstig erwerben kann und zweitens, dass ich das bisher nie so gesehen habe, weil ich mich doch immer noch von subjektiver Fachpressen-Meinung, Werbung, Top-Artists, Wiederverkaufswerten o.ä. beeinflussen lasse.


    Wie seht ihr das?
    Habt ihr ähnliche oder ganz andere Erfahrungen sammeln können?

    Don´t worry, be heavy!

  • Allgemein will ich dir sicherlich nicht widersprechen, dass man im günstigeren Preissegment auch Hochwertiges findet und dass gewisse Preisspannen nach oben jegliche Klangrechtfertigung missen lassen.


    ABER: Deine Testmethode halte ich mal vorsichtig gesagt für komplett aussagenlos. Erstmal: Es waren sicherlich nicht auf jedem Set die gleichen Felle montiert. Dass die Toms und der Rest exakt gleich gestimmt waren, bezweifele ich noch viel stärker. Mal ganz außer acht gelassen, dass viele Sets ihren "Bestklang" bei unterschiedlichen Stimmungen entfalten, von den Fellkombis mal ganz abgesehen. Apropos "Bestklang": Was ist das überhaupt? Da hat jeder wieder ganz unterschiedliche Vorlieben, ein Jazzer wird ganz bestimmt kein auf Metal getrimmtes Soundbild von seinem Set erwarten wollen. Umgekehrt gibts natürlich genauso viele Beispiele.


    Weiterhin bezahlt man nicht nur für den Kessel und sein Holz, sondern auch für diverse Hardwaregimmicks und/oder Finishleckerlis.


    So ein Test mag zwar naheliegen, in Anbetracht der oben genannten Umstände aber hat er in meinen Augen fast gar keinen kräftigen Aussagecharakter.

  • Ich finde schon, dass man angesichts ähnlicher (tlw. identischer Ambassador-) Befellung und Kesselgrößen (22/10/12/14) und zumindest naheliegenden Stimmungen (also nicht extrem tief oder hoch) sich einen realistischen Eindruck bzgl. der entstehenden Klänge machen darf und kann. Das Ganze bleibt NATÜRLICH individuell und rein subjektiv, logo.
    Bzgl. der Ausstattungen waren die Sets schon alle mit freischwingenden Aufhängungen und allesamt Lack-Finishes versehen. Klaro gibt es auch da Unterschiede, vergleichbar und zudem durchweg akzeptabel erscheint mir auch dies.
    Ich behaupte nicht, dass ein 5000€-DW-Set deshalb in allem mit einem 600€-Basix-Set gleichzusetzen wäre, sondern - mein persönliches Fazit - gehe davon aus mit 600-1000€ problemlos ein optisch, qualitativ und vor allem klanglich absolut gutes Instrument erwerben zu können und bereits mit wenig mehr (sagen wir mal ab 1200-2000€) in professionellen Gefilden bin und DESHALB gut und gern ein noch teureres Set kaufen darf, aber beileibe angesichts o.g. Eindrücke nicht müsste.
    Die Aussagekraft ist meines Erachtens somit durchaus gegeben, dennoch kann man ja auch ganz andere Ideen oder Vorschläge zu dieser Thematik eröffeen - deshalb hab ich den Thread ja gestartet und freu mich auf Tipps, was man sonst noch machen könnte,. ;)

    Don´t worry, be heavy!

  • Im Maple-Bereich waren es übrigens Gretsch Catalina Maple, Sonor Delite und Force 3005, DW Collector Maple, Yamaha Tour Custom. Bei Birke Sonor SQ2, Tama Superstar, Basix Custom und Force 2005. Bunt gemischt kamen Yamaha Stage Custom, Pearl EXR und PDP hinzu.
    Ich hatte zumindest für mich versucht es nach Materialverwandtschaften zu testen, diese werden aber natürlich ja auch wieder unterschiedlich umgesetzt...
    Keinesfalls bin ich so "unsensibel", nicht doch Unterschiede herausgehört zu haben... :)

    Don´t worry, be heavy!

  • Ich finde den Test ok und auch in gewisser Weise aussagekräftig. NUR: Das mit dem Ignorieren der Preisschilder nehme ich dir auch noch ab; sind ja keine Bestandteile und solange man nicht genau draufschaut wirklich unerheblich. ABER was ich nicht ganz nachvollziehen kann ist, daß du hingegangen bist und nicht auf Badges o.ä. geachtet hast. Bist du mit verbundenen Augen dort reingegangen, hast dich eventuell vorher als Blindtester angemeldet?
    Ich meine dich als "Kenner" einzustufen und bezweifle daher stark, daß du (wenn du wirklich nicht mit verbundenen Augen in den Laden rein bist) die Sets nicht gleich (oder auf dem zweiten Blick) erkannt has. Du kennst doch die meisten Katalogbilder und weißt welche Böckchen Sonor, Tama, Pearl, DW usw.. verwenden. Ausnahme wären da nur komplett neue Serien oder unbekanntere Marken.


    IMO wäre der Test nur dann wirklich aussagekräftiger wenn du komplett blind an die Sache rangegangen bist (wie mal Meinl auf der Messe angeboten). Denn selbst wenn du ein kleines Stückchen von einem Set gesehen haben magst wurdest du IMO bewußt oder auch von mir aus auch unbewußt schon ein klein wenig beeinflusst.

    Einmal editiert, zuletzt von tschino ()

  • Da hast du sicher recht mit. Tlw. kannte ich die Serien dann trotzdem, das lässt sich unter den Bedingungen leider nicht vermeiden. Einige sets hab ich auf diese Weise allerdings nicht sofort zuodnen können und da kam auch erst die Idee zu solch einem Test. Perfekt wäre blind, was man evtl. eher mit einer "Beckenstraße" praktizieren könnte. Gerade bei den teureren sets wusste ich aber überhaupt nicht, welches nun 2000€ oder 3000€ kosten soll usw...
    Im Grunde möchte ich hier nur vorschlagen sich - je nach Möglichkeiten - nicht schon vorher wegen "Vorurteilen" die Chance auf einen fairen Vergleich zu nehmen.

    Don´t worry, be heavy!

  • Habe ich schon verstanden :) (hoffentlich bin ich vorher nicht zu schroff rübergekommen ;( )


    Aber wenn man den Ladeninhaber näher kennt (und er besitzt dieselbe Affision), wäre es doch ruhig mal eine Überlegung wert ob er verschiedene Sets mit identischen Fellen in identischen (oder ähnlichen) Größen und Stimmung versieht, man sich die Augen verbinden lässt und sich dann an die verschiedenen Sets durchtrommeln dürfte. Eventuell nicht als Einzelaktion sondern als Einladung an mehrere Teilnehmer.
    Oder man fasst selbige Idee mal bei einem Treffen. Sicherlich eine etwas arbeitsintensive Aufbauphase, aber die Ergebnisse würden auch mich interessieren. Bin "leider" auch ein Optikspieler (aber ist schon besser geworden :D)


    P.S. Ausweiten könnte man die Auktion mit verschiedenen Größen von derselben Marke (Bassdrums in 20,22,24 usw...). Halt wie gesagt eine mühsame fummelige Vorbereitungsphase, aber ich finds spannend und wärre bestimmt lehrreich.

    Einmal editiert, zuletzt von tschino ()

  • naja bei kessel größen kann aber sehen welche trommel welchen durchmesser hat. is nicht ganz so blind machbar außer richtig blind.


    aber wenn man weiß welche trommeln man hat und dann alle unterschiedlichen größen mal anhören, das wäre wirklich mal interresant. ich habe nämlich noch nie live (also ich selber) eine 24er BD gehört und höre immer nur eine krass hohl gestimmte John Bohnham BD und eine ziemlich punchige Chad Smith-BD. würd mich schonmal interresieren wie si edenn nu wirklich klingt. Obwohl natürlich bei Bonham auch die Zeit ne Rolle spielt ;) )

  • Ich teile in vielerelei Hinsicht deine Meinung. Zum Beispiel wird ein Force 3007 aus Maple ähnlich wie ein Delite Maple klingen. Oder ein Delite identisch klingen mit einem SQ2 derselben Holzausstattung, was ja auch üblich ist. Genauso wird ein Tama Starclassic Bubinga klanglich nah an einem Tama Superstar kommen. Ist ja auch gut so. Ein gut klingendes Schlagzeug ist für 1000Euro nicht unüblich. Wer allerdings noch die einen oder anderen Designerteile haben möchte oder spezielle Farbwünsche, der muß eben etwas stärker in die Tasche greifen. Zudem kommt ja noch das Herkunftsland. Hier in Deutschland ist es etwas besonderes ein DW zu spielen und ebenso auch teuer, in Amiland ist es was besonderes ein Sonor zu spielen und ebenfalls ziemlich teuer.

  • Genau das wäre ein Aspekt um mal zu testen ob die Aussage von vielen hier stimmt, daß Ahorn nicht gleich Ahorn ist.
    Vom logischen her müßte Delite, Designer(Ahorn), Hilite, ArtstarII, aber ich weiß aus Erzählungen, daß Hilite ganz anderes Ahorn war als vom Designer. Das wäre mal wirklich interessant rauszufinden wie es im Blindtest effektiv rüberkommt.

  • Früher, als ich noch keine Ahnung von den Marken hatte: Ich muss gestehen, dass wenn ich durch den Laden gelaufen und getestet habe ohne auf die Preise zu gucken, immer bei relativ teuren Sets gelandet bin :D .
    Heute kann ich eigentlich fast garnicht objektiv rangehen: Was mir aufgefallen ist - ab 1500€ wird die Luft eng und es hängt mehr von der Konstruktion, als vom Holz ab, wie es klingt. Und es ist eine sehr subjektive Sache. Drums unter 1000€ hört man den niedrigen Preis imho meistens an. Wobei ich noch nie Drums testen konnte, wo die Bedingungen auch nur annähernd gleich waren (verschiedene Felle, Loch im Frontfell) - aber gut gestimmt waren die fast alle.
    Da steckt viel Psychologie dahinter, weniger ein objektiv guter Klang - wobei ich denke, dass es den ab einer bestimmten Preisklasse nicht mehr gibt, da entscheidet einfach der Geschmack, der Eindruck etc.


    Grüße, Philip

  • Nur die Frage bleibt: würde man sowohl blinder als auch mit offenen Augen immer dasselbe gleiche Set favorisieren? Oder wieviel spielt auch die reine Optik eine Rolle ob mir ein Set zusagt oder nicht?

  • Also der Test hört sich echt interresant an.


    Aber da mus man schon en gutes gehör hat und also ich hätt da noch ein Problem: Sein Musikhändler mus da au mitspielen, ich glaub da macht nicht jeder mit



    Aber hilfreich is das auf jeden fall


    Wer andern eine Bratwurst brät, der hat ein Bratwurst-Brat-Gerät :D

  • Es ist aber auch nicht zu vernachlässigen das der Schlagzeugbau immer besser geworden ist, und das spiegelt sich nunmal auch immer mehr in den mittleren Preiskategorien wieder. In jedem Jahr kommt doch ein Feature aus der nächsthöheren Serie in die Standardsets. Aber das ist auch nicht nur im Schlagzeugbereich der Fall, mittlerweile hat auch ein Golf Airbag Tempomat Navigation usw. und er fährt auch nicht schlecht. Das i-Tüpfelchen ist nunmal die Optik, ich schleiße mich da nicht aus. Und ganz entscheidend auch die Speiltechnik. Wenn ich daran denke wie mein Schlagzeuglehrer damals auf einem Premier XPK gespielt hat, das hat tausendmal besser geklungen wie meine Spielart auf seinem Sonor Designer, und das war zu der Zeit das Absolute Traumset.

  • Zitat

    Original von evil
    Wie seht ihr das?


    bezog sich dein test jeweils auf drei toms, bass und snare?
    kesselgrößen und befellung mal außen vorgelassen ...


    ich frage, weil die meisten hier beispielsweise eh eine "fremd"snare ans set stellen, prinzipiell alle bassdrums schieben wie sau und mehrere toms uncool sind. ;)

  • Der Test ist nicht schlecht, hat aber doch einen Haken:
    Nicht jedes Set hat in der gleichen Lage seinen optimalen Sound. Und für mich zum Beispiel ist ein wichtiger Unterschied zwischen vielen günstigen und den High End Sets wie etwa meinen DWs, das die einfacheren schon gute Sounds haben, aber oft auch nur den eine oder noch ein paar Varianten davon. Mein DW liefert aber immer professionelle Ergebnisse, egal welche Fellkobination oder ob so tief wie möglich oder schmerzhaft hoch gestimmt. Und diese Qulitäten kannst Du mit deinem Test nicht erkennen, sondern Du urteilst nach dem ersten oberflächlichen Eindruck. Wenn natürlich ein günstiges Set genau den Sound hat, den Du magst, dann kauf es!

  • sets im blindflug zu testen, ist im grunde eine gute sache. nur gebe ich zu bedenken, daß die raumakustik und vorallem die anderen trommeln die im raum sind einen großen einfluss haben. da scheppert und schwingt wirklich extrem viel mit.
    ich denke ausserdem, das ich durch die art wie ich spiele den sound mehr verändern kann, als unterschiedliche sets. mir gehts in erster linie um verarbeitung. deshalb hab ich mir ein starclassic birke gekauft und spiele damit blues ,rock, jazz, singer-songwriting, musicals bis zu schlagerpopel.
    das teil muss mir einen anständigen grundsound liefern. den rest mache ich.
    LgTrommelmann

  • Das ist doch wie überall: kauf Dir einen VW Golf für 25.000 Euronen. Klar ist der Unterschie zum Citroen C2 gravierend. Aber ist die S-Klasse für 100.000 wirklich 4 mal besser ?


    Bei den 1000....2000 Euro Drums haben die Hersteller halt die größten Stückzahlen, gleichzeitig gepaart mit einem Kostenbudget mit dem sich Qualität tatsächlich auch herstellen läßt.


    Und nicht zuletzt ist es auch wie bei den Gitarristen auch: den Ton machen im Wesentlichen die Finger, will heißen das Fell, die Stimmung und der Punch.

  • Ich bin heute mal schreibfaul und zitiere mich selbst aus diesem Thread:


    Zitat

    Ein 400,- € Komplettset wird NIEMALS so klingen wie ein 4.000,- € Set. ACHTUNG: Wir reden von dem "Live-Sound"! Nix Studio, nix Micros. Aber: Der Unterschied zwischen einem 1.500,- € Set und einem 3.000,- € Set ist nicht mehr so viel. Jemand der Zeit und viel Ahnung hat, kann die Dinger so nahe aneinanderbringen, dass 98% der Leute aus dem Staunen nicht mehr rauskommen.

    Grüße,


    De' Maddin Set
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    Dängdäng-Dängdäng-Dängdäng
    Bababababaaa-baba - Brack........Meet you all the way....dadadab...usw.

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