Schrauben im Kessel

  • Hi, ich hab die Suche wirklich genau durchforstet aber nix zur folgenden Frage gefunden: Warum befestigen viele Drumhersteller ( Pearl, Tama, Dw, usw.) ihre Böckchen mit 2 Schrauben am Kessel? Andere Hersteller ( Mapex, Yamaha, früher auch Sonor) verwenden hingegen nur 1 Schraube. Wenn man wirklich den Sound der Trommel in den Vordergrund stellt erscheint doch folgendes merkwürdig: Ein normales 10" Pearl-Tom hat pro Fellseite 6 Stimmböckchen folglich hat das ganze Tom auf Ober- und Unterseite 24 Schrauben im Kessel, die eigentlich dem Schwingungsverhalten des Kessels entgegenstehen, dazu kommen noch die 4 kleinen Schrauben für das Pearlschild. Mein Force Maple Tom hat nur 5 Stimmböckchen pro Fellseite insgesamt also gerade mal 10 Schauben im gesamten Tom, was dem Klang des Kessel doch viel eher entgegenkommt. Wäre es denn nicht logisch möglichst wenig Schrauben und auch möglichst wenig Auflagefläche des Böckchens am Kessel zu haben?
    Einige werden jetzt vielleicht antworten: Ja mit 2 Schrauben hat man weniger punktuelle Zugkräfte am Kessel. Das diese Zugkräfte aber nicht so groß sind, dass man sie nicht auch mit einer Schraube bewältigen kann, zeigen doch Hersteller wie Sonor oder Mapex, Yamaha die schon seit Jahren nur 1 Schraube verwenden und damit auch gut klar kommen. Also warum verwenden viele 2 Schrauben?

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  • Oftmals wird eine Schraube pro Fellseite bei durchgehenden Böckchen verwendet, da diese dann einen Teil der Zugkräfte aufnehmen. Jene Kräfte sind übrigens nicht zu unterschätzen, bei meinem ersten Set (zugegeben ein altes Dixon) haben sich einige Böckchen aufgrund der nur einen Befestigungsschraube verabschiedet.


    Ein weiterer Punkt wird wohl auch das Design der Böckchen sein, wenn bei ganz kleinen welchen einfach nicht Platz für 2 Schrauben ist.


    Genaueres hierzu wird wohl aber Drumstudio1 sagen können, für dessen Beantwortung mir dieses Thema geradezu prädistiniert erscheint.


    Mein Gott, schreibe ich heute wieder geschwollen.

  • Ja, dass mit den durchgehenden Böckchen ist z.B. bei meinem Set ( also das Force Maple) so gemacht, generell bei den alten Force Serien. Das war rein mechanisch gesehen auch das vernünftigste System: Man brauchte nur 1 Schraube und konnte durch die Verbindung zu dem anderen Böckchen die Zugkräfte abfangen. Deswegen wundert es mich auch, dass Sonor beim Designer noch die Alternative zwischen den durchgehenden Srimmböckchen und den Böckchen in der aktuellen Form( also mit 2 Schrauben pro Böckchen) hatte, diese Auswahl beim SQ2 aber nicht mehr besteht. Das durchgehende Böckchen out sind erscheint mir auch nicht so nachvollziehbar, wenn ich mir die Superstar- Serie von Tama anschaue, die mit durchgehenden Böckchen gefertigt ist und anscheinend auch gut bei den Kunden ankommt. Die alte S-Class Serie hatte auch nur eine Schaube und keine durchgehenden Böckchen und ich hab noch nie gehört, dass jemand damit Probleme hatte. Wenn jetzt mancher sagt: "Der hört die Flöhe husten" dann stimmt das teilweise schon, ich finde aber eine solche Frage vertretbar, wenn man sich schon wegen einer einzigen Schraube am Tomhaltesystem im Kirchoff Thread so zofft.

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  • Ob eine Schraube oder zwei Schrauben pro Böckchen verwendet wird oder wurde hängt auch damit zusammen, was für ein Kesselmaterial verwendet wird und vor allem wie dick der Kessel ist. Es gibt Hölzer die eine sehr hohe Dichte haben und andere halt nicht.
    Ausserdem muss man auch unterscheiden, dass bei der Force Serie von Anfang an Torx-Schrauben verwendet wurden (eine Schraube) und bei anderen Serien mit 2 Schrauben sehr oft Feingewinde (metrisches Gewinde) verwendet wird.

  • Ist es denn nicht auch von nachteil mehr hardware, sprich mehr gewicht am kessel dran zu haben wie es bei durchgehenden spannböckchen der fall ist, ganz abgesehen davon, dass es für viele sicher eine frage der estetik ist, ob sie durchgehende böckchen haben wollen?
    Ausserdem schaffen es ja auch die herrsteller, die 2 schrauben pro bock benutzen noch top sets her zu stellen. ich denke keiner hier will den genialen klang eines collectors oder eines starclassics anzweifeln ;) also ich denke das der klangunterschied nicht so weitreichend sein wird, wobei ich gerne mal einen direkten vergleich hören würde!
    ich denke die symetrie im kessel ist viel wichtiger, also das die schrauben exakt montiert sind und das holz überall gleich schwingen kann.
    wundersam auch, das noch kein herrsteller mit diesem detail marketing betrieben hat, tama zum beispiel wirbt auch damit, dass die verstärkungsringe am luftloch beim starclassic aus dem kesseleigenen holz sind und somit die resonanz nicht einengen.


    MFG Deepy

    HiHat, das sind die 2 metallteller, die so aufeinander hauen....weißte, da links....


    Seifenkiste...

  • Es wird damit schon Werbung gemacht, wenn auch nicht so offensichtlich: Mapex wirbt damit z.B. im Katalog 2006. Dort steht so ungefähr: Wir verwenden nur eine Schraube im Kessel und dazu noch sehr kleine Böckchen, damit das Tom ungehindert schwingen kann. Pearl macht momentan in seiner Top-Serie (ich mein Reference) eigentlich genau das Gegenteil, die schrauben fette Böckchen mit 2 Schrauben ans Tom, bei Masters haben die wenigstens zwischen den Schrauben noch ein Wölbung um weniger Kesselkontakt zu erreichen. Genau so bei der neuen Visions Serie, da gibts sogar ne Wölbung in der Bassdrumrosette. Warum aber ein Hersteller (außer Mapex halt) nicht sagt: "Meine Trommel kann wegen wenig Hardware besser schwingen" is mir auch ein bissel unerklärlich. Ich kann mir nur folgendes vorstellen: Die haben halt Gussformen und Maschinen, die für genau 2 Schrauben angefertigt wurden und wollen nicht so viel Geld reinstecken, was neues zu kaufen. Wenn man jedoch bedenkt wie oft manche Hersteller ihr Böckchendesign ändert erscheint diese Argument nur schwach. Das mit dem Gewichtsnachteil glaub ich nicht: So ein durchgehendes Forceböckchen wiegt auch nicht mehr, als ein dickes Reference oder DW Böckchen. Das durch 1 statt 2 Schrauben nicht so viel gewonnen ist, ist schon klar, aber die Drumhersteller werben doch sonst auch mit jeder noch so winzigen Verbesserung, siehe neue Unterlegscheiben bei Tama, oder Luftkammern in den Bassdrumfüßen.

  • Zitat

    Original von Deepy
    Ist es denn nicht auch von nachteil mehr hardware, sprich mehr gewicht am kessel dran zu haben wie es bei durchgehenden spannböckchen der fall ist, ganz abgesehen davon, dass es für viele sicher eine frage der estetik ist, ob sie durchgehende böckchen haben wollen?
    Ausserdem schaffen es ja auch die herrsteller, die 2 schrauben pro bock benutzen noch top sets her zu stellen. ich denke keiner hier will den genialen klang eines collectors oder eines starclassics anzweifeln ;) also ich denke das der klangunterschied nicht so weitreichend sein wird, wobei ich gerne mal einen direkten vergleich hören würde!
    ich denke die symetrie im kessel ist viel wichtiger, also das die schrauben exakt montiert sind und das holz überall gleich schwingen kann.
    wundersam auch, das noch kein herrsteller mit diesem detail marketing betrieben hat, tama zum beispiel wirbt auch damit, dass die verstärkungsringe am luftloch beim starclassic aus dem kesseleigenen holz sind und somit die resonanz nicht einengen.


    MFG Deepy


    Tja! Manche Hersteller schreiben es deshalb nicht mehr - jedenfalls derzeitig -, weil sich in der Vergangenheit kaum jemand darüber Gedanken gemacht hat oder auf solche Details dann auch die Kaufentscheidung nicht gestützt hat.
    Zum Thema Gewicht am Kessel kann man geteilter Meinung seien. Die Trommel muss klingen!!! Das ist das entscheidene Kriterium.

  • Hier mal der Originaltext aus dem Mapex Katalog 2006 auf Seite 4: Low Mass single point- contact Lugs. Die Low Mass Lugs sind mit nur einer Schraube am Kessel befestigt und ermöglichen so maximale Resonanz durch minimalen Kontakt. Genau das ist doch auch logisch, finde ich zumindest.

  • Ich hab doch schon geschrieben, dass ich ein Force Maple hab. Mit dem bin auch echt zufrieden. Also nix von wegen neues Drumset. Mir gehts wirklich nur mal um diese Frage. Von mir aus könnte auch Tama oder sonst wer damit werben. Das Schlagzeug ist halt schon erfunden und Verbesserungen finden immer mehr im Detail statt. Gerade deshalb kann mir doch keiner erzählen, dass es von Vorteil ist, fast 30 Schrauben( siehe oben 10"Pearl-tom plus Pearlschild) in einem Tom zu haben, wenn es auch welche mit nur 10 Schrauben gibt.

  • Vielleicht hätte ja jemand mal Lust auf der Musikmesse, die ja gerade stattfindet, einen Hersteller auszuquetschen, warum gerade 2 Schrauben verwendet werden. Ich bin leider nicht auf der Messe. Is nur mal so ein Vorschlag, weil man die Leute dann schon mal direkt vor der Nase hat. Wenn nicht is ja auch egal.

  • Bezüglich gänzlich freischwingender (also freefloating) Sets: Es gibt/gab sowas bei Jellinghaus in Dortmund, lief dort unter der Marke drumresearch. Member fwdrums hat afaik so eines. Übrigens schrieb er kürzlich in einem anderen aktuellen Thread zum Thema freischwingen:


    Zitat

    Original von fwdrums
    [...]Freischwinger sind super. Die Bohrungen für die Tomhalterung sind der absolte Klangtod. Doch das ist alles primär. Noch schlimmer ist die Befestigung der Böckchen direkt am Kessel. Die einzige konsequente Lösung sind Freischwinger in Kombination mit Free Floating. Das ist das Optimale. Ich muß es schließlich wissen, denn ich habe ein Free Floating-Set mit Freischwinger. Jaaahaaaa! Und das klingt voll, rund und resonant. Mein hardwarevergewaltigtes Lite ist dagegen der letzte Schrott, denn es klingt hingegen nur voll, rund und resonant. Noch schlimmer ist in der Beziehung nur das Oak. Es klingt...


    Keep On Groovin'
    fwdrums


    Nein die klingen nicht alle identisch, aber eben doch alle...


    Für mich ist die Frage nach der Schraubenanzahl bei Böckchen ähnlich akademischer Natur wie die nach dem Klangeinfluss Folie vs. Lack. Da meine Stereoanlage keine Goldstecker hat und mir in der Wahrnehmungsfähigkeit obenrum eh schon das eine oder andere kHz fehlt, mache ich mir da keinen Kopf drum.


    Die Grauzone zwischen wirklich signifikanten Verbesserungen und Marketing ist groß. Nicht weniges wird als Feature verkauft, weil es zumindest theoretisch einen positiven Einfluß auf den Klang haben soll. Dass es den immer wirklich spürbar hat, glaube ich nicht, ich glaube aber an die Werbewirksamkeit und den Einfluß auf Kaufentscheidungen.


    Edit: Konkret zu Einer-Schraube-vs-Zwei-Schrauben: Für mich ist die mechanische Festigkeit wichtiger als eine eventülle Klangverbesserung im Bereich des berühmten Flohhustens. Ich denke da z.b. ans Fellsetzen mit ca. drei Umdrehungen pro Schraube. Da will ich das Fell knacken hören, nicht das Holz...


    Gruß
    Alex

    "Ich verlor bisher Filze, Sticks und einen Bassisten. Weiß der Geier was man damit will."
    Barumo, 2008

    Einmal editiert, zuletzt von zorschl ()

  • Flohhusten ist dies tatsächlich, aber wie und wo soll denn so ein rundes Holzteil noch verbessert werden? Es geht wie ich schon gesagt habe auch bei den Herstellern immer mehr ins Detail. Das ein altes Sonor geil klingt bestreitet auch niemand. Mir geht es viel eher um folgendes: Viele Hersteller stellen irgend eine kleine Miniveränderung an ihren Trommeln als Megaveränderung dar, wenn die schon so vorgehen, dann darf man denen doch auch mal auf den Zahn fühlen und fragen wie sie es rechtfertigen, dass ihr Kessel vielmehr Schrauben und Löcher hat als der Kessel der Konkurrenz. Die Frage hat nur noch keiner so deutlich gestellt und ich wette, dass viele Hersteller dann schon in Verlegenheit kommen und solche Aussagen wie: "Unser Kessel klingt so gut, da machen die Schrauben nichts aus" tätigen werden.

  • Nicht missverstehen: Ich bin da ganz Deiner Meinung. An der Stelle, wo Du den Herstellern diese durchaus berechtigte Frage stellst, habe ich halt für mich einfach folgenden Schluss gezogen:


    Hersteller A bezeichnet die Verwendung nur einer Schraube pro Fellseite und Lug als besonderes Feature, Hersteller B kümmert sich bei seinem Flaggschiff so gar nicht um Schraubenanzahl und Lugmassen, ergo kann es sich "nur" um Marketing handeln.


    Drumstudio1 kann das bestimmt um einiges besser beurteilen, aber ich würde aus dem Gefühl heraus das Verhältnis Marketing/tatsächliche Verbesserung mit 80/20 oder schlechter einschätzen.


    Gruß
    Alex

    "Ich verlor bisher Filze, Sticks und einen Bassisten. Weiß der Geier was man damit will."
    Barumo, 2008

  • Tja 00Schneider müsste hier mal nen Blick reinwerfen und uns die ultimative Lösung geben. Außer dem Argument, dass die auftretenden Kräfte besser verteilt werden hat hier noch niemand etwas vorbringen können, dass für diese doch sehr verbreitete 2 Schraubenlösung spricht. Es ist aber bemerkenswert, dass viele kleine, feine Drumhersteller die 1 Schraubenlösung bevorzugen: Soweit ich weiß z.B. Handschuhdrums, Gabriel, Troyan, GMS? usw. es scheint also schon was dran zu sein.

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