ZitatOriginal von matzdrums
meine kernaussage : wo ist die platte auf denen die ganzen langschen monstertechniken zum einsatz kommen und musikalisch sinn ergeben ?
Das geht so ein wenig in die Richtung, was ich mal in einem früheren Posting auch meinte.
Hier wird oft die These vertreten, das im Spiel von Herrn Lang die Zukunft des Drumming liegt und das man unbedingt anstreben sollte, so spielen zu können. Ich frage mich einfach wofür?
Ich sehe das sehr nüchtern. Ich sehe heute schon eher wenig Platz für drummerspezifische Spirenzien a la 5 Fusspedale, 70 Becken und 20 HiHats, Beat-Gewitter und dichtes 64tel getrommel beim Musik machen.
Früher hab ich z.B. mal viel Double Bass geübt bis ich irgendwann feststellte, ich kann die ja 95% der Zeit gar nicht einsetzen, weil es einfach der Musik nicht gut tut (ok ich mach halt kein Metal &Co..)
Früher hab ich auch versucht, die dichtesten, komplexesten und cross rhythm/beat displacement getränkte Fills zu trommeln. Heute spiele ich mal ganz gerne nur eine mit nem Flam verzierte Viertel an den richtigen Platz und nen dezenten kleinen 5Stroke Roll o.ä.
Und warum? weil die Musik dadurch besser klingt! Musik ist ein Gesamtkunstwerk, zu dem jedes Instrument einen gewissen Teil dazu beiträgt. Man muss halt auch Platz für andere Sachen als Trommeln lassen.
Was diese schon beeindruckenden Drum Clinics angeht, so ist das für mich mehr eine "Machbarkeisstudie". Interessant, amüsant, und geht man nach hause und macht halt den "normalen" Kram. Aber in welcher Musik ist Platz für sowas?
Die Thesen zum Topic: warum wird jemand für Studiojobs gebucht, fand ich übrigens sehr amüsant.
Zeigt mal wieder, wie wenig die Leute wissen, warum der eine Jobs hat und warum der andere nicht.
In der Realität hat der Beschäftigungsgrad eines Musikers nur sekundär was mit seinen Fähigkeiten zu tun. An erster Stelle stehen Connections und zur rechten Zeit am rechten Ort sein.
Wer's mir nicht glauben will, kann auch gerne mal Interviews mit den Top Studiodrummern aus den USA lesen und auf solche Aussagen hin abklopfen oder wenn er die Möglichkeit hat sogar mal ein paar Sätze mit einem dieser Drummer z.B. aus L.A. wechseln. Die werden sowas bestätigen.
Das irgendwelche Produzenten, irgendwo sitzen und aus heiterm Himmel sagen würden: hey hier will ich nen Thomas Lang an den Drums, diesen wahnsinns Typen aus den You Tube Videos/von diesen krassen DrumClinics, ist sowas von an den Haaren herbeigezogen und hat mit der Realität wenig zu tun.
So funktioniert äusserst wenig im Musikbusiness. Normalerweise gibt es immer gewisse Zirkel, die sich Jobs zuschieben und wo jemand jemanden kennt, der jemanden kennt.
Alle Top+Recording Drummer, ob das ein Manu Katche, Vinnie Colaiuta, Jeff Pocaro, Steve Gadd, Jim Keltner, Bernhard Purdie, Steve Jordan, J.R. Robinson und wie sie alle heissen bekommen oder bekamen ihre Jobs vor allem durch diese Netzwerke, Connections und persönliche Kontakte.
Deshalb ziehen dann auch Leute wie z.B. Dave Weckl von NY nach L.A., weil sie nur dort Jobs kriegen konnten, wenn sie auch vor Ort sind, egal wie berühmt sie sind.
Und nebenbei sind 250 Plattenaufnahmen, was für die meisten von uns weniger bekannten dt. Profidrummern eine schwer erreichbare Zahl ist, im Verhältnis Thomas Lang zu anderen Top Drummern recht wenig.
Nur als Beispiel nimmt ein Herr Colaiuta im Jahr locker 50 Alben auf, spielt parallel dazu Welttourneen mit Musikerlegenden wie Herbie Hancock usw. Ein Jeff Pocaro spielte sogar jedes Jahr so viele Platten ein, das er den Überblich verlor. Es gibt sogar eine verbürgte Anekdote aus nem Cafe in LA, wo Jeff Pocaro Musik in diesem Laden hört und zu seinem mit am Tisch sitzenden Kumpel sagt: boaah! Geile Scheibe und der Drummer spielt ja spitze! Herr Pocaro geht zum Cafe-Besitzer und lässt sich die CD geben, um zu schauen wer es ist. 1 Minute später kehrt er zum Tisch zurück und sagt kein Wort. Sein Kumpel fragt: und wer ist das? Pocaro: Shit! Das war ich selbst!
Lange Rede kurzer Sinn: Thomas Lang kann unglaubliche Sachen an den Drums, aber zurück in Bands, zurück beim Musik machen, zurück im "Alltag" spielt das, was da passiert eine recht untergeordnete Rolle und ist von Produzenten/Mitmusikern eigentlich auch selten nachgefragt.
Und als Beweis dafür sehe ich einfach auch den Fakt, das er eben nach wie vor primär DrumClinics spielt und nicht mit vielen Bands tourt und ständig Platten aufnimmt, die auch irgendwo Beachtung finden.
Da finde ich so eine Diskographie-Liste von nem Vinnie Colaiuta oder Steve Gadd viel beeindruckender und die brauchen eben keine 5 Fusspedale, 3 Hihats usw. Die und die anderen "Grossen" machen ihr Ding einfach durch ihren hammermässigen musikalischen/groovy Output.
Manche von denen können auch "krankes" Zeug spielen, aber deswegen werden sie eigentlich nicht gebucht. Mein Plädoyer, was ich auch meinen Schülern immer mitgebe: lernt verdammt nochmal Grooven und musikdienlich spielen! Das ist einfach am allerwichtigsten.
Und zudem verschwendet nicht eure ganze Lebenszeit an stundenlanges Üben! Übt so viel, wie wirklich nötig ist, um euer Instrument gut zu beherrschen, damit ihr das spielen könnt, was ihr soielen wollt.
Wie sagte mal Joe Zawinul: Life comes first! Wer nichts erlebt, kann keine Geschichten erzählen. Gute Musiker sind noch nie aus Übungsräumen hervorgegangen :]