Vorgeschichte:
Von einem Bekannten wurde ich im Dezember angesprochen, ich sollte für seine Kinder ein Schlagzeug besorgen.
Bei Ebay konnte ich für einen vermeintlich günstigen Preis ein Sonor Champion aus deutscher Produktion ersteigern.
Beim Abholen des Schlagzeugs blieb mir allerdings die Spucke weg, noch nie habe ich ein so vergammeltes Schlagzeug gesehen.
Das schlechte Foto "schmeichelt" dem Zustand ungemein...
Die Mängelliste im Einzelnen:
• Die gesamte schwarze Folie an allen Kesseln war total zerkratzt
• Sämtliche Hardware (Böckchen, Spannreifen, Ständer) verrostet
• Alle Felle (Pinstripe als Schlag- und Resofell!) durchgespielt
• Snare Teppich defekt
• Meinl Crash Becken 2 cm Riss
• Fast alle Gummistopper (Hihat, Beckenständer, Bassdrum spurs) nicht mehr vorhanden
• Hihat Clutch defekt
Der arme Champion hatte die meisten Jahre seines Daseins als Übungsschlagzeug eines Trompetercorps verbracht.
Dort wurde er übelst behandelt, mit Bier überschüttet und oft in die Ecke eines vollgequalmten feuchten Proberaumkellers geworfen, nachdem er verprügelt worden war.
Was konnte man mit diesem Kolateralschaden noch anfangen?
Ich hatte das Scheissding schliesslich ersteigert, so ein Schrottteil wollte ich den Kindern aber nun doch nicht zumuten.
Da Weihnachten war und ich eh etwas Langeweile hatte, habe ich mich mal an eine etwas aufwendigere Restaurierung gemacht.
Sämtliche Hardware an den Kesseln wurde entfernt, danach habe ich vorsichtig die alte zerkratzte Folie abgezogen. Die Folie und den darunter sitzenden Kleber wurde vorher mit einem Fön erwärmt, da sonst das Holz beim Abziehen beschädigt worden wäre.
Für die Kessel habe ich mich fürs Beizen entschieden, da eine neue Folie zu teuer gekommen wäre. Als Farbton hatte ich Nussbaum gewählt, die Kessel sollten richtig schön edel und oldschool aussehen, so ne Art Bubinga „des kleinen Mannes“ schwebte mir vor.
Ein freundlicher Sonor Mitarbeiter hatte mir vor Jahren mal erzählt, dass Buchenholz sich nicht sonderlich gut zum Beizen eignen würde. Nach dem ersten Einpinseln mit der Beize wusste ich warum: das relativ harte und nach 25 Jahren sehr trockene Buchenholz nimmt die Beize sehr widerwillig auf, alle Kessel musste ich insgesamt 6 mal einpinseln und danach wieder abschleifen. Nach dem auftragen einer Schnellschleifgrundierung und einem nochmaligen Schleifgang wurden die Kessel mit Klarlack überlackiert.
Sämtliche Innenschrauben waren verrostet und mussten ersetzt werden. Die Hardware habe ich komplett mit Nevrdull poliert.
Ok, here we are:
Sonor Champion, Baujahr April 1981 (Stempel 104), das Set wurde nur für den europäischen Markt in Deutschland produziert. Leider habe ich keine Prospekte im Netz gefunden.
Größen:
22x14 Bassdrum
12x8 und 13x9 Toms, 16x16 Standtom
6-lagige Buchenkessel mit runder Gratung
Toms mit Innendämpfer
Snare Lefima 4x14, das Teil braucht metrische Felle!
Felle Aquarian Satin Texture Coated, Reso Aquarian Classic Clear
Bassdrum Powerstroke, Reso Sonor mit Loch in der Mitte (hatte ich noch rumliegen)
Becken:
14” Paiste Stambul HiHats
14” Meinl Sterling Crash
20” Tosco Ride
Was mir sonst noch auffiel:
Tosco Becken sind gar nicht mal so übel, ich hatte vor Jahren auch schon mal ein Crash, das Ride hier ist völlig in Ordnung.
Als Snare Reso konnte ich nur ein metrisches altes Lefima Fell draufkriegen.
Mit viel Trickserei und Geduld ist es mir letztendlich doch gelungen, ein Aquarian Schlagfell aufzuziehen.
Im direkten Vergleich zum Superchampion haben die Champion Toms weniger Druck, eher weicher und muffiger, fast wie Maple Toms.
Der Zustand der Hardware Verchromung war unter aller Sau, ob es an der mangelhaften Qualität, feuchten Proberäumen oder ständiger Bierberieselung lag, kann ich leider nicht sagen.
Insgesamt war es ne Sauarbeit, ich würde es nicht nochmal machen...
Heute Abend wird das Champion an die Kids übergeben, hoffentlich gefällt ihnen das Set.