langsam schwerer als schnell?

  • Zitat

    Original von Sven
    Was ist besser? Wenn man Abweichungen weniger hört, oder wenn sie bei einem langsameren Tempo deutlicher hervorstechen?


    Gruß Sven


    Leute, ich glaube ihr habt mich nicht verstanden. Mir ging es mit meinem "Was ist besser?" darum was besser klingt und nicht darum wie man etwas besser ausbügeln kann. Wenn man nur etwas daneben liegt klingt das doch besser als wenn man deutlich daneben liegt. Mit diesem ganzen Kram wollte ich die Meinung vertreten, daß das von catastrophy angesprochene Verhältnis eine nicht so große Rolle spielt wie die betragsmäßige Abweichung.
    Das Unheil liegt natürlich schon im langsamen Tempo, das muß man sich als aller erstes draufschaffen. Doch wenn man es langsam sauber spielen kann heißt das noch lange nicht das man das Ganze dann auch schnell spielen kann, hier kommen ja dann ganz andere Techniken zum Einsatz, die zu diesem Zweck schon erlernt sein sollten.


    @ Para: Gerade beim schnellen Spiel ist die Ausnutzung des Rebounds von aller größter Bedeutung, das muß man auch erstmal lernen.


    Gruß Sven

    Wie - mein Timing stimmt nicht? Ich bin sogar zu schnell!!! :]

    Einmal editiert, zuletzt von Sven ()

  • Das Problem ist wohl der Übergang von einem Tempobereich in den anderen und hat was mit der Nutzung/Nicht-Nutzung des Rebounds zu tun. Bei langsam auf einanderfolgenden Schlägen spielt man jeden Schlag einzeln für sich. Wenn man jetzt das Tempo hochfährt, dann gibt es irgendwann einen Punkt, an dem die zwei einzelnen Bewegungsabläufen zu einem gemeinsamen Ablauf verschmelzen. Genaugenommen ist es nicht ein Punkt, sondern ein Bereich, in dem man bewußt mit zwei einzelnen Bewegungsabläufen oder mit einem Verschmolzenen arbeiten kann. In diesem Grenzbereich ist es oft am schwierigsten, zu grooven und vor allem die Schläge und das Zusammenspiel zwischen den Gliedmaßen zu kontrollieren.


    Ich schätze mal, dass Para nicht wirklich extrem schnell ist. Schnell heißt für ihn also ein Tempo bei dem er den verschmolzenen Ablauf angenehm im Fluß spielen kann. Wenn er jetzt langsamer wird, dann geht das irgendwann nicht mehr und er muss auf zwei echte Einzelschläge umschalten. Das verlangt einen anderen Bewegungsablauf und eine andere Unabhängigkeit und kann in einer konkreten Situation als schwerer empfunden werden. Turboschnell ist natürlich auch wieder schwer.


    Man übt das Spiel in diesem Korridor am Besten, indem man das Metronom auf den schwierigen Grenzbereich einstellt und dann genau in dieser Tempo-Umgebung übt. Eine andere Übung sind stufenlose Gänge von langsam nach schnell und zurück. Da muss man ja immer durch den kritischen Korridor und das übt mit der Zeit auch. Man bekommt das meist besser hin, wenn man übt, den zusammen geschmolzenen Bewegungsablauf so lange/langsam wie möglich zu spielen, bis man auf die zwei einzelnen Bewegungsabläufe umschalten muss. Das heißt Schwungphase und Ausholphase verbessern.


    Das Ding mit dem Eiern des Grooves bei langsamem Tempo hat im Prinzip oft den gleichen Ursprung. Oft liegt es daran, dass man im beschriebenen Grenzbereich spielt und sich dort aus den oben genannten Gründen (technisches Defizit bezogen auf Unabhängigkeit und Aushol-/Schwungphase) nicht wohl fühlt. In diesem Fall werden Trommler oft langsamer oder schneller, um aus dem unangenehmen Bereich rauszukommen. Das Stück kackt dann entweder ab oder zieht an (meist das geringere Übel). Kann auch sein, dass der Drummer um diesen Bereich schwankt und alles etwas eiert und insgesamt nicht stabil klingt.


    Es kann auch sein, das man noch langsamer spielen muss (unterhalb des kritischen Korridors) und die einzelnen Schläge ohne zusammenhängende Schwungfaktor nicht sauber grooven kann. In diesem Fall muss man zum einen das langsame Tempo mit Metronom (ganz langsam) üben und zum zweiten mit einem Raster zur Unterteilung der langsamen Beats arbeiten. Am Besten singt man sich ein 16tel-Raster (oder noch feiner), auf das man dann die Schläge sauber setzt, dann grooven sie irgendwann auch.


    Wenn man einzelne Schläge spielt, obwohl man in einem Tempo auch schon mit verbundenen Schlägen arbeiten könnte, dann klingt das meist hektisch und krampfig, teilweise auch etwas zurück. Oft klingt es besser, wenn man so lange wie irgend möglich mit Schwung und zusammenhängenden Bewegungen arbeitet. Viele langsame Tempi kann man dann nämlich bei sauberer Technik noch mit Schwung spielen. Das erleichtert das Grooven ungemein.

  • Zitat

    Original von Groovemaster
    Wenn man einzelne Schläge spielt, obwohl man in einem Tempo auch schon mit verbundenen Schlägen arbeiten könnte, dann klingt das meist hektisch und krampfig, teilweise auch etwas zurück. Oft klingt es besser, wenn man so lange wie irgend möglich mit Schwung und zusammenhängenden Bewegungen arbeitet. Viele langsame Tempi kann man dann nämlich bei sauberer Technik noch mit Schwung spielen. Das erleichtert das Grooven ungemein.


    Ich denke, man sollte so lange wie möglich einzelne Schläge ausführen, da man damit am genauesten und "saubersten" klingt, zumindest beim Üben. Wichtig ist dabei immer zu wissen, auf welche Zählzeit man ausholt. Das kann bei einem langsamen Tempo später sein (z.B. 16tel vor der zu spielenden Note) als bei einem mittleren Tempo (8tel vor der Note). Klar, ab einem gewissen Tempo bleibt keine Zeit mehr und man muss binden. Je länger man diesen Zeitpunkt aber rauszögert, desto genauer ist man, da man eben nicht "irgendwann" ausholt, sondern auf die exakte Zählzeit. Steve Gadd z.B. holt immer im richtigen Zeitpunkt aus.

    BORIS.

  • Nein, dass sehe ich auf keinen Fall so. Die Schwungphase macht den Groove und mit separierten Einzelschlägen ist es ungeheuer schwer zu grooven. Mit Genauigkeit hat das nichts zu tun, denn warum sollte Schwung nicht genau sein. Ein Pendel ist doch auch extrem genau.


    Das Ausholen ist sehr wichtig. Es geht aber nicht darum, in 8teln oder 16teln auszuholen. Es geht darum, dass Ausholen immer eine gewisse Zeit dauert und dass man diese Zeit immer benötigt. Darum hat das alles auch was mit Unabhängigkeit zu tun. Gute Trommler holen unabhängig von der Time immer gleich aus. Die fahren die Time stufenlos hoch und holen über einen großen Bereich immer gleich aus, nämlich so rechtzeitig, das sie genug Zeit für den ganzen Bewegungsablauf haben. Irgendwann bei hohem Tempo verschmelzen die Bewegungen dann, aber auch stufenlos.


    Stufenlos zu werden ist das Hauptthema bei der Unabhängigkeit. Unabhängigkeit ist nicht nur mit dem Fuß das und mit der Hand jenes Pattern zu spielen. Unabhängigkeit ist notweniger Bestandteil des Groovens.

  • Nja, das ist ja auch kein Widerspruch. Immer gleich ausholen tut man beim ausgezählten Ausholen ja auch. Weil ein 16tel in 60bpm eben genausolang ist wie ein 8tel in 120bpm.
    Das Problem beim Üben und erlernen der richtigen Technik und des Timing ist aber, das oft gar nicht klar ist, wie der Bewegungsablauf sein muss. Und da ist ein ausgezähltes Ausholen sehr hilfreich, da damit auch immer zum gleichen, richtigen Zeitpunkt ausgeholt wird. mit der Zeit passiert das aus dem Gefühl, die Bewegung bleibt aber immer gleich, klar.

    BORIS.

  • Was machst du denn im Tempo zwischen 70 und 110 in deinem Beispiel? Genau das meine ich. Mir ist klar, dass (auch fortgeschrittene) Anfänger oft so spielen, wie du es beschreibst. Der Weisheit letzter Schluß ist das aber nicht. Darum klappt da dann einiges auch nicht richtig. Das Ziel ist doch, in jedem realisierbaren Tempo flüssig und entspannt zu spielen und zu grooven. Das klappt nicht wenn Du in Tempo 60 ein 16tel ausholst und dann bei Tempo 80 auch, weil Du eine Abhängigkeit in der Bewegung hast und dir die Unabhängigkeit fehlt, dir die Zeit zu nehmen und du auch nicht den Schwung hast, um in Tempo 80 eine flüssige Ausholbewegung langsam in einem 8tel zu realisieren.

  • Klar ist die Bewegung bei 110 schneller als bei 80 bpm. Aber Ziel ist ja auch nicht, sich immer genau 100% gleichschnell zu bewegen. Der Bewegungsablauf bleibt aber immer der gleiche bis zu einem gewissen Tempo. However, mir hat es sehr geholfen, zu wissen, wann ich ausholen muss. Weil gerade in langsamen Tempi ist es schwer: Wenn du zu spät ausholst, wird die Bewegung hektisch und krampfig, wenn du zu früh ausholst, bremst du unterwegs wieder ab und eierst in der Luft rum, übertrieben gesagt. Das ausgezählte Ausholen geht irgendwann auch ins Gefühl über und man holt automatisch im richtigen Moment aus.
    Möglixherweise spielen wir aber eh zwei unterschiedliche Techniken, da ist fraglich, ob wir die so ungesehen vergleichen können...

    BORIS.

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