E-Drums DIY (Do It Yourself, Selberbauen) für Anfänger
Grundsätzliche Überlegung
Was will ich überhaupt haben? Gummipads, Elektrosounds, billige Möglichkeit zum Üben zu Hause, hochwertige Akustiksounds mit Kesseln und Meshheads?
Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, ein E-Drumset selbst in Angriff zu nehmen, teilweise oder gleich komplett. Je nachdem was man erreichen möchte, braucht man natürlich die entsprechenden Werkzeuge und auch Fähigkeiten im handwerklichen Bereich.
So gibt es völlig verschiedene Ansätze, von denen ich nun ein paar wenige näher Erläutern möchte:
- Wenn man auf den akustischen Look nicht ganz so viel wert legt, auf Platz sparen Wert legen, und z.B. ein 10" und ein 12" Tom zersägen. Größer als 12" muss eine Snare nicht sein - eine Bassdrum übrigens auch nicht. Bei der Bassdrum ist es sogar ratsam, nicht über 12" hinaus zu gehen, da bereits mit 14" die Präzision im Triggerverhalten abnimmt. Also selbst kleine akustische BDs mit z.B. 18" sind eher nicht empfehlenswert. Davon abgesehen sind Gummipads für BDs auch keine schlechte Alternative. Der Vorteil bei der Variante die Toms selbst zu bauen, liegt auf der Hand: Ein 12" Tom bzw. eine 12" Snare von Roland oder Hartdynamics kosten bereits deutlich über 250 Euro. Selbst gebraucht sind diese in akzeptablem Zustand nicht für unter 200 Euro zu bekommen. Auf der anderen Seite lässt sich für unter 200 Euro mit Selbstbau bereits ein Set aus 3 Toms und einer Snare herstellen. (Psycho's Selbstbau)
- Noch tiefer gehend kann man auch Meshheads (dazu unten mehr) und sogar Toms selber bauen (Siehe hier), das spart nochmal Geld, ist aber auch mit hohem Aufwand verbunden - außerdem sollte man wissen was man tut, sonst wird so ein Tom Erfahrungsgemäß auf einmal ovaler als man das für möglich gehalten hätte.
- Bei den Triggern stellt sich natürlich erst einmal die Frage: externer oder interner Trigger? Wenn es ein externer Trigger sein soll, DDT, ddrum, Roland, t-drum, ... es gibt dazu allerdings genügend Reviews, abschließend kann man sagen, ist dies davon abhängig wie enthusiastisch man ist und wieviel Geld man bereit ist, auszugeben. Die t-drum Trigger sind günstig aber auch dementsprechend längst nicht so präzise wie die neueste Roland Serie oder auch ddrum Trigger - solange nicht die billige Redshot Serie. Bei internen Triggern ist dann wiederum wichtig, seitlich positioniert oder mittig positioniert. Bei seitlicher Positionierung fällt der bei Roland übliche "Hotspot" also kleine mittige Punkt, der besonders stark triggert, weg. Allerdings verliert man dabei meist auch teilweise oder vollständig die Positionserkennung. Ob interner oder externer Trigger, ist aber nur eine Geschmackssache. Bei internen Triggern ist eine vernünftige Basis relevant, das heißt der Trigger muss möglichst schwingungsarm angebracht werden und mit Schaumstoff dann an das Fell oder Meshhead gedrückt werden. Hierbei sind 1-2mm über dem Rand, also somit in das Fell reingedrückt, vorteilhaft. Ist das schwingungsarme Aufhängen bei Mono Toms, also Toms mit nur einem Trigger noch vernachlässigbar, wird es umso wichtiger, dies bei Dualtrigger, also Stereo Toms zu berücksichtigen, sonst gibt es immer wieder Crosstalk zwischen den beiden Triggern (Das bedeutet, wenn man auf den Rand schlägt, wird durch die Vibration der Haupttrigger ebenfalls ausgelöst und es ertönt möglicherweise dieser statt dem Rim Sound). Um dies zu vermeiden, sollte man z.B. ein vergleichsweise hartes Gummi als Basis für den Piezo wählen und darauf den Piezo und anschließend den Konus positionieren. (Mittig positionierter interner Trigger) Aluminium ist ein gutes Material für die Brücke, am besten U-förmig für die meiste Steifigkeit. Alternativ ist von Roland der "Korb", der PD-125 und PD-105 Reihe als Ersatzteil zu bekommen. Dort liegt der Rim Trigger im Gegensatz zu den meisten Designs nicht außen am Rand, sondern mittig unter dem Hauptpiezo. Übrigens: Triggert der Piezo am Rand nicht genug, kann man auch mehrere parallel schalten und um den Rand herum positionieren. Das ist sogar ziemlich gängig, bis vor dem TE3.2 Triggersystem hat Hartdynamics sogar selbst mehrere Rim Piezos verwendet.
- Becken in Mono lassen sich sehr einfach herstellen (Gsälzbär's Selbstbau, bei einer soliden Grundlage sind selbst Dualtrigger Becken noch einfach herzustellen, diese werden dabei in der Regel einfach mit 2 Triggern (Piezos) ausgestattet, die entweder Rand und Spielfläche oder Spielfläche und Kuppe möglichst voneinander getrennt als 2 Zonen einteilen. Diese 2 Zonen Becken sind für Crash/China aber auch Ride Anwendungen prädestiniert. Für Splash reicht in der Regel Mono, für Ride Becken gibt es aber noch eine weitere Besonderheit: 3 Zonen Becken, bei denen sich Kuppe, Spielfläche und Rand spielen lässt. Das Roland CY-15R z.B. aber auch das Hartdynamics Ecymbal Ride oder Smartrigger Three Zone Ride können dies. Oft werden für den Eigenbau von Becken die interessantesten Dinge verwendet, am nahesten an ein realistisches Gefühl kommen dabei aber nur getriggerte PVC Becken oder getriggerte akustische Becken. Letztere bieten die besseren Triggereigenschaften, da die Oberfläche starrer ist, müssen aber erst hinreichend gedämpft werden. (Siehe dazu computerman @vdrums.com Selbstbau) Doch können diese Becken nicht nur mit 1, 2 oder gar 3 Zonen triggern, sondern auch noch gechoked, also abgestoppt werden. (JmanWord @vdrums.com Selbstbau) Das wird typischerweise über einen Kurzschluss realisiert, der die Becken dann stoppt. Das lässt sich vergleichsweise gut mit einem Piezo demonstrieren, der auf der einen Seite triggert (Ab Roland TD-6 aufwärts garantiert funktionsfähig), wenn man ihn aber gedrückt hält, abstoppt. Roland benutzt dafür Folienschalter, die bei Druck choken. Diese sind in einer passenden Form aber kaum zu bekommen, also gibt es verschiedene Ansätze, den Kurzschluss zu nutzen, oder aber z.B. Alarmschlauch (Türschwelle o.ä.) dazu zu verwenden. Für manch Unbegabte, Zeitlose oder Geduldlose ist ein günstiges Dualtrigger CY-8 in 12" mit Choke-Funktionalität aber einfach die bessere Alternative - triggert wirklich hervorragend.
- HiHat Controller werden immer überbewertet und sind oft einfacher als man denkt. Entweder man benutzt ein fertiges Pedal von z.B. Roland oder Yamaha (Je nach Modul), einen einfachen Schalter der eine offene und eine geschlossene HiHat ermöglicht, oder ein Potentiometer. Für Roland werden 25kOhm empfehlen, bei VisuLite z.B. werden 100kOhm verwendet. (Siehe auch: Beatnik)
Bei der Version von Beatnik handelt es sich um einen Controller, der an einer herkömmlichen Hihat Maschine befestigt wird, also ohne Fußcontroller auskommt.
Das sieht dann z.B. auch so aus: Mikemx3000. - Das Herzstück eines elektronischen Drumsets ist natürlich das Drummodul, glücklich, wer sich ein Roland TD-20 leisten kann, dies kann sich aber nicht jeder leisten. Und so mancher möchte auch garnicht unbedingt auf ein gekauftes Modul angewiesen sein, sondern lieber selbst löten, schrauben und werkeln. Admir unterstützt dies mit seiner Seite (http://www.edrum.info), indem er Konzepte und Baupläne für ein solches Modul zur Verfügung stellt, und auch gleich noch die passende Software anbietet - das alles völlig kostenlos. Natürlich gibt es noch die Möglichkeit, auch die Software selbst zu schreiben, aber das ist für die meisten Normalsterblichen doch deutlich zuviel des Guten. Übrigens lassen sich Platinenbausätze auf http://www.mikes-elektronikseite.de/ ordern.
- Hardware ist natürlich ein ebenso wichtiger Punkt. Wie will ich meine Toms befestigen? Entscheide ich mich für ein Rack oder doch eher Einzelständer? Wenn es z.B. ein Rack wie das Roland MDS-10, MDS-12 oder MDS-20 sein soll, sind natürlich entsprechende L-Rods ebenso wichtig wie die Befestigung jener am Tom. Dazu eigenen sich unter anderem die Sonor Prismenklemmen. Teuer aber massiv. Wie Mitglied taktlos in seinem 'the "how to bau" thread' Eindrucksvoll bewiesen hat, kann man natürlich auch gleich alles selbst machen, inklusive Hardware. Dem DIY sind natürlich keine Grenzen gesetzt.
Wo bekomme ich mein Material?
Thomann: http://www.thomann.de (Shells, Meshheads, Roland Teile und mehr)
Pollin: http://www.pollin.de (Elektronik, z.B. Piezos)
Mikes Elektronikseite: http://www.mikes-elektronikseite.de/ (Teile für Admir)
Und im örtlichen Baumarkt
Conard: http://www.conrad.de (Art-Nr.: 751669-62)
Meshheads Vergleich und selbst gemacht
Es gibt 1 lagige und 2 lagige Meshheads ("2 layers"), die 2 lagigen von DDT und Roland, die einlagigen von vielen Firmen, wie z.B. Hartdynamics, T-drum, Billyblast und einigen anderen. Was man bedenken muss: Da bei 2 lagen mehr Luft verdrängt wird, sind diese auch etwas lauter. Beim Selbstbau spannt man z.B. Fliegengitter, also die üblichen Netze gegen Insekten aus dem Baumarkt, in 2 Lagen übereinander. Wichtig hierbei: Fest auflegen, gleichmäßig spannen. Die üblichen Meshheads sind feiner und für Spannung konzipiert, reißen daher nicht ganz so leicht wie Fliegengitter, daher sind 2 Lagen auf jeden Fall empfehlenswert - auch weil Fliegengitter nicht so feinmaschig ist und daher die Oberfläche sehr ungewohnt bespielbar sein kann (Hängt natürlich auch vom Gitter selbst ab). Ein T-drum Meshhead der Größe 12" ist zwischen 10 und 15 € zu haben und tut's genauso. Meine Erfahrung mit den T-drum Meshs ist durchaus positiv, im direkten Vergleich mit Roland ist das Spielgefühl so minimal besser, das der doppelte Preis von Roland nicht wirklich gerechtfertigt ist. Länger halten sollen Sie allemal, mir ist aber nach einem Jahr noch kein T-drum gerissen, also auch die sind in größen bis Maximal 14" sehr lange nutzbar. Die Optik ist eine 2. Frage, aber reine Geschmackssache.
Warum keine richtigen Felle verwenden?
Ganz einfach: Sie sind zu laut. Einer der größten Vorteile von E-Drums ist deren vergleichsweise geringe Lautstärke gegenüber den akustischen Derivaten. Man kann natürlich auf z.B. ein PD-125 auch ein normales 12" Remo oder Evans Fell spannen. Aber gerade die geringe Lautstärke macht Sinn. Und diese erreicht man durch Meshheads. Es gibt auch E-Drummer, die aus optischen Gründen akustische Drums verwenden (müssen), von denen einige dann aus Bequemlichkeit die aufgezogenen Felle mit externen Triggern verwenden. Auch das geht.
Cushion selbst gemacht
Viele Hersteller verwenden entweder Moosgummi oder sehr feinen Schaumstoff für das Material zwischen Piezo und Mesh. Bei Roland ist dies z.B. ein Konus aus sehr feinem Schaumstoff, das mit feinen Holzplättchen durchsetzt ist, zur besseren Kraftverteilung auf den gesamten Piezo. Hart verwendete früher eine Kombination aus Schaumstoff unter und Moosgummi über dem Piezo, also zwischen Piezo und Mesh. Heutzutage kommen auch dort nur noch Schaumstoffsäulen zum Einsatz, mit mittigem Rim Trigger. Die Schaumstoffkonusform mit Holzplättchen ist nämlich ein Patent von Roland. Die Konusform macht aber auch in der Moosgummivariante durchaus Sinn, wie Sie zum Teil bei meinen Toms zum Einsatz kommen.
Weitere Links
Erfahrung mit Meshfellen und Trigger (Danke an Gsälzbär)
Wie baut Roland / Hartdynamics die Drums?
Roland Beckenpads Unterschiede
Ausführliche Anleitung zum DIY E-Set Eigenbau von KingKiller
Ist das alles?
Nein, bei Hinweisen werden ich natürlich noch mehr schreiben, ohnehin wird der Beitrag noch erweitert.