So, Jungs und Mädels im DF! Es ist heute genau 2 Wochen her, und da ich krank bin und mal nicht arbeiten muss, schreib ich endlich mal den Konzertbericht zur "Unholy Alliance"-Tour 2006, besser: Zum zugehörigen Gig in der Messehalle in Erfurt. Es spielten in dieser Reihenfolge:
1. Thine Eyes Bleed
2. Lamb Of God
3. Children Of Bodom
4. In Flames
5. Slayer
Nun, auf gehts.
Ich kam mit meinen Jungs kurz vor 19 Uhr vor der Halle an, welche normalerweise etwa 10000 Menschen Platz bietet, an diesem Abend aber halbiert wurde (das muss da öfters geschehen, ein paar Wochen vorher haben Placebo dort gespielt und meine Freundin hat mir das schon erzählt gehabt). Besonders klasse war schonmal die Tatsache, dass man kaum vor der Halle anstehen musste, da der Großteil der Meute schon drin war und sich eh alles ziemlich verlaufen hat. So kamen wir recht fix rein, auch wenn ich wegen meinen neu gekauften Sticks schon recht misstrauisch angeschaut wurde (is' klar, ich könnte ja jemandem damit die Kehle durchschneiden). Egal, einer von uns wurde auch komplett durchgefilzt, weil er Böller, Glasflaschen etc. dabei hatte. Selber schuld. Wie dem auch sei, wir sind dann flugs zum Merchandising-Stand gehüpft, Tour-Leibchen gekauft (um später festzustellen, dass statt "Erfurt" "Berlin" hinten drauf stand X() und dann weiter zu m Bierstand, kühles Schwarzbier geholt, Garderobe, Rucksäcke weg und dann ab ins Getümmel!
Thine Eyes Bleed hatten zu diesem Zeitpunkt schon begonnen, was aber keinen von uns so richtig zur Eile antreiben konnte. Noch nie gehört, die Band, aha, machen netten Sound, ok. Ne gute Anheizer-Band aber eben nicht mehr. Ich kann mich an keinen Song mehr von denen erinnern. Egal, wegen denen war ich ja auch nicht dort. Schluss.
Umbauphase.
Die zweite Band, Lamb Of God, sagte mir zumindest etwas, auch wenn ich keinen Song davon spontan dahergrölen könnte. Mein Basser meinte, die klingen wie Pantera (was sie auf Platten auch durchaus tun), aber Live war das dann eine ganz andere Hausnummer. Chris Adler ist an seinem Set abgegangen wie zwei Zäpfchen auf Heimurlaub, der Sänger (der Live so sehr nach Anselmo klingt wie Corpsegrinder nach Elvis) ist ein abslouter Bühnenflummi und die Gitarrenfraktion war auch gut dabei, vom Bassisten hab ich kaum was mitbekommen. Enorm geil waren die Moshparts bei LOG. Da gab es ein paar Songs, bei denen Chris Adler ein Bassdrumpedal an ein E-Pad geknüppelt hat und ein tiefer Bass-Sound abgespielt wurde. Und wenn ich sage "tief", dann meine ich damit RICHTIG tief! Mehr als ne Sekunde Sustain, so hammerhart tief, dass der Böller-Kerl neben mir sich die Ohren zuhalten musste. Der erste richtig geile Gig an diesem Abend. Und wenn man als Band mit einem 40-Minuten-Auftritt Leute überzeugen kann, die dich bisher nicht wirklich kannten, dann ist das auf jeden Fall klasse. Doch auch LOG mussten irgendwann aufhören.
Umbauphase. Biernachschub.
Children Of Bodom, die ich Anfang 2006 schonmal Live gesehen habe, konnten am 26. Oktober mal wieder auf ganzer Linie überzeugen. Alexi war gut gelaunt und trotzdem angepisst wie immer und legte mit seiner rotzigen Ausstrahlung die ersten 5 Reihen mühelos flach. Gespielt wurde ein Abriss aus der immer länger werdenden Hit-Liste aus dem Hause COB: Von "Angels Don't Kill" über den "Living Dead Beat" und die "Are You Dead Yet?"-Single "In Your Face" bis hin zu "Hate Me" - es wurde alles geboten, was das Herz begehrte. Erwähnenswert auch das geniale Intro, bei dem ein Swing/Jazz-Stück eingespielt wurde und ein Kerl mit lustig finnischem Akzent die Band in bester Las-Vegas-Manier ankündigte und das nur in schwarz (buntestenfalls noch mit Camouflage-Hosen) erschienene Publikum hemmungslos zum Charleston-Tanz animierte. Da ich eine Digicam dabei hatte und etliche Songs mitgefilmt habe (unter anderem auch eben dieses Intro), sorgt das Anschauen dieses Videos bei uns im Proberaum immer noch für Lachtränchen Nach dem Gig von Children Of Bodom war sich die ganze Halle einig, dass man eben absolute Melodic-Death-Oberklasse geboten bekam. Einzig ein famoses Gitarren/Keyboard-Battle hat noch gefehlt, damit die verrückten Finnen auf Händen zum Olymp getragen wurden.
Umbauphase.
Klar, dass man es als nachfolgende Band schwer hat, einen solchen Hammergig zu übertreffen, bzw. die Stimmung zu halten. In Flames aus Göteborg schafften dies auch beinahe, lieferten sie doch auch eine Menge Hits ab. Auch die Schweden begannen mit einem lustigen augenzwinkernden Intro, nämlich der "Knight Rider"-Melodie, die so lange eingespielt wurde, bis alle 5 Kerls auf der Bühne waren. Zusätzlich standen auf der Bühne noch Lichtboxen rum (keine Ahnung, wie sowas heißt), in denen LED-Reihen das rote Licht auf der Motorhaube von KITT (ihr wisst schon, was ich meine, oder?) nachahmten. Wie gesagt, der Gig an sich war echt super, aber viele waren nach COB ziemlich erschöpft und ließen es relativ ruhig angehen, nur beim Smash-Hit "Only For The Weak" ging eine Hüpflawine nach der anderen ab. Soweit, so gut. Hätte man In Flames vor den Kindern von Bodom auftreten lassen, hätte das eine exponentiell ansteigende Bilderbuch-Laune-Kurve in Erfurt geben können. Nach ca. 40 Minuten ist der Ikea-Spaß dann auch schon vorbei und die Knochen sind bereit für die Götter des Thrash... Doch erst kommt mal wieder eine
Umbauphase,
die aber wirklich sehenswert ist. Denn Slayer haben, anders als die Bands vorher, keine Flaggen im Bühnenhintergrund hängen, sondern eine hübsch große Videoleinwand. Zudem gehen die Althelden heute abend recht innovativ vor, denn sie haben keine Marshall-Boxenwände mehr an den Seiten vom Schlagzeug stehen, sondern haben ihre geliebten Marshall-Brüllwürfel zu zwei gigantischen umgedrehten Kreuzen zusammengebaut. Genial. Wie zu erwarten, läuft schon bald das Weirdo-Stück "Darkness Of Christ" samt Nebelfeldern an, nur um ohne Vorwarnung in das superbe "Disciple" vom "God Hates Us All"-Album überzugehen. Besonders die ersten Reihen (in denen auch wir uns befanden), kannten jede Zeile und machten es auf geniale Weise schwer, den Herrn (Katholiken) Araya zu vernehmen. Und die nächste Stunde (und noch ein bisschen mehr) wurde zu einer Achterbahnfahrt durch die Slayer-Historie (bis auf 2,5 Ausnahmen wurde Material von allen Slayer-Scheiben gezockt), die Hölle und wieder zurück. Die Band, die heute ungewohnt gutgelaunt auftritt, erweist sich als in besserer Form als je zuvor, was auch daran liegen könnte, dass sie mit frischem Material und ihrem heimgekehrten Überdrummer unterwegs sind (aber Lombardo war ja schon auf dem WFF 2005 dabei... *träum* :]). Ein Brecher jagte den Nächsten... nur Necrophiliac habe ich vermisst und mich ganz schön blamiert. Als nämlich Tom anfing, etwas von "Lovesong" zu schnarren, hab ich alte Slayernase gleich geschaltet, mich auf die eigentlich immer gleichen Slayer-Ansagen bezogen und wie ein bekloppter "Necrophiliac!!!! AAARGH!" ins Publikum gepöbelt, nur um kurz darauf durch die Worte "This is DEEEEAAAAD SKIIIIIN MAAAAAASK!" ins Eis einzubrechen. Man sieht, dass auch Slayer, die über Jahre hinweg ihre Gigs nicht großartig verändern oder variieren, auf ihre alten Tage noch für Überraschungen gut sind. Beim nächsten Höllen-Happening werd ich mich mit meiner euphorischen Eigeninitiative jedenfalls zurückhalten, Asche über mein Haupt. Egal. Vom neuen Album wurden ganze drei Songs gespielt ("Jihad", "Eyes Of The Insane" und "Cult") und die Videoleinwand im Hintergrund tat ihr übriges zur absoluten Apokalypsen-Atmosphäre. Wenn beispielsweise zum Anfang von "War Ensemble" auf blutroter Leinwand die Umrisse von Flugzeugen und Bombenhagel zu sehen sind, oder bei "Jihad" einstürzende New Yorker Gebäude, dann ist das schlichtweg überwältigend. Wem sich da nicht die Armbehaarung aufrichtet, der ist entweder mit LSD vollgepumpt oder Autist. Irgendwann nach den Überhits "Raining Blood" (diesmal ohne "Postmortem" 8o) und "Angel Of Death" war dann Schluss. Man suchte seinen Verstand, der irgendwo in der Halle verloren war, klopfte sich auf die gepeinigten Ohren, auf dass sie einem wieder dienen und verließ wie in Trance die Halle. Slayer sind Anno 2006 die absolute Übermacht, die Killer-Band, die sie schon einmal waren, bevor Dave Lombardo ihnen den Rücken kehrte. Es freut den Fan einfach, wenn man diese Entwicklung beobachtet. Und gleichzeitig fragt man sich, ob Metallica es schaffen, sich noch einmal aus dem Schrottmorast zu befreien.
Fazit:
Die "Unholy Alliance"-Tour 2006 ist absolut empfehlenswert gewesen. Ganz großes Metal-Kino. Unbeschreiblich. Mir fehlen auch jetzt, 2 Wochen später noch die richtigen Worte, um ein Fazit zu diesem Konzert zu schreiben. Geniale Bands, noch genialere Songs, obergeniale Atmosphäre. Ja. Das passt.
Mortifer