Rhythmus der Sprache

  • Mir geht seit einiger Zeit die Frage durch den Kopf, welche Rhythmik unserer (deutschen) Sprache am nächsten liegt. Tendenziell würde ich sagen, das es in Richtung triolisch oder sowas geht.
    Nee im Ernst! Vielleicht ist es auch regional verschieden, aber wenn ich die Betonung so mancher Sätze sehe oder höre, kommt mir das triolisch vor. Irgendein Satz, z.B. "Ich kann es euch sagen!" würde ich rein rhytmisch so betont sehen: da DA da da DA da. Dreiergruppe mit Auftakt.
    Gell, ihr denkt, ich sei bekloppt... :(

    BORIS.

  • Hm, so ganz bekloppt ist das nicht. Das Problem ist, dass Sprache hochflexibel ist und sich in der Dichtung nicht umsonst Jambus, Trochäus, Daktylus und Anapäst als rhythmische patterns durchgesetzt haben. D.h. verschiedenste Kombinationen sind denkbar.


    Ob sich in der Alltagssprache eine bestimmte Neigung abzeichnet, würde ich so jetzt nicht sagen wollen, das müsste man gezielter untersuchen. Ich würde jetzt aber mal eher auf nein tippen.

    2 Mal editiert, zuletzt von DS ()

  • Es gibt 4 Rhythmen im Deutschen: -Jambus (unbetont-betont)
    -Trochäus (betont-unbetont)
    -Daktylus (betont-unbetont-unbetont)
    - Anapäst (unbetont-unbetont-betont)



    Ein bisschen was ist schon noch vom abi hängen geblieben
    Die meisten Gedichte sind im Jambus geschrieben.


    Ich glaub nicht, dass in der deutschen Sprache ein betimmter Ryhthmus vorherrscht.
    Ist dir gerade langweilig, dass du dir über sowas Gedanken machst? :rolleyes:

  • Servus ElEhnez!


    Im letzten Semester besuchte ich ein Seminar mit dem abartigen Titel "Zur Anthropologie von Rhythmus und Metrum in Musik und Literatur".
    Die Internetpräsentation der Seite gibt es noch, dort sind auch unmengen Aufsätze aufgeführt, einige auch als PDF zum Download bereitgestellt.
    Vielleicht ist da was für Dich dabei... Müsste dann in etwa "Natürliche Prosodie im Deutschen" oder so lauten.
    Wenn ich mich erinnere, gab es sogar ein Referat zu Deinem Anliegen!


    Vielleicht konnte ich Dir helfen, vielleicht geht das Ganze aber auch viel zu weit. Wer weiß.


    Grüße, Martin.


    URL: http://www.lrz-muenchen.de/%7e…n/skripte/PS_Rhythmus.htm

  • man setzt die betonung in der gesprochenen sprache doch im alltag mit augenmerk auf sinn und wichtigkeit.



    wenn ich in einem satz etwas wichtiges hervorheben moechte, betone ich es, dieser selbe satz kann, von einem 2ten, aber auch ohne diese betonung /hervorhebung gesprochen werden.



    ich denke "DAS" 0der "DIE" taktschema sind im alltag nicht anwendbar.


    wie schon gesagt.


    hochflexibel.

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  • Zusätzliche Betonungen werden wohl nach Gusto gesetzt, aber zumindest die mehrsilbigen Wörter haben doch ein festgelegtes Betonungsmuster, das durchaus entscheidend für die Bedeutung sein kann. Mir fällt grad kein deutsches Beispiel ein, aber das englische content zum Beispiel ist - auf der ersten Silbe betont - ein Substantiv, das soviel wie Inhalt bedeutet, während das gleiche Wort auf der hinteren Silbe betont ein Adjektiv (=zufrieden) ist. Doch, hier auch ein deutsches Beispiel: August. Der Vorname wird vorne betont, der Monat hinten. Es gibt also durchaus festgelegte Muster.


    Im Grunde kann man das Thema auch noch komplizierter angehen und nicht nur von zwei Stufen, also betont/unbetont ausgehen, sondern von mehreren Leveln der Betonung. Das spielt eben dann eine Rolle, wenn zusätzlich etwas betont werden soll.


    Der Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän z.B. hat ein festes Betonungsmuster, das in etwa so aussieht: XxXxXxXxXxX, schön regelmäßig. Je nachdem, was ich daran besonders betonen will, kann ich durch eine an einem Punkt veränderte Intonation, Lautstärke oder Geschwindigkeit eine Betonung erzeugen. Kommt es mir darauf an, dass es sich um dampfbetriebene Schiffe handelt, betone ich beispielsweise XxXxXxXxXxX. Das Grundmuster wird dadurch nicht beeinflusst.


    Aber wenn es eh schon wissenschaftliche arbeiten zur Prosodie gibt (danke BassDrumBone), dann kann man die ja konsultieren. Das Problem ist, dass das Referat offenbar zum Thema Rap gehalten wurde, d.h. es handelt sich auch wieder um künstliche Sprache, die man eh formen kann, wie man lustig ist.

  • Zitat

    Original von esCo_LA_
    wenn ich in einem satz etwas wichtiges hervorheben moechte, betone ich es, dieser selbe satz kann, von einem 2ten, aber auch ohne diese betonung /hervorhebung gesprochen werden.
    (...)hochflexibel.


    Ich weiß nicht. Man kann ja auch in einem triolischen Song unterschiedliche Akzente setzen. Frage ist aber immernoch die Grundrhythmik. Werde mal die Internetseite da konsultieren.
    Mir fällt jedenfalls auf, dass meine Frau z.B. , die selbst keine Musikerin ist, dazu neigt, Lieder zu "shuffeln", wenn sie den Kindern was vorsingt. Insbesondere dann, wenn keine "Vorlagen" auf CD vorliegen, sie die Sachen also quasi aus dem Langzeitgedächtnis holt. Daher auch meine Überlegung, warum? Und woher kommt eigentlich dieser Shuffle?

    BORIS.

  • Slightly Off-Topic:


    Es gibt nichts schöneres als mit den kulturell, seit Jahrzehnten verhafteten Betonungen, rhythmischen Prägungen, Silbendehnungen und Tonlagenveränderungen ganz bewußt "Schlitten zu fahren".


    Vielleicht erinnert Ihr Euch an Opa Munster: "Ich gehe jetzt ins LAAAbor". Allein was der Synchronsprecher für diese Kunstfigur geleistet hat, war klasse und zeigte auf unterhaltsame Weise wie höllisch man sich als Zuhörer konzentrieren muß, wenn jemand Silbenfluß, Betonung und rhythmischen Ablauf (liebenswert) anders setzt.


    Wirklich ein ganz interessantes Thema Elehnez, da hier kleine Veränderungen und Abweichungen (selbst wenn Synthax und Grammatik prinzipiell stimmen) die Verständlichkeit für Zuhörer und/oder die Interpretation der (emotionalen) Konnotation massiv beeinträchtigen können. Da merkt man erstmal wieviel mehr Sprache ausmacht...


    Fachdisziplinen dafür gibt es mittlerweile viele... von den Germanisten, Linguisten, über die kognitiven Psychos bis hin zu den digitalen Forschungsstätten der Spracherkennung, Co- und Decodierungssyteme etc. Und nun auch noch wir Drummer ;)

  • ElEhnez: Das Shuffeln ist ja nur eine Phrasierung, das hat nicht zwangsläufig was mit Betonungen in der Sprache zu tun. Alle meine Entchen oder Hänschen klein kann man auch shuffeln, genauso wie man jede Achtelfigur binär oder ternär phrasieren kann.

  • Die Rhythmik des Deutschen unterscheidet sich vor allem in den verschiedenen Dialekten und regionalen Varianten, weshalb man wohl kein genaues Muster festlegen kann. "Hochdeutsch" gibt es im Grunde in der gesprochenen Sprache nicht, da jeder etwas anders spricht, wenngleich auch die Sprache mancher Leute mehr und mancher weniger dialektal geprägt ist.


    Die Überlegung (und ebenso der Thread) ist aber interessant.
    Das mit dem "Shuffeln" ist mir bei manchen Leuten auch schon aufgefallen

    Einmal editiert, zuletzt von Awake ()

  • Sprechen nichtdie Hannoveraner Niedersachsen eine Sprache/Dialekt, der dem Hochdeutsch am Nächsten kommt?


    Ick als Balina kann dett nich unbedingt von mia behaupt'n, wa.... ;)

    Ein Leben ohne Musik ist keins..

  • Rhythmik?


    Friedrich Schiller hat mal versunken in Gedanken an einen Distichon festgestellt:


    "Im Hexameter steigt des Springquells flüssige Säule.
    Im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab."


    greetinx
    Thilo

  • Rhythmus steckt in allem, selbst wenn das nicht hörbar ist........sei es teilchen die in bestimmten verhältnis umeinander kreisen oder sonstwas. Es gibt verblüffende übereinstimmungen bei den harmonischen gesetzen der musik und der mathematik/physik usw. Da ist das schon interessant wenn irgendwelche planetenumläufe vom verhältnis her einem akkord entsprechen. Töne sind ja auch rhythmus, nur schwingen sie so schnell dass wir sie als ton wahrnehmen und nicht als rhythmus. Gewisse harmonien gelten überall. Zufall ist das alles nicht bin ich der überzeugung ;)
    vielleicht kennt jemand "Nada brahma - die welt ist klang" ? Von Joachim ernst behrendt (?) Gibts auch als hörbuch. Sehr interessant! gut für einsteiger die "mehr wissen wollen".


    Ob jetzt sprache binär oder ternär ist ? Weiss der kackuck....... Irgendein Schlauer hat mal gesagt dass triolisch das natürlichere wäre. Hhhmm...I don´t know.


    ich könnt mir vorstellen das musik oder sprache oder sonstwas etwas in uns zum "schwingen" bringt, welches wiederum eine bestimmte wirkung herbei ruft. Individuell verschieden.


    man nenne mir eine sache die man nicht sehen und nicht anfassen kann, und trotzdem so geliebt und gebraucht wird wie musik! Ich glaube in der musik werden bestimmte "gesetze" offenbar die allgeimein gültig sind und auch in uns selbst zu finden sind. Da ist was vertrautes welches wir aber nicht fassen können, und die musik macht es hörbar.
    Die musik ist solch ein hohes gut weil sie uns bis an die geistigen grenzen unsereres daseins hier auf der erde bringen kann. ich glaub irgendein alter klassik crack hat das so ähnlich gesagt. kann da jemand folgen? hehe....


    für mich gibts da ne menge interessantes zeugs fernab von noten und spieltechnik, fakt da steckt ne menge mehr dahinter IMHO ........


    Sei mal so gesagt weil hier jemand anfing vergleiche mit der musik zu stellen.


    Amen !


    Ja, lacht ruhig :)

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