Drumsoundveränderung in den letzten Jahrzehnten

  • 80iger Jahre Sound/Ton(ver)mixer


    Super Übersetzung, vielen Dank Kai!


    Der Text hat mich doch sehr nachdenklich gemacht.


    Besonders diese Stelle:


    Zitat

    Da arbeitest du jahrelang, um zu lernen, wie man einen guten, akustischen Sound erzeugt, und dann wirst du quasi genötigt, dicke Felle zu benutzen, ständig kräftig zu spielen, etc.. Tontechniker gewöhnen sich an die Einfachheit und Flexibilität (ihre, nicht eure), die sie bekommen, indem sie Euch dazu bringen, Löcher in eure Bassdrumm-Resos zu schneiden, ein Kissen in die Bassdrum zu stopfen, Pinstripes oder Hydraulics zu benutzen, etc.


    Da muss ich macmarkus widersprechen, ein Tontechniker kann aus einem gut klingenden Schlagzeug ein Pappeimer machen.


    Erst letzens fragte mich ein Mixer, ob das von mir so gewollt sei, dass meine Toms so lange nachklingen würden. ?(


    Ich erwiderte ihm, dass sei gewollt, sowas nennt man Sustain.
    Darauf erntete ich nur einen ungläubigen Blick.


    Dabei habe ich "nur" ungedämpfte Emperor clear drauf.


    Mit meiner "singenden" Supraphonic habe ich ähnliche Probleme, meistens mit Drummern welche bei einer Session oder Konzert über mein Set spielen.
    Da wird entweder so ein Remo Ring (komm gerad nicht auf den Namen) auf das Fell gelegt oder der Strainer bis zum Anschlag hochgezogen, weil „der Teppich so raschelt".


    Ich muss zugeben, dass mein Soundempfinden sich total geändert hat.


    Waren die 60iger und 70iger in puncto Drumsound noch relativ nah beieinander, kam es in den 80igern richtig „dicke". Nicht nur die Kessel wurden länger (Powertoms), auch wurden die Kessel immer dicker.


    Als junger Drummer in den 80igern konnte man garnicht anders. Pinstripes abgeklebt mit Tempos war angesagt,
    es wurde nur darüber diskutiert, wieviele Papiertaschentücher pro Trommel „reichen".
    Selbst vor abgeklebten Resos wurde nicht zurückgeschreckt. Auf einem Foto von damals habe ich ein Duraline Kevlar (sollten unzerstörbar sein, in der Werbung wurde das Fell mit einem Hammer malträtiert) auf meiner Snare. Obertöne? Sustain? Das war was für Gitarissten.


    Die ersten E-Drums (Simmons) kamen auf den Markt, Lars Ulle von Metallica entdeckte den synthetischen Bassdrumsound. Ambassadors spielten nur Opas und Jazzer, oder alte Jazzer!


    In den 90igern und im Millenium hat sich doch vieles positiv entwickelt.
    Nach dem Fusion Kombis (20/10/12/14) geht es langsam wieder "back to the roots", große Rocksets sind plötzlich in.


    Mal sehen was als nächstes kommt. Wahrscheinlich werden wieder Power Toms kommen, die Industrie will ja was verdienen.

  • Vielen Dank an alle. So viel Lesenswertes auf so wenig Seiten gab es hier sehr selten. Ich habe nichts hinzuzufügen, außer zu wiederholen: Was man als guten Sound empfindet, ist weitgehend Geschmackssache. Das mit der Forderung nach Live-mp3-Sound wundert mich nicht, ist eine logische Entwicklung. Man muss sich das mal klarmachen: Seit den 70ern und 80ern hat man den Heimsound auf der Anlage perfektioniert, eine Anlage im Auto klingt heute besser als fast alles, was man vor den 70ern hatte, und was macht die Jugend? Ziehen sich alles Zeug auf mp3 und hören furchtbare Musik mit einem schauderhaften Sound, der nur noch durch Handy-Klingeltöne unterboten wird.


    Vielleicht ist das Rebellion, eine Antwort auf die heute überall mögliche (klangliche) Perfektion - sich ohne Not und mit voller Absicht Musik mit möglichst miesem Sound anzuhören.


    EDIT: HiLite Freak:
    Deinen letzten Passagen kann ich nur zustimmen. Ich rechne spätestens in 2-3 Jahren mit einer Rückkehr zu längeren Kesseln, gleichzeitig vielleicht auch wieder zu traditionellen Maßen. Interessant heute ist die seit Bonham erstmals wieder auftretende Kombination fetter, großer Kessel mit einem eher resonanten Sound einschichtiger Felle. Wie viele Phonic Plus hat man in den 80ern jemals mit einlagigen Fellen gehört? Dabei klingt das (heute) richtig gut!

  • Zitat

    deMaddin
    Der Unterschied zwischen einem 1.500,- € Set und einem 3.000,- € Set ist nicht mehr so viel. Jemand der Zeit und viel Ahnung hat, kann die Dinger so nahe aneinanderbringen, dass 98% der Leute aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Darum hat er auch "einigermaßen gutes Equipment" geschrieben. Alles was drüber rausgeht, ist angenehmer Luxus der Soundtechnisch nicht mehr so viel ausmacht. Dran denken: "Live-Sound"

    Absolut. Meine verhältnismäßig teure BLX/BRX-Burg (ich weiss, es gibt noch viel teurere Sachen) ist soundtechnisch vielleicht einen Hauch besser, als das Yamaha Stage Custom, das ich live oft spiele. Aber der Unterschied ist weniger gravierend, als man bei dem Preisunterschied annehmen sollte und ich kenne nicht viele, die den Unterschied auch hören würden.


    Zitat

    Ich versuche mein Set so zu stimmen, dass ich beim "Reindreschen" einen angenehmen Sound habe und auch beim leise "Anklopfen" auf das gleiche Ergebnis komme - ein bißchen Kompromiss ist da immer dabei.

    Ich gönne mir den Luxus, für besonders kleine, leise Gigs ein extra Set zu verwenden, das schon richtig Ton entwickelt, wenn man nur drauf haucht (was in erster Linie nicht am Set selbst, sondern an der Stimmung und Befellung liegt).


    Zitat

    Himmelherrgott das ist es doch, was Musik ausmacht - Dynamik!

    Heute nicht mehr. Rammstein ist das genaue Gegenteil von dynamischem Spiel. Alles auf maximalen Druck über die gesamte Strecke ausgelegt - fertig. Auch die meisten Hits im Radio kommen ohne viel dynamische Sprünge aus. Schade, ist aber so.


    Zitat

    Auch hier muss ich schmunzeln, ist es doch das, was ich auch denke. Bumm/Schack - fertig! Kein höher, weiter, schneller, Stockdrehen, 1295 über 384 und was nicht alles in diese Richtung geht. Nicht dass ich das auch nicht beeindruckend finde aber was bringt mir das im Kontext mit der Musik? Ich muss die Band führen, der rote Faden sein, das Halteseil, der sichere Hafen. Das ist für mich Aufgabe des Schlagzeugers. Den Grundbeat legen und wenn etwas Luft in der Musik ist - Raffinesse durchblitzen lassen. Ein Fillchen hier, eine Verschiebung da und dann schön weitergrooven.

    Genau. Als Schlagzeuger hat man dienlich zu sein, den Mitmusikern, dem Publikum, der Musik. Alles andere ist nur das Sahnehäubchen.


    Nils

  • Zitat

    Original von nils
    ........
    Genau. Als Schlagzeuger hat man dienlich zu sein, den Mitmusikern, dem Publikum, der Musik. Alles andere ist nur das Sahnehäubchen.


    Nils


    Dienlich klingt in diesem Satz fast schon wie " Ich bin unwürdig bei Euch zu spielen". :D
    Besser, meiner Meinung nach, wäre der Schlagzeuger ist in der Lage die Musik zu fühlen/spüren und kann dieses songdienlich umsetzen. Ausserdem ist er offen für eine gesunde Kommunikation mit der Band/Puplikum.

  • 1. Beatles
    Zunächst einmal finde ich die Beatles gut, weil sie geniale Kompositionen geschaffen haben. Wieso ist man dann "Pseudointellektuell".


    Kein vernünftiger Mensch kann Musik nur nach dem Drumsound beurteilen. Wäre man dann im Umkehrschluss nicht "Pseudo......"?


    2. Soundexperimente
    Ich erinnere mal daran dass gerade die Keyboarder und Gitarristen in den 70er und 80er Jahren garnicht genug Effekte integrieren konnten. Mehr noch:
    Beim Bau verschiedener Effekte wollte man sogar den Drogenrausch simullieren wie zum Beispiel:
    WahWah, Phaser, Flanger, Fassverstärker, Delay usw. (Ali Neander hat hierzu eine sehr informative CD für den HR produziert)!


    3. Realität
    Wie sieht denn die Realität aus?
    Band XY hat einen Auftritt in XY. Andere Bands spielen auch deshalb:
    Mixer XY soll innerhalb 10 Minuten einen einiger Maßen Band Sound zustande bringen.
    Hinderniss: Drummer XY hat Sonderwünsche!


    Wer seinen eigenen Band- bzw. Drumsound haben will, der bringe gefälligst seinen eigenen Mischer mit und plane einen ordentlichen Soundcheck (der vorher im Proberaum hoffentlich gut vorbereitet wurde!)


    4. Profis
    Auch bei den Profis gibt es welche, die sich Mühe geben, und welche, denen alles Scheißegal ist!
    Vergleicht mal den Sound von Frank Zappa (Gott hab' ihn selig) und den Stones, sowohl Live als auch auf Platte.


    Gruß Latin

    "...ich scheisse schon wircklich bald 22 jahr aus dem nemlichen loch, und ist doch noch nicht verissen!" (Wolfgang Amadeus Mozart)

  • Latinboy: "Wer seinen eigenen Drumsound will, der bringe gefälligst seinen eigenen Mischer mit und plane einen ordentlichen Soundcheck."


    Wenn ich ein Set habe, das genau den (Natur-)Sound entwickelt, den ich haben will - klar, dass vor allem die Basstrommelstimmung immer an das Hallverhalten des Raums angepasst werden muß (vor dem Soundcheck!) - hat auch ein Mischer nicht viel mehr zu tun, als mit einem abgeklebten Einheits-Volltod-Sound.
    Der stellt seine zwei besten Overheads auf (wenn möglich linear), ein Mikro an die Bass evtl. noch eines an die Snare und fertig ist die Kiste!


    Martin.

  • Zitat

    Original von Gsälzbär


    Dienlich klingt in diesem Satz fast schon wie " Ich bin unwürdig bei Euch zu spielen". :D
    Besser, meiner Meinung nach, wäre der Schlagzeuger ist in der Lage die Musik zu fühlen/spüren und kann dieses songdienlich umsetzen. Ausserdem ist er offen für eine gesunde Kommunikation mit der Band/Puplikum.


    Für mich heisst der Band dienlich zu sein, so zu spielen, dass alle sich daran festhalten können. Ich muss immer wissen, wer wo ist und was machen soll, dann gebe ich über das, was ich spiele Zeichen für die anderen, die gleichzeitig den dynamischen Bogen über die Form des Stücks spannen. Das könnte man auch als "stille Regiefunktion" umschreiben, trotzdem hat es was mit dienen zu tun.
    Dass man der Musik dient, halte ich für selbstverständlich, und dass man fürs Publikum spielt und nicht auf seinem Instrument onaniert, ist eine Frage der persönlichen Reife.


    Nils

  • Ich denke, man ist mehreren Sachen "dienlich". Für mich steht immer der Song im Vordergrund und die Idee. Von daher ist es eigentlich egal, was für einen Sound hat - Hauptsache, es ist der Sound, der zu dem Song passt! Heutzutage gibt es eine solche Vielfalt, da wäre es schade, wenn es nur einen Drumsound oder ein Soundideal gäbe!
    Zum zweiten versuche ich auch immer im Rahmen dessen zu spielen, was meine Band noch "kann". Soll heißen, es nutzt nix, wenn ICH es drauf habe, an einer bestimmten Stelle die 1 wegzulassen, der Gitarrist dann aber rausfliegt - auch wenn der Song ohne die 1 besser wäre. (Klar, man könnte sich einen anderen Gitarristen suchen, aber nur wegen einer 1 bestimmt nicht...)
    Ob ich auch dem Publikum dienen will oder dem Produzenten oder dem Mischer, ist immer eine Frage, was ich erreichen will? Will ich gut dastehen, die Leute beeindrucken, vielleicht sogar zeigen, dass ich besser als meine Band bin, mich beim Mischer einschleimen wegen der gute Beziehungen etc.?
    Wie gesagt, MIR steht der Song im Vordergrund und wenn ich ihn nicht so spielen kann, wie er sein muss, dann lasse ich ihn lieber weg. Aber das mag jeder anders sehen.


    Zum Thema zurück: Ich denke nicht, dass es ein "Gut" oder "Schlecht" gibt - auch nicht beim Soundideal. Deshalb finde ich James' Artikel am Ende nicht mehr so gut. Er sollte mehr die Entwicklung beobachten als beurteilen!


    Übrigens: Ich schrob nicht "wer Beatles mag, ist pseudointellektuell" sondern "wer pseudointellektuell ist, mag höchstwahrscheinlich auch die Beatles"... ;)

    BORIS.

  • Tolles Thema!
    Ich erinnere mich an mein zweites Set, 12, 13, 16, 22er Größen, mit Filzstreifen unter den Toms und dem Schnarrefell. Auch die Resos waren abgeklebt oder gar ganz abgeschraubt, Concert- oder Rocktoms waren in Mode. Das Reso der Bassdrum war so groß wie möglich ausgeschnitten.
    Dann im Jahre 1983 besuchte mich ein kurzzeitiger Lehrer und stimmte das Set. Auf ein Mal sangen die Toms und die Schnarre, weil sie ja vom Filzstreifen befreit wurden. An die Obertöne musste ich mich gewöhnen. Letztendlich bin ich dann aber bei so einen eher offenen Klang geblieben. Manchmal nahm ich die kleinen Taschentücherstückchen mit Gaffa fixiert runter und stimmte die Trommeln hoch. Zur der Zeit hört ich mehr Jazzrock und besonders der Sound von Billy Cobham auf "Stratus" hatte es mir angetan.
    Tja, dann in den 90er kaufte ich die Superstar- und Granstartrommeln und die wurden werksmäßig mit Pinstripes ausgeliefert. Zunächst dämpfte ich sie noch, aber, das war dann auch irgendwann Geschichte. Dann gab es Empeor clear als Schlagfelle. Die spiele ich immer noch meistens ungedämpft. Aber, sollte es die Klangsituation erfordern, hätte ich keine Hemmungen, kleine Taschentücher mit Gaffa drauf zu pappen, z.B., wenn die Lautstärke sehr gering gehalten werden muss.
    Letztendlich kann ich nur sagen, probiert viel rum, hört viele verschiedene Musik aus verschiedenen Jahrzehnten und findet euren eigenen Sound. Gerne mag ich z.B. den Klang auf A Perfect Circle - 13 Steps. Was Josh Freese da trommelt, klingt einfach gut. Aber, inwieweit der jetzt noch natürlich ist, ist ganz klar nicht festzustellen.
    Richtig lustig wird es, wenn dem über Overheads und Tommikros abgenommenen Sound noch per Trigger "Unterstützung" aus dem TD 8 zugemischt wird. Ein 8er Tom mit einem Bassdrumsound kann sehr gut in einem Song als Effekt funktionieren. Auch hier gilt: Versuch macht klug.


    Exkurs: Nimmt man Phil Collins als Beispiel, wird klar, wie sehr sich der Trommelsound innerhalb eines Jahrzehnts verändert haben: Anfang der 70er waren viele Obertöne zu hören, besonders mit Brand X. Anfang der 80er war das Ganze wesentlich trockener und mit Gates sowie anderen Effekten bearbeitet.

  • Zitat

    Original von Hilite freak
    Da muss ich macmarkus widersprechen, ein Tontechniker kann aus einem gut klingenden Schlagzeug ein Pappeimer machen.


    da gebe ich dir natürlich recht ... aber dann war's ein stümper ;)


    ein guter (ton)techniker wird ein gutes set auch "echt" rüberbringen. besonders im jazz (gottseidank) oft genug zu bewundern.

  • Zitat

    Original von Hilite freak
    Einen sehr interessanten Artikel vom amerikanischen Drummer Mike James


    Da ist viel Wahres dran - aber die Sicht der Dinge ist auch sehr amerikanisch. Als Europäer haben wir das teilweise anders erlebt: In den 70ern trat ja neben der Veränderung der Trommeln und der Veränderung der Aufnahmetechnik (Mehrspurmaschinen erlaubten close-micing und nachträgliche Bearbeitung des Sounds, was damals aber eine saubere Spurtrennung erforderlich machte) gab es ja auch soziale und kulturelle Änderngen in der Musikszene, die die ersten Revolutionen des Rock'n Roll fortsetzten: Mit dem Aufkommen der Punk-Bewegung in England traten immer mehr Musiker ins Rampenlicht, die wirklich über keinerlei Erfahrung auf ihrem Instrument verfügten. Sie stimmten und spielten die Drums eben wie Anfänger (waren ja auch oft welche). Um dann einen fetten Close-Mice-Sound (oder Mike? ich würd es ja lieber mit k schreiben) zu imitieren, kam viel Gaffa-Tape ins Spiel. Die nachfolgende Post-Punk und New-Wave-Ära hat da viele Trends gesetzt: Furztrockene Sounds mit viel Bassanteil - das ist auch auf andere Genres übergeschwappt. Parallel entwickelte sich aus Soul und Funk die Disco-Szene. Dort war der große Bassanteil im Sound natürlich gefragt, weil er in den Discotheken eben gut rüberkam - aber Ursache und Wirkung könnte ich jetzt kaum noch auseinanderhalten. Nun gut - Mike James spielt 10 jahre länger Drums. ;)


    Zitat

    Original von macmarkus
    da gebe ich dir natürlich recht ... aber dann war's ein stümper ;)


    Oh und da gibt es in diesen Reihen leider so viele. :(

    Zitat

    Original von josef
    Interessant heute ist die seit Bonham erstmals wieder auftretende Kombination fetter, großer Kessel mit einem eher resonanten Sound einschichtiger Felle. Wie viele Phonic Plus hat man in den 80ern jemals mit einlagigen Fellen gehört? Dabei klingt das (heute) richtig gut!


    Große Kessel ja - aber die Kesselwandstärke eines Sonor-Phonic-Plus mit der eines Ludwig Sets aus der Ära John Bonhams (der ja auch mal Hölzernes gespielt hatte) zu vergleichen, halte ich für verfehlt. Der fette Rock-Sound eines John Bonham ist mit dünnen Kesseln schon immer besser zu erreichen gewesen. Ein bisschen festes Reinhauen gehört halt dazu. Ein Kessel der nicht schwingt wird dagegen immer kurz und stumpf klingen, auch mit Ambassador-Fellen.


    Edith hat noch ein paar Rechtschreibfehler beseitigt. :]

  • Der Wechsel zu Birke ist mit durch den Einfluss von drums aus Fernost zu erklären- dort ist Birke einfach das verfügbare Holz. Das ist aber nur ein Faktor- der Kern liegt darin dass die drums und die Kessel immer stabiler, dicker und härter wurden


    Zitat

    Original von Broadkaster82


    Große Kessel ja - aber die Kesselwandstärke eines Sonor-Phonic-Plus mit der eines Ludwig Sets aus der Ära John Bonhams (der ja auch mal Hölzernes gespielt hatte) zu vergleichen, halte ich für verfehlt.


    Er spielte ja auch zweilagige Felle, Bonham ist keine Figur die sich da so einfach einfügt.
    Die resonanten, leicht ansprechenden Trommeln sind typisch für Bonham. Im Studio war es angeblich immer ein Set aus Holz. Das sind relativ- vor allem relativ zur Grösse dünnwandige Kessel, dickwandige können das so nicht.
    Auf den Videos bei drummerworld.com habe ich den Eindruck er kommt aus der alten Schule- er ist kein heavy-hitter gewese; seine sticks sind zwar einigermassen dick, aber mit feiner Spitze; seine Becken hat er scheinbar auch lange gespielt und selten eines zerstört.

    Einmal editiert, zuletzt von Bibbelmann ()

  • Bibbelmann: "... seine [Bonhams] Becken hat er scheinbar auch lange gespielt und selten eines zerstört."
    Da gibts doch eine Liste von Paiste, welch unmengen Becken Bonham von ihnen bekam. Nicht, dass er viele verschiedene ausprobiert hätte! Ich glaube, dass er wirklich viele zerschossen hat.


    Siehe bei Vogelmann: http://www.trommelladen.de -> Specials

  • Hallo!


    so lang hat er sie wirklich nicht bearbeitet- Du hast recht
    Ich hatte die Liste mal gesehen, aber die Abstände länger in Erinnerung.
    Aber es sind überwiegend ganze Sätze, in Jahresabständen. Die Relation zur Beanspruchung der Becken, laute Musik und viele Auftritte würde doch Anlass geben, mehr und vor allem einzelne Becken zu finden
    EIgentlich kann man nur feststellen dass er, wenn er welche kaputtgemacht hat, diese zumindest nicht auf seinem Endorsementvertrag gelistet sind. Der Rest ist Vermutung meinerseits- er könnte ja auch Becken unter der Hand umgetauscht oder im örtlichen Laden neue Becken gekauft haben

    Einmal editiert, zuletzt von Bibbelmann ()

  • Zitat

    Original von Broadkaster82


    Große Kessel ja - aber die Kesselwandstärke eines Sonor-Phonic-Plus mit der eines Ludwig Sets aus der Ära John Bonhams (der ja auch mal Hölzernes gespielt hatte) zu vergleichen, halte ich für verfehlt. Der fette Rock-Sound eines John Bonham ist mit dünnen Kesseln schon immer besser zu erreichen gewesen. Ein bisschen festes Reinhauen gehört halt dazu.


    Moment, genau das wollte ich ja damit sagen: In den 80ern spielte man auch große Kessel (neu war dagegen eben die größere Tiefe) und wollte dicke Sounds, aber eben mit den schweren, dicken Kesseln a la Phonic oder Artstar I. Dabei aber immer mit Pinstripes oder notfalls Emperors, während 10 Jahre vorher doch eher noch weiße Ambas oder CS benutzt wurden. Das sind in der Tat Welten. Als dicke Kessel in wurden, waren auch dicke Felle in. Heute haben wir die Chance, neue Klangwelten mit diesen dicken Kesseln, aber einschichtigen Fellen zu entdecken, was damals kaum jemand gewagt hätte. Kommentar des Verkäufers meiner 24er und 13er Phonic Plus: "Aber du spielst die schon mit Pinstripes?!" Alte Metalschule eben.

  • Zitat

    Original von josef
    Heute haben wir die Chance, neue Klangwelten mit diesen dicken Kesseln, aber einschichtigen Fellen zu entdecken, was damals kaum jemand gewagt hätte.


    richtig. mein phonic plus lebte mit den powerstroke 3 nochmal richtig auf ... kurz vor schluss ;)

  • Sorry für ein kurzes OT, hier fällt es mir wirklich schwer, aber:
    Seit langem mal wieder ein Thread, den ich nicht (pflichtberufen)
    mods, sondern (sehr angetan) mordsmässig gerne gelesen habe,
    manche Beiträge sogar mehrfach. Ein potm steht schon länger aus
    und ich denke Maddin hat diesen locker ein zweites Mal verdient.
    Und jetzt weitermachen,... bittebittevielendanke!

  • Achtung! Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 942 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstellen Sie ggf. ein neues Thema.


    Nette Warnung...
    Warum ich diesen Thread wieder ausgrabe?
    Ganz einfach: In Zeiten, wo Altschultrommler die Altforenmitglieder veräppeln und xxxjazzer und jazzxxxer in jedem zweiten Nebensatz Ihr Equipment einfließen lassen, der 35te Thread über Anfängerschlagzeuge und der 50te über neue Felle gepostet wird, finde ich es an der Zeit, die hohe Qualität und Fachkompetenz dieses Forums mal wieder in den Vordergrund zu stellen. Vielleicht gibt es ja dann mal wieder ein paar themenorientierte Diskussionen, die genau so spannend zu lesen sind wie dieser Thread, dessen Lektüre ich gerade den Junghüpfern hier sehr ans Herz lege.


    Tschuldigung. Ich fang mal OT an: Seit fast drei Jahren lese ich hier mit und habe von Euch dermaßen viel gelernt, dass ich gar nicht genug 'Danke' sagen kann. Das funktioniert übrigens in erster Linie durch Suchen und Lesen. Das Forum hat ohne Ende interessante Threads. Manche findet man erst nach Jahren. So wie diesen hier. Ich antworte übrigens auch erst dann, wenn ich glaube, etwas beitragen und/oder helfen zu können.
    *OT-Modus off*


    Ich habe den großen Luxus (eigentlich ist es ein Fehler), in den siebziger Jahren mit dem Trommeln begonnen und dann nach langer Pause 2006 wieder angefangen zu haben. Die Entwicklung dazwischen habe ich verschlafen.


    Damals hatte ich ein 50er Jahre Sonor, was naturgemäß ziemlich offen klang, und ich habe alles versucht, diese Offenheit durch Felle, Tempos (ja, Namensvetter, Tempos) abzutöten, weil ich Obertöne für Schwäche hielt.
    Heute habe ich wieder ein (nein, eigentlich sind's zwei) Schlagzeug, dass in der Grunddisposition sehr offen und resonant ist. Und ich habe sehr lange gebraucht, die Töne, die es produziert, als große Qualität zu betrachten. Ich glaube, das ganze hat einerseits mit den Hörgewohnheiten zu tun, die uns die Musikindustrie heute anbietet. Die haben mich in den letzten Jahren 'verdorben' und als Gegenreaktion dazu geführt, dass in meinem Auto eine Endlosschleife Elvin, Art, Max oder Buddy lief, ergänzt um ein bisschen Jeff, Peter oder Sebastiaan, die mir die große Schönheit offener Stimmungen nahebrachten, die ich inzwischen nicht mehr missen mag.


    Andererseits stelle ich die These auf, dass offene und resonante Stimmungen viel schwerer zu stimmen sind als die Uff-Tschak-Papp-Sounds. Ich habe für den Sohn von Freunden neulich eine PDP BX aus seinen Kartons geholt und aufgebaut. Das Ding war rappzapp gestimmt und ich will auch gar nicht verhehlen, dass es durchaus Spaß gemacht hat, über die Toms zu gehen und zu sehen und hören, wie gut heutige - und preiswerte - Schlagzeuge klingen können.
    Wenn ich daran denke, wie oft ich an der Stimmung meines Floortoms (14x14) verzweifelt bin! Ich glaube, da habe ich inzwischen Tage hinter verbracht (Danke, Nils).


    Als letztes Relikt meiner bisherigen Hörgewohnheiten habe ich mir dann meine Bassdrum vorgemommen, ein paar neue Felle aufgezogen und das Loch im Reso weggelassen. Und beschäftige mich seitdem ganz nebenher mit Fußtechnik. Muß ja schließlich jetzt mit einem Rebound klarkommen. Bisher musste man da nur drauftreten und dem Sound tat es keinen großen Abbruch, wenn der Fuß auf dem Pedal einfach stehen blieb. Wie anders klingt da ein kurzes Antippen und - ein Ton!


    Ich bin sehr sicher, dass 'Spielen lernen' sehr viel mit 'Hören lernen' zu tun hat. Nur so werden wir uns des Sounds bewusst, den wir erreichen wollen. Und ohne Bewußtsein keine Stimmung.
    So viel für heute.
    Mätes

  • Hallo maetes,


    ich stimme deinen Ausführungen zu, denn ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht.


    Nach einer Setwechselodyssee bin ich bei meinem jetzigen Set, einem sehr resonant gestimmten Premier (einlagige beschichteten Schlagfelle auf Snare, Toms und Bassdrum) gelandet. Ich habe bei diversen Gelegenheiten immer wieder Sets unter den Stöcken, die fett gestimmt sind und ich frage mich dann jedes mal, warum ich das bei meinem Set nicht auch mache; einfach Emperor drauf und fett stimmen.


    Es ist nicht nur so, dass das Stimmen eines resonanten Sets mehr Arbeit macht. Auch - und vor allem - das angemessene Bedienen einer solchen Kiste ist eine echte technische Herausforderung, weil die Stimmung quasi keinen spielerischen Fehler verzeiht; nicht nur in Sachen Bassdrum. Eine gute Kontrolle über die Stöcke ist vonnöten, um einigermaßen gut zu klingen.
    Das direkte Spielgefühl einlagiger Felle ist kaum zu übertreffen, aber auch nur dann, wenn man eine recht genaue Kontrolle über die Sticks hat. Zweilagige Felle verzeihen in einigen Stimmungen schonmal den einen oder anderen nicht passgenau gesetzten Schlag. (Und die Tonleute mögen die degämpfteren Stimmungen auch lieber, denn wer hat schon gerne viel Arbeit, nur weil der Trommler meint, sein Set so komisch stimmen zu müssen?)


    Mein bevorzugter Setsound ist derzeit: offen, resonant, crisp mit reichlich Ton - mit wenig bzw. ohne Dämpfung. Das rührt von meinen Vorbildern her, die quasi durch die Bank weg einen verflixt schön offenen, warmen, resonanten Setsound fahren. Technisch versuche ich daher mein bestes, um meinem Set die bestmöglichen Töne zu entlocken. Suboptimal daran ist daran nur, dass ich technisch und musikalisch nur ein Glühwurm im Vergleich zu den 1-Kilowatt-Strahlern aus dem Business bin. Nichtsdestotrotz, üben hilft.

  • Suboptimal daran ist daran nur, dass ich technisch und musikalisch nur ein Glühwurm im Vergleich zu den 1-Kilowatt-Strahlern aus dem Business bin. Nichtsdestotrotz, üben hilft.


    Wie recht Du hast. Vor allem die Sterne, die schon längst erloschen sind und deren Licht wir noch heute sehen. Elvin z.B.
    Ich bin ja von all dem noch viel weiter entfernt als Du. Und war ganz erstaunt, wie professionell mein Gedaddel auf dem vorerwähnten PDP klang.

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