Thema Lautstärke/Behörden bei Konzerten...

  • Zitat

    Original von McEx
    Gemessen wird die Lautstärke am "gestörten Objekt", nicht in der Konzerthalle selber!


    Jein. Das gilt für die TA Lärm, da ist der Immissionsstandort maßgebend, also wenn der Nachbar meckert.


    Bei der DIN 15905 Teil 5 (Veranstaltungstechnik-Tontechnik-Maßnahmen zum Vermeiden einer Gehörgefährdung des Publikums durch hohe Schallemissionen elektroakustischer Beschallungstechnik) geht es ums Publikum.

    Ich hätte auch so gern ein Hobby...

  • Zitat

    Original von McEx
    Davon war doch grad die Rede oder nicht?


    Eben ja, weiter oben auch mal nicht. Wollte das nur klarstellen, denke da kommen einige durcheinander... ;)

    Ich hätte auch so gern ein Hobby...

  • Das 130 db zu viel sind bestreitet außer Manowar und Konsorten auch keiner. Auf nem guten System klingen 100 db auch anders als 100 db auf nem schlechten System. Wenn das System gut ist, und bei hoher Lautstärke wenig Verzerrungen produziert nimmt man den Klang subjektiv als weniger laut wahr. Man merkt dann die Lautstärke erst, wenn man versucht sich zu unterhalten und es nicht klappt. :)


    Also 105 db sind schon gut laut, wobei ich als Techniker schon genug Bands in kleinen Clubs hatte, die ohne Anlage schon 105-110 db erreichen.
    Das ist dann echt nicht mehr lustig. Vor allem spielen die Musiker dann meist selbst mit Gehörschutz, weils ja so laut ist :rolleyes: und lassen die Verstärker auf Anschlag laufen und prügeln mit ihren 2B Sticks 8tel auf dem 20" Heavy China....

  • Ich weiß garnicht warum ihr darüber diskutiert, ob's nun zu laut ist oder nicht. Die Bedingungen waren doch schon vor dem Konzert ausreichend klar. Entweder man hält sich dran oder nicht und spielt halt inner Halle.


    Blöd sind hier nicht die Behörden, die ihr striktes Vorgehen vorher angekündigt haben sondern der PA-Mischer, der wahrscheinlich durch die vielen Konzerte eh schon halbtaub ist.


    Mir sind die meisten Konzerte auch zu laut und ich bin manchmal regelrecht erschüttert, mit welchen tontechnischen Dillettanten sich so mancher große Veranstalter über Wasser hält und gnadenlos selbst Spitzenmusiker zu Brüllwerkern macht.


    Kai

  • Zitat

    Original von Reeperbahn
    ... ich bin manchmal regelrecht erschüttert, mit welchen tontechnischen Dillettanten sich so mancher große Veranstalter über Wasser hält und gnadenlos selbst Spitzenmusiker zu Brüllwerkern macht.
    Kai


    Interessant ist, den Unterschied zwischen Bühnensound und draussen zu hören. Da liegen oft Welten zwischen.

  • Tach,


    welche Möglichkeiten hätte man denn theoretisch vor Ort, wenn ein wildgewordener Ordnungsämtler z.B. aus Unkenntnis mit den Massgaben der TA-Lärm gegen den (dann natürlich) zu hohen Pegel direkt vor der Bühne/am Pult vorgehen will ?


    gruss
    blechi

    665 - The neighbour of the beast.

  • Ich krame das aus aktuellem Anlass mal aus, da ein Kollege aus dem PA-Forum sich aktuell mit Problemen diesbezüglich konfrontiert sieht.
    Ich hatte vor zwei Wochen ein gutes professionelles Seminar zum Thema Beschallung und insbesondere Beschallung von Konzerten unter aktuellen und kommenden Schallschutzauflagen.
    Fakt ist: Es werden mittlerweile Clubs dichtgemacht, die sich nicht an die Regeln halten und es werden teilweise Regelungen erlassen, die nicht zielführend bzw. viel zu streng sind.


    Als Zitat der Beitrag des Kollegen aus dem PA-Forum:


    gruß
    Jan

  • Veranstalter reagieren bereits und veranstalten einfach nichts mehr --> Kultursterben


    Haben wir in den letzte beiden Monaten schon zweifach erlebt. Absage vom Gig, da .....zu laut und .....Polizei schon mal da war und .....bevor ich zu machen muss usw.....


    Es ist einfach zum Ko....!! Ich kann leider keine Angaben in db machen aber es ist schon ärgerlich.


    GREETS Marcus

  • Da dürfte ich in kleineren Clubs ja nicht mal mehr richtig Snare spielen.... :(
    Son Schiit...


    Da ist was dran. Allerdings hat die "Branche" durch immer höhere Lautstärken in Discos und bei Konzerten selbst zur aktuellen und kommenden Situation beigetragen. Dies sollte der Fairness halber auch erwähnt werden. Konzerte mit abartigen Schallpegeln stellen nunmal in der Tat eine Bedrohung für die Gesundheit dar. Und eine gewisse Disziplin muss von JEDEM "eigentlich" vorausgesetzt werden. Full Stack Gitarren Wände bis auf Anschlag. 14x8er 10 Kilo Bronze Snares mit 2B und Muskelschmals bis Anschlag bearbeitet in einem kleinen Club wird es wohl langfristig nicht mehr geben. Und ich kann noch nicht mal behaupten, dass ich das schlecht finde.


    Das Problem liegt aus meiner Sicht darin, dass es immer noch keine richtig verbindliche Regelung gibt auf die sich Musiker und Veranstalter verlassen können und die von den Behörden einfach umgesetzt werden kann. So legt jeder Behörden-Fuzzi mal eben selbst irgendeine aufgeschnappte oder erfundene Zahl fest ohne aus Messmethode oder Gewichtung zu achten und misst mit einem 19 € Konrad Schallpegelmessgerät mal hier in und da in nem Club. Am besten noch mit falschen Einstellungen.


    Meiner Meinung nach ist die aktuelle Richtung "Nicht der Pegel zu gewissen Zeitpunkten ist relevant, sondern die Dosis an Schalldruck über einen gewissen Zeitraum." absolut richtig. Nur sehe ich keine realisitischen Möglichkeiten dies auch in kleinen Clubs durch Messungen und Protokollierung bezahlbar und belastbar durchzuführen.


    gruß
    Jan


  • Doch darfst du, du darfst sie nur nicht verstärken.


    Um diese Grenze zu knacken, braucht es überhaupt keine Verstärkung eines Drumsets in einem kleinen Club.
    Diesen Pegel kann man sehr leicht erreichen, ohne ein Klopper zu sein.
    Ich denke da nur an viele Locations mit nackten Betonwänden und niedrigen Decken über den Bühnen.
    Da sind 95 db absolut nix. Kommt dann noch ein Bass Amp + Gitarren Amp und ne kleine Gesangsanlage dazu, dann war's das.
    Ich hab in der Schweiz schon Konzerte gespielt, da war das Publikum in der Halle lauter als alles, was von unserer Bühne kam.
    Die haben ja schon seit Jahren drastische Vorschriften, die teilweise dazu führen, das es überhaupt keinen Spass mehr macht zu spielen.
    Ich finde es befremdlich, wenn der Applaus bzw. die Lautäusserungen des Publikums die Band spielend übertönen...


    Abhilfe würde natürlich eine akustische Verbesserung der Clubs und Locations bringen. Aber so etwas kostet viel Geld und kein Veranstalter wird dazu in der Lage und/oder dazu bereit sein...
    Ich sehe die Entwicklung sehr kritisch, wenn ich auch überhaupt kein Freund von brachial lauten Konzerten bin.
    Aber irgendwo würgt es dann noch die letzten Spielmöglichkeiten ab und am Ende spielen wir alle nur noch Cajon zu Akustik-Gitarre und Kontrabass und das Publikum darf während des Stückes auch nicht mehr atmen... ;(

  • Ich denke es ist richtig Grenzwerte für Spitzenpegel und auch Dauerpegel zu machen.
    Bei zu hohem Spitzenpegel können Knalltraumata entstehen, die irreversible Hörschäden hervorrufen und bei zu langer und zu starker Schalleinwirkung können auch hörschäden entstehen. Ausserdem kann es bei beiden Formen der Schalleinwirkung zu Tinnitus und Hörstürzen kommen.


    Ich meine es ist völlig weltfremd das ganze auf Elektroakustisch verstärkte Signal zu beschränken, denn dem Gehör ist es egal woher der Schall kommt der es kaputt macht.


    Ich hätte es gerne gerade so laut, dass man nach dem Konzert kein Piepsen in den Ohren hat.
    Mich nervt es extrem, dass ich mit allen Ohrstöpseln bei Konzerten einen schlechteren Sound habe als ohne, sie aber nicht weglassen kann weil es sonst zu laut ist. Aus diesem Grund geh ich nur noch sehr selten zu Konzerten, das kann man dann ja auch als eine Art Kultursterben durch die Veranstalter induziert betrachten.


    Aus meiner Erfahrung sind die Leute auch immer nur solange für was gesundheitsschädliches, bis der Arzt dann sagt: "tut mir leid aber daran kann man jetzt nichts mehr machen"
    Schade ist es nur, dass die Leute die anderen solche Lautstärken zufügen meist nicht die Weitsicht haben um zu überblicken was sie anrichten.


    Die andere Seite der Medallie ist, dass es eine erhebliche physiologische Bandbreite gibt was die Folgen von Schallbelastung anbelangt. Daher ist es umso schwieriger das ganze zu Lösen. Der eine bekommt nach 10 min. 110 db Tinnitus, der andere geht jahrelang in zu laute Discos und hat ein perfektes Gehör (was natürlich die Ausnahme ist).
    Ich glaube das sinnvollste ist es Grenzwerte zu nehmen der die meisten schützt.
    Wenn man alle schützen wollte, dann gäb es wahrscheinlich keine Rockkonzerte mehr und wenn man keinen Grenzwert hätte kämen wahrscheinlich weniger zuhörer, denn was soll ein tauber auf nem Konzert ;) , dann würden vielleicht mehr leute ins Theater gehen...


    Konzerte wird es immer geben und es wird immer Leute geben die sich beschweren werden!


    Ich glaube in Deutschland ist ein gravierender Teil des Problems, dass die Ordnungsamtmitarbeiter meist weniger gebildete Menschen mit geringem Entscheidungsspielraum sind, die häufig wenig Sinn dafür haben trotz ihres Amtes Entscheidungen zu treffen, die sinnvoll und zielführend sind.
    Polizisten sind da in der Regel schon wesentlich kulanter bzw. entscheiden häufig menschlicher.
    Richter haben unter diesen Berufen den grössten Entscheidungsspielraum und verhalten sich auch so.


    Ich weiss in jeder der Berufsgruppen gibt es ausnahmen in beide Richtungen.


    Wenn die Exekutiv arbeitenden Leute mehr Entscheidungsspielraum hätten, aber zusätzlich für ihre Entscheidung gerade stehen müssten, gäbe es meiner Meinung nach die zufriedenstellendsten Lösungen.

  • Das 130 db zu viel sind bestreitet außer Manowar und Konsorten auch keiner. Auf nem guten System klingen 100 db auch anders als 100 db auf nem schlechten System. Wenn das System gut ist, .......


    ist das so oder ist das so??


    Ich hatte das Vergnügen diese Woche bei der Produktion einer 5000er Hallenshow von Status Quo mit zu wirken. Erst mal nicht das Schlechteste.
    Was da an alten Holzbergen von Boxen reaktiviert wurde, wunderte mich von Anfang an. (Das Verleiher sowas überhaupt noch haben :D ) Klar wollen die ihren alten Sound darstellen. Die heutigen "Platzsparsysteme" kommen da nicht in Frage :D
    Im Eingangsbereich wurden dann Schilder aufgehängt, das Ohrstöpsel während des Konzertes zu empfehlen sind. Ahhh jja.....
    Ich stellte mich zum Konzertanfang dann an den FOH. Beim 3ten Titel zog ich es allerdings vor, gesittet den Rückzug in Richtung Backstage an zu tretten und mir den Rest von der Seite der Bühne an zu sehen. Dort war der Sound noch erträglich.
    Es war einfach nur sagenhaft laut, matschig, und die Gitarren so dermaßen nach vorne gemixt, das weder die Drums durch kamen, noch die gute, uralte Hammond überhaupt zu hören waren. Volles englisches Brett! Durch die Halle wurden 111 DB am Bühnenrand gemessen.
    Warum bekam ich nun nach kürzester Zeit echt schlechte Laune beim Hören? Wegens der DB oder wegens des sehr englischenSounds?
    Kannst mir das ein Techniker näher bringen?

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