Hallo zusammen
Ihr erinnert euch bestimmt noch, dass dieses Jahr bei Claus Hessler ein paar Privataudienzen mit Jim Chapin angeboten wurden. fwdrums hat (scharfsinning wie er ist) erkannt, dass es sich bei dem Raum auf dem Bild
(Klick) um den bei Claus Hessler handeln muss und mich gebeten, doch mal ein paar Worte zu dem damaligen Workshop zu verliehren. Here we go.....
Ich war "maßlos" entäuscht, als ich eine Mail von Claus bekam in der er schrieb, dass er unser vierteljähriges Treffen am 04.04.2006 leider absagen muss und er mir stattdessen "nur" Jim Chapin als Ersatz anbieten kam. Ok ich willigte ein...
Um 19:00 Uhr stellte mir Claus den Meister mit den Worten "...Your next patient..." vor. Ok. Es folgten zwei Stunden Moeller Technik, "Try this...", und "That looks good" vom Meister, von mir immer wieder unterbrochen mit den Worten "slow it down please". Die Technik werde ich jetzt hier aber nicht erklären, das wurde hier im Forum schon zur Genüge getan (Suche benutzen). Vielmehr will ich über den Menschen erzählen.
Jim Chapin ein älterer Herr, der die ganze Zeit auf einem Stuhl saß. Kein Drumhocker. Vor sich das Practice Pad. Davor sein Gehstock liegend. Neben Ihm ein zweites Pad und diesmal ein Drumhocker. Mein Platz. Seine erste Frage an mich war, ob ich "Matched" oder "Traditional" spiele. Um keine Reizüberflutung zu bekommen und weil ich wirklich meistens Matched spiele, war meine Antwort klar: Matched. Er müsste also nur die "Hälfte" erklären. Da Claus das "Patientenhandout" (ein Haufen kopierter handschriftlicher Noten und Erklärungen) erst eine halbe Stunde später auf den Notenständer legte und nicht zu Beginn der Verarztung (ich war der letzte Patient an diesem Tag), fing der Meister auf einem Level an wo ich mir dachte: "Oh Shit, und das ist erst der Anfang was will er in einer Stunde von mir nachgespielt hören?....". Es kam doch nicht so schlimm.
"Moeller hat mich das 6 Wochen machen lassen" waren seine Worte als mir die Whip ganz langsam zeigte. Diesen fast roboterähnlichen Bewegungsablauf. Ein Stock senkrecht, der andere waagrecht. "Komisch du kannst es schnell, aber nicht ganz langsam .... ok wenn du Lust hast üb es mal langsam - turn the page". Die Zeit raßt. Seite für Seite arbeiten wir uns weiter durchs Handout. Paradiddle, Double paradiddle, Doubles,... und alles in allen möglichen Variationen. Zwischendurch regte er sich darüber auf, dass er an diesen Tag manche seiner Übungen nicht so schnell konnte - für mich immer noch schnell genug. - Aber er versichert mir das läge nur an seinem gestrigen Zahnarzttermin und zeigt mir stolz den neuen Zahn
Und wieder back to business, es klappert auf den Pads. Immer wieder unterbrochen von kurzen Geschichten. Er erzählt, dass wenn er auf eine andere Art drummen würde, wahrscheinlich schon lange hätte aufhören müssen.
Gefolgt von einer Geschichte über Kenny Aronoff und dessen Begegnung mit der Moeller-Technik. (...Schwachpunkt der Snare ist der Gußreifen - der bricht - deswegen die 5 Ersatzsnares von Kenny pro Konzert). Jim ist ein sympathischer Mann der vor understatement strotzt: "How can I teach you Moeller with that Drumming-Monster standing behind me" (Claus stand hinter Ihm).
Viertel vor neun. "Mehr hat Buddy eigentlich nie gemacht..." er trommelt unentwegt auf dem Pad rum und beginnt "Buddy Rich Klassiker" dazu zu singen. "...And now you..." Ich denke mir lieber nicht weil ich kann eh nur Lee Marvin wirklich gut singen und ziehe es vor Jim zuzuhören..... Kopfschüttelnt bring ich nur noch ein "Great! Go on, please." heraus...
Was mir in den zwei Stunden klar wurde: Ich hab einen wunderbaren Menschen kennengelernt. Viel gelernt und wirklich Spass gehabt. Solltet Ihr mal die Möglichkeit zu so einer Audienz bei Jim bekommen - Nutzt sie! Ich kann mich nur der Aussage von Terry Bozzio anschliessen: "I soak that all up like a sponge. Thank God for Jim Chapin!"
HOTZi