Liebe Trommlergemeinde,
ich muss euch einfach erzählen, was ich dieses Wochenende als Drum-Tech auf dem vierten Doom Shall Rise Festival in Göppingen beobachten durfte. Es gibt in der Doom-Szene ja nun ohnehin wenige Drummer, die durch besonders filigranes, materialschonendes Spiel auffallen. Umso erstaunlicher ist es dann, wenn man einen Drummer erleben darf, der in Punkto Lautstärke, Brutalität und Konsequenz alles bisher Gesehene in den Schatten stellt.
Die Rede ist vom Schlagwerker der Trouble-/Saint-Vitus-Nachfolgeband DEBRIS INC., die am gestrigen Samstag Headliner des Festivals waren. Vor den Auftritten unterhielt ich mich immer kurz mit den Drummern wegen ihres gewünschten Equipments. Als der DEBRIS-Drummer seine Becken rausholte, schwante mir schon nichts Gutes: Ich wusste, es gibt so was, aber in natura hatte ich z.B. ein 24" Mega Bell Rock Ride und ein 24" 2oo2 Ride noch nie gesehen. Dazu 15er Dimensions Power Hihats, noch ein 22" Ride als Crash und ein kleines 20er Crash (wohl ein Dimensions Prototyp), das im folgenden Set kaum mehr hörbar war. Was der Mann mir dann erzählte, machte das Staunen nicht geringer, denn er hatte in den letzten Monaten sage und schreibe drei Mega Bell Rock Rides geliefert - im Bereich der riesigen Glocke gerissen - blieb aber bei den Paiste-Tellern, weil andere Firmen ihm die gewünschte Lautstärke nicht bieten (er hatte z.B. auch ein wunderschönes 24er Avedis im Gepäck).
Tja, und als die Band dann loslegte, bestätigte sich, was ich mir kaum vorstellen konnte: Der Mann schlug auf Trommeln und Becken ein, wie ich es echt noch nie gesehen hatte, dabei aber durchaus groovend und in time, und das Erstaunlichste: Der Sound war phänomenal. Das schwere Ride entwickelte einen Crash-Soundteppich, den man sich nicht vorstellen kann, dabei war der laute Ping-Sound nur noch leicht wahrzunehmen. Gegen diese Soundwand wirkten die Crashakzente auf den beiden 2002er Rides fast schon leise. An Sticks verwendete der Mann so was wie 5B oder 2B (und hatte einen Verschleiß von mindestens 5 Stück bei dieser Show).
Um meine selbst gebaute Buchen-Snare hatte ich Angst. Der Drummer wählte nämlich mein Backup-Instrument aus, weil ihm die gebotene Messingsnare zu flach war. Mal wieder ein Hoch auf Aquarian: Keine Delle zu entdecken hinterher auf dem Schlagfell mit Power Dot. Und gleichzeitig hatte mein Eigenbau hier seine Bewährungsprobe überstanden. Die 14er und 16er Emperor-Tomfelle hingegen sind nun reif für die Tonne. Entgegen unserer Erwartungen hielten aber die Halterungen der beiden Hängetoms das gnadenlose Gebashe aus. (Das Set war ein neues Pearl Session Custom).
Dafür auch ein dreifaches Thumbs Up für die neue Pearl Hardware: Alle Beckenständer und Tomhalterungen hielten zuverlässig die Stellung. Die neuen Cymbal-Clutch-Schnellverschlüsse sind wirklich sehr praktisch, wenn man nach jeder Show die Becken austauschen muss. Ein Set, das ein solches Verprügeln unbeschadet übersteht und dabei auch noch gut klingt, ist absolut zu empfehlen!
Fazit: Ein wirklich harter Materialtest für Trommeln, Hardware und Becken kann nur so, bei eher langsamer extremer Musik, stattfinden. Ein solches Heavy Hitting ist z.B. bei Death Metal physikalisch einfach nicht möglich. Gestern Abend habe ich gelernt, dass man wirklich JEDEM Becken einen Crashsound entlocken kann, auch wenn es ca. 2mm dick ist. An diesem Abend hielt das Monsterride dem Geprügel Stand.
Wer Zeuge dieses Naturereignisses von Drummer werden will, hier sind die weiteren Tourdaten:
DEBRIS INC. WITH ORANGE SUNSHINE
04/01/06 Doom Shall Rise Festival GÖPPINGON (D) *
04/02/06 Dystopia DEN HAAG (NL)
04/03/06 Blue Shell KÖLN (D)
04/04/06 Sedel LUZERN (CH)
04/05/06 Escape WIEN (A)
04/07/06 Hafenstraße HALLE (D)
04/09/06 Folken STAVANGER (NOR)
04/11/06 Bastard Club OSNABRÜCK (D)
04/12/06 Hafenklang HAMBURG (D)
04/13/06 Doc K. SCHWERIN (D)
04/14/06 Tiko ERFURT (D)
04/15/06 Kanonenhaus ALTENBURG (D)
04/16/06 Rosenkeller JENA (D) **
* without Orange Sunshine ** special guest Transilvanian Beat Club