Die Kehrseite....?!?

  • Bei den Stars geht es wahrscheinlich sehr schleichend in diesen Teufelskreis. Bleibt auch nicht aus, wenn man bis zu 7 Gigs pro Woche plus Presseterminen u.s.w. zu bewältigen hat. Los gehts mit Kaffee, damit man nicht irgendwann einpennt. Hat der Körper keine Zeit sich zu erholen, stehen irgendwann die ersten Schmerzmittel auf der Speisekarte.


    Die "After Show Partys" nimmt man ja grundsätzlich mit...man hat ja Verspflichtungen.
    Irgendwann taucht dann der Mann mit den lustigen kleinen Pillen auf, die alles negative vergessen lassen. Musik machen macht wieder Spaß, man hat Energie ohne Ende und die Schmerzen sind auch verschwunden. Wieder eine Sprosse auf der Karriereleiter (eines Junkies) erklommen. Die Kosten spielen ja schon lange keine Rolle mehr.


    Wie sagte noch der alternde Rockstar in diesem Weihnachtsfilm:
    "Kinder, kauft euch bitte keine Drogen! Werdet Rockstars...dann bekommt ihr sie geschenkt"


    Die Erkenntnis, dass Tourstress auch mit intensivem Fitnessprogramm zu bewältigen ist, kommt oft sehr spät. Ist ja auch nicht so einfach wie Pillen schlucken.


    Wenn ich bedenke...habe ich mal am WE 2 Nächte durchgetrommelt, bin am Sonntag ja sowas von im Ar....
    Und das ist eine echte Lachnummer dagegen, was ein Topact auf Tour zu leisten hat.

    Das Beste an der Musik steht nicht in den Noten...

    Einmal editiert, zuletzt von Drummi ()

  • Schon merkwürdig wie selbstverständlich sich alle beim Thema Drogen einen Heiligenschein aufsetzen. Man möchte meinen es gäbe nur Abstinenzler. Klar wird unter Musikern konsumiert. Und klar gehts hier um Genuss. Hört doch auf immer gleich den mit dem erhobenen Zeigerfinger zu winken und auf die Folgen zu verweisen. Immer gleich die grobe Kelle - Abhängigkeit, Sucht, Psychiatrie, Drogenhölle... manmanman.

  • Zitat

    Original von rockabilly1
    Hört doch auf immer gleich den mit dem erhobenen Zeigerfinger zu winken und auf die Folgen zu verweisen.


    Wenn's um den erhobenen Zeigefinger geht, muss ich wohl mal was schreiben: Ich bin mal gespannt was du zu dem Thema sagst, wenn dein Sohn mal 15 ist, in seiner ersten Band spielt und die Jungs dann ganz cool anfangen mit Saufen, Rauchen und Kiffen.


    Bei Drogen finde ich Verharmlosung unheimlich gefährlich, vor allen Dingen wenn es um Personen geht, die auch für Kiddies eine gewisse Vorbildfunktion haben.


    Mit der teilweise hier verbreiteten: "Das-gehört-zur-Musik-einfach-dazu-Mentalität" sinkt nur die Hemmschwelle. Man schaue sich übrigens mal Dave Mustane oder die Jungs von Metallica an, was die heute zum Thema Alkohol und Drogen zu sagen haben. Die Jungs haben alle irgendwo mindestens einen Freund durch so einen Scheiß verloren und sind heute eben schlauer als damals. Wenn man aber selbst derjenige ist, der bei solchen Aktionen drauf geht, ist es halt zu spät zum Lernen.


    Ich darf mir den Heiligenschein übrigens erlauben, ich habe noch nie geraucht, noch nie gekifft und trinke vielleicht alle 1-2 Wochen mal ein bisschen Alkohol. Und trotzdem habe ich Spaß an der Musik. Merkwürdig, oder?



    Viele Grüße,
    Olli



    Keine Macht den Drogen

    "Im Zahlenraum bis 100 kann Oliver Aufgaben mit hohem Schwierigkeitsgrad, auch bei wechselnder Aufgabenstellung, lösen."

  • Zitat

    Bei Drogen finde ich Verharmlosung unheimlich gefährlich, vor allen Dingen wenn es um Personen geht, die auch für Kiddies eine gewisse Vorbildfunktion haben.


    Mit der teilweise hier verbreiteten: "Das-gehört-zur-Musik-einfach-dazu-Mentalität" sinkt nur die Hemmschwelle.


    Thanks Brother!


    Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Zumal auch in unserem Forum der Anteil sehr junger Personen von uns "Alten" immer wieder unterschätzt wird.

  • Was mich an diesem Forum teilweise echt nervt, ist die Tatsache, daß man ständig das Wort im Munde verdreht bekommt. Ich habe ja ausdrücklich gesagt "Ohne Drogen verherrlichen zu wollen". Mannomann. Und jegliche Art von Sarkasmus oder Zynismus sollte man sich auch sparen, sonst kommen sofort die ganzen Gut-Menschen und Grönemeier-Fans und zerfleischen einen.


    Fakt ist, daß viele Musiker, vor allem aus den 60ern und 70ern unter dem Einfluß von Drogen enorm kreative Sachen produziert haben. Das hat mit Verniedlichung nichts zu tun, das ist einfach die Realität und bedeutet nicht daß ich das in irgendeiner Weise gut heiße. Daß hier natürlich viele dran kaputt gegangen sind liegt in der Natur der Dinge.


    Kinder kann man übrigens nicht dadurch vor Drogen bewahren indem man sich einen Heiligenschein aufsetzt und sagt: Tu das nicht, das ist nicht gut für Dich. Dann werden sie es nämlich erst recht probieren, weil sie in gewisser Weise immer gegen die ältere Generation aufbegehren wollen. Beispiel: wir hatten damals in der Schule einen USA Austausch mit Schülen aus Utah. (Ihr wisst: Mormonen usw.) Drüben hatten sie alle ihre Jacky-Flaschen in der Jacke versteckt, in Deutschland endeten sie täglich als Alkoholleichen auf dem örtlichen Bockbierfest, weil sie keinerlei Maß im Umgang mit der Droge gelernt hatten.


    Meiner Meinung nach werden Kinder vor allem dadurch stark, indem man ihnen die Möglichkeit gibt ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln und frühe zur Selbständigkeit erzieht. Dann sind sie nämlich in der Lage ihr eigenes Tun zu bewerten und nicht nur den Dreck aus dem MTV nachzuleben. Dazu gehört z.B. auch, daß sie ein vernünftiges Hobby haben mit dem sie sich beschäftigen. Alle Kids, die ich an unserem Supermarkt besoffen rumhängen sehe sehen aus wie 50Cent und wissen einfach nichts mit sich anzufangen.


    Und @ Cakedrummer: vielleicht wirst Du sogar mal vom Papst heilig gesprochen ;)

  • Nochmals zum Thema Kinder:


    Ich rede mit meiner Tochter (17) über dieses Thema. Gebe vor ihr zu, auch gekifft zu haben. Erkläre ihr alle Vor- und Nachteile und ich glaube...wenn sie mal was nehmen würde, würde sie mit mir drüber reden.
    Ich habe dabei das Gefühl, alles richtig zu machen. Jedenfalls wäre ich froh gewesen, in meiem Vater einen solchen Ansprechpartner gehabt zu haben.


    Vertrauen ist da wohl die beste Prävention

    Das Beste an der Musik steht nicht in den Noten...

  • Zitat

    Original von HR
    Kinder kann man übrigens nicht dadurch vor Drogen bewahren indem man sich einen Heiligenschein aufsetzt und sagt: Tu das nicht, das ist nicht gut für Dich. Dann werden sie es nämlich erst recht probieren, weil sie in gewisser Weise immer gegen die ältere Generation aufbegehren wollen.


    Das sehe ich ähnlich. Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Eltern mir jemals großartige Vorträge zu dem Thema gehalten hätten.


    Ich kritisiere ja nur die andere Seite: Den Kindern vorzuleben, dass es "ganz normal" ist, wenn man als Musiker Drogen konsumiert, und dies sogar noch dazu beiträgt, bessere Musik zu machen.


    Zitat

    Original von HR
    Und @ Cakedrummer: vielleicht wirst Du sogar mal vom Papst heilig gesprochen ;)


    Das glaube ich nicht, Tim! Ich habe schon in der Grundschule immer Ärger bekommen, weil ich mich mit dem Religionslehrer gestritten habe. ;)


    Zitat

    Original von Drummi
    Ich rede mit meiner Tochter (17) über dieses Thema. Gebe vor ihr zu, auch gekifft zu haben.


    Was besseres gibt es wohl nicht. Finde es blöd, wenn man seinen Kindern gegenüber diesbezüglich nicht ehrlich ist. Wenn sie es dann rausfinden, wollen sie es erst recht machen. Ich finde es auch nicht problematisch, wenn Jugendliche mal Trinken, Rauchen und Kiffen. Man will ja in dem Alter auch cool sein und dazugehören. Nur wenn man Dauersaufen und Drogenkonsum durch Rockstars legitimiert bekommt, kann das eben auch mal schlimmer enden...


    Der geilste Anti - Alkohol & Drogen - Spruch kommt trotzdem von Ozzy Osbourne: "Come on Jack, look at your father! You don't want to look like this, don't you? So stay away from this shit!" :D



    Viele Grüße,
    Olli

    "Im Zahlenraum bis 100 kann Oliver Aufgaben mit hohem Schwierigkeitsgrad, auch bei wechselnder Aufgabenstellung, lösen."

  • Zitat

    Original von Drumwolf
    Du bist ja eine ganz heiße Nummer! Erzähl doch mal ein paar Namen, von wem du das alles so genau weißt, [...] Gala-Leser?


    Den Gala-Leser gebe ich gerne zurück an jemanden, der es offensichtlich nötig hat solche Dinge zu personalieren. Warum Namen? Es geht doch ums Prinzip, dass sich Drogenkonsum, konsumierte Drogen und die Haltung zu ihnen geändert hat. Das kann man wertfrei feststellen. Vor 30 Jahren war man noch der tolle Hecht, wenn man zugeballert einen Chevi in den Swimming Pool fährt, das Hotelzimmer zertrümmert oder abgewrackt vor dem örtlichen Puff randaliert. Tolle Schlagzeilen, Publicity und sich im Ruhm des Enfant terrible sonnen.
    Heute wird es als das angesehen, was es damals auch schon war, peinlich und blöd. Zeiten ändern sich halt, das ganze Showgeschäft, und damit die Rock/Pop-Szene, ist professioneller, kühler und rationaler. Deswegen werden dann Drogen "sozial kompatibel" konsumiert, bzw. die passenden Drogen. Schön, fit, eloquent und immer wach und auf Draht. Natürlich rüberkommen. Fast noch schlimmer als vorher, denn sowas ist nichts anderes als Heuchelei.
    Und daher nehme ich meine Analogie zum Leistungssport. Man braucht kein Insiderwissen um zu merken, dass an Veranstaltungen wie der "Tour de France" so einiges faul ist. Nach außen ist jeder Rennstall natürlich sauber, Doping beschränkt sich auf bedauerliche Einzelfälle und, und ...
    Da gibt es auch jede Schattierung von grau bis tiefschwarz. Huppsala, Jan Ullrich ist offiziell Asthmatiker? Kein Asthmakranker klettert einfach so mit dem Rad die Alpen hoch, aber Asthmasprays erhöhen so wunderbar das Lungenvolumen und ich kann noch einen Liter mehr Sauerstoff reintanken. Das ist sogar legal und höchstoffiziell. Super, ich nenne das funktionalen Drogenkonsum und Heuchelei.


    Zitat

    Original von Drumwolf
    Ich werde deine Erwartungen zu Differenzierungen und Definitionen leider nicht erfüllen können, ich bin nämlich leider nur ein kleiner naiver Psychoklempner-Gutmensch, der seit über 25 Jahren schon mit sehr sehr vielen Suchtkranken geabeitet hat und eine ziemlich konkrete Vorstellung hat, was Drogenkonsum (such dir deine Lieblingsdroge aus) aus Menschen macht.


    Glaube ich dir gerne, aber daher verlange ich von dir auch die Fähigkeit der Differenzierung und der Abstraktion. Warum wird Drogenkonsum und Suchtkrankheit gleich gesetzt? Warum wird hier konsequent von vielen ausgeblendet, dass Rausch oder sich "Berauschen" einfach ein Bestandteil des menschlichen Lebens ist? Gerade Musik und künstlerische Betätigung sind damit recht eng verwoben. Wenn ich sowas schreibe, ist das nun wirklich nicht verherrlichend, sondern eine "nüchterne" Feststellung.
    Ob ich nun bis zur Besinnungslosigkeit tanze, wie ein Wahnsinniger auf meinen Instrument spiele, eine Leinwand mit bunten Klecksen zu kleistere, mich in mein Auto setze und das auf 180 hochtrete, mein Geld in den Daddelautomaten schmeiße, Sport bis zum Umfallen betreibe oder mir psychoaktive Substanzen einpfeife - alle diese unterschiedlichen Handlungen verfolgen ein Ziel, nämlich dass ich ein Glücks- oder Wohlseinsgefühl erreiche, oder Leistungen vollbringe die mir selbige verschaffen.
    Nur: jede Handlung die ich vollziehe hat Konsequenzen und Risiken. Andere mehr andere weniger. Drogen sind höchstriskant, für Psyche, Körper und Umfeld. Das ist etwas was die Menschheit schon früh begriffen hat, aber hat trotzdem bis heute noch nicht davon gelassen. Im Gegenteil, um die Risiken zu minimieren, wurde der Drogenkonsum und Rausch in allen Kulturen ritualisiert. Dementsprechend gibt es von zu Kulturkreis zu Kulturkreis verpönte und zugelassene Rauschmittel. Ob das wie hierzulande vergorene Früchte oder Getreidesäfte sind, oder lustige Pilze im brasilianischen Urwald ist doch im Prinzip schnurzegal.
    Wenn unter rituellen Umständen zu bestimmten Anlässen sozial kontrolliert Rauschzustände genossen werden, ist das Risikominimierung. Nur ist unsere Gesellschaft nicht mehr so strukturiert, dass das funktioniert. Wie sind alle vielzu individualisiert, damit dort noch eine gesellschaftliche Kontrolle stattfindet. Es werden auch nicht mehr nur lokale Drogen genossen, sondern globalisiert. Der Urwaldindianer kann mit dem lustigen Pilz einfach aus Erfahrung und der Einbindung in seine Kultur mehr anfangen, als der westeuropäische Freak, für den der Genuß sehr gefährlich wird.


    Jeden, der sich auf die eine oder andere Weise berauscht einfach als Suchtkrank abzustempeln greift ein bischen kurz. Die Welt ist grau und nicht schwarz/weiß. Sorry, diese "Gestern noch am Bier genippt, heute schon auf dem Doppelkorntrip"-Haltung die hier bei einigen rauskommt ist doch genauso realitätsfern wie sich polytoxisch zuballern.

    "Diese Tapete ist scheußlich, einer von uns beiden muß jetzt gehen."

    2 Mal editiert, zuletzt von newbeat ()

  • Wow, Newbeat: und für diesen Beitrag hast Du nur 2 Edits gebraucht ? Ich schaff das nie, muß immer nachbessern.


    Aber ich stimme Dir zu: genauso isses. Leider gestehen einem hier nicht immer alle zu, die Dinge einfach mal ganz objektiv betrachten zu wollen ohne irgendeine moralische Bewertung zu fällen.

  • Zitat


    Und der größte Schwachsinn (wohl zu viel Bravo gelesen): "Besser 50 Jahre volle Party als 80 Jahre Langeweile" ... da frage ich mal bei euch nach, wenn ihr 50 seid, obs nicht doch noch ein paar Jährchen sein dürften ..... Mal ganz abgesehn davon, was für eine unerträgliche Arroganz ihr "normal" (gelegentlich auch für euch) arbeitenden Menschen gegenüber habt X(.


    Nicht ganz richtig, denn unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Lebenskonzepte: Der eine ist sehr zufrieden damit, jeden Tag zur Arbeit zu gehen, dort keine Überraschungen zu erleben, in den Kreis seiner Lieben zurückzukehren, den Rasen zu mähen, ins Bett zu gehen und am nächsten Tag das Gleiche zu machen. Das bietet eine gewisse Sicherheit, die für viele Zeitgenossen hoch im Kurs steht. Für andere wiederum wäre so ein Leben einem Wachkoma gleichzusetzen. Ob Extremsportler, Worcaholic, Weltumsegler oder "Rockstar", alle haben gemeinsam, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit erleben zu wollen/müssen. Wenn sich jemand aus freien Stücken, sofern wir den menschlichen Willen als frei bezeichnen können, und unter Kenntnis der möglichen Konsequenzen dazu entschliesst, ein wildes und exessives Leben auf Kosten seiner Gesundheit zu führen, hat das weniger was mit Arroganz als mit Selbstverwirklichung und Selbstfindung zu tun. In einer vernünftigen Welt, in der jeder seiner normalen Arbeit nachgeht und es niemanden gibt, der Normen und Grenzen überschreitet und einfach Unvernünftiges tut, weil ihm danach ist, würde ich nicht leben wollen. Warum? Weil Motörhead mit Lemmy als abstinenten, sojamilchtrinkenden, sportlichen und biotischen Vegetarier nicht funktioniert, deshalb.

    "Ich verlor bisher Filze, Sticks und einen Bassisten. Weiß der Geier was man damit will."
    Barumo, 2008

  • Zitat

    Original von Drumwolf
    Und der größte Schwachsinn (wohl zu viel Bravo gelesen): "Besser 50 Jahre volle Party als 80 Jahre Langeweile" ... da frage ich mal bei euch nach, wenn ihr 50 seid, obs nicht doch noch ein paar Jährchen sein dürften ..... Mal ganz abgesehn davon, was für eine unerträgliche Arroganz ihr "normal" (gelegentlich auch für euch) arbeitenden Menschen gegenüber habt X(.


    Achso, das hatte ja sogar ich geschrieben und hab ja auch mittlerweile erklärt, wie das Statement zu verstehen ist. Aber das mit der Arroganz kapier ich nicht ganz. Ich bin auch ein "normal" arbeitender Mensch mit einer 45h-Woche im Büro. Wen hast Du da eigentlich angsprochen ? Hier im Forum gibt es keine Rockstars !

  • "Damit es Kunst gibt, damit es irgendein ästhetisches Tun gibt, dazu ist eine physiologischeVorbedingung unumgänglich: der Rausch... Alle noch so verschieden bedingten Arten des Rausches haben dazu die Kraft: vor allem der Rausch der Geschlechtserregung, diese aelteste und urspruenglichste Form des Rausches."
    Friedrich Nietzsche


    Dem Vorstehenden sei hinzugefuegt, dass gerade Herr Nietzsche, was Rauschmittelkonsum im Allgemeinen angeht, eher in die Kategorie Abstinenzler einzuordnen waere. Angeblich konnte er nichtmal ein Glas Rotwein kippen, ohne dass sich ihm gleich der Magen umdrehte. Trotzdem wurde er geraede Mal 56 Jahre alt und verreckte in der Klapse. Seinem "Kollegen" Schelling hingegen wird - zumindest zeitweilig - ausgiebiger Opiatgenuss nachgesagt, was ihn freilich nicht hinderte, ein vergleichsweise hohes Alter zu erreichen: er wurde immerhin 79 Jahre alt.


    Drogen sind m.E. an sich kein "Problem", sondern ein gesellschaftliches, wenn nicht gar ein anthropologisches, Elementarphaenomen. Es gibt praktisch keine bekannte Phase in der Geschichte der Menschheit in der man sich nicht ganz allgemein mehr oder weniger regelmaessig, geordnet oder spontan, mit oder ohne Zuhilfenahme irgendwelcher Substanzen dem Rausch hingegeben haette. In praktisch allen bekannten Gesellschaften gibt es so etwas wie den rituellen Rausch, die sanktionierte, ja geheiligte Abnormität, häufig verbunden mit dem gewollt herbeigeführten Zustand des "Krankseins"; "Visionen", hervorgerufen durch Einsamkeit, Hunger, Drogen, körperlichen Qualen oder einem Mix aus alledem.


    Zweck dieses rituellen, kultischen Rausches sind freilich weniger das blosse Vergnuegen, "Kreativitaets- bzw. Leistungssteigerung" oder profane Problemflucht, als vielmehr das Aufheben des Ich- und das Hervorrufen eines Wir-Gefühls. Das gilt m.E. sowohl für den kollektiven, als auch den solitären Rausch; gesucht wird die Vereinigung mit a/All(!) dem, was (man) nicht Selbst ist. D.h. es wird über die Suche nach der Gruppenidentität hinaus und hin zur Suche nach der Weltidentität gegangen.


    Genug davon, jedenfalls meine ich, dass ein "gesundes" Verhaeltnis zum Rausch, etwas ganz anderes ist, als eine (pathologische) Sucht, die sehr viel weniger eine Frage (teilweise gesundheitsschaedlicher) Substanzen, als vielmehr eine Frage von ungesunden sozialen Verhaeltnissen ist. Dem Suechtigen fehlt jene grundlegend kommunikative, soziale Intention. Er will nicht "hin zur Welt", sondern fort von ihr. Das scheint mir der entscheidende Unterschied zu sein.


    Wir haben die Droge entheiligt und sie statt dessen - zumindest teilweise - kriminalisiert. Es scheint schwer vorstellbar, dass mit der "heiligen" Droge ähnlich hemmungsloser Missbrauch getrieben würde, wie mit der profanisierten. Die Kriminalisierung ist hier offenbar nicht viel mehr, als der Versuch ein religioeses durch ein saekulares Tabu zu ersetzen. Wobei das urspruengliche (i.e. das religioese) Tabu, ganz offensichtlich das wirksamere war.


    Wenn man mal die (Drogen-)Geschichte der Menschheit Revue passieren laesst und sich vor Augen haelt, was (und in welchen Mengen) unsere Altvorderen sich im Laufe der Zeiten so alles eingepfiffen haben, dann muss man sich eigentlich schon fast wundern, dass es uns ueberhaupt gibt. bzw. dass wir uns einer (zumindest vermeintlich) so grossen geistigen Gesundheit erfreuen.


    Deswegen wuerde ich den Schlagzeiligen-Exzessen irgendwelcher "Stars" auch keine besondere Bedeutung beimessen. Sie tun das, was eigentlich alle tun und eigentlich schon immer getan haben, nur dass es eben kein Schwein interessiert, wenn Otto Normalspiesser im Vollrausch in den Kleiderschrank pisst, Frau und Kinder verpruegelt oder die Wohnungseinrichtung zerlegt.


    Bleibt noch anzumerken, dass gerade Musik ein aeusserst probates Mittel ist, sich ohne vorgaengige Einnahme irgendwelcher Substanzen zu berauschen.


    In diesem Sinne: Brost!
    :D

  • Und auch wenn ich jetzt wieder der Drogenverherrlichung und des schlechten Beispiels angeklagt werde:


    Ich trinke vor dem Gig immer ein Bierchen, und während dem Gig nochmal zwei (bei einem 4h Abend) weil ich dann einfach lockerer bin. Und der Apell an die jüngeren: einfach Maß halten und nicht unkontrolliert saufen, vor allem keine Kurzen oder diesen ganzen Vodka-Fusel.

  • ...und wenn auch ich die Karriereleiter eines Drogensüchtigen ein Stück weiter hoch geklettert bin lasse ich mir die Abende an denen wir Musikmachen mit "Biertrinken" vereint haben nicht von militanten Reinwesten vermiesen. Wir trinken gern mal ein paar Bier bei unseren Auftritten und haben Spass dabei. Der Punkt ist doch es nicht zu übertreiben. (Was durchaus vorgekommen ist) Bei einem Kneipengig ist das in meinen Augen kein Verbrechen, solange der Gig nicht dadurch gefährdet wird. Bei größeren Sachen leben auch wir abstinent - und man staune - es hat keiner Entzugserscheinungen. Ich hab zu Hause fast nie Alkohol. Ich trinke nie regelmäßig oder sogar täglich. Wenn wir Gigs haben fällt das in die Kathegorie "Wir feiern"...
    Deshalb muß niemand zwangsläufig süchtig werden. Obwohl ich hin und wieder Bier trinke hab ich von dieser "Einstiegsdroge" nie zu härteren oder anderen Sachen gegriffen. Ich denke wir leben in einer informationsgesellschaft. Die Folgen härterer Drogen sind bekannt.
    Also wenn Ihr unbedingt Vorbilder für die Jugend sein wollt dann lebt es ohne Drogen vor. Wundert Euch aber nicht wenn die abstinente Jugend denn doch mal einen Test macht und bei der Gelegenheit völlig abtriftet weil sie nicht gelernt hat damit umzugehen...
    Drogenverherrlichung? Sicher nicht.

  • Ähm... Also irgendwie versteh ich euch alle nicht. Wir sprachen hier von DROGEN. Und jetzt kommt ihr hier mit Gegenbeispielen, die besagen, dass ihr während einem Gig zwei Bierchen trinkt und trotzdem noch spielen könnt. :rolleyes:


    Ich finde Raserei dann übrigens auch nicht gefährlich, bin eben erst völlig problemlos mit 100 km/h über die Autobahn gebrettert! 8o


    Es hat hier wirklich niemand kritisiert, wenn man ab und an ein Bierchen trinkt, oder? Hier wurden aber von euch Leute hochgelobt, die an ihrem Konsum verreckt sind. Und bei harten Drogen gibt es für mich keine Diskussion. Braucht es auch eigentlich gar nicht, weil sie sowieso illegal sind.


    Und zum Thema Vorbildfunktion: Ich habe es ja schon mal geschrieben: Kiddies werden grundsätzlich mit Alkohol, Rauchen & Co ein bisschen rumprobieren. Das wird wohl der Normalfall sein. Und jetzt lesen die hier im Forum, dass es so viele grandiose Meilensteine der Musik nie ohne Drogen gegeben hätte, dass es das normalste von der Welt ist, irgendwelche Pilze zu rauchen oder sich am Besten noch ein paar Nadeln zu setzen.


    Also gerade bei HR finde ich es sehr merkwürdig, dass du jetzt so anfängst. Hattest du dich nicht über die vielen Kleinkarierten hier beschwert, die einem auch noch das Wort im Mund herumdrehen?


    Von vollständiger Abstinenz war hier nie die Rede, von 2-3 Bierchen während des Gigs mit Sicherheit auch nicht.



    Viele Grüße,
    Olli

    "Im Zahlenraum bis 100 kann Oliver Aufgaben mit hohem Schwierigkeitsgrad, auch bei wechselnder Aufgabenstellung, lösen."

  • Cakedrummer, man sollte nicht über Dinge reden von denen man keine Ahnung hat.
    Alkohol ist keine harte Droge? Sorry - eine Einstellung die ich nicht teilen kann.
    Bzw. die Einteilung in weiche, harte, schlimme und nicht so schlimme Drogen ist auch völliger Murks. Falls du mal die Artikel die Roger und ich geschrieben habe durchliest, kommst du vielleicht auf den Trichter, dass so eine Einteilung nicht faktenbedingt, sondern kulturell begründet ist. Es gibt mehr Alkoholabhängige als Heroinabhängige auf der Welt und der Alkoholentzug bei körperlicher Abhängigkeit ist wahrscheinlich auch der härteste und gefährlichste Entzug.
    Von der psychischen Komponente mal ganz abgesehen. Außerdem gibt es jährlich mehr Todesopfer durch Alkohol und Nikotin (legale, "weiche" Drogen) als es durch Heroin seit seiner Synthetisierung bis heute je gegeben hat. Was ist da jetzt hart und weich?
    Sorry, was ist dagegen einzuwenden, wenn jemand sich einmal im Jahr eine wohldosierte Spritze sauberes Heroin in die Adern pfeift? Warum sollte das schlimmer sein als ein paar Bierchen beim Gig? Die Nebenwirkungen beim Heroin werden zumindest geringer sein ...
    Tja, da bin ich jetzt wohl mal wieder hier der Jugendverderber und rufe zum maßlosen Konsum illegaler, harter Drogen auf.
    Sorry weitgefehlt. Ich möchte nur, dass mal Leute wie du die Augen aufmachen und die Realität sehen. Warum sind bestimmte Drogen verpönt, warum andere nicht, obwohl sie mindestens genauso schädlich sind?
    Warum nimmst du gedankenlos einfach hin, dass ein Heroinabhängiger ein Krimineller ist, ein Säufer aber eine gesellschaftlich tolerierte Randerscheinung? Verkehrstote und Krüppel infolge von Raserei machen dir anscheinend auch weniger Probleme, als ein paar Kiffer und Pillenfresser, obwohl der volkswirtschaftliche Schaden durch Verkehrsrowdytum wesentlich höher ist.
    Normalfall? Was ist denn bitte normal? Bzw. warum ist Kiffen z.B. gegenüber Saufen nicht normal? Hast du dafür eine logische Erklärung? Entweder ist beides unnormal und die Menschheit verzichtet vollkommen darauf ihre Endorphine mit Hilfsmitteln zu stimulieren oder beides ist normal. Und - worauf hier schon so einige hingewiesen haben, eine Unterscheidung zwischen Konsum und Sucht sollte bitte auch getroffen werden.


    Ich habe auch persönlich was gegen illegale Drogen. Und zwar das sie illegal sind. Verbote ändern nichts am Konsum, anscheinend ist das Gegenteil richtig. Die Illegalität macht diese Drogen erst richtig gefährlich. Die Anbauer und Hersteller dieser Drogen werden ausgebeutet, menschenverachtende Verbrecher verdienen Unsummen an ihrem Handel um das Geld dann in andere ekelhafte Geschäfte, wie Zwangsprostitution, Waffen- und Menschenhandel oder der Unterdrückung ganzer Länder zu stecken. Die Konsumenten werden kriminalisiert, gesellschaftlich geächtet und in die Verelendung getrieben. Damit nicht genug, um die Gewinnspanne noch zu erhöhen wird der ganze Kram auch noch verunreinigt und gestreckt mit Henna, Waschmittel bis Strychnin. Daran erkranken und krepieren mehr arme Junkies als an den Drogen selber. Ekelhaft. Gründe genug um als denkender Mensch sich an dem Zeug nicht die Finger schmutzig zu machen.


    Mal darüber nachgedacht, dass bei einer staatlich kontrollierten Freigabe aller Drogen so einige dieser üblen Begleiterscheinungen nicht mehr existieren?

    "Diese Tapete ist scheußlich, einer von uns beiden muß jetzt gehen."

    2 Mal editiert, zuletzt von newbeat ()

  • newbeat


    Dem kann ich mich nur anschliessen und ueberdies meine ich, obgleich mein eigener Konsum sich auf maximal drei Bier pro Woche, eimerweise Kaffee und leider viel zu viele Zigaretten beschränkt, dass eine - und zwar weitreichende - Liberalisierung der Drogenpolitik längst überfällig ist.


    Man kann ja wohl nicht ersthaft den sogenannten "mündigen Bürger", als DIE Grundlage und somit als eine gewissermaßen omnipräsente Erscheinung dieses Staatswesens postulieren (jedenfalls gilt ja jeder Volljährige, der nicht entmündigt - also unter Aufsicht gestellt - wurde als solcher),ihm auf der anderen Seite jedoch vorschreiben wollen, wie er mit dem Einzigen, das er wirklich besitzen kann (sich selbst naemlich) umzugehen hat; und das dann auch noch in der gegenwärtig praktizierten, höchst bigotten Art und Weise.


    Selbstverständlich erwarte ich nicht schrankenlosen Vertrieb, denn schließlich gibt es ja tatsächlich "Unmündige", die vor nicht übersehbaren Entscheidungen JEDER Art zu schützen sind. Doch sollte es endlich zu einer umfassenden Entkriminalisierung, die - nebenbei bemerkt - auch eine äußerst wohltuende Wirkung auf die Entwicklung unseres Staatshaushaltes haben dürfte - kommen: weniger polizeiliche Aktionen und Gerichtsverhandlungen PLUS zusätzliche Steuer- und Zolleinnahmen.


    Dem Drogenproblem als solchem (und hier möchte ich sog. "legale" Drogen, wie Alkohol, Nikotin, Medikamente etc. inbegriffen wissen), kommt man durch die gegenwärtig praktizierte Verbotspolitik nicht bei. Im Gegenteil, schon allein die Tatsache, dass die unterschiedlichsten (illegalen) Substanzen die gleichen Vertriebswege teilen und somit "gewährleistet" wird, dass ALLES JEDEN Interessierten erreicht, dürfte wohl eher zu seiner Verschärfung beitragen.


    Zu diesem Thema könnte ich wahrscheinlich noch Argumente "by the truckload" beisteuern, wovon ich aber - angesichts offensichtlicher Idiosynkrasien gewisser Leser, längeren Texten gegenüber - hier lieber Abstand nehmen möchte.


    :D

  • Zitat

    Mal darüber nachgedacht, dass bei einer staatlich kontrollierten Freigabe aller Drogen so einige dieser üblen Begleiterscheinungen nicht mehr existieren?


    Krasse Gedankengänge hier...


    Wie wärs mal damit in die Richtung zu denken den legalen Drogen den Wind aus den Segeln zu nehmen anstatt bisher illegale zu legalisieren?


    Wie wärs z.B. mit Rauchverbot in Öffentlich Bars, Lokalen, etc.? Aber natürlich - sowas geht vielen auf den Sack. Aber das ist meiner Meinung nach ein Schritt in die Richtung zu zeigen dass rauchen nicht "cool" ist, sondern dass der Arme draußen im Regen stehen muss um seinen Glimmstengel zu ziehen weil er von dem Dreck nicht loskommt.


    Ich meine damit nicht das Zeug zu illegalisieren, es geht darum den Nikotin und Alkherstellern den Nachschub an (Jung)Kunde abzuschnüren.
    Ich wette die meisten hier anwesenden Raucher können mir bestätigen dass sie spätestens mit 20 angefangen haben zu Rauchen. Die Kids heutzutage sind da VIEL früher soweit, in einem Alter in dem der eigene Character noch nicht voll ausgebildet ist und in dem man noch NICHT mündig ist zu entscheiden was gut für einen ist und was nicht.
    Und warum wird damit angefangen? Gruppenzwang und so cool sein wie die Älteren. Keine 9 jährige fängt damit an weils toll schmeckt das kann mir niemand erzählen.



    Ruben

    Lobet ihn mit Pauken (Schlagzeug) und Reigen (Sticks) , lobet ihn mit Saiten (e-Gitarre & Bass) und Pfeifen (Sax)!


    Psalm 150,4

  • Zitat

    Original von RS1980
    Wie wärs mal damit in die Richtung zu denken den legalen Drogen den Wind aus den Segeln zu nehmen anstatt bisher illegale zu legalisieren?[...]


    Deine beschriebenen Maßnahmen erzeugen aber was ganz anderes. Verbote überzeugen niemanden - drängen Süchtige, egal wonach sie süchtig sind, an den Rand der Gesellschaft und das ist ein großes Problem. Um es mal ganz klar zu sagen: Menschen mit einer Abhängigkeit sind nicht alleine wegen ihrem Süchtigsein asozial, dumm oder veruteilenswert und schon gar nicht öffentlich zu denunzieren.
    An dieser Stelle ist Prävention viel wichtiger, gerne durch Bilder von Raucherlungen, exemplarischer Lebensläufe von Heroinabhängigen und anderem schockenden Material. Leider ist das immer mit einem gewissen Mindestmaß an Selbstreflexion verbunden, was einigen Menschen leider völlig abgeht.

    "I'd rather eat my own shit than do a duet with James Blunt" (Paul Weller)

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