Es ist aber so, dass kein Mensch ein Messmikro zur Abnahme von Bassdrums nehmen würde. Das würde dünn klingen.
Üblich sind Eier, Grenzflächen und andere großmembranige Mikros, wie z.B. Subkick. Die Tonings sind doch nicht alle blöd, oder?
Bassdrum Mikro - Grenzfläche, oder nicht?
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Üblich ist immer noch EIN Mikro zu nehmen und mit einem Subkick ALLEINE arbeitet eigentlich keiner. Prinzipiell sollte ein Mikro das aufnehmen/weiterleiten was an der Quelle passiert. Dies äußert sich in einem möglichst linearen Frequenzgang. Hier sind Kleinmembrankondensatormikros, aus den von Schneider genannten Gründen, den Großmembranen überlegen. Dynamischen Mikros sind die Kondensatormikros meist in den Höhen überlegen, welche hier natürlicher und ausgeglichener wiedergegeben werden.
Dynamische und auch Großmembranmikros weißen häufiger Eigenfärbungen auf. Teilweise sind diese erwünscht und klingen in vieler Ohren "gut". Subjektiv werden dann Mikros als zb als "wärmer" wahrgenommen. Im Bassdrumbereich herrscht teilweise der Trend, keine Mikros mit linearem Frequenzgang anzubieten, sondern der Frequenzgang ist abgestimmt auf einen bestimmten Sound. Das Mikro formt quasi schon einen Sound vor.
Sehen kann man das ganz gut am Frequenzgang des Shure Beta 52
Hier sieht man, dass der Bassbereich angehoben wird, der untere Mittenbereich im Vergleich eher abgesenkt wird und gegen 4000 hz nochmals ordentlich angehoben wird. Damit erreicht man ohne irgendwelchen Eingriffe am Mischpult einen Sound der viel mehr nach "Rockbassdrum" klingt als ein Mikro mit einem linearen Frequenzgang. Soweit so gut. Was aber nun, wenn einem der Sound vom Mikro nicht gefällt? Das Mikro macht hier nun den Sound und wenn ich was anderes haben will, muss ich "gegen das Mikro" arbeiten. Also die betonten Bereich wieder herausziehen am Pult. Dabei kann es sein, dass meine Filter am Pult dann nicht ausreichen um das Mikro zu "neutralisieren" und dann "meinen Sound" zu machen. Gutes Beispiel ist auch das AKG D112, welche imho für jazzige oder "Steve Gadd" Bassdrumsound einfach nicht zu gebrauchen ist. Dann haben die Mikros halt auch immer einen "Frequenzpeak". Also zb eine Anhebung bei 63 hz und bei 4000 hz. Was nun wenn meine Bassdrum eben schon bei 50 hz schön schiebt und der Kick eher bei 3500 hz sitzt? Dann drängt das Mikro meiner Bassdrum seinen Sound auf.
Vorteil dieser Mikros ist natürlich, dass ich am Pult nicht mehr viel drehen muss, aber nur dann, wenn das Mikro den Sound macht, der mir auch gefällt.
Im Vergleich mal der Frequenzgang vom Shure Beta 91 (Grenzfläche)
Hier sieht man, dass bis auf eine Anhebung ab ca 2000 hz (welche auch relativ linear ansteigt) der Frequenzbereich recht "ausgeglichen" ist. Das Mikro färbt deutlich weniger von sich aus. Was weniger gut herauskommt, das Mikro nimmt auch tiefe Frequenzen deutlich linearer auf und überträgt die Trommel wie ist. Daher werden momentan auch immer häufiger Grenzflächenmikrofone in Bassdrums eingesetzt.
ABER in vielen Fällen passt der Sound der dynamischen Mikros schon zum Geschmack der User nur wenn ich was anderes an Sound haben will, dann komme ich schwerer zum Ergebnis. ABER ganz soviel Färbung wie ein AKG D112 muss IMHO nicht sein.... -
danke für deinen lehrreichen beitrag, seven.
jetzt hab' sogar ich das verstanden und mich erneut in mein 52er verliebt.
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Kommentar zum Thema "Kennlinie" und "Linearität" uä.:
Der Frequenzgang ist ein untergeordnetes Merkmal des Mikrosounds, solange er nicht extrem ist. Er ließe sich grundsätzlich per EQ in die gewünschte Form bringen. Entscheidender ist das Impulsverhalten, dazu liefern die meisten Hersteller aber keine Diagramme – warum, weiss ich nicht –, sie wären wesentlich hilfreicher zur klanglichen Beurteilung als der Frequenzgang. Das Impulsverhalten hängt von der Trägheit und den Eigenheiten des Wandlers ab, sprich von der
* Membran (groß = mehr Interferenzen und Zerrschwingungen; es gibt etliche weitere Parameter: Masse, Elastizität, mechanische Vorspannung, etc.).Das Impulsverhalten hängt ab von der Art des Wandlers:
* Tauchspule (sehr träge, unpräzis)
* Kondensatormembran (geringe Masse = Basis für präzises Impulsverhalten; Elongationswandler)
* Alu-Bändchen (noch etwas geringere Masse; Geschwindigkeitswandler; Zerrschwingungen aufgrund der Bändchenlänge??) (Bändchen-Mics für hohe Schalldrücke (zB. innerhalb BD) ungeeignet).Weiter in der Theorie: Die dynamischen Mics sind mehr oder weniger stark gerichtet, die Grenzfläche dagegen ist ungerichtet (Halbkugel), das ändert natürlich den Sound. Eigene praktische Erfahrungen mit der GF hab ich jedoch nich, deshalb find ich das Thema auch interessant.
----Nebenbei: Meinen Geschmack trifft das Beyerdynamic Opus 99.
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Und noch ne Anmerkung:
"Halbkugel" als Richtcharakteristik war mir bislang unbekannt und dabei wirds wohl auch bleiben.
Tatsaechlich duerfte es sich um eine Kugelcharakteristik, die aber bei Grenzflaechenmikros nicht(voll) zum Tragen kommt, handeln, da man solche Mikrophone normalerweise "mit dem Ruecken zur Wand" benutzt - an einer Grenzflaeche eben.
Mikrophone mit Kugelcharaktristik weisen ueblicherweise keinen "Nahbesprechungseffekt" auf (deswegen "fehlen" die entsprechenden Angaben wohl auch im Diagramm oben). Der Frequenzgang in den Tiefen ist also, unabhaengig von der Entfernung zur Schallquelle, stets gleichbleibend. Im Falle einer BD-Abnahme kann das auch schon mal als "Mangel" empfunden werden. Man hat so auch weniger Moeglichkeiten, durch Positionswechsel am Sound zu schrauben.
Bleibt noch anzumerken, dass die Richtcharakteristik keinen absoluten Wert darstellt. In der Praxis kann sie sich u.U. extrem aendern, schattet man z.B. ein Mikrophon mit Nierencharakteristik ab, aendert sich die Richtcharakteristik in Richtung Kugel.
Was das Verhalten von Grenzflaechen in einer BD (wo's ja eigentlich nix zu suchen hat .;) ) angeht, habe ich allerdings weder praktische Erfahrungen, noch mir jemals den Kopf drueber zerbrochen ..
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