Mail von Plattenlabel, seriös?

  • Habe eine Mail von einem Plattenlabel "Avena Music" bekommen und bin mir nicht ganz sicher ob die ganze Sache nicht nur eine abzocke ist.
    Hier die Mail:


    "Hallo Band Sinus,
    wir sind auf Eure Homepage gestossen. Eure Musik interessiert uns. Deshalb möchte Avena Music (eingetragenes Music-Label) einen Eurer Songs auf den Hit-Sampler "HITverdächtig" nehmen. Diese Compilation ist bereits in der "heissen Phase" und soll noch in diesem Jahr einer breiten Hörerschaft zugänglich gemacht werden. Und so funktionierts:
    Ihr schickt uns schnellstmöglich einen oder mehrere Songs zur Auswahl in (sehr) guter Qualität auf Audio-CD. Ausserdem benötigen wir die Bandbio und ein Foto. Das Foto am besten per E-Mail-Anhang in mindestens 300 dpi.
    Wir schicken Euch umgehend den Produktionsvertrag zur Unterschrift zu.


    Mit der Compilation werden alle relevanten Print- und Internetmagazine-u. Zeitschriften, Radiosender, verschiedene Music-Label usw. national und international bemustert.
    Die Rezensionen, Interviewanfragen, Airplays usw. werden an alle beteiligten
    Bands weitergeleitet. Wenn Ihr spezielle Wunschbemusterungen habt, lasst es uns wissen, wir erledigen das für Euch.
    Im Booklet bekommt jede Band eine halbe Seite für Foto und kurze Vorstellung
    der Band und Ihr könnt z.B. auf Eure Veröffentlichungen hinweisen. So kommt jede Band in den Genuss einer gross angelegten Promotionaktion, die den Bekanntheitsgrad jeder Band erheblich steigern wird.
    Ausserdem bekommt jede Band je nach Wunsch bis zu 40 CD`s zum Eigenvertrieb


    Über den Bandmerchandise oder Eure Homepage.
    An Kosten kommen auf Euch 160 € (inkl. Mwst., Verpackung, Versand) zu,
    die nach Wahl als Komplettsumme in Vorkasse Überwiesen werden, oder je 80 €
    Vorkasse und der Rest per Nachnahme bei Lieferung der CD`s.
    Wenn Ihr den Sampler selbst verkaufen möchtet, sind Euch keine Preise
    vorgeschrieben, Ihr könnt bei einem VK von 8 € also noch ein Plus von
    160 € erwirtschaften.


    Wenn das für Euch interessant klingt, schickt uns Euer Material sofort,
    oder nehmt bei Fragen usw. Kontakt zu uns auf."



    Was sagt ihr, ist die Sache sauber? Die Homepage scheint ja nicht gerade professionell ...

  • Die Website ist tatsächlich ziemlich übel für ein "Label".
    Immerhin haben sie eine Adresse angegeben :)


    Rein rechnerisch kann man ja nicht viel verkehrt machen...
    Es wird aber garantiert die Bedingung daran geknüpft sein, dass Ihr, wenn sich etwas aus der Sache ergibt, bei denen einen Vertrag unterschreiben müsst.
    Wird mindestens ein Verlagsvertrag sein.
    Solltet Ihr also vorher klären!


    Mal angenommen, die nehmen 15 Bands auf die CD.
    15 x 160,00 = 2.400,00 Eier
    Davon lassen sie 1.000 CDs pressen - 600 an die Bands - macht also 400 zum Bemustern.
    Die gängige Stückzahl zum deutschlandweiten Bemustern sind mindestens 500.
    Das würde sich für die schon rechnen.


    Wobei noch die Frage ist, was sich hinter der Klausel "je nach Wunsch bis zu 40 CDs" verbirgt...


    Aber wenn Ihr nicht gleich irgendwelche wilden Verträge unterschreibt, habt Ihr im schlimmsten Fall 160 Eier ausgegeben und habt 40 Weihnachtsgeschenke :D

  • tach
    stellen wir uns vor das diese firma 15 bands mit je einem song auf den sampler nimmt:


    15 x 160 Euro = 2400 Euro Einnahmen


    40 Exemplare bekommt jede Band (x15) = 600 CDs


    Ich habe selber schon öfters CDs pressen lassen (inkl. Booklet, etc) und schätze das Avena Music nicht mehr als um die 600 Euro an Ausgaben hat.


    2400,- Einnahmen abzüglich 600 Euro Ausgaben = 1800 Euro Profit für Avena.


    Zitat


    Mit der Compilation werden alle relevanten Print- und Internetmagazine-u. Zeitschriften, Radiosender, verschiedene Music-Label usw. national und international bemustert.


    Naja .. das kann ja sein das die das machen - aber nachweisen werden sie dir das nicht.


    Naja .. muss man halt wissen ob man 40 CDs für 160 Euro kaufen möchte - mehr nutzen hat das für Dich als Band, aus meiner Sicht heraus, wohl leider nicht!


    Viele Grüße
    Patrick

  • Interessant wäre zu wissen, wie dieser Vertrag aussieht, und wie die Rechtevergabe nachher ist. Leider ist das Vertragswerk im Vorhinein nicht ersichtlich, und erst nach Zusendung des Demos zugängig, das ist der erste Punkt, der das ganze in meinen Augen etwas unseriös erscheinen lässt.


    Dann ist es mir persönlich nie symphatisch, wenn mir einer unaufgefordert per E-Mail Werbung für sein Produkt schickt. (Das wäre der zweite Showstopper für mich, aber darüber kann man sich streiten.)


    Inwieweit die stylistische Qualität der HP aussagekräftig ist, wage ich nicht zu beurteilen. Jedenfalls wäre er gut beraten, da nochmal Hand anzulegen, man kann da ja schon mit wenig Aufwand, was schlichtes, ansprechendes erstellen. Das ganze Unternehmen scheint mir was privates zu sein, vielleicht 'ne Ich-AG oder sowas. ;)

    Fell- & Beckenriss wünscht


    Kai aus der Kiste


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  • Nochmals etwas ausführlicher... ich weiß ich bin fies...


    Um rechtlichem aus dem Weg zu gehen, beziehe ich mich ausdrücklich nicht!!! auf das genannte Angebot.


    1.) Ich kenne kein noch so kleines Label mit seriösem Hintergrund welches vorgeht a la "Pay To Play".


    2.) Wie Patrick richtig anmerkt, ist die Bemusterung tausender Sender und Magazine nicht überprüfbar. So kann ein Label immer behaupten "wir haben viele bemustert, aber wenn euch keiner geantwortet hat, dann haben scheinbar kein Interesse an Euch".


    3.) Normalerweise haben Labels die sich für Compilationen entscheiden ein VITALES Eigeninterese ihre Schützlinge möglichst vielen zu Gehör zu bringen. Warum sollten dann die Bands noch löhnen??? Compilationen sind in aller Regel (Best Off´s und "Mallorca-Baller-Bums-Platten" ausgeklammert) ein selbstinitiiertes Marketing-Produkt der Label. Da haben die Bands in aller Regel KEINEN Einfluß. Aber auch keine finanzielle Belastung. It´s easy as this.


    Ganz nebenbei: Konzepte ähnlicher Art... verflucht ähnlich - hahaha... haben wir doch schon lange bei Model-Agenturen (die in allen einschlägigen Tageszeitungen inserieren). Da wird man dann wohlwollend gemustert und bekommt gleich ein "günstiges" Angebot für Foto-Karten für die Bemusterung der großen Modehersteller. Und ganz zufällig könnte man diese Fotos sofort machen. "Kostet auch nur 399.- Euro, weil zufälligerweise unser Starfotograf gerade noch Zeit hat, um sie terminlich dazwischen zuschieben. Aber das Geld amortisiert sich für sie natürlich ganz schnell, wenn die vielen Aufträge rein kommen."


    Und wer schon weiß, dass er häßlich ist oder zu klein, dem sagen sie "Neckermann sucht gegenwärtig für ihre Freizeitmode genau solche echten Charaktere, aus dem wirklichen Leben wie sie es sind. Der normale Konsument hat sich an Claudia Schiffer doch längst sattgesehen. Wir nehmen sie sofort wenn sie die Foto-Cards haben in unseren Katalog auf und platzieren sie auf unserer Website." unsoweiter blablabla... solange zuwichsen... ähm volllabern, bis die letzte kritische oder instinkthaft warnende Gehirnwindung verdampft ist und man so doof ist, die Brieftasche zu zücken.


    Bei wem es jetzt immer noch nicht klingelt:
    Wir investieren jahrelang in spielerisches Fortkommen sowie unendliche Geduld und monetäre Summen in Instrument und Equipment. Wenn jetzt noch mal jemand Geld will, um uns zu veröffentlichen... spricht das doch Bände wie interessiert und begeistert er wirklich an uns ist.


    Das nochmal in Bezug auf diese Standardbriefe, die den "echten Musikliebhaber" zeigen... hahaha.

  • Also 2 Dinge stehen sicher fest:


    - im Musikbusiness hat niemand etwas zu verschenken!
    - nicht alle Leute wollen einen nur abzocken!


    Es mag schon sein, dass da eine gewisse Seriösität vorhanden ist.
    Aber wahrscheinlicher ist eben leider der Fall, dass es primär darum geht, Euch eine CD zu verkaufen, die Ihr letztendlich auch selber herstellen lassen könntet.



    Ähnlicher Fall Anfang der 90er:


    Aufgrund einer Demokritik in einem Fanzine wurde uns von einem Label in der Nähe von Köln ein Angebot gemacht:
    Sie gehen 3 Monate mit unserem Demo hausieren - wenn sie einen Deal an Land ziehen, unterschreiben wir einen Verlagsvertrag bei ihnen.
    Passiert nichts, gehen wir alle unserer Wege...


    Es passierte nur Folgendes:
    Ein "Produzent" (war nicht älter als wir damals) interessierte sich für uns und wollte Aufnahmen machen, die aber auf einmal von uns mitfinanziert werden sollten.
    Also haben wir uns schön artig verabschiedet!


    Eine befreundete Band hat das dann tatsächlich gemacht.
    Mit denen haben sie ein neues Demo aufgenommen und später dann eine ganze CD!
    Natürlich unter ordentlicher finanzieller Beteiligung der Band!
    Mehr ist dabei nicht herausgekommen...


    Achja, irgendwie wollte das Label dann auch die Rechte für Merchandising haben - ganz böse...



    Grundsätzlich gilt sowieso, dass man auf gar keinen Fall seine Rechte an den Songs und/oder Merchandising vertraglich abtritt!

  • Zuerst Vertrag zeigen lassen, bevor ihr Songs (unter "in bester Qualität" verstehe ich "produziert auf eigene Kosten was vor") hinschickt und den Leuten freien Lauf zur Vermarktung eures Eigentums unter dem Vorwand "Promo für die Band" überlasst.

  • Glauben wir mal, dass alle die auch wirklich bemustert werden, die da bemustert werden sollen, aber glauben wir bitte nicht, dass das die erste Compilation-CD eines kleinen Labels mit kleinen, bisher weithin unbekannten Bands ist. Die Idee ist alles andere als neu und alles andere als selten praktiziert, und ich glaube kaum, dass solche Compilation-CDs noch wirklich jemanden interessieren, der tagtäglich mit massenhaft CDs beworfen wird. Soviel zum Thema Hoffnung auf Airplay, Plattenvertrag, Rezension im Rolling Stone.

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    Sagt die Fermate: "Ich halt's nicht mehr aus!".

  • Nix da, don't touch this.



    Grundsätzlich hat $Kapelle was zu kriegen, wenn auch vielleicht nicht sofort.



    Ausnahme vielleicht sowas, wie wir vor zehn Jahren mal mitgemacht haben. Das war dann allerdings ein Sampler der Agentur, die für uns das Booking gemacht hat, da ist es noch was anderes. Weiterhin mussten wir nix fertiges liefern, jede Band hatte einen halben Studiotag zu deren Lasten, das Studio war in der Stadt, also auch keine immensen Fahrkosten usw. Jede Kapelle bekam zehn Exemplare frei Haus, weitere konnten für Kostendeckung gekauft werden, 5 Mark oder so waren das damals. Das ist ne Kiste, da kann man sich drauf einlassen. Aber sowas wie oben? Nö.

    Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!

    Einmal editiert, zuletzt von Ballroom Schmitz ()

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