So einfach wie möglich
Dirk Brand hat sich nicht nur durch sein Engagement in Sachen Roland E-Drums in zahlreichen Workshops und durch seine Lehrbücher einen Namen gemacht. Der sympathische und aufgeschlossene Schlagzeuger weiss durch seine Technik und sein Spielgefühl auch auf dem akustischem Set z.B. mit seiner Band LeeZ zu überzeugen, wie er auf der Muskimesse in Frankfurt eindrucksvoll zeigte. Einige im Forum haben das Glück, ihn als Lehrer zu haben.
Trotz sehr engen Terminkalender während der Messe antwortete er ausführlich auf die Fragen, Respekt!
DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug und warum gerade dieses Instrument?
DB:Wenn ich mich recht erinnre, ging es los mit drei Jahren, da bekam ich eine selbstgebaute Trommel von meinem Vater. So richtig Unterricht bekam ich dann mit sieben, ich hatte zuvor meine Eltern genervt, ich fand Spielmannszüge so toll.
Meine Eltern allerdings fanden das nicht so toll, dafür bin ich ihnen heute noch dankbar, sie sagten, das können wir dir nicht antun. Stattdessen meinten sie, wenn du es lernen willst, dann richtig.
In Oelde gab es einen alten englischen Jazztrommler. Er unterrichtete an der Musikschule, er nahm mich dann nach einem Vorspielen, denn normalerweise war ich noch zu jung, die nahmen erst Kinder so ab neun oder zehn Jahren.
DF: Ab wann professionell? Was liebst du an deinem "Job" und was magst du überhaupt nicht?
DB: Seitdem ich aus Amerika wieder da war, so ab 1994. Ich mag die Vielfältigkeit, ja, ich bin dankbar, dass ich mit Trommeln mein Geld verdienen darf. Ich mag nicht so, dass, wenn meine Freunde auf Parties gehen, ich meistens Termine habe.
Allerdings, wenn ich dann am Set sitze, geht es mir wieder gut. Was mich noch stört, die meiste Zeit eines Profimusikers verbringt er mit Warten, warten auf den Soundcheck, warten auf den Tourbus, warten, dass dein Set fertig aufgebaut ist, warten auf das Geld, warten auf das Essen, warten, dass dein Hotelzimmer fertig wird.
DF: Warten im Studio?
DB: Ja, obwohl die reine Studiotätigkeit sich heute meistens nur um programmieren handelt. Wenn heute jemand zu mir sagt, ich arbeite im Studio, denke ich eher, dass er im Sonnenstudio unterwegs ist.
Ich hatte das Glück, dass ich mich schon in den 80er mit der Elektronik auseinadergesetzt habe. Wenn heute ein Produzent anruft, dann kann ich sagen, ich spiele dir das schnell live ein, das geht schneller als Programmieren. Das ist natürlich ein gutes Argument.
DF: : Wie siehst du die Funktion / Rolle des Drummers innerhalb einer Band
/ eines Projektes?
DB: Das hängt sehr von der Musik ab. Man kann das alles nicht vergleichen, mit dem, was hier so auf der Musikmesse läuft, was ich z.B. bei meinen Shows spiele, ich werde hauptsächlich dafür bezahlt, dass ich "piff-paff" mache. Mein Set besteht heute aus zwei Toms, ne 18er Bass, ne Hihat, eine 13er Snare und ein paar Becken. Früher hingegen spielte ich oft mit einer ganzen Burg, mit zusätzlich geliehenen Becken und Toms und so.
Bei Orchestern setze ich nur noch die V-Drums von Roland ein, denn mit den Becken und so kommst du den anderen Musikern rein lautstärkemäßig in die Quere..
DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation und sollte ein
Schlagzeuger einen ausgleichenden Charakter haben?
DB: Das wichtigste ist, dass du dich danach richtest, was der Frontmann von dir verlangt, wenn er eine lautere Snare haben will, dann spielst du sie lauter. Ich habe noch nie einen Job dadurch bekommen, dass ich zuwenig gespielt habe, d. h., man sollte so einfach wie möglich spielen. Wenn du länger mit den Leuten zusammen spielen willst, muss es menschlich funktionieren. Was nützt dir der geilste Musiker, wenn du mit ihm keine drei Worte reden kannst.
Wenn du neu bist, musst du in der Lage sein, auf die Leute zuzugehen. Bei den Jobs z.B., bei denen ich nur die Notenblätter hingelegt bekomme und dann geht es auch schon los, ist das sehr wichtig. Leider wird die menschliche Seite gegenüber der technischen bei Einigen doch sehr vernachlässigt.
Für mich ist das Menschliche wichtiger, zumindest ist das meine Erfahrung im Profibereich. Gerade auf Tour ist das ganz wichtig. Keine Show ist wirklich perfekt, es passieren Fehler. Dann musst du lachen können und nicht hinterher dir die Fehler um die Ohren knallen.
DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet dabei
das Medium Internet?
DB: Also, erst mal muss ich sagen, dass ich das ganz toll finde, was ihr mit dem Drummerforum auf die Beine gestellt habt. Das Internet ist eine wichtige Sache, eine große Plattform. Es wird leider aber auch eine Menge Mist geschrieben, das wisst ihr selber, ein paar Idioten gibt es leider überall.
Für den Drummer selber wird es aber immer schwieriger, Jobs zu bekommen. Es gibt immer mehr Trommler und alle wollen sie davon leben.
Musikalisch gesehen passiert relativ wenig. Um mal zu Roland zu kommen, ich glaube, dass der Markt der E-Drums immer größer wird. Was mich bei meinen Schülern manchmal stört, ist, dass sie keine Gigs spielen unter eine gewissen Summe und deswegen überhaupt nicht live spielen. Ich kann sagen, dass ich heute noch Jobs mache, wo ich im Endeffekt vielleicht 20-40 Euros verdiene. Ich kenne einige Profis, die spielen für fast jede Summe, denn, sonst könnten sie davon nicht leben. Was mich noch stört, viele sind geil auf Endorsements. Ich brauche ein Endorsement nur, wenn etwas kaputtgeht und die mir schnell Ersatz besorgen können. Anständiges Equipment sollte man sich so leisten können, der eine hat zum Beispiel eine Modelleisenbahn als Hobby, der andere eben sein Schlagzeug. Wenn das Schlagzeugspielen wirklich mein Herzblut ist, dann gebe ich doch eh alles nur dafür aus und jobbe auch mal dafür, oder? Außerdem, heutzutage gibt es schon gute Sets für relativ wenig Geld und wenn jemand sagt, damit bin ich zufrieden, dann respektiere ich das. Durch ein Endorsement bekommst du auf gar keinen Fall mehr Jobs.
DF: Den Tipp für das DF?
DF: Werdet reich und berühmt und gibt mir bitte etwas ab (Gelächter)! Ich kann nur jedem empfehlen, habt eure sieben Sachen zusammen, seid offen für alle musikalische Stile, ich z.B. war mit Heino in der Karibik, man sollte sich also nicht auf einen Stil festlegen, man sollte menschlich einfach Spaß haben an der Sache, auch wenn es mal keinen Bock macht, Lachen auf der Bühne, denn dafür bezahlen die Leute Geld. Außerdem ist Klinkeputzen angesagt, ich glaube, selbst bei den Drumheros ist es noch so, dass sie sich um Jobs bemühen müssen. Die schönsten Jobs ergaben sich bei mir eigentlich aus Buchungen, die ich musikalisch gar nicht so mochte, aber, ich stellte Kontakte zu supertollen Musikern her und das brachte mir dann andere, tolle Jobs. Mundpropaganda ist in diesem Bereich das A und O. Ich spiele alles, aber, wenn es rechtsradikal wird, dann sage ich Nein!
Wichtig ist, wenn du einen Job absagen möchtest, z.B. während einer Galatour bekommst du einen Workshop angeboten, dass du Ersatz anbieten kannst. Wenn du gut mit den Leuten kannst, dann hat es bis jetzt noch nie Stress deswegen gegeben. Untereinander gibt es bei den Profis kaum Neid. Ich habe die Einstellung, wenn ein Kollege einen guten Job bekommt, dann freue ich mich für ihn. Es gibt schon noch genügend Aufträge, aber, man muss breit sein, auch mal im Anzug zu spielen. Ich kenne da Drummer, die haben Probleme damit.