Hermann Kock - Kollegial in allen Stilen zuhause

  • Selbstbewust und sensibel
    Hermann Kock war auf dem DF 5.0 und auch auf der diesjährigen Musikmesse u.a. zusammen mit Gerald Stütz zu bewundern. Aber auch als Solodrummer an einem großen Set wusste er zu überzeugen.
    Auf dem Messestand von Wahan war er ein Publikumsmagnet, dem man die Freude an sein Können anmerken konnte. Während des Interviews verstärkte sich der sympathische Eindruck, den er spontan vermittelt.


    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug und warum gerade dieses Instrument?


    HK:Ich spiele Schlagzeug, seitdem ich 16 Jahre alt bin und weil gerade dieses Instrument mich wesentlich mehr fasziniert hat als z.B. Klavier, das ich auch gelernt habe. Ich habe auch mal Flöte und als allererstes Trompete gespielt. Die Gruppe Chicago hat mich sehr fasziniert und das wollte ich unter anderem am Drumset spielen. Weitere Vorbilder waren Jon Bonham und Mitch Mitchell.


    DF: Ab wann professionell?


    HK:Ab 18 Jahren, ich hatte eine regelrechte Schlagzeugmanie entwickelt, nach der Schule ging ich in den Proberaum, den ich mir selber ausgebaut hatte, ich habe meine Pubertät im Proberaum am Schlagzeug verbracht. Mein erstes Geld verdiente ich mit italienischen Schlagern, bei uns im Dorf wohnte nämlich ein italienischer Gitarrist. Er hatte mich spielen gehört und dann gefragt, ob ich nicht in seiner Band mitspielen wollte. Nach der Schule studierte ich dann in Wiesbaden und dort lernte ich bei Karl Fritsch unter anderem einen vernünftigen Wirbel, dafür werde ich ihm ewig dankbar sein.


    DF: Was liebst du an deinem "Job" und was magst du überhaupt nicht?


    HK: Ich mag die ständige Abwechslung und die permanent neuen Herausforderungen. Früher z.B. habe ich nur Rock gehört bis ein Kumpel mir eine Freejazzplatte vorspielte und das zog mich dann tierisch an. Danach kam dann meine Fusionphase. Während meines Studiums lernte ich den Michael Sagmeister kennen und wir jammten zunächst und gründeten dann das Sagmeister-Trio. Ich tourte drei Jahre mit ihm. Da lernte ich dann, das man immer alles geben sollte und spielen, spielen, spielen. Mittlerweile habe ich meine Neigung zum Solodrumming entdeckt. Peter Gieger war derjenige, der mich drauf gebracht hat. Ich kann eigentlich für mich momentan nur positive Seiten an meinen Beruf entdecken, weil ich es geschafft habe, die ganze Zeit über professionell tätig zu sein und auch noch damit meine Familie zu ernähren, da bin ich richtig stolz drauf. Deswegen spiele ich alles, von Künstlerbegleitung wie z.B. mit Wencke Myhre bis Bebop oder Jazz, alles, weswegen man mich anruft. Ich versuche mir dann kurzfristig, quasi unter Vollgas, die Sachen draufzuschaufeln und das hat bisher immer gut funktioniert. Das mag ich wirklich an meinem Job. Natürlich gab es auch mal Durststrecken, ich war ja nie bei einer Band länger unter Vertrag, ich habe es z.B. nie sehr gemocht, wenn man mich zu sehr vereinnahmen wollte. Ich wollte immer meiner eigener Herr sein und mitbestimmen.


    DF: Wie wichtig ist die Fähigkeit zur zwischenmenschlichen Kommunikation innerhalb eines Projektes? Sollte ein Schlagzeuger einen ausgleichenden Charakter haben?


    HK: Beides beantworte ich mit sehr, sehr wichtig, zum Einem ist die zwischenmenschliche Beziehung mindestens genauso wichtig wie zum Anderen die technischen Fähigkeiten, man sollte spieltechnisch auf einer Ebene sein und sich zudem noch als Freunde bezeichnen können. Das ist natürlich ein großes Idealbild von mir, aber, ich versuche es immer zu erreichen. Je älter ich werde, desto wichtiger ist mir diese Kombination. Ich spiele nicht mehr mit Musikern, bei denen ich zu Beginn das Gefühl habe, es funktioniert nicht, da können die noch so berühmt sein, das ist mir ziemlich egal..


    DF: Wie siehst Du die Funktion eines Drummers in einer Band? Was macht einen guten Schlagzeuger aus?


    HK: Ein guter Schlagzeuger sollte die Stilistik, für die er engagiert wird, solide bedienen sowohl vom Technischen her als auch vom Feeling und sollte versuchen mit dem Bassisten zusammen eine solide Basis zu bilden und wenn ein Sänger dabei ist, sollte er immer so spielen, dass der Sänger optimal klingt. Ich habe ein Gespür dafür entwickelt, denn, wenn Sänger anfangen zu schreien, weil du zum Beispiel zu laut oder auch zu viel spielst, dann ist es vorbei.
    Es ist aber auch wichtig, als Schlagzeuger‚ Druck innerhalb einer Band zu machen, d.h. zu versuchen die Band zu zentrieren, wenn eine Frontperson da ist, zusammen mit dem Bassisten versuchen, dass die Band schön locker durchläuft. Wenn ich die Frontperson akzeptieren kann, dann mache ich alles, was er oder sie sagt, z.B. wenn die Ansage kommt, spiele nur Becken, dann spiele ich nur Becken. Das funktioniert aber wirklich nur, wenn ich die Frontperson akzeptieren kann.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet dabei
    das Medium Internet?


    HK: Dadurch, dass ich noch nie wirklich von Plattenverkäufen abhängig war, kann ich das nicht wirklich beurteilen. Da ich jetzt aber dabei bin, mein eigenes Trio und anderes zu promoten, ist es wichtig, eine gute Homepage zu haben. Das ist für mich quasi Neuland. Auf meiner Homepage kann man meine Veröffentlichungen wie Bücher und CDs kaufen.
    Der Markt der Galabands und der Künstlerbegleitung ist zusammengebrochen und für mich entstand dadurch ein Loch, ich hatte jedoch insofern Glück, dass ich mit Musikunterricht das ausgleichen konnte.


    DF: Den Tipp für das DF?


    HK: Also, ich bin froh, dass es euch gibt, einige Schüler von mir sind im Drummerforum aktiv, es ist eine gute Quelle, um an Infos zu kommen und um Produktneuigkeiten zu erfahren.
    Sehr wichtig ist, Kontakte zu knüpfen, auch zu anderen Drummern, zu versuchen, zusammen etwas zu machen. Einige meiner besten Freunde sind Drummer, das hätte ich früher nicht für möglich gehalten. Wenn einer mal nicht kann, dann spiele ich für ihn und umgekehrt. Dazu gehört auch, dass du nicht versuchst, quasi hinterrücks die vermeintliche Konkurrenz für einen Job zu ermorden, sondern stattdessen die Leistung anderer respektierst und auch mal zu jemanden hinzugehen und ihm das zu sagen.



    Weitere Infos findet ihr unter http://www.kockrhythm.de

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