Musiker sind ja dafür bekannt gerne ihre Schwänze zu vergleichen. Wer kann besser „Stairway to Heaven“ spielen, wer kann schneller slappen, wessen Bass hat die meißten Saiten? Aber das Instrument bei dem am meißten geschwanzvergleicht wird ist immer noch das Schlagzeug. Man darf jedoch nicht den Fehler machen alle Drummer-Prolls über einen Kamm zu scheren, denn merke: Proll ist nicht gleich Proll...
Der Soundcheck-Proll
Dieser Mensch freut sich den ganzen Soundcheck lang, dass es am Ende heißt „Jetzt einmal bitte das ganze Set“. Immerhin steht ja die komplette Vorband vor der Bühne, und der muss man ersmal zeigen, was ihr Drummer für ne Lusche ist. Wenn das Set von der Vorband gestellt wird empfiehlt es sich auch beim anderen Drummer anzufragen ob er nich lieber nochmal „kurz drüberstimmen“ will, oder ob man das nich am besten selbst machen könne. Auch hier macht der Ton die Musik, man will ja niemandem auf den Schlips treten. „DU STIMMST DAS ABER GLEICH NOCH, ODER???“
Der Musikmessen-Proll
Dieses Exemplar konnte man erst letzlich in Frankfurt bewundern. Überall wo es etwas auszuprobieren gibt ist er zur Stelle, aber wirklich nur um auszuprobieren. Zum Beispiel wie lange er (Doublebass)-Solo spielen kann bis sich andere Drummer oder der Aussteller beschweren. Musikmessen-Prolls machen sich in der Regel immer lächerlich, entweder wenn sie nicht gut genug zum Prollen sind und es trotzdem versuchen, oder Blastbeats auf Plastikübungssets spielen.
Der Set-Proll
Ein Schlagzeuger ist nur so groß wie sein Set. Weniger als zwei Bassdrums geht schonmal garnicht, besser wären drei, und sechs Toms sollten es auch mindestens sein. Das sieht professionell aus und verleiht dem Spiel Groove und Ausdruck. Und es sieht halt irgendwie professionell aus. *hust* ….Portnoy... *räusper*
Der Marken-Proll
„Du bist der Drummer von der anderen Band, oder“ – „jo“ – „Was spielst du so für Becken?“ – „Hab mir jetzt die B8 von Sabian gekauft, klingen ziemlich fett“ – „Hab ich früher auch gespielt als ich kein Geld hatte, heute schwör ich ja auf Z-Custom“ – „aha, also ich...“ – „Hab ich direkt zum MMX dazugekauft“ – „ah“ – „Das mit den schönen Maple Kesseln“ – „ja, kenn ich“ – „ [...kurze pause...] gehört die Fußmaschine da dir? Die ohne Bodenplatte?“ – „jo“ – „Ich hab’ meine Eliminator mit, die benutz ich dann gleich, ja? Ach übrigens, wo du gerade hier stehst, kannst du mir eben Schuhe binden helfen, ich krieg die Schleife nie hin.“
Der Wissens-Proll
Er kennt grundsätzlich alle Schlagzeuger, deren Stärken und Schwächen und wann sie mit wem gespielt haben. Er kann uns auch alles über die Marktneuheiten verraten und hat alle Preise im Kopf. Mit anderen Worten: Er hat die „Sticks“ abonniert und bekommt die „Thomann Hotdeals“ per Post. Gespräche mit diesen Menschen arten meißtens in eine Aufzählung ihres Antiwissens aus. „Kennste die neuen Zildjian ZXT Titanium?“ – „Ne, können die was?“ – „Keine Ahnung, aber kennste die neuen Paiste PST 3?“ – „Ne“ – „Kennste denn...“
Der Internet-Proll
Das Internet bietet neben jeder Menge nackter Mädels auch viele andere Vorteile. Anonyme Foren und Chats machen einen zu dem, der man schon immer sein wollte. So kann es sein, dass „Horst52“ zu „Lesbenmaus19“ wird und der Punkdrummer aus dem letzten Kellerloch zum neuen Thomas Lang mutiert. Er kann zwar nich Paradiddle von Diddlmaus unterscheiden aber trotzdem die Größe seines Penises unter Beweis stellen. Im Gegensatz zum Wissens-Proll behält er sein fundiertes Fachwissen für sich, weiß sich aber dennoch zu profilieren.
„hi leute, kann mir jemand n paar gute anfängerübungen empfehlen?? mfg anfaenger86“ – „Mach für so scheiß Fragen keinen neuen Thread auf. Hier interessiert sich keiner für deinen Anfängerkram. Übrigens, schonmal was von Groß/Klein-Schreibung gehört? Lern mal Deutsch, du Penner!“
Der Sticktwirling-Proll
Dieser Kollege hat das unbändige Bedürfniss seine Sticks zu drehen sobald irgend jemand in der Nähe ist, besonders wenn es der Drummer der Vorband ist. Er hört auf sobald ein Stick zum ersten Mal auf den Boden gefallen ist (alle Drummer kennen und hassen das Geräusch) und er ausgelacht wird.
Der Doublebass-Proll
Die wohl bekanteste und beliebteste aller Prollmethoden. Vor allem sehr wirksam vor normalem Publikum, weil jeder weiß: „Je schneller die Doublebass, umso besser der Drummer“. Das sind die selben Leute, die wissen: „Je größer die Brüste einer Frau, umso hübscher ist sie“. Unwissende mit Doublebassgeholze zu beeindrucken mag ja manchmal spaßig sein, vor anderen Drummern damit Eindruck zu schinden funktioniert jedoch nur selten. Diese können nämlich zwischen grooviger Doublebass und wildem Pedalgestampfe unterscheiden, und komischerweise machen die Doublebass-Prolls eher letzteres. Wenn Dieter Nuhr Schlagzeuger wäre, hätte er wohl gesagt: „Wenn einer nix drauf hat, einfach mal Füße stillhalten!“