Verrückt nach dem Schlagzeug!
Gerald Stütz war unter anderem zusammen mit Hermann Kock auf dem Drummerforumstreffen 5.0 zu bewundern. Seine freundliche Art, auch in hektischen Situationen wie zum Beispiel auf der Musikmesse in Frankfurt eine gewisse Ruhe auszustrahlen, macht ihn zu einem angenehmen DFler namens Jerrytrommler. Beim Wechseln zwischen Vorführungen auf dem Messestand von Wahan und dem von Bosphorus gelang es, von ihm ein Versprechen zu bekommen, die Fragen zu beantworten. Dies geschah dann nach der Messe fast unverzüglich. Danke!
DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug?
GS: Begonnen hat es mit 14, so richtig klassisch auf Mutters Kochtöpfen und
selbstgeschnitzten Stöcken!
DF: Warum gerade dieses Instrument, was bedeutet es für dich?
GS: Mich hatten schon immer die Schlagzeuger fasziniert die ich live, oder im
Fernsehen gesehen habe. Ich war und bin schon immer verrückt nach Schlagzeug
gewesen, so daß es für mich klar war, dieses Instrument zu wählen. Was es für mich
bedeutet? Wenn andere in Kneipen und Discos gingen, habe ich lieber geübt...
DF: Ab wann professionell? Was sind die Vorteile und die Nachteile des "Jobs"?
GS: So "richtig" professionell zu spielen begann ich 1992, als ich nach meinem
Musikstudium an der staatl. Hochschule für Musik Köln eine Stelle im
Orchester bekam.
Ich sehe als festangestellter Musiker fast nur Vorteile! Ich kann es mir
leisten nebenher Projekte zu spielen, die mich auch wirklich interessieren, und
nicht jeden Mist anzunehmen, nur damit ich die Miete zahlen kann! Ein kleiner
Nachteil ist, daß ich praktisch niemals irgendwo als festes Bandmitglied
einsteigen kann, da ich fast immer Abends mit dem Orchester zu spielen habe! Aber ich
helfe in meiner freien Zeit öfter in anderen Bands/Orchestern aus, wenn mal
Not am Mann ist. Da spielt man dann halt alles "vom Blatt"!
DF: Wie siehst du die Funktion / Rolle des Drummers innerhalb einer Band / eines Projektes?
GS: Es ist in Bands wie in Orchestern das Gleiche: Den Laden
zusammenhalten, das Gespür für die anderen Musiker und, was ganz wichtig ist, für die eigene
Lautstärke zu entwickeln. Gerade im Orchester muß man manchmal extrem leise
spielen, aber trotzdem mit "Druck" immer das Beste geben!
DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation, muss ein Schlagzeuger
einen ausgleichenden Charakter haben?
GS: Natürlich ist es wichtig mit anderen Musikern gut kommunizieren zu
können, sei es auf musikalischer, oder zwischenmenschlicher Ebene! Dies ist leider
nicht immer einfach und ich rate jedem sich selbst anzuschauen. Wie wirke ich auf
andere? Eine gesunde Selbstkritik ist hier angebracht, denn leider liegt es
manchmal auch an einem selbst und NICHT immer nur an den Anderen! Wir alle
haben mal schlechte Tage! Bei mir ist es jedenfalls so, daß ich zuerst einmal den
Fehler bei MIR suche wenn etwas nicht in Ordnung ist auf menschlicher od.
musikalischer Ebene, DANN erst bei Anderen.
DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet dabei das Medium Internet?
GS: Bei der Musikindustrie, speziell im Schlagzeug-Sektor, ist es heute leider
nicht mehr so, daß es darauf ankommt auf dem Instrument gut zu sein! Es kommt
eher darauf an, daß man einen bekannten Vater/Mutter hat, in einer Band spielt
die jetzt gerade mal ein bißchen bekannt ist,oder jemand dem Chef einer Firma
sympatisch ist. Und diese Leute werden dann mit Endorsements regelrecht
zugeschüttet! Mir wäre es peinlich, wenn ich nur auf Grund meines
Bekanntheitsgrades und nicht wegen meiner Qualitäten als Drummer von den Firmen gepusht zu
werden. Da werden DvDs aufgenommen von irgendwelchen 20 jährigen Newcomern oder
andere nehmen DvDs auf mit dem Titel " Die Kunst des ....." Das würde ich mir
jetzt mit 40 nicht erlauben, diese Selbstüberschätzung! Es gibt nun wirklich
andere Drummer, die in meinen Augen schon aufgrund ihrer Geschichte eher diese
Titel für Bücher oder DvDs nehmen "dürften"! Aber wahrscheinlich wird es von
der Industrie diktiert, was man als Titel nehmen darf und was nicht!
Das Internet ist eine hervoragende Sache, man kann sich z.B über Produkte
informieren, was früher so nicht möglich war. Toll finde ich auch manche
Musikerforen wenn sachlich diskutiert wird und man sich gute professionelle Informationen
holen kann.A ber selbst dort sollte man aufpassen,es gibt dort auch
Zeitgenossen, die sich selbst auf diesem Wege eine gewisse Popularität verschaffen
wollen und sich als Forenkönige aufspielen wollen. Dies finde ich eher
abstossend, da ich eher danach gehe wie jemand spielt und nicht wie jemand von Katalogen
abschreibt!
DF: Den Tipp für das DF?
GS: Ganz wichtig finde ich einen guten Lehrer! Einer, der gut spielt UND gut
unterrichtet! Dafür sollte man schon in Kauf nehmen für eine Unterrichtsstunde
600 km hin und zurück zu fahren! Wichtig sind auch Snaretechnik, Notenlesen, in Vereinen/Bands
spielen, egal welcher Stil, Klavier lernen für das harmonische Verständnis und sich
andere Schlagzeuger anhören, nicht NUR die Bekannten! Es gibt so viele
unglaublich gute Drummer, die die wenigsten kennen!
Weitere Infos: http://www.geraldstuetz-home.com/