Hallo Drummies,
Beckenrisse sind ein leidiges und schmerzhaftes Thema, da unsere geliebten Becken ja meist sehr teuer sind und oftmals vom Mund abgespart sind. Ich persönlich (obwohl kein Paiste-Fan, ich liebe nur das 18" China der 2002 Serie) halte es aber für gewagt zu behaupten, das Paiste Becken eher reißen als andere. Ich denke das selbst bei umfassendem Wissen und wachsamen Blick im Drummerkollegenkreis es für den Einzelnen nicht möglich ist seriöse!!! prozentuale Anteile der Rißanfälligkeit von verschiedenen Herstellern zu ermitteln. Es spielt ja auch die Verbreitung der Becken und deren musikalisches Einsatzgebiet (Jazz, Heavy-Rock etc.) eine Rolle. Und über die genauen Absatzzahlen und Marktanteile schweigen selbst die großen Beckenhersteller bzw. streuen Mythen "der wirkliche Marktführer" zu sein.
Sehr viele Jahre lang (schon in den siebzigern des letzten Jahrtausends) galten zum Beispiel Paistes 2002 als die ultimativen Rock- und Hardrockbecken. Dementsprechend viele "Heavy-Hitter" erwarben (bis heute) diese Becken, da auch Paiste redlich bemüht war dieses Image der Serie zu fördern. Ihr ahnt worauf ich hinaus will. Habe ich hingegen eine Beckenserie wie die "K" von Zildjian und unterstütze bewußt werbestrategisch das Image der feinfühligen, sensiblen Jazzer als Hauptkäufergruppe, dann wäre es durchaus möglich, dass sehr viele "feinfühlige Leisetreter" diese Becken erwerben und somit deren Vernichtung etwas seltener auftritt.
Dann kommen auch noch die nicht einfach zu ermittelnden Marktanteile hinzu. Gerade in Deutschland war Paiste bis in die Achtziger Jahre sehr stark am Markt vertreten. Als dann ein Zildjian Bruder abtrünnig wurde und losgelöst vom Familienclan die Firma Sabian gründete erwarben zwar viele Drummer die Sabian-Becken, aber das ging auch zu Lasten der Zildjian Marktanteile, da viele Sabian Becken die Original Zildjian Sounds 1 zu 1 kopierten (z.B: Flat Hats von Sabian = Quick Beat von Zildjian) und dank geschicktem agieren von Sabian sofort auch zahlreiche namhafte Zildjian Endorser zu Sabian "überliefen". Reißen nun die Flat Hats häufiger als die Quick Beat ??? Wer weiß das schon... bzw. wie will man das seriös ermitteln???
Dann ist es noch lustig zu beobachten, das viele Amis Paiste für KULT halten und sagen "die reißen viel seltener als unsere Zildjians". Diesen Satz habe ich von US-Musikern sooo oft gehört. Merkt ihr was???
Nun noch mal etwas persönliches von mir: Ich finde es rotzfrech, wie einzelne Firmen mit gerissenen Becken bzw. dem Thema Umtausch umgehen. Ich erinnere, dass es mich vor einigen Jahren viele Nerven kostete, bis ich die Firma Paiste dazu bringen konnte, ein gerissenes Becken umzutauschen. Sie behaupteten "so ein Riß trete nur auf, wenn ein Becken aus mehreren Metern Höhe auf Beton falle..." Dieser Satz war für mich seinerzeit die absolute Provokation und erst heute kann ich über dieses Höchstmaß an Unverschämtheit lachen. Ich habe damals meine Becken besser geschützt als vermutlich die Goldbarren in Fort Knox (geschützt werden). Anyway, sie sägten es erst aus, und als es dann wenige Wochen später wieder riß, machte ich soviel Druck, bis sie es endlich umtauschten, diesen Akt gleichwohl aber als absolut-unübliche Kulanz herausstellten. Dies war für mich der Hauptgrund von Paiste jahrelang keine Becken mehr zu kaufen.
Dann erwarb ich sehr tolle Sabian Becken, die aber auch mehrfach einrissen und da half nur ein Materialprüfungsgutachten um den damaligen Vertrieb (der genauso unverschämt wie Paiste agierte) zum Einlenken zu bringen. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ich auch gerissene Istanbul, Meinl und Wuhan Becken kenne (und spielte)
Ich bin heute ein Heavy-Hitter, war es siehe oben, aber viele Jahre lang nicht!!! und trotzdem rissen viele Becken. Sie waren locker aufgehangen und stets geschützt durch Kunststoffisolierung an den Beckenständern montiert. Nur ein einziges Wuhan China habe ich mal "geschrottet", da sein einziger passabler Sound nur zu entlocken war, wenn man es knochenhart festdrehte.
Die Krönung finde ich aber, dass uns Beckenhersteller immer wieder vorschreiben wollen (seit einigen Jahren auch mittels Prospekten und Anschauungsillustrationen), was eine richtige!!! und eine falsche!!! Spielweise und Anschlagart sei. Es ist meiner Meinung nach nur der Versuch von ihren eigenen Service-Unzulänglichkeiten abzulenken und im Falle von Beschädigungen dem Drummer ein schlechtes Gewissen zu machen so nach dem Motto "ja wenn Du falsch anschlägst, muß das Becken ja kaputt gehen".
Es glaubt ja wohl kein Drummer ernsthaft, dass sich technisch brilliante Heavy-Drummer wie Scott Travis, Tommy Aldridge, Anders Johansson oder Deen Castronovo vorschreiben lassen, WIE, WO und mit WELCHEM Bewegungsablauf sie in heavy-fusion-fills ihre Becken zu treffen haben. Absolut lächerlich!!! Nur noch am Rande sei vermerkt, dass viele Rockdrumming-Endorser von Paiste bis Zildjian ala "I don´t give a damn" für die souveräne "Wisch-Anschlagstechnik" nur ein müdes Lächeln übrig haben. Hindert die Industrie natürlich nicht daran uns weiterhin die Lachnummer vom RICHTIGEN Beckenschlag einzutrichtern.
Man stelle sich nur mal vor, einem Star-Pianisten wie Horowitz würde der Flügelhersteller "Steinway" diktieren, wie er sein Sustainpedal zu treten hat, damit die Verchromung sich nicht ablöst. Absolut lächerlich!