Da in meinem Hörzone Thread ja viele den Sound meines Probemitschnitts gut fanden und dort Interesse aufkam wie der zustande kam; möchte ich das hier gerne mein Live Mixing Konzept vorstellen.
Prinzipiell erledigt dabei alles ein Computer mit dem Programm "Software Audio Console" (http://www.softwareaudioconsole.com/). Was man dazu benötigt und wie das funktioniert will ich hier im folgenden euch zeigen:
Man braucht prinzpiell folgende Sachen:
In diesem Kasten befinden sich alle Ein und Ausgänge, hier kommt alles zusammen. Von oben nach unten:
2x Behringer ADA 8000 Preamp mit Digitalaus- und Eingang (ADAT) mit 8 (16) analogen Eingängen (vorne) sowie 8 (16) analogen Ausgängen (hinten)
darunter:
Millenium HP4 Kopfhörerverstärker, mit 4x Stereo IN auf der Rückseite; stellt die 4 seperaten InEar Mixe für Bassisten + 3 Gitarristen zur Verfügung.
darunter:
MOTU 2408 Audio Interface an die die beiden ADA's per ADAT angeschlossen sind. Das macht 16 Mikrofonpreamps + 8 analoge Cinch Eingänge rückseitig, an die in unserm Fall die 3 Gitarren (jeweils als Stereo) + ein Stereo Keyboard angeschlossen sind.
Insgesamt also 24 Ein- und Ausgangskanäle.
Die Belegung ist bei uns wie folgt:
EINGÄNGE [Preamps vorne + MOTU Cincheingänge hinten]
ADA 8000 Nr.1
01 Bassdrum mit AKG D112
02 SnareDrum mit Shure Sm57
03 Tom 10" mit t.bone cd 55
04 Tom 12" mit t.bone cd 55
05 Tom 14" mit t.bone bd 200
06 Tom 16" mit t.bone bd 200
07 Overhead Links mit Behringer C2
08 Overhead Rechts mit Behringer C2
ADA 8000 Nr.2
09 Bass über DI mittels DI Box VOR dem Amp abgegriffen (also nur das Instrument)
10 Haupt Vocals SM58
11 Background Vocals 1 SM58
12 Background Vocals 2 SM58
13 - frei -
14 - frei -
15/16 AUX IN für Zuspieler [daran hängt ein Adapterkabel auf kleine klinke für iPod, Metronom oder sonstige externe Quellen falls benötigt]
MOTU 2408 Chinch Eingänge (Rückseite)
17/18 Gitarre 1 in Stereo
19/20 Gitarre 2 in Stereo
21/22 Gitarre 3 in Stereo
23/24 Keyboards in Stereo
AUSGÄNGE
Behringer ADA8000 Nr.1:
01/02 Millenium HP4 Mix1
03/04 Millenium HP4 Mix2
05/06 Millenium HP4 Mix3
07/08 Millenium HP4 Mix4
Behringer ADA8000 Nr.2:
09/10 Stereosumme des FOH Sounds der ohne weitere Umwege in die PA geht
11/12 In Ear Mix für Sänger geht zu persönlichem InEar System
Kanäle 13-24 sind bisher ungenutzt; könnten aber live für diverse Funktionen benutzt werden (seperater Mix für Video, Delaylines, analoge Recorder, etc.)
Das ist der Rechner; this is where the magic happens
Normalerweise ist der in einem sehr stabilen Shockmount Case eingebaut welches ihn roadtauglich macht, da ich den aber gerade aufgerüstet hab sieht der momentan so aus.
Was steckt drinnen ?
Intel Core i5 mit 3,3Ghz
2048 MB Ram
32 GB SSD Festplatte
500 GB S-ATA Festplatte
Auf der SSD ist Windows XP + SAC installiert
Auf der 500 GB Platte ist eine gespiegelte Partition von der SSD, für den unwarscheinlichen Fall dass die unterwegs mal abrauchen sollte. Es benötigt dann exakt einen Neustart des Rechners und man ist wieder am Start. Die restlichen 468 GB bilden eine Partition für Aufnahmen / Mitschnitte / Backups / Treiber und sonstigen Kram.
Dieses System in 2 Cases (momentan insgesamt 6HE), welche man bequem alleine tragen kann, ersetzen digital wofür man Analog fogendes bräuchte:
Grosses FOH Pult mit Vollparametrik und einer Tonne Outboard Gear (min. 30HE)
6 seperate Monitormischpulte mit ungefähr der gleichen Dimension wie das FOH Pult
Digitalrecorder für 24 Kanäle
Stagebox mit Multicorekabel, da der Rechner neben der Bühne steht und nur 2 XLR Kabel zur Haus-PA gehen
CD Player für Clicktracks / Hintergrundmusik und Einspielungen in die Live show (Samples, Intros etc.)
3x 4x12 Gitarrencabs (wir nutzen in SAC einen Impuls den ich im Studio gemacht habe von einer Mesa Boogie 4x12 Rectifier Gitarrenbox)
1x Ampeg SVT Fullstack (Software Emulation in SAC)
sämtliche Monitorboxen auf der Bühne da jeder Musiker seinen persönlichen In Ear Mix hat, in einer Qualität die man ohne eine Woche Preproduction über Wedges niemals so hinbekommt.
Weitere Vorteile:
Leise Bühne, was dem Sound in jeder Hinsicht zuträglich ist. Lediglich das Schlagzeug erzeugt überhaupt Geräusche auf der Bühne
Man hat SEHR wenig zu schleppen. Keinen Gitarrenamp oder Box, keinen Bassamp oder Box, nur Schlagzeug, Gitarren + 2 4HE Cases indem die gesamte Technik platz findet
Kein Soundcheck mehr von Nöten, da die komplette Show vorproduziert ist und per Clicktrack gesteuert wird. Der Sound von Gitarren/Bass ist, da keine Mikros genutzt werden vom Raum unabhängig und übersprechungsfrei, lediglich die Overheads der Drums sowie die Gesangsmikros müssen vor der Show kurz an den Raum angepasst werden, der Rest ist bereits vorher fertig.
Kein externer Soundmann mehr nötig der während der Show mischt, lediglich vor der Show muss die Haus PA angepasst werden; das sollte aber bei jedem Gig im halbwegs professionellem Rahmen sowieso schon geschehen sein.
Von jedem Gig / Probe whatever aufgenommene Einzelspuren aller Spuren, aus denen sich gut klingende Demos / Videoton etc. erstellen lassen.
Unabhängigkeit von gegebener Monitoring Situation da wir kein externes Monitoring brauchen und in jeder Situation, unabhängig vom Gig den gleichen Monitorsound haben
Platz auf der Bühne... da dort prinzipiell nur das Schlagzeug + die andern Musiker stehen müssen
Prinzipiell sind wir wie eine im Vorfeld fertig produzierte CD, die live gespielt wird.
Das gesamte System hat eine Roundtrip Latenz (AD Wandlung -> Rechner -> DA Wandlung) von ca 6ms; Roundtrip bedeutet vom analogen eingang bis zum analogen Ausgang; also die Summe aller Latenzen. Das entspricht ungefähr der Zeit die Schall braucht, um 2 Meter Strecke in Luft zurück zu legen.
FÜr die Gitarristen fühlt es sich genauso direkt an wie ein echter Verstärker, da man von dem ja auch meist 1-2 Meter weit weg steht und sich daher latenzmässig nichts ändert.
Für mich als Drummer ist es ganz minimal zu merken, aber nur auf den Overheads (da dort die zusätzliche Distanz der Schallquellen zum Mikro noch Latenz hinzuaddieren, und man es nicht gewöhnt ist beim spielen aus dieser Perspektive die Drums zu hören) Es ist aber in keinem Fall so dass es den Spielspaß oder Qualität der Performance schmälert, im Gegenteil; ich habe einen Monitorsound der jenseits von gut und böse ist, ich höre jedes Detail jedes Instruments immer.
Das hier ist das Remote Netbook.... Per (W-)LAN mit dem Rechner verbunden. Wenn man doch nochmal in den Mix eingreifen muss, kann man das hiermit bequem von jeder Position aus machen. Ich stell mich damit meist mitten ins Publikum weil natürlich da der Sound gut sein muss und nicht am Mischpult. Bei Proben wird das Ding rumgereicht an Jeden der was seinem Monitoring ändern möchte... das schon viele Nerven (besonders meine ;))
Sowas wird benutzt um die Gitarrensounds zu machen.. Klingt für sich alleine relativ scheisse; wenn man aber die Speakersimulation ausmacht und dafür einen Impuls einer richtigen Gitarrenbox nimmt, klingt das ganze doch relativ amtlich!
Der Blick auf den W-Mixer von SAC, hier sieht man auf welche Optionen man in jedem Channel sofort zugriff hat, neben VST Plugins die man natürlich noch laden kann..
Falls noch Fragen sind, könnt ihr die hier gerne Stellen... Wie das ganze so klingt, kann man sich z.b. hier anhören: slo77y's Hörzone [Probemitschnitt Progressive Metal]
Ich nutze das System btw. nicht nur für unsere Band sondern auch Live als Mischpultersatz... Zwei Kollegen von mir tun das gleiche und keinem von uns ist in über 1,5 Jahren jemals der Rechner abgestürzt oder gab es sonst irgendein Problem. Jeder Veranstalter fragt immer erstmal "Stürzt der Rechner nicht ab?" Die Antwort ist: NEIN!
Gruss,
schlotzieh