Vollständiger Original-Thread: --- MIDI und Drums --- Was ist MIDI? Ich hör nix!
--- MIDI und Drums --- Was ist MIDI? Ich hör nix!
Diese Frage wird immer wieder im DF gefragt, da MIDI bezüglich E-Drums sehr gut genutzt und eingesetzt werden kann. Es gibt unzählige MIDI-Seiten wo MIDI in allen Facetten erklärt und dargestellt wird. Ich habe mich dazu entschieden MIDI im E-Drum Bereich für Euch näher zu erklären und was man sonst noch alles damit anstellen kann.
Einer der wichtigsten Informationen zu MIDI ist der MIDI Guide und MIDI-OX. Wenn man noch mehr über MIDI wissen möchte, sollte das einer der Hauptlektüre sein.
Dann fangen wir mal an:
1.3 Was benötige ich um mit MIDI zu arbeiten?
1.4.1 MIDI-Message: Was wird den jetzt eigentlich übertragen?
2.0 Was hat das ganze jetzt mit Drummen zu tun?
2.0.1 General MIDI Drum Setup Tabelle
2.1 Was passiert jetzt genau bei einem E-Drum?
2.2 Ändern der zugewiesenen MIDI-Noten
3.2Warum MIDI-Aufnehmen und nicht gleich analoge Aufnahmen
3.3 Mein Timing stimmt einfach nicht, Synchronisierung?
4.0 Ich habe aufgenommen und nun?
7.1 Softwaresequenzer (Midi-Recorder)
1.0 Was ist MIDI?
MIDI (Musical Instrument Digital Interface) ist eine „undirektionale“ digitale Standardschnittstelle zur Übertragung musikalischer Informationen zwischen computergesteuerten Instrumenten (Keyboard, E-Drum), Effekten, Computern usw. Undirektional heißt, MIDI-Daten können nur in eine Richtung übertragen werden. MIDI-Out kann nur Daten senden, niemals empfangen! Alle elektronischen Instrumente besitzen eine MIDI-Schnittstelle um MIDI-Daten zu empfangen (MIDI-In) oder um MIDI-Daten zu senden (MIDI-Out). Die Anschlussbuchsen entsprechen den fünf poligen DIN-Buchsen älterer Hifi-Geräten. Wenn MIDI-Out die Option (OUT/THRU) hat, werden alle eingehenden MIDI-Informationen als Kopie automatisch an die MIDI-Out-Buchse weitergeleitet. Das ist nötig, wenn mehrere Instrumente (Keyboard1, Keyboard2) MIDI-Daten von einem „Master-Instrument“ empfangen.
MIDI ist ein Datenprotokoll das Nachrichten (auch genannt Messages / Events) versendet! MIDI-Daten haben keinerlei Informationen zu einem Klang! Wenn auf eine Taste oder Instrument geschlagen wird, werden nur die Information der Taste und die Anschlagstärke übermittelt. MIDI ist dazu da um etwas zu steuern! MIDI wurde von Dave Smith erfunden, dem Gründer der legendären Firma Sequential Circuits SCI. Der erste Synthesizer mit einer MIDI-Schnittstelle war der Prophet 600. Das Yamaha DX7 stand 1983 mit einer MIDI-Schnittstelle in den Verkaufsläden.
1.1 MIDI-Noten kanalisieren
MIDI-Noten werden grundsätzlich bestimmte Kanäle zugeordnet, damit nur MIDI-Noten bestimmter Kanäle für bestimmte Instrumenten (Keyboard1, Keyboard2, Drum, Sound-Expander usw.) verarbeitet werden können. Es gibt genau 16 MIDI-Kanäle.
Die Kanäle sind bei den einzelnen Instrumenten bereits vorkonfiguriert. Ein Keyboard wird standardmäßig im Kanal 1 senden, unser Drum-Modul wird standardmäßig im Kanal 10 senden.
Kanal 10 ist ein spezieller Kanal für Multi-Instrumente, sprich ein Instrument (Drum-Modul) mit mehreren Instrumenten (BD, SN, HH usw.)
Teilweise wird noch Kanal 11 für die Percussion heran gezogen, dazu muss aber im Einzelfall das Drum-Modul auf diesen Kanal umgestellt werden.
Genau hier gibt es immer mal Schwierigkeiten warum, anscheinend MIDI-Noten nicht verarbeitet werden. Die MIDI-Noten senden den falschen Kanal oder werden im falschen Kanal empfangen! Wenn der Kanal nicht stimmt, werden die MIDI-Daten zwar empfangen aber nicht verarbeitet.
Instrumente die mehrere Kanäle empfangen können, nennt man Multi-Mod. Das TD-20 hat bsp. einen internen Sequenzer mit 4 Kanälen. Sendet die MIDI-Noten auf Kanal 1 an das Drum-Modul, so hört man den internen Sequenzer des TD-20 auf Kanal 1. Kanal 1 ist im Normalfall immer die Melodiespur. Dazu später aber mehr….
1.2 MIDI ist nicht AUDIO
MIDI hat mit analogen Audio-Aufnahmen rein gar nichts zu tun! MIDI ist nichts anderes als ein Protokoll von digitalen Informationen. Bleiben wir mal kurz beim Keyboard, damit lässt es sich besser erklären Ich drücke auf eine bestimmte Taste, das Keyboard versendet die Information Taste xy mit dem Anschlag gedrückt. Das Empfangsgerät empfängt die Information "Taste xy mit diesem Anschlag gedrückt" Klangliche Informationen werden prinzipiell nicht übertragen!
Wenn man das verstanden hat, ist es erst einmal klar, warum auf der Empfangsseite nichts zu hören ist! Es gibt ja nur die Information „bestimmte Taste gedrückt“!
Also:
- MIDI ist nicht zu hören
- MIDI klingt nicht
- MIDI steuert!
1.3 Was benötige ich um mit MIDI zu arbeiten?
Grundsätzlich benötigt man nicht viel. Ein Gerät das MIDI-Daten senden kann, ein MIDI-Kabel und ein Gerät das MIDI-Daten empfangen kann. Mehr ist eigentlich nicht nötig. Man sollte sich nur im Klaren sein, was möchte ich eigentlich mit MIDI tun.
1.4 MIDI-Standard
Wie es so in der großen weiten Welt ist, kann man sich nicht auf einen Standard einigen und jeder Hersteller preist seinen eigenen Standard an. Leider gibt es keinen generellen Standard für alle Instrumente. Bleibt man bei einer Produktfamilie gibt es grundsätzlich keine Schwierigkeiten. Hat man Instrumente von unterschiedlichen Herstellern kann es zu kleineren Problemen kommen.
Folgende sogenannte Standards gibt es |
|
General MIDI | Quasi-Standard |
Roland GS | Erweiterung des General MIDI-Formates durch Roland |
XG | Yamaha |
Zum Glück gibt es nicht sehr große Abweichungen.
Die grundlegenden Unterschiede sind:
- Die Definierung des mittleren C --> Zuweisung der Notennummer 60
- General Midi definiert das mittlere C als C4
- Yamaha definiert das mittlere C als C3
- Daten-Bereiche werden von 0-127 (General Midi) oder von 1-128 (Yamaha) gesendet.
Je nachdem mit welchen Drum-Modul (Midi-Standard) gespielt wird, sollte vor den Aufnahmen das "mittlere C" im Software Sequenzer korrekt eingestellt werden.
1.4.1 MIDI-Message: Was wird den jetzt eigentlich übertragen?
Wie bereits oben erwähnt werden reine digitale Informationen übertragen. Leider sind diese Informationen begrenzt. Um es genau zu sagen, es können max. 256 Informationen (0-255) Bytes pro Midinote übertragen werden. Diese Bytes sind wiederum aufgeteilt in:
- 0 – 127 Daten-Bytes
- 128 – 255 MIDI-Messages
OK, hört sich nicht nach viel an, aber natürlich kann das beliebig kombiniert werden.
Die Messages sind wie folgt aufgeteilt
System-Messages | (16 Byte) | bsp. System-Exclusive-Message (SysEx) |
Channel-Messages | (112 Byte) | für folgende Channel Message Typen |
|
Aufbau der MIDI-Übertrageung |
|||
Message-Typ & Status |
Byte |
Erstes Datenbyte |
Zweites Datenbyte |
Note + Kanal |
0 -127 |
Pitch (Tonhöhe) |
Wert |
Note On + Kanal |
128 – 143 |
||
Note Off + Kanal |
144 – 159 |
||
Poly-Pressure + Kanal |
160 – 175 |
Pitch (Tonhöhe) |
Wert |
Control Kanal |
176 – 191 |
Controller # |
Wert |
Program-Change Kanal |
192 – 207 |
Programm-Nummer |
|
Channel-Pressure Kanal |
208 – 223 |
Wert |
|
Pitchbending Kanal |
224 – 239 |
Wert (fein) |
Wert (grob) |
System-Message |
240 - 255 |
Wert |
Wert |
Aufgrund dieser Struktur sollte jetzt jedem klar sein, warum es nur möglich max. 128 Töne per MIDI abzurufen.
1.4.2 Control-Message
Die Controller-Messages steuern allgemeine Sound-Parameter wie Lautstärke, Panorama, Pedale usw.
Hier ein paar Auszüge der vorhandenen Controller-Daten
Wert |
MIDI-Controller |
0 |
Bank Select MSB (Most Significant Bit) |
4 |
Foot Control; Steuerung Hi-Hat |
7 |
Volume |
8 |
Balance |
10 |
Panorama |
16 |
General #1; Positionserkennung Instrument |
32 |
Bank Select LSB (Least Significant Bit) |
Das sind nur die wichtigsten Controller-Messages. Insgesamt gibt es 121 Messages. 7 Controller-Messages sind für spezielle Aufgaben reserviert Jeder Controller-Message kann ein Wert von 0-127 zugewiesen werden. Somit ist auch klar, dass das Volumen, Anschlagstärke (Velocity) max. 128 Abstufungen hat. MSB und LSB kann man sich am besten vorstellen wenn man sich vorstellt MSB ist die Straße und LSB ist die Hausnummer in der Straße.
2.0 Was hat das ganze jetzt mit Drummen zu tun?
Nun ja, wenn man mit einem E-Drums mehr machen möchte als nur drummen, bietet MIDI eine Reihe an Möglichkeiten an die ich erläutern möchte.
Als erstes sollte man sich am Drum-Set Klarheit verschaffen, was MIDI am Set bedeutet.
Vergleicht am besten die einzelnen Instrumente (BD, SN, HH, usw.) mit einer einzelnen Taste auf dem Keyboard. Ihr habt sicherlich schon mal auf einem Keyboard mit Drumsounds rumgehämmert. Das Prinzip ist da genauso.
Jedes Instrument wurde einer fest definierten Note zugewiesen. Dazu schaut ihr Euch einfach die Notenzuordnung in Eurem Handbuch an.
Da haben wir folgende Instrumente mit Notennummern:
Instrument | Note | Notennummer |
Kick |
C2 |
36 |
Kick-Rim |
H1 |
35 |
Snare |
D2 |
38 |
Snare-Rim |
E2 |
40 |
usw. |
||
General MIDI Drum Setup Tabelle
Falls bei Euch die Kick auf C1 und auf Notennummer 24 sitzt, ist das ebenfalls OK. Das ganze hat sich um eine Oktave verschoben, weil die Notennummer 60 nicht auf dem mittleren C „C4“ (General Midi) sitzt!
Macht Euch da nicht verrückt, nehmt es so hin und fertig, passieren wird erst einmal nichts. Wenn aber irgendwann anstatt der BD die Tom1 zu hören ist, wisst ihr jetzt warum! Definiert das "mittlere C" richtig, und alle passt wieder.
- mittleres C == Notennummer 60 == C4 (General Midi)
- mittleres C == Notennummer 60 == C3 (Yamaha)
Wie ihr feststellen werdet, wurden die Input-Informationen Noten bzw. Notennummern zugewiesen. Ohne diese Zuweisung von Noten/Notennummern würde man nichts hören.
Das heißt, dass z.B. ein 3Wege-Pad, wie das Ride-Pad, auch mind. drei MIDI-Noten haben muss. Beim TD-20 sind dem Ride-Pad 4 MIDI-Noten zugewiesen worden (Ride-Edge, Ride-Edge-Rim, Ride, Ride-Rim).
Wie ihr ggf. bei der Notenzuordnung feststellen werdet, wurden einzelnen Noten teilweise zwei Sounds zugewiesen. Einmal als Drum-Set und einmal als Percussion-Set.
Damit könnt ihr Euer Set einmal als Drum-Set (Standard) oder als reines Percussion-Set spielen.
Ihr musst einfach nur vom MIDI-Kanal 10 (Drum-Set) auf MIDI-Kanal-11 (Percussion-Set) wechseln. Wie das geht steht in eurem Handbuch.
Das heißt aber nicht, dass ihr keine Percussion-Instrumente einem Drum-Set zuweisen könnt. Das geht natürlich jederzeit, indem ihr ein Percussion-Sound auf eine MIDI-Note legt.
2.1 Was passiert jetzt genau bei einem E-Drum?
Wir schlagen auf die Snare. Der Trigger überträgt das Impuls-Signal an das Drum-Modul. Nur aufgrund der Tatsache, dass wir das Triggerkabel am Snare-Input angeschlossen haben, weiß das Drum-Modul das es sich um die Snare handelt.
Als nächstes wird dieser Impuls zu einer MIDI-Note zerlegt (konvertiert).
Wir wissen die Snare hat die Notennummer 38, Note D2, und die Anschlagstärke Velocity war 87 usw. Was der Konverter sonst noch alles von dem Triggerimpuls auswertet, wird ein ewiges Geheimnis bleiben und ist sehr abhängig von den jeweiligen Drum-Modulen.
Jetzt endlich weiß das Drum-Modul welchen Sound es wie laut zu spielen hat. Es spielt den Sound, der der Note D2 zugewiesen wurde mit der Lautstärke von 87. (Natürlich mit den jeweiligen Parameter, wie ich meine Snare modelliert habe. Das ist aber jetzt nicht das Thema.)
Letztendlich spielt das Drum-Modul keinen Snaresound im klassischen Sinne nur weil ich auf die Snare geschlagen habe, sondern dass Drum-Modul spielt den Sound, den ich der Note D2 zugewiesen habe!
Triggereingang | Note | Notennummer |
Snare | D2 |
38 |
Snare-Rim |
E2 |
40 |
Kick | C2 |
36 |
usw. |
Jetzt ist auch klar, warum im Prinzip beliebig viele Kits mit unterschiedlichen Sounds erstellt werden können. Die Kits sind nichts anderes als ProgramChanges, die manuell oder auch durch MIDI-Events gewechselt werden können.
2.2 Ändern der zugewiesenen MIDI-Noten
Einige Module lassen es zu, die zugewiesenen MIDI-Noten (Snare = D2) pro Instrument zu verändern. Das ist ja recht schön, aber davon kann ich nur abraten! Das gibt Chaos, wenn mehrere Instrumente miteinander verbunden werden müssen! Die Zuordnung der MIDI-Noten auf die einzelnen Instrumente ist standardisiert. Wenn es Abweichungen geben sollte, checkt die Notennummer 60 mit dem mittleren „C“.
3.0 Achtung Aufnahme
Bleiben wir zuerst auf dem Drum-Modul. Wenn das Drum-Modul die Möglichkeit hat, Pattern aufzunehmen, wird grundsätzlich alles per MIDI aufgenommen.
- das spart Platz
- MIDI kann ich bearbeiten (später mehr)
- kann die Sounds bearbeiten / modellieren
- kann mit unterschiedlichen Kit-Einstellungen arbeiten
- kann die Taktgeschwindigkeit beeinflussen
Noch einmal, nur die reinen MIDI-Noten werden aufgenommen, sonst nichts!
Schöne Beispiel wäre hier, ein Percussion-Pattern erstellen, das zum Drum-Kit läuft
3.1 Externe Aufnahmen
Um externe Aufnahmen durchführen zu können, benötigt man auf jeden Fall einen Sequenzer, in diesem Fall einen Software-Sequenzer, oder sagen wir besser einen MIDI-Recorder.
Um eine MIDI-Aufnahme zu realisieren muss das Drum-Modul mit dem MIDI-Recorder verkabelt werden. Drum-Modul-MIDI-Out an MIDI-Recorder-MIDI-In.
Der nächste wichtige Punkt ist zu wissen, auf welchen Kanal sende ich die MIDI-Daten. Wie schon beschrieben werden die Drums-MIDI-Noten auf dem MIDI-Kanal 10 (Multi-Instrument) versendet. Zudem muss klar sein, auf welchen MIDI-In-Port die Daten empfangen werden. Das ist abhängig der eingesetzten Soundkarte und der vorhandenen Schnittstellen am PC/Mac. Einfache Soundkarten (Multi-Media-Karten) können MIDI-Signale über den Game-Port empfangen und ausgeben. Für Aufnahmen und Wiedergabe von MIDI-Daten sind solche Audio-Karten ausreichend, da es mit MIDI keine Latenzprobleme gibt.
Jeder MIDI-Recorder hält standardmäßig die 16 möglichen MIDI-Kanäle zur Verfügung. Um Drum-MIDI-Noten aufzunehmen, muss Kanal 10 auf Aufnahmebereitschaft „scharf schalten“ gestellt werden. Klicke ich auf Aufnahme, werden alle MIDI-Signale, die auf Kanal 10 gesendet werden, aufgenommen.
Wenn das nicht funktionieren sollte, liegt es grundsätzlich an einen der genannten Punkte:
- richtig verkabelt
- korrekten Kanal gewählt
- werden MIDI-Daten überhaupt gesendet
- sendet das Drum-Modul in Kanal 10. Wenn Kanal 11 gesendet wird, muss natürlich auf Kanal 11 aufgenommen werden
- richtiger MIDI-In-Port am MIDI-Recorder ausgewählt
- MIDI-Kabel prüfen
Wenn wir das geschafft haben, sind wir einen riesen Schritt weiter. Jetzt können wir spielen und aufnehmen. Werden aber bald feststellen, das ganze passt noch nicht ganz.
3.2 Warum MIDI-Aufnahmen und nicht gleich analoge Aufnahmen
Die Antwort ist eigentlich ziemlich einfach beantwortet. MIDI-Noten können jederzeit beliebig bearbeitet werden. Jeder Verspieler/Fehler können korrigiert/angepasst werden. Lautstärkeverhältnisse können angepasst werden, die Geschwindigkeit kann geändert werden, es können einzelne Instrumente hinzu gefügt werden und und und… Zudem kann jederzeit der Sound am Drum-Modul überbearbeitet oder an den Sounds experimentiert werden.
Mit analogen Aufnahmen, kann ich nur noch mit Effekten arbeiten, mit der digitalen Aufnahme hat man alle Möglichkeiten.
3.3 Mein Timing stimmt einfach nicht, Synchronisierung?
Wie schon oben beschrieben, hat technisch alles einwandfrei funktioniert aber da passt etwas nicht. Ich bin nicht im Timing, obwohl ich es mit dem Click einspielte. Diese Problematik liegt daran das unterschiedliche Maschinen unterschiedlich takten. Daher laufen irgendwann beide Maschinen unabsichtlich auseinander.
Dafür gibt es aber eine nette Abhilfe, die MIDI-Clock (TimeClock)
Dazu ernennen wir eine Maschine zum Master und eine Maschine zum Slave (Sklave). Wichtig dabei ist, dass Slave so eingestellt wird, dass die MIDI-TimeClock empfangen werden kann.
Wenn Aufnahmen gemacht werden, sollte der MIDI-Recorder der Master sein, dieser sendet die TimeClock und das Drum-Modul ist der Slave und richtet sich nach der empfangenen TimeClock.
Das bedeutet aber auch, dass wir erneut verkabeln müssen!
MIDI-Recorder-MIDI-Out an Drum-Modul-MIDI-In
Sonst kommt natürlich niemals die TimeClock an.
Warum soll der MIDI-Recorder der Master sein?
Am MIDI-Recorder wird die Nachbearbeitung stattfinden und ggf. weitere Aufnahmen von weiteren Instrumenten durchgeführt. Daher macht es Sinn, diesen als Master zu definieren, der weitere Instrumente steuert. Die Bedienung/Bearbeitung ist am PC/Mac ist in der Regel einfacher.
3.3.1 MIDI-Schleife
Aufgrund der Tatsache, dass wir unser Drum-Modul-MIDI-Out an den MIDI-Recorder-MIDI-In (für MIDI-Daten) und den MIDI-Recorder-MIDI-Out an das Drum-Modul-MIDI-In (MIDI-TimeClock) angeschlossen haben, kann es zu einer MIDI-Endlosschleife kommen und dadurch zum MIDI-Overflow kommen!
Dies kommt aber nur dann vor, wenn der Slave MIDI-THRU oder SOFT-THRU hat und dieser aktiv ist.
MIDI-THRU bedeutet, alle eingehenden MIDI-Signale werden automatisch als Kopie an MIDI-Out gesendet. Ihr könnt Euch jetzt vorstellen was passieren wird. Das gleiche wird passieren wenn MIDI-Daten an das Drum-Modul gesendet werden und das Drum-Modul-MIDI-Out verkabelt ist. Dadurch kann es unter Umständen zu einem sogenannten "Flanger-Effekt" kommen.
Folgende Situation:
Drum-Modul-MIDI-In empfängt eine MIDI-Note
Eine Kopie wird an Drum-Modul-MIDI-Out/THRU gesendet
Instrument wird aufgrund der empfangen MIDI-Note gespielt
Dadurch wird erneut MIDI-Note erzeugt und ebenfalls über Drum-Modul-MIDI-Out gesendet.
Im Prinzip wird aus einer eingehenden MIDI-Note zwei MIDI-Noten versendet.
Um dieses Problem zu umgehen muss die sogenannte LOCAL-Funktion auf OFF gesetzt werden. Von dem angespielten Instrument wird danach keine MIDI-Noten versendet.
4.0 Ich habe aufgenommen und nun?
Endlich haben wir alles im Kasten und können uns das Ergebnis am Monitor ansehen.
Zu sehen sind die 16 MIDI-Kanäle.
Auf MIDI- Kanal 10 wurden die Drums aufgenommen (gelbe Aufnahmespur).
Softwarseitig gibt es einige Möglichkeiten MIDI-Noten zu bearbeiten. Die wichtigsten Editoren sind:
- Matrix-Editor
- Event-Editor
- Noten-Editor
Im sogenannten Matrix-Editor sehen wir die einzelnen MIDI-Noten pro Instrument
Hier sieht man wunderbar auf eine Zeit- Taktachse die einzelnen Instrumente und MIDI-Noten.
Zeilenbasiert das Instrument. Links ist eine Keyb-Tastatur zu erkennen. Jede Taste symbolisiert ein Instrument (BD, SN, HH usw.)
Spaltenbasiert die Zeit- Taktachse
Die farblichen Darstellungen der MIDI-Noten spiegeln die Velocity (Anschlagstärke) wieder
Wie ihr sehen könnt sind die MIDI-Noten nicht ganz genau auf der 1. Das ist schon alles korrekt so, es soll ja menschlich klingen, und nicht stupide wie ein Uhrwerk.
Wie ihr Euch sicherlich denken könnt, können natürlich alle MIDI-Noten am PC/Mac bearbeitet werden. Verschieben/hinzufügen/löschen/Lautheit ändern/Instrument ändern/Geschwindigkeit was auch immer, alles ist erlaubt.
Matrix-Editor
Snare Tom-Auftakt, 4/4 Groove nicht quantisiert.
So sieht das ganze etwas technischer aus. Hier sind u.a. die Controller-Daten zu sehen.
Mit der Message „Program“ wird das Set 1 (Wert 0) gewählt. Dieser Wert kann jederzeit geändert oder auch entfernt werden.
Hier sieht man die Position der einzelnen MIDI-Noten. Ob Message- oder DatenByte, alle Midi-Noten werden von Takt 1 der Reihe nach abgearbeitet. (Takt, Schlag, Format, Ticks) Ein einziger Takt kann von 1,1,1,1 bis 1,4,4,240 aufgesplittet werden. Das bedeutet, dass man rein theoretisch 3.840 MIDI-Noten in einen einzigen Takt auf ein einzelnes Instrument legen kann. Das sollte ausreichen..
Weitere Beispiele wie MIDI-Noten dargestellt werden.
Event-Editor
Foot-Control und General #1 (Positionserkennung ) ist für das HH zuständig
Hier ist zu sehen wie sich da HH öffnet
Foot-Control 127 = ClosedHH
Foot-Control 0 = OpenHH
Choke-Funktion im Event-Editor
Mit P-Press wird die Choke-Funktion ermöglicht
Darstellung der MIDI-Noten als Note.
Natürlich kann ich von den MIDI-Noten ein Notenblatt erstellen und diese im Notenblatt bearbeiten.
Man sollte bei der MIDI-Bearbeitung immer darauf achten, dass bei der Bearbeitung nicht zu viele MIDI-Noten auf der genau gleichen Zeit (gleiche Ticks) liegen. Sonst gibt es ein zeitliches Problem (Latenz-Problem). Das passiert gerne, wenn man die MIDI-Noten quantisiert. Das heißt, alles wird auf die volle Note gesetzt. Also, die BD und HH, SN liegen z.B. alle auf 1,2,1,1. Bei vier Instrumenten fällt das nicht auf, werden es mehr wird man es irgendwann hören.
4.2 Latenz
Wenn man sagen würde es gibt bei MIDI keine Latenz, so ist die Aussage falsch. Die MIDI-Latenz ist sehr gering (eigentlich nicht vorhanden), da alles digital übertragen wird und man sollte dabei einige Dinge beachten. Man muss nur wissen wieso es zu Latenzen kommen kann und wie man das Problem lösen kann. Ein rein digitales Signal hat minimalste Latenzen. Die Zeit zum übertragen einer MIDI-NoteOn-Message beträgt genau 0,96ms. Dieser Wert errechnet sich aus der Übertragungsgeschwindigkeit von 31.250 Bit/s und der Datenmenge von 3 mal (8 Datenbits + 2 Protokollbits).
Man sollte aber immer darauf achten, dass das MIDI-Kabel nicht länger als 8 Meter ist.
Ebenso sollte man darauf achten, dass die MIDI-Noten nicht alle auf dem gleichen Takt/Tick sitzen. Es existiert ja nur eine 8 Byte-Leitung. Wenn zu viele Informationen zur genau gleichen Zeit versendet werden sollen, gibt es Probleme bei der Übertragung. Es können die Nachrichten nur verzögert nacheinander verschickt werden oder es können dabei MIDI-Noten verloren gehen. Ein verschieben von einen Tick pro Instrument reicht da schon vollkommen aus. Ein verschieben bis 20 Ticks ist Groove-technisch überhaupt kein Problem.
5.0 Ich will was hören
Nachdem ich meine MIDI-Noten am MIDI-Recorder bearbeitet habe möchte ich endlich auch etwas hören. Es kann durchaus sein, das der MIDI-Recorder sofort etwas Hörbares ausspuckt. Das sind meistens die Standard MIDI-Sounds von der Soundkarte. Genau die wollen wir natürlich nicht hören.
Um das aufgenommene am Drum-Modul zu hören, müssen die MIDI-Noten einfach wieder vom MIDI-Recorder-MIDI-Out an das Drum-Modul-MIDI-In gesendet werden. Falls man nichts hört, kann es sein, dass die MIDI-In Funktion am Drum-Modul ausgeschaltet ist.
Natürlich kann ich mit den MIDI-Noten nicht nur das Drum-Modul sondern jegliche Drum-Librarys auf dem PC/Mac nutzen. Das Prinzip ist immer das gleiche. MIDI-Note startet einen zugewiesenen Sound!
5.1 Analog – Aufnahme
Nachdem alle Änderungen und endgültige Soundauswahl getroffen wurden, wird es Zeit den tatsächlichen Sound aufzunehmen. Kein Problem. Wir senden wieder MIDI-Recorder-MIDI-Out an das Drum-Modul-MIDI-In und gleichzeitig nehmen wir die Main-Outs auf. Das geht natürlich nicht mit dem MIDI-Recorder, dazu ist ein Audio-Programm notwendig. (Bsp. DrumModul-Main-Out an LineIn-PC/Mac)
6.0 Und sonst?
MIDI ist nicht nur dazu da um Sounds abzurufen, mit MIDI kann man noch viel mehr anstellen. Angefangen von abrufen von Sounds, steuern von Samples, Soundmodule bis zu einer kompletten Steuerung einer Lichtanlage. Alles ist erlaubt und machbar, wenn MIDI unterstützt wird!
6.1 MIDI und Samples
Ein Sample ist ein analoges Signal. Solche Signale können bedingt bearbeitet, gestartet und gestoppt werden. Ist ein Sample gestartet, läuft der Sample so schnell oder langsam wie dieser aufgenommen wurde. Ein laufender Sample kann im Prinzip nicht beeinflusst werden. Das heißt, alles andere muss auf den Sample abgestimmt sein. Ein Sample kann im Sample keine MIDI-Signale senden, da einem Sample direkt kein MIDI-Signal zugewiesen werden kann.
Man kann Samples im gewissen Grad per MIDI beeinflussen.
Durch senden von MIDI-Noten an den Sampler kann ich Sample starten/stoppen.
In Zusammenspiel von Pattern kann ich an den Sampler die nötige MIDI-Note senden um den oder die Samples an bestimmten Stellen zu starten/stoppen.
Ein Sampler kann als Start- oder Stopp-Sequenz eine MIDI-Note senden. Das ist nur möglich, wenn der Sampler das unterstützt.
7.1 Softwaresequenzer (Midi-Recorder) Hier eine Aufstellung der bekannten Softwaresequenzer. Die meisten Softwaresequenzer sind in Audioprogramme integriert.
- Logic
- Cubase
- Samplitute
- Fruityloops
- Magix Music Studio
- Ableton
- Cakewalk
- usw.
Die Sequenzer sind i.d.R. kostenpflichtig. Die Liste ist sicherlich nicht vollständig. Bitte meldet weitere Sequenzer. Die Liste wird erweitert.
Hier ein Linkvon kostenfreien Softwaresequenzer.
Ich hoffe, das MIDI-Tut gefällt Euch, über Response würde ich mich sehr freuen. Wenn es noch Fragen zu MIDI gibt, stellt sie einfach.MIDI ist sehr vielseitig.
Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen
Gruß Ruby