VORGESCHICHTE
Mit dem Furnieren ist es glaub ich so wie mit dem Heiraten oder wenn man ein Haus baut: Das erste Mal sollte nicht zählen. Mein erstes Mal liegt einige Jahre zurück. Damals versuchte ich eine 14"x7" Snare mithilfe von Spanngurten auf einen Streich rundum zu furnieren. Sah danach gut aus, aber es entstanden halt hier und da die typischen Anfängerwellen und -dellen. Gut, von weitem sind die natürlich nicht zu sehen:
Das gute Stück ist immer noch in meinem Besitz und macht sich vor allem mikrofoniert klanglich sehr gut. Bevor jemand schreit: Nein, das ist keine DW, das sind nicht mal dw-Böckchen, sondern Hayman-artige und die Snare ist vermutlich von Anfang der 90er Jahre. Sie hat einen 5mm Maplekessel.
DAS NEUE PROJEKT
Ich hatte dann für einige Zeit die Nase voll von dieser langwierigen und irgendwie dann doch unbefriedigenden Arbeit. Bis mir eines Tages ein größerer Karton voller Furnierabfälle (nicht größer als ein Briefumschlag) über den Weg lief. Für einen Freund wollte ich ohnehin eine ältere Basix-Snare überarbeiten für sein Kellerschlagzeug, die ich sehr günstig bei Ebay geschossen hatte. Sie hatte eine dieser blöden schwarzen Folien, die natürlich fast nur von den (sogar insgesamt 10) Spannböckchen auf dem Kessel gehalten wurde. Da bin ich immer froh an der schludrigen Verarbeitung mancher Trommeln.
Diesmal wollte ich also Schritt für Schritt furnieren, ein Blättchen nach dem anderen. Leider kam aus dem ganzen Angebot teils sehr schöner Hölzer (Vogelaugenahorn, Mahagoni) nur eine Sorte infrage wegen der 5.5" Höhe der Snare. Alle anderen waren leider kürzer. Also musste ich zu diesem eher unspektakulären Holz greifen. Es hätte sich nun auch angeboten, die Teile im Abstand der Böckchen zurechtzuschneiden, dann wären die Übergänge zwischen den Blättchen gut verdeckt worden. Nach drei oder vier Stück kam mir dann auch diese Idee.
Noch schlauer wär's auch gewesen, immer rechts und links einen Streifen abzuschneiden, weil das Holz in der Mitte dummerweise irgendwie immer etwas heller war. Dabei hatte sich der Karton jahrelang in einer Schublade befunden, also im Dunkeln. Komisch.
Hier sieht man ganz gut meine Vorgehensweise: Das dunklere Holz ist das Furnier. Links sieht man das erste Blättchen schon fertig verklebt. Ich benutzte diesmal nicht den ordinären Holzleim, sondern übrigen Parkett- und Laminatleim von meiner Hausrenovierung. Super Zeug! Nach dem Leimen hat man noch ein bis zwei Minuten Zeit zum Korrigieren, dann sollte das Furnier richtig sitzen. Wichtig ist eine gute Verteilung des Leims. Ich nahm dazu einen Zahnspachtel. Und Obacht: Keinen Leim auf die Oberseite des Furniers gelangen lassen!
Gut und gleichmäßig andrücken, herauslaufenden Leim abnehmen und dann braucht man irgendeine Art von Presshilfe, die man dann mittels Schraubzwingen oder dieser Halteklammern wie im Bild fest fixiert. Dieser von mir gewählte Pressspanstoff verband sich anfangs sehr schön mit dem herauslaufenden Leim. Darum habe ich nach dem im Bild zu sehenden Arbeitsschritt ein Stück Kunststoff (altes Fell z.B.) druntergelegt.
Am Stoß muss man aufpassen wie ein Luchs, wenn man den abgehärteten Leim entfernen muss. Dazu nahm ich ein normales Werkstattmesser. Danach die Kante ein bisschen mit Schleifblock nachziehen. Nächstes Furnierstück ansetzen und die Sache ging von vorne los. An einem Tag klebte ich immer nur ein oder zwei Stücke. Das geht dann gut mal zwischendrin, man braucht eigentlich nur fünf Minuten jedesmal. Also wieder: Mehr Warten als Arbeit.
Großes Problem ist natürlich das letzte Furnierstück, das will schön eingepasst werden und hier kann man nicht wie beim Folieren einfach mal überlappen lassen. Das muss auf Stoß stimmen! Hier kam ich an meine Grenzen und ich bin für gute Tipps (fürs nächste Mal) dankbar. Letztendlich hab ich's zufriedenstellend hingekriegt und die Abschlussstelle liegt dann auch schön unter einem Böckchen, wie sich's gehört.
Hier nun die fertig furnierte und bereits dreimal lasierte und geölte Snare (bereits mit Widmung im Innenbereich, und ja, das ist normales Rapsöl, selbstverständlich aus Baden-Württemberg und das funktioniert gut, gleichwohl würde ich Leinöl empfehlen):
Aufgrund der guten Erfahrungen bei meiner Premier-Restauration griff ich wieder auf die gute Clou Lacklasur zurück, diesmal im Mahagoni-Farbton. Das war unumgänglich, denn das Furnier war doch farblich wenig ansprechend und außerdem gab es eben diese unregelmäßigen dunklen Randstellen sowie die eine oder andere Leimspur...
Mit der Lasur gut in den Griff gekriegt, wie ich meine, und als vorerst letzten Schritt hier noch ein Tipp, um beim Nachbohren der Löcher so wenig wie möglich "einreißen zu lassen": Von innen durchstechen mit einem Nagel (Karton unterlegen) und dann von außen bohren.
Das soll fürs Erste mal reichen hier am frühen Morgen.