Ich habe unlängst mal nach einer Möglichkeit zum Üben in meiner bescheidenen Mietwohnung gesucht. Habe dabei mal alles mögliche in Erwägung gezogen, vom einfachen Gummipad über Übungsschlagzeuge bis zu e-drums.
Ursprünglich wollte ich mir selbst ein e-Set Zusammenbauen, habe das Vorhaben dann aber doch wieder verworfen, da mir der Arbeitsaufwand und die Kosten zu hoch waren.
Habe dann zufällig ein gebrauchtes Millenium MPS-300 entdeckt, inklusive Roland td-3. Habe das Ganze für € 330,- abgestaubt. Wenn ich bedenke, dass das td-3 neu normal allein schon 280,- kostet, eigentlich ein super deal. Ausserdem ist das genau meine Liga, aufbauen und loslegen. Okay die Freude auf meiner Seite war etwas getrübt durch das miese Rebound- und Triggerverhalten der Pads, die Freude meiner Nachbarn war getrübt durch die Lärmentwicklung der Pads.
Das wusste ich dank des Foums aber ja schon vorher. Also müssen Mesh Heads drauf.
Wie das Schicksal so spielt habe ich quasi Zeitgleich ein ddt Mesh Head geschenkt bekommen (Dank nochmal an Sonörchen ) mit dem ich einen Umbau der Pads mal an einem Pad ausprobieren konnte um sicherzugehen, dass der Umabu auch lohnt.
Ich kann's nur jedem empfehlen, der auch so ein Set hat. Der Umbau Lohnt sich gewaltig! Der Rebound ist danach super und das Triggerverhalten auch. Davor haben die Pads oft schläge ignoriert, was einen schnell zur Verzweiflung bringen kann.
Hier hab ich mal eine fotographische Schritt für Schritt Anleitung für alle, die das ebenfalls in Erwägung ziehen oder sich das erst einmal anschauen wollen. Der Umbau ist auf jeden Fall wirklich kinderleicht und der Nutzen enorm.
Hier zunächst das Pad wie es im Originalzustand aussieht. Es handelt sich bei dem Pad / Gehäuse um einen echten Holzring mit Gratung und Spannring aus Metall in bzw. für 8" Felle. Das weisse ist das Originalfell (einlagig, ziemlich festes Material).
Hier sieht man schön die Bestandteile Spannring, altes Fell (weiss) neues Fell (Mesh-Head, links, schwarz) und offener "Kessel". Hier sieht man jetzt auch die Gratung oben. Das schwarze im Pad ist ein Moosgummideckel. Ich habe zunächst mal versucht einfach dort das Mesh-Fell aufzuziehen, ohne Erfolg. Das Fell kann nicht frei schwingen, es liegt direkt auf dem Moosgummi auf. Ausserdem schlägt man so ebenfalls auf ziemlich festes Material, was einen enormen Lärm verursacht.
Nimmt man den schwarzen Deckel ab, muss man aufpassen. Direkt darunter (zwischen Moosgummi und schwarzem Schaumstoff) befindet sich der Trigger. Deshalb führt ein Kabel dorthin. Nicht zu arg daran ziehen!
Nun kann man schön das Sandwich-Innenleben des Pads sehen. Der Aufbau gliedert sich von oben nach unten wie folgt: Moosgummi, daran klebt eine Metallplatte (grau), darauf befindet sich eine Plexiglasscheibe (hier schlecht sichtbar), darauf ist der eigentliche (Piezo)Trigger befestigt. Darunter kommt eine schwarze Schaumstoffplatte von ca 2cm höhe und darunter nochmal die gleiche Platte in weiss.
Das Kabel zum Trigger führt durch beide Schaumstoffplatten hindurch. Bei der schwarzen Platte durch die Mitte bei der weissen gibt es am Rand ein Durchgangsloch. Um die Konstruktion umzubauen ist es Notwendig die Schaumstoffplatten herauszunehmen. Dazu muss man sie beide einreissen bis zur Kabeldurchführung. Den schwarzen also bis zur Mitte, den weissen nur am Rand.
So hier nun die Bestandteile zerlegt. Kessel mit Moosgummi/Plexiglas/Trigger immernoch mit Kabel verbunden. Die 2 Schaumstoffplatten und die Felle.
Um das Teil zusammenzubauen setze ich die Komplette Triggermatte umgedreht in den Boden des Kessels.
Darauf dann die eine Schaumstoffmatte.
Und nun der Clou: Viele kaufen sich da ja sog. Cushions (Schaumstoffkegel) um die Verbindung zwischen Netzfell und Trigger herzustellen. Da war ich ehrlichgesagt zu geizig dazu (knapp € 9,- pro Kegel) und habe nach ner alternativen Methode gesucht. Und nun der Clou: In der schwarzen Matte war bereits ein kleiner Zylinder herausgestanzt (Ich habe keine Ahnung warum), der sich ideal als Cushion-Ersatz verwenden lässt.
Den schwarzen Zylinder ungefähr in die Mitte gesetzt, welche auch noch Dank des Abdrucks des Kesselbodens gut sichtbar ist.
Mesh-Head drauf, Spannring drauf - Fertig.
Noch 2 Anmerkungen zu dem Schaumstoff-Zylinder:
1. Zuerst hatte ich probiert einfach die 2. Schuamstoffmatte auch noch obendraufzulegen. Dabei ergibt sich aber wieder das Problem, dass das Fell nicht schwingen kann und auch wenn schaumstoff porös ist, sich ein ziemlicher Lärm entwickelt.
2. Ich habe mir zuvor von meinem Bruder sagen lassen (Dipl.-Ing der mit Kunststoffen arbeitet) dass sich so ein impulsiver Schlag ohnehin kegelförmig durch feste Materialien ausbreitet. Nur der Winkel in dem sich der Impuls ausbreitet hängt vom Material ab. Klingt ja auch plausibel.
Um den Impuls vom Schlag aufs Fell auf den Trigger weiterzuleiten tut's in jedem Fall auch ein Zylinder aus Schaumstoff, oder ein Würfel.
Ich weiss, bei Roland argumentiert man, dass von dem Kegel nur ein Kleiner Punkt das Fell berührt (sog. Hotspot) und so die Gefahr gering ist, direkt auf diesen Punkt zu Hauen.
Seit ich die Pads umgebaut habe muss ich sagen, das Hotspot-Problem ist in meinen Augen völlig überbewertet. Selbst wenn ich auf den Schaumstoffzylinder haue ist der Pegel nur unwesentlich höher als in der unmittelbaren Umgebung.
Mein Fazit zum ganzen Set: Als Übungsset für die Wohnung ist es nun Top. Das Roland TD-3 als Modul hat ein paar echt gute Sounds, ein Metronom und einen Einschleifweg für einen MP3-Player o.ä., also super zum mitspielen.
Die Pads haben nun ein recht realistisches Reboundverhalten (Mesh-Heads eben) und triggern extrem sauber. Das Rack aus Aluminiumrohren ist auch ganz gut finde ich, ich baue es ja nicht täglich auf und ab. Es steht stabil und erfüllt seinen Zweck.
Die Becken sind nicht der Brüller. Es sind halt Kunststoffbretter mit Moosgummiüberzug. Nicht sehr realistisch aber sie gehen.
Der HiHat-Controller ist nicht sehr stabil, mir ist da schon ein Teil abgebrochen. Da ist Vorsicht geboten. Die Fussmaschine ist zwar nix besonderes, aber sie funktioniert.
Mittlerweile würde ich das Set mit Mesh-Heads bestückt auch neu in Anbetracht ziehen, wenn ich nochmal was zum üben für die Wohnung bräuchte. Vor allem aufgrund des Preis/ Leistungsverhältnisses.
Edit: Wollte noch anmerken, dass ich das Set nicht als Alternative für ein richtiges Schlagzeug vorstellen will, sondern eher als Alternative zu Übungsschlagzeugen und den e-drums (auch der Markenhersteller) der unteren Preiskategorie.
An dieser Stelle sei auch noch auf die inspirierende Seite von Forumskollege xtj7 verwiesen, der den Umbau seines Sets vorstellt inklusive der Erstellung eigener Cushions: http://xtj7.de/drums/umbau/