Nach einer Neuanschaffung war plötzlich mein altes Basix Drumset "übrig".
Nach den vielen DIY-Beiträgen hier im Forum, keimte in mir der Wunsch es als E-Drum umzubauen.
Im Folgenden beschreibe ich einige Erfahrungen und Aufbauten - vielleicht kann ja jemand davon profitieren...
Zu Beginn hatte ich auch die Idee, vielleicht auf einen "echten" Drumcomputer verzichten zu können.
Mir schwebte ein Aufbau mit einem Arduino plus Laptop zur Tonerzeugung vor.
http://de.wikipedia.org/wiki/Arduino-Plattform
Die Arduinos werden ja laut Datenblatt mit 6-16 Analogeingängen angeboten. Außerdem wird die gleiche CPU
ja schon lange erfolgreich im Megadrum Projekt eingesetzt.
http://www.megadrum.info/
Ich wollte dabei die Piezos einfacherweise direkt an die Kanäle anschließen, analog zu dieser Schaltung hier:
http://www.learningaboutelectr…-knock-sensor-circuit.php
Zunächst habe ich die Signale analysiert. Hier finden sich 3 typische Signalverläufe:
ideal: ungünstig:
typisch:
Dabei entsprechen etwa 8 horizontale Pixel einer Millisekunde. Der Arduino (mit 6 Eingängen) schafft bei mir
etwa 8000 Messungen pro Sekunde. Die Eingänge werden gemultiplext, also kann ich bei 6 Eingängen durchaus
jeden Eingang jede Millisekunde auslesen. Das Weiterschalten der Eingänge geschieht dabei dauernd und automatisch
über eine Interrupt-Steuerung (siehe Quellcode). Dabei habe ich recht schnell ein starkes Crossover zwischen
den Kanälen festgestellt. Bei schnellem Weiterschalten des Multiplexers ist der interne Kondensator weiter mit dem Signalpegel
aufgeladen, der nächste Eingang registriert also fälschlich auch ein Trigger-Signal. Ich habe diesen Effekt
verringern können, indem ich den Widerstand, über den der Pegel abgebaut wird, verringere. Hier muss man einen
Kompromiss zwischen Crossover-Reduzierung und Empfindlichkeit finden. Ich hatte zum Schluss gute Ergebnisse mit 230kOhm.
Das Programm funktioniert wie folgt:
-ständig werden die 6 Analogkanäle nach "avalue" ausgelesen und per Interrupt-Logik weitergeschalten
-in einer quasi-parallel dazu laufenden Schleife werden diese Pegel ständig geprüft
-liegt der Pegel über dem Schwellwert "threshold", beginnt die Messung
-es wird für mehrere Durchläufe ("reads") gemessen und der höchste Wert in "detectval" gespeichert
-dann wird die Midi Note für den Kanal gesendet, und für einige Millisekunden nichts weiter detektiert ("waits")
-danach wird wieder gemessen, da aber meisst noch Restsignal anliegt wird für einige Zyklen ("decay") nur ein Anstieg detektiert
(hier muss dann also der gemessene Wert "avalue" wieder deutlich über vorherige Messungen "oldvalue" ansteigen)
-danach beginnt alles wieder neu
Als Software auf dem Laptop habe ich folgendes verwendet:
-Hydrogen Drumsequencer (0.9.4) http://www.hydrogen-music.org/hcms/
-Hairless MIDI to Serial Bridge (0.4) http://projectgus.github.io/hairless-midiserial/
-Ubuntu 10
-Acer Aspire 1520 (von 2004)
-ALSA Treiber, Puffergröße 100 (wichtige Einstellung!)
Das finale Delay des gesamten Aufbaus muss unter 10ms liegen, ich konnte also keine Verzögerung mehr hören und messen(!).
Zur Messung habe ich einfach gleichzeitig Stickaufschlag und wiedergegebene Wavedatei aus dem Lautsprecher mit dem
Mobiltelefon aufgezeichnet. Anschließend kann man die Ausschläge mit Audacity o.ä. untersuchen.
Zum Vergleich hier ein hohes Delay von ca 80ms durch ungeeignete Soundtreiber:
hier die Messung des finalen Aufbaus (beide Töne liegen übereinander):
Die Einstell-Werte für mein Set stehen noch im Programm. Will man sehr schnelle Wirbel detektieren muss mann "waits" verringern.
40ms waren für meine üblich verwendeten Doppelschläge soweit ausreichend. Für schnelle Presswirbel wird das jedoch eher nichts.
Was noch völlig fehlt ist eine Crossover-Erkennung im Programm. Dies könnte man noch ergänzen.
Momentan habe ich die Schwellwerte "Threshold" soweit hochgesetzt, dass Crossover bei mir eher selten vorkam.
Quellcode: svensmux3.ino
Danach habe ich mir die Snare vorgenommen. Der Aufbau hier folgt den üblichen Empfehlungen aus dem Forum: Conrad-Piezo,
Heizungsrohrisolierung, doppelseitiges Klebeband. Den Halter/Sockel habe ich aus Locheisenband gebaut. Als Löcher zur Befestigung
habe ich bestehende Löcher aus Spannböcken etc. weiterverwendet. Auf dem Bild ist das Kabel noch Lautsprecherkabel, dies habe ich
später durch preiswerte abgeschirmte Kabel mit Klinkenstecker ersetzt. Das Netzfell habe ich final auch noch mit reichlich Schaumstoff
im inneren der Snare abgedämpft, dadurch wird ein Nachschwingen minimiert und die Erkennung wird sehr genau.
In identischer Weise habe ich dann auch alle 3 Toms inklusive Stand-Tom aufgebaut.
Danach der schwierigste Teil: Die große Trommel . Ich wollte einen Aufbau mit möglichst minimaler Schallentwicklung, Trittschall + Raumschall.
Folgendes ist dabei herausgekommen: Im inneren habe ich quer ein Brett eingebaut, wie üblich. Befestigt wurde es durch Locheisenband
an vorhandenen Löchern. Zusatzlich habe ich kleine Gummipuffer aus durchbohrtem Fahrradschlauch verbaut. Auf das Brett wurde dann weicher
Schaumstoff aufgeklebt und mit Draht zusätzlich fixiert. Dann folgt etwas Luft mit dem Piezo-Aufbau. Obenauf dann harter Schaumstoff
der die Schläge entgegennimmt. Der Piezo Aufbau besteht aus Klebeband-> Piezo->Klebeband->Schaumstoffkegel->Klebeband->Locheisen.
Das Locheisen hat die Funktion, die Schwingungen von der Doublebass-Fußmaschine von beiden Schlägeln aufzunehmen.
Danach wurde noch zuviel Schwingung auf das Brett und damit auf den gesamten Aufbau hin übertragen. Ich habe dann auf das Brett einen
8Kg Kalkstein aufgeklebt und zusätzlich verschraubt (Rückseite des Brettes). Dadurch wird das Brett sehr träge und nimmt kaum noch
Schwingungen auf. Unter den weichen schaumstoff habe ich dann noch ein Pad aus schwerem Gummi zwischengeklebt (Waschmaschinenunterlage).
Das Ganze ist nun sehr empfindlich und recht leise
Das gesamte Set wurde dann noch auf ein Podest des üblichen Aufbaus gestellt: Teppich->Schaumstoffkegel aus Heizungsrohrisolierung->
Holzbretter->5xWaschmaschienenunterlage->Teppich.
Da ich ab und an mit Boxen (ohne Kopfhörer) spiele, habe ich diesen auch noch Aufsteller mit Schaumstoffisolierung an den Füßen spendiert.
Der ein oder andere wird es bereits entdeckt haben, in dieser letzten Bauphase hat sich dank eines Ebay Glücksgriffes ein TD6
in das Gesamtsetup eingeschlichen. Der Arduino plus Laptop wurde damit ersetzt
Folgende Gründe waren dann doch ausschlaggebend:
-man muss nicht "booten" und ewig auf den uralt-Laptop warten
-Einstellungen kann man komfortabel ändern, ich musste stets im Programmquellcode ändern, und dazu jedesmal die MIDI Wiedergabe stoppen.
-die Triggererkennung ist noch sauberer
Als Becken habe ich dann auch einige Alesis Becken + Hihat Fußmaschine ergänzt, alles aus der Bucht.
Ich wollte einfach endlich spielen und nicht jeden Abend bauen
Ich hoffe das wird mir von den echten DIY'ern verziehen...